Zulassung von Arzneimitteln in Österreich und EU/EWR

Ähnliche Dokumente
Das AGES MEA OMCL als innovativer Partner im europäischen Netzwerk

AGES Medizinmarktaufsicht (MEA) steht für sichere und wirksame Arzneimittel und Medizinprodukte ein Überblick des Aufgabenbereichs

STUDIENBRIEF ARZNEIMITTELZULASSUNG UND RECHT MODUL 3.3

Zulassung und Registrierung von homöopathischen Arzneispezialitäten

Liechtensteinisches Landesgesetzblatt Jahrgang 2016 Nr... ausgegeben am

Kombinationsprodukte im Kontext der Revision der RL 93/42/EWG. Tamara Bauer

Was sind klinische Prüfungen Eine Einführung. Dr. Thorsten Ruppert Senior Referent Grundsatzfragen Forschung/Entwicklung/Innovation, vfa

Rolle des HMEC bei der Zulassung neuer Arzneimittel in der Schweiz

Neue Variations-Verordnung was ändert sich?

GVP Module VIII Post-authorisation safety studies

Änderungen bei der Meldung einer klinischen Prüfung gemäß MPG

GMP Entwicklung 2012/ GMP-Gesprächskreis in Niedersachsen 20. Februar 2013

HMG 2 / HMV IV Transparenz Veröffentlichung von Gesuchseingang, Zulassungsentscheid bis SwissPAR

Übersicht der Umstrukturierung

Bedeutung der Norm EN ISO GCP für Medizinprodukte in der Praxis -

Symposium Anforderungen an neue Rezepturbestandteile für Dermatika und Kosmetika

Gesetzliche Grundlagen der Arzneimittelentwicklung national/ international

Tierarzneimittel im Fokus Nutzen,

Wissen, worauf es ankommt

Einstufung von Änderungen

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Notfallzulassung - Erfordernisse

Pharmapackage. PASS und PAES Änderung von Zulassungen Kennzeichnung Verlängerung. Rechtsanwalt Professor Burkhard Sträter

Abgrenzung von Arzneimitteln zu Lebensmitteln Arbeitsweise des BfArM

EG-Leitfaden der Guten Herstellungspraxis

Leitfaden zur Anwendung von nicht zugelassenen ATMPs in Krankenanstalten (Hospital Exemption) in Österreich

Medizinische Begutachtung homöopathischer Arzneispezialitäten

GVP Module VII Periodic Safety Update Report

Arzneimittelterminologien und Stand der internationalen Harmonisierung

vom 7. Dezember 1999

Standardarbeitsanweisung (SOP) zur (Nicht)Einstufung von Studienvorhaben als klinische Prüfung nach AMG

Änderungsvorschläge zum Entwurf der EU Kommission für eine neue Tierarzneimittelverordnung

Ausgabe 2. Quartal 2010

Abgrenzung aus Sicht der Lebensmittelwirtschaft

Europäische Verfahren

Austausch von Zertifikaten im Rahmen von Drittstaatenabkommen (MRA)

Arzneimittelnebenwirkungen melden leicht(er) gemacht

EG-Leitfaden einer Guten Herstellungspraxis für Arzneimittel und Wirkstoffe

Gutachten des Abgrenzungsbeirates gem. 49a AMG zu active+med Magen-Darm-Pastillen

MITTEILUNG DER KOMMISSION

Aktuelle europäische Entwicklungen HMPWG und Arzneibuch

Anforderungen an die Qualitätsdokumentation im Rahmen von Verlängerungsverfahren

Erfahrungen mit der neuen Variation Regulation

Pharmakologie 1 Allgemeine Prinzipien Spezielle Arzneistoffgruppen 78

Aktuelles zu Neuartigen Therapien (ATMPs)

Inhalt. Vorstellung. Historisches. Rechtliche Grundlagen. Meldung von Nebenwirkungen. Kontaktangaben

Wie wird die Entwicklung eines Medikaments dokumentiert?

Erläuterungen für Antragsteller

WS 2009/2010 Vorlesung - Spezielles Arzneimittelrecht. Mittwoch, 6. Januar Pandemie - Teil IX

Marktzugang - Vigilanz und PMS

ENDGÜLTIGES GUTACHTEN DES AUSSCHUSSES FÜR ARZNEISPEZIALITÄTEN GEMÄSS ARTIKEL 12 DER RICHTLINIE 75/319/EWG DES RATES, EINSCHLIESSLICH ÄNDERUNGEN, FÜR

Pflanzliche Arzneimittel Tradition und Zukunft aus regulatorischer Sicht Prof. Dr. Werner Knöss

Risikoüberwachung von Arzneimitteln - Aktuelle Situation

Medizinische Gase. Arzneimittel und Medizinprodukte der Westfalen AG.

Pharmakologische Grundlagen

Änderung der Verordnung (EG) Nr. 726/2004: Weitreichende Auswirkungen auf die frühe Nutzenbewertung

Hydroxyethylstärke (HES) - Infusionslösungen Effektivität der angeordneten Risikominimierungsmaßnahmen Verfahren nach Art. 107i

DGRA - Jahrestagung 2003 Anhang I der Richtlinie 2001/83/EG

Patientensicherheit auf europäischer Ebene - Aktuelle politische Entwicklungen

HINTERGRUND-INFORMATION 2.7

14. Gesetz zur Änderung des Arzneimittelgesetzes 14. AMG Novelle

Gebrauchsinformation Fachinformation Kennzeichnung. Rechtliche Grundlagen

Zulassung von Tierarzneimitteln für Bienen in der EU

FRAGEBOGEN FÜR KMU-PANEL ZUR TECHNOLOGIEFOLGENABSCHÄTZUNG IM GESUNDHEITSWESEN

Phytovalley - Tirol. Geplante Investitionen Standort Tirol

Tiergesundheit und Antibiotikamanagement in Europa

Studienplan. Im einzelnen bedeuten

EG-Leitfaden einer Guten Herstellungspraxis fur Arzneimittel und Wirkstoffe

Überblick über die Zulassungs- und Beschränkungsverfahren

Rechtliche Grundlagen im Pflanzenschutz / Zulassungen von PS-Mitteln. Ute Lachermeier - 12.Juni

SEMINARINHALTE IM GEBIET PHARMAZEUTISCHE ANALYTIK

Leitlinien für Notfallsituationen im Pflanzenschutz

Texte, Arbeitsblätter Zeichnungsmaterial für Werbung

Safety Measures in the New Pharmaceutical Vigilance System

EUROPÄISCHE KOMMISSION

Verordnung zur Anwendung der Arzneimittelprüfrichtlinien (Arzneimittelprüfrichtlinien-Verordnung - AMPV)

Dokumenten-Nr.: Bewertung von Abweichungen, Fehlern und Mängeln 2/5

TÜV SÜD Product Service GmbH Medical and Health Services Safely and successfully on the health market.

Off-Label-Gebrauch im Kindes und Jugendalter

Ausgabe 2. Quartal Aktuelle Informationen dazu finden Sie auf der Homepage des Bundesministeriums für Gesundheit unter nachfolgendem Link.

Wieso Patente in der Pharmaindustrie sinnvoll sind

Pharmacovigilance Risk Advisory Committee- PRAAC Responsibilities and Cooperation with NCAs

Service-Angebote des BPI

Was uns gerade bewegt! Silke Gattner,

Wozu ein Gesetz, das Arzneimittel behandelt? Arzneimittelgesetz (AMG)

Pyrrolizidinalkaloide in Arzneimitteln

Zusammensetzung von Medikamenten Lehrerinformation

Abgrenzung der Biozid Produkte Richtlinie 98/8/EG zu anderen EG-Richtlinien

Auf eigene Gefahr Nano in Verbraucherprodukten

openmedicine Ein europäischer Ansatz zur ein-eindeutigen Identifizierung medizinischer Produkte in globalen Kontexten

Succimer. Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht 28. Juni 2016

Verfahren wie entstehen Empfehlungen

Datum: Kontakt: Abteilung: Tel. / Fax: Unser Zeichen: Ihr Zeichen:

24.1 Facharzt / Fachärztin für Klinische Pharmakologie (Klinischer Pharmakologe / Klinische Pharmakologin)

Mitteilung der Regierung der Bundesrepublik Deutschland an die Kommission der Europäischen Gemeinschaften vom 4. Januar 2008

Leitlinien für Notfallsituationen im Pflanzenschutz. Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln gemäß Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr.

Antworten des Helpdesks Dr. Raimund Weiß

Die Aufgaben der Abteilung Preclinical Review

Swissmedic Regulatory News aus dem Bereich Zulassung Stade de Suisse, 1. Dez Vergleich Zulassungsentscheide SMC / EMA / FDA

Empfohlener Stundenplan Pharmazie (gem. 2. AAppO-ÄndV vom , BGBl I S. 1714)

Transkript:

Zulassung von Arzneimitteln in Österreich und EU/EWR Dr. Gerhard Beck Institute Begutachtung & Analytik AGES Medizinmarkaufsicht UBA 3.12.2015 Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH

Das Wesen von Arzneimitteln Wirkstoff (acitve subsance): chemisch, biologisch, pflanzlich Fertigprodukt (drug substance): Darreichungsform(z.B. Tabletten, Kapseln, Lösungen, Fertigspritzen ) -> Wirkstoff und Hilfsstoffe (Galenik) 2

Das Wesen von Arzneimitteln Verwendungszeck (Mensch und Tier): Wiederherstellung, Korrektur bzw. Beeinflussung von physiologischen Funktionen durch eine pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkung medizinische Diagnostik Heilung, Linderung, Verhütung von Krankheiten 3

Bedingungen für die Zulassung Unbedingt: Nutzen überwiegt klar die Risiken Grundlage: Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit aus präklinischen und klinischen Studien Voraussetzung für Sicherheit und Wirksamkeit: konsistenter, GMP konformer Herstellungsprozess Entscheidungsgrundlage: qualifizierte Experten von Behörden/Agenturen evaluieren die Zulassungsunterlagen, die von den Firmen vorgelegt werden 4

Zulassungsunterlagen müssen entsprechende Daten enthalten Qualität: klar definierter, konsistenter, kontrollierter Herstellungsprozess (Wirkstoff & Fertigprodukt) in Übereinstimmungen mit den gültigen Regularien Sicherheit: präklinische Studien (Zellkultur, Tierversuche),, Pharmakovigilanz Risk Management Plan Wirksamkeit: klinische Studien vor und nach Zulassung ERA(enviromental risk assessment): Einschätzung des Risikos auf die Umwelt 5

Anforderungen an die Daten für eine Zulassung Wissenschaftliche Leitlinien der EMA (Europäische Arzneimittelagentur) Arbeitsgruppen(Qualität, Sicherheit, Wirksamkeit, Impfstoffe, Blutprodute, Statistik ) werden von Experten aus der EU mit Konsultation von Akademia und Industrie entwickelt Europäisches Arzneibuch Monographien (Wirkstoffe und Endprodukte), Anforderungen an Testmethoden, Standard & Referenzmaterialien FDA / OECD/ WHO (Regularien, Arzneibücher) 6

Mit der Einreichuchung eines Dossiers startet der Zulassungsprozess Zentralisiertes Verfahren Gegenseitige Anerkennung/ dezentralisertes Verfahren Nationales Verfahren Zulassung in allen EU/EWR Staaten Zulassung in einem/ mehren/ allen EU/EWR Staaten Zulassung in nur in einem EU/EWR Staat EMA = European Medicines Agency National Competent Authorities G. Beck 7

Eine Zulassung wird von Behörden erteilt Europäische Kommission (zentralisiertes Verfahren) EMA und die nationalen Behörden stellen Administration, Fachexperten und Infrastruktur zur Verfügung BASG Federal Office for Safety in Health Care (dezentralisierte und nationale Verfahren) AGES MEA stellt Administration, Fachexperten und Infrastruktur zur Verfügung G. Beck 8

Lebenszyklus von Arzneimitteln Wissenschaftliche Berarung Herstellungs- erlaubnis(gmp- Inspektionen) Begutachtunt von klinischen Sturdien GLP- & GCP- Inspektionen Zulassung Suspension der Zulassung Änderung / Erneuerung einer Zulassung Änderung Herstellungsgenehmigung Sicherheitssignal & Risko Management Periodische GMP- Inspektionen Markt Überwachung Chargenprüfung G. Beck 9

AGES MEA 3 Standorte in Wien - MitarbeiterInnen ~ 260 Vollzeitkräfte - 68% Akedmikeranteil G. Beck 10

Umweltrisikobegutachtung bei Arzneimitteln Wozu? 30 to 90% aller Arzneimittel zur oralen Anwendung werden über den Urin ausgeschieden Arzneimittel werden nach Eintritt in die Umwelt transformiert und verteilen sich in unterschiedlichen Kompartementen Pro Person werden etwa 50-150 g Arzneimittel konsumiert (Menge an Tierarzneimittel ist geringer) Zwischen 3 8% der unverbrauchten Menge von Arzneimitteln wird nicht sachgerecht entsorgt Quelle: Study on the environmental risks of medicinal products FINAL REPORT Executive Agency for Health and Consumers 12 December 2013 (http://ec.europa.eu/health/files/environment/study_environment.pdf) G. Beck 11

Umweltrisikobegutachtung bei Arzneimitteln Wozu? Potentielles Risiko für den Mensch& Tier? Antibiotika, Antiparasitika, Antimykotika and Chemotherapeutika, Antiphlogistika Gefahren and Risiken für das Ökosystem? Antibiotika, Antiparasitika, Antimykotika Ethinylestradiol(Contraceptivum) verschlechtert die Reproduktion in Fischpopulationen (Fast) Ausrottung der indischen Geierpopulation durch Diclofenac Quelle: Study on the environmental risks of medicinal products FINAL REPORT Executive Agency for Health and Consumers 12 December 2013 (http://ec.europa.eu/health/files/environment/study_environment.pdf) G. Beck 12

Welche Maßnahmen zur Risikominimierung werden getroffen? EMA Guidelines on Envriomental Risk Assessment (vet & humann): Legt Kriterien für den Begutachtungsbericht fest Risiken vorhanden -> Vorsichtsmaßhmen und Sicherheitshinweise Allerdings: Auswirkungen auf die Umwelt kann bei Humanarzneimitteln eine Zulassung nicht zwingend verhindern Veterinärarzneimittel: im Falle von schweren Auswirkungen ist eine Abschätzung zwischen Nuzten des Arzneimittels und den möglichen Schäden zu treffen G. Beck 13

Welche Maßnahmen zur Risikominimierung werden getroffen? Humanarzneimittel: Entsorgungshinweise Information über Umweltwirkungen verantwortungsvolle Verschreibungspraxis Tierarzneimittel: Auflagen zur Anwendung (wer, für welche Art) verantwortungsvolle Verschreibungspraxis Entsorgungshinweise, Umgang mit Ausscheidungen, Auflagen zum Schutz der Umwelt (z.b. Tiere müssen im Stall bleiben) Höchstmengen bei Lebensmitteltieren G. Beck 14

Wann muss vom Antragsteller ein ERA vorgelegt werden Neuanträge auf Zulassung type II Änderungen einer bestehenden Zulassung (z.b. neues Anwendungsgebiet verbunden mit höherer Umweltbelastung) Erweiterungen einer Zulassung(zusätzliche Stärken, Formulierungen Darreichungsformen verbunden mit höherer Umweltbelastung) NICHT bei Erneuerungen bzw. Geringfügigen Änderungen einer bestehenden Zulassung G. Beck 15

Gibt es Ausnahmen? Vitaminen, Elektrolyte, Amino Säure, Peptide, Proteine, Kohlenhydrate, Lipide, Impfstoffe, pflanzliche Arzneimittel medicinal Gentechnisch veränderte Organismen(GMOs): Guideline on Environmental Risk Assessment for Human Medicinal Products containing, or consisting of GMOs Für Radiopharmaka existieren zusätzliche Vorschriften G. Beck 16

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! FRAGEN? Meine Bemerkungen sind nicht zwangsläufig die offizielle Meinung der AGES MEA G. Beck 17