Schilddrüsenerkrankungen - Diagnostik und Therapie durch Nuklearmediziner

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Latente Hyperthyreose und Kontrastmittelgabe: Rolle der Schilddrüsenszintigraphie

Transkript:

Schilddrüsenerkrankungen - Diagnostik und Therapie durch Nuklearmediziner Leitsymptome: Diagnostik: Therapie: Hyperthyreose (z.b. Schwitzen, Rhythm.-Stör. etc.) Hypothyreose (z.b. Schlappheit, Frieren, Gewichtzun.) mech. Beschwerden (Druckgefühl, Schluckbeschw.) cave: SD-Erkr. oftmals okkult, insb. SD-Karzinom Anamnese und klinische Untersuchung Labor Sonografie Szintigrafie Medikamente Radioiodtherapie SD-Operation

Schilddrüsenkamera

Uptake < 3 %

Merseburger Trias M. Basedow

Uptake 26 %

Feinnadelpunktion / OP

Was ist eine Radioiodtherapie? Kapsel mit I-131 in individuell vorberechneter Dosis wird geschluckt

I-131 Im Kernreaktor hergestelltes Iodisotop 85 % Beta-Strahlung (Therapie) mittl. Reichweite 0,44 mm maximale Reichweite 2,2 mm 15 % Gammastrahlung (Bildgebung) Physikalische HWZ 8,1 d

Nach 30 Minuten großer Teil des Iods bereits in der Schilddrüse geringerer Teil noch im Magen

M. Basedow RIT einer persistierenden Autoimmunhyperthyreose vor RIT TSH = 0,17 mu/l (unter 5 mg Methizol) htrak = 1,3 IU/l V = 28 ml

M. Basedow 9,5 Monate nach RIT mit 206 MBq 131 Iod (HD 308 Gy) TSH = 0,63 mu/l (unter 75 µg T4) Uptake = 0,6 % htrak = 2,4 IU/l, V = 15 ml

Schilddrüsenautonomie RIT einer UFA vor RIT keine Thyreostase TSH = 0,05 mu/l T3 = 2,8 nmol/l (1,2-3,2) ft4 = 20,8 pmol/l (10-25) Uptake = 1,2 % Vol. des Adenoms: 14 ml

Schilddrüsenautonomie nach RIT mit 205 MBq 131 Iod (HD 392 Gy im aut. Adenom) unter Basisbedingungen TSH = 1,1 mu/l Uptake = 1,9 % / V = 3,5 ml Rhythm.-Stör. rückläufig unter exogener T4-Suppression Uptake = 0,2 %

Schilddrüsenautonomie RIT einer MFA + diss. A. bei Struma vor RIT TSH = 0,43 mu/l (unter 10 mg Methizol) Uptake = 12 % Volumen: 120 ml

Schilddrüsenautonomie nach RIT mit 1110 MBq 131 Iod (HD 206 Gy in der gesamten SD) unter Basisbedingungen TSH = 1,1 mu/l Uptake = 1,0 % V = 62 ml unter exogener T4-Suppression Uptake = 0,5 %

Ind. der Schilddrüsenszintigrafie mit Tc-99m-Pertechnetat: Knoten V.a. SD-Autonomie bei lat. oder manifester Hyperthyreose Abgrenzung M. Basedow Vorbereitung/Nachsorge Radioiodtherapie Besonderheit: Suppressionsszintigrafie auch: I-123 (bes. bei dystoper SD); I-131 (bes. bei SD-Ca) Ind. Radioiodtherapie funktionell relevante SD-Autonomie Autoimmunhyperthyreose Struma zur SD-Verkleinerung SD-Karzinom

FOLLIKULÄES SCHILDDRÜSENZELL-KARZINOM MIT OSSÄRER METASTASIERUNG ant post Hesse 2003 [ 123 I] [ 99m Tc]DPD

Grundprinzip der Nuklearmedizin Einschleusen eines Strahlung emittierenden Isotops in einen bestimmten Funktionsprozess im Körper Tracer, der in diesem Prozess spezifisch angereichert wird Verteilung im Körper entspr. der Aktivität des Prozesses

Knochenszintigraphie Funktion: Knochenstoffwechsel Ziel: Abbildung der regionalen Aktivität des Stoffwechsels im Skelettsystem

Anforderungen an den Tracer Aufnahme muss von der lokalen Stoffwechselaktivität abhängig sein starke Anreicherung im Knochen geringe Anreicherung außerhalb gute Abbildungseigenschaften geringe Strahlenexposition einfache Vorbereitung und Durchführung

Radiotracer Radionuklid verantwortlich für: Bildgebung Strahlenexposition Trägerstoff verantwortlich für: spezifische Anreicherung Tc-99m Diphosphonat

Diphosphonate Mineral. Knochen Osteoid MDP Chemisorption Adsorption im Mineralisationsprozess abhängig von der Osteoblastenaktivität

Diphosphonate Uptake im Skelett ca. 40 % Langsamer Prozess Aufnahmen nach 2 5 Stunden Ausscheidung über die Nieren Blase entleeren

Tc-99m Halbwertszeit 6 h immer verfügbar Billig Energie 140 kev hochauflösender Kollimator möglich

Planare Doppelkopf-Gammakamera Detektor 1 Detektor 2

Ganzkörperszintigrafie

Normales Ganzkörper-Knochenszintigramm Erwachsener Kind

Einfluss des Abstandes 3 cm 13 cm 25 cm

Ausbreitungsdiagnostik Skelettszintigraphie CT: ossäre Metastase im 6. BWK andere Manifestationen?

Therapiekontrolle 6 Monate später 8/99 2/00

Therapiekontrolle 4 Monate später nach Chemotherapie

Knochenmetastasen Osteogenes Sarkom

SPECT Single-Photonen-Emissions-CT Z. n. Amputation des Beines mit Teilresektion des Beckens

Nicht malignomverdächtig: Wirbelgelenke Malignomverdächtig: Wirbelbogen Beides möglich: Wirbelkörper, Proc. spinosus

Diagnostischer Zugewinn durch SPECT 700 MBq Tc-99m-DPD 3 h p.i. posterior R L posterior links lateral UNIVERSITÄT LEIPZIG, KLINIK UND POLIKLINIK FÜR NUKLEARMEDIZIN BF231159/03

Multiple ossäre Metastasierung

Radionuklidtherapie von Skelettmetastasen Osteotrope Substanz mit β-strahlung markiert z.b. Samarium-153-Biphosphonat HWZ 46,3 h Reichweite β-strahlung 1,7 mm im Knochen zusätzliche γ-komponente Bildgebung Aufnahme im Knochen ca. 65 % der Dosis

Skelettszintigraphie mit 600 MBq Tc-99m-DPD Therapie mit 2,6 GBq Sm-153-EDTMP

Indikation Palliative Therapie multipler schmerzhafter Knochenmetastasen osteoblastische Aktivität Wirkung ca. 30 50 Gy in den Metastasen In 70 80 % signifikante Schmerzreduktion verzögertes Auftreten neuer Metastasen Wirkung 4 (6) Monate, wiederholbar

Profilauswertung Stoffwechselsteigerung im linken Iliosakral-Gelenk

Perfusion Weichteile Knochen Endoprothesenlockerung ohne Infektion

3-Phasen-Knochenszintigraphie 1. Durchblutungsphase (1. Minute) 2. Weichteilphase (gestörtes Diffusionsgleichgewicht?) (3. 5. Minute) 3. Knochenphase (ab 120 Minuten)

Knochen 18F-Fluordesoxyglukose Zuckerstoffwechsel Endoprothesenlockerung mit Infektion

Vorteile Knochenszintigraphie Ganzkörperverfahren sehr empfindlich Früherkennung fast unbeeinflusst durch Fremdmaterial nicht teuer

Nachteile Knochenszintigraphie unspezifisch eingeschränkte Detailerkennbarkeit

Indikationen Metastasennachweis/-ausschluss/-ausbreitung/- verlauf Multifokale Osteomyelitis Polytrauma Befallsmuster bei multiplen Gelenkbeschwerden Endoprothesenkomplikationen Differenzierung frischer und alter Frakturen

Hesse 2003 Radiosynoviorthese

Radiopharmaka - Anwendungen Yttrium-90 Rhenium-186 Erbium-169 [ 90 Y] [ 186 Re] [ 169 Er] Gelenke große mittlere kleine Knie- Schulter- MCP Ellbogen- PIP Hand- DIP Hüft- MTP oberes und andere 1 unteres Sprung- 1 Tarsometatarsalgelenke, Articulatio cuneonaviculare Hesse 2003

Hesse 2003 Verteilungsszintigraphie

Hesse 2003 Verteilungsszintigramm