1.1 GRUNDHALTUNGEN Wer also Kindern nicht einfach nur mehr Wissen vermitteln, sondern sie zu kompetenten, starken und selbstbewussten Persönlichkeiten erziehen will, muss in Beziehungen denken und in Beziehungsfähigkeit investieren. Das ist das Geheimnis einer Schulkultur, bei der niemand als Verlierer zurückgelassen wird. (Prof. Dr. Hüther, Neurobiologe und Lernforscher) Der Schulkreis Rickenbach sieht die Schule als ein Beziehungsnetz, in welchem Verschiedenheit normal ist. In diesem Umfeld sollen sich SchülerInnen und Schüler, sowie Lehrpersonen entwickeln können. Begabungen und Stärken sind Ausgangspunkt aller Überlegungen zu schulischen Aktivitäten. 1.1.1 SCHULE ALS LERNENDE ORGANISATION Die Schule wird als Ort des Lernens verstanden, in welcher alle Beteiligten eine Offenheit und Bereitschaft dem Lernen gegenüber zeigen. Rückmeldungen, Feedbacks und Evaluationen werden gezielt genutzt und entsprechende Massnahmen umgesetzt. Durchgeführte Projekte werden regelmässig evaluiert und entsprechend angepasst. Schulentwicklung wird als Prozess gesehen, welcher nie endet. Es gilt immer wieder, die Schule auf die Bedürfnisse der Gesellschaft und des Umfeldes anzupassen und neue Erkenntnisse aufzunehmen. Achtsamkeit, Beweglichkeit, Begeisterung und Flexibilität gelten als wichtige Kernelemente für Innvation und Entwicklung. Auf diesem Weg werden die Ressourcen jedes Einzelnen genutzt. Die Lehrpersonen arbeiten in Unterrichtsteams zusammen. Zeitgefässe für die Team- und Stufenarbeit wurden als Entlastung der Lehrpersonen geschaffen. Zu den wesentlichen Gelingensbedingungen zählt die Wertschätzung aller involvierten Partner, die Erweiterung und Verbesserung der persönlichen Qualifikationen, die Förderung der Teamarbeit und das rechtzeitige Erkennen und Angehen von Entwicklungsmöglichkeiten auf allen Ebenen. Die Qualitätsarbeit wird damit selbstverständliche Arbeitskultur. 1.1.2 STÄRKENORIENTIERUNG Das Modell Fit und stark fürs Leben sieht die Aufgabe der Schule darin, konsequent ein begabungsförderndes Umfeld für alle Schülerinnen und Schüler zu schaffen, welches die kreative Produktivität anregt und ermutigt. Durch gezielte Anreize und die Möglichkeit zu eigenmotivierter Projektarbeit möchten wir jungen Menschen helfen ihr Potenzial auszuschöpfen. In Anlehnung an U. Eisenbart, B. Schelbert und E. Stocker (2010) werden im Schulkreis Rickenbach Stärken entdeckt, erfasst und entwickelt. Dabei wird die Stärkenorientierung als Motor für Lern- Unterrichts- und Schulentwicklung gesehen. Zentral in diesem Prozess sind die Stärken des Lehrerteams. In gezielten Weiterbildungen wurden die Lehrpersonen für die anspruchsvollen Aufgaben sensibilisiert. So stand das Thema Stärken und Ressourcen der Lehrpersonen zu Beginn des Schulentwicklungsprozesses an einer internen Weiterbildung im Mittelpunkt. Die Lehrpersonen lernten, sich selbst gegenüber eine stärkenorientierte Haltung einzunehmen. Dadurch können die Ressourcen des Teams besser in der
Schule eingesetzt werden. Kontinuierliche Weiterbildungen im Team werden sorgfältig geplant und in einen Gesamtkontext eingebaut.neben den Ressourcen im Lehrerteam konnten in den vergangenen Jahren vielfältige Ressourcen des Schulumfeldes genutzt und vernetzt werden. Stärken und Ressourcen auch im Umfeld einer Schule zu erfassen und für die Schule zu nutzen gehören zum Kernauftrag einer stärkenorientierten Schule. Um die Schülerinnen und Schüler fit und stark fürs Leben vorzubereiten, werden häufige und gezielte Anreize zur Entwicklung von Interessen und Schlüsselkompetenzen angeboten. Eine gesunde, ganzheitliche, stärkenorientierte Entwicklung jedes einzelnen Kindes steht im Vordergrund. Stärken, Interessensbereiche und Ressourcen der Lernenden sollen vermehrt integriert werden.es wird eine Kultur gefördert, in welcher man über eigene Stärken reden darf und in der Fehler Lernchancen bedeuten. Eine gesunde, ganzheitliche, stärkenorientierte Entwicklung jedes einzelnen Kindes stehen im Vordergrund unserer Schule. Durch gezielte Anreize und die Möglichkeit zu eigenmotivierter Projektarbeit werden junge Menschen unterstützt, ihr Potenzial auszuschöpfen. Stärken, Interessensbereiche und Ressourcen der Lernenden werden als Selbstverständlichkeit in die Schule integriert. 1.1.3 INTELLIGENZMODELLE DER BREITEN BEGABUNGS- UND BEGABTENFÖRDERUNG Lehrpersonen und Schulen sind gefordert, überdurchschnittliche Fähigkeiten vermehrt wahrzunehmen und spezifisch zu fördern. Was in der Schule als Leistung verstanden, gemessen und gewertet wird, scheint im Vergleich zu aktuellen Lebenswirklichkeiten teilweise eingeschränkt und fraglich. Deutlich zeigt sich dies bei Schülerinnen und Schülern, die durchschnittliche oder geringe Leistungen in der Schule, in Aktivitäten neben dem Unterricht aber Höchstleistungen in ausgewählten Bereichen erbringen. Zahlreich sind Beispiele von Schatten- Karrieren Hochbegabter neben und teilweise gar ohne Kenntnisnahme der Lehrpersonen und Schule. Hochbegabung liegt oft in einem Spannungsfeld zwischen verlangter Anpassung an erwartete und vordefinierte Schulleistungen und eigenständigen, intrinsischen Interessen oder Motivation der Lernenden. Dies stellt hohe Ansprüche an die Offenheit und Flexibilität von Lehrpersonen, Schulstrukturen und die didaktischen Settings der Lernanlässe und Lernumgebungen. (vgl. Müller- Oppliger 2008) Das Modell Fit und stark fürs Leben geht davon aus, dass Intelligenz nicht eine vorgegebene Gabe ist, welche einem gemessenen IQ Wert entspricht. Verschiedene anerkannte Kognitions- und Intelligenzforscher belegen die vielschichtige Zusammensetzung von Intelligenz. Grundlage für die breite Begabungsförderung im Schulkreis Rickenbach ist die Theorie der multiplen Intelligenzen. Eine Intelligenztheorie, die Howard Gardner in den 1980er Jahren entwickelt hat, weil nach seiner Überzeugung die klassischen Intelligenztests nicht ausreichen, um Fähigkeiten zu erkennen und entsprechend zu fördern, die über den Erfolg im Leben in verschiedenen kulturellen Umfeldern und Berufen entscheiden. Gardner unterscheidet je nach Literatur bis zu neun Formen der Intelligenz, die bei jedem Mensch verschieden ausgeprägt vorhanden ist. Das hat zur Folge, dass alle Menschen auf unterschiedliche Arten lernen, sich erinnern, Aufgaben ausführen und verstehen. Grundlegende Modelle der Baegabungs- und Begabtenförderung sind für den Schulkreis Rickenbach das Münchner Modell der Hoxhbegabung nach Kurt A. Heller, die Theorie der multiplen Intelligenzen nach H. Gardner, das Drei- Ringe- Konzept von J. Renzulli und das triadische Interdependenzmodell von F.J.Mönks. Diese Modelle der Begabungs- und Begabtenförderung entnahm der Schulkreis Rickenbach der Broschüre der Bildungsdirektion Kanton Zürich: Angebote für Schülerinnen und
Schüler mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen: Begabungs- und Begabtenförderung, 1. Auflage 2007. (Anhang Kap. 9.1) 1.1.4 UMGANG MIT HETEROGENITÄT Mit zunehmender Heterogenität verschwindet die Haltung, dass alle Schülerinnen und Schüler gleichzeitig im gleichen Tempo den gleichen Lerninhalt aufnehmen sollen. Die traditionellen Unterrichtsformen reichen nicht mehr aus. Offenes Lernen, sowie neue Lehr- und Lernformen sind gefragt. Es geht dabei um die Veränderung des Unterrichts, in dem Vielfalt und Heterogenität als Normalfall und Chance gesehen werden. In der Klasse finden neben gleichzeitigen, gemeinsamen Lernanlässen auch unterschiedliche Lernprogramme statt. Anstelle der traditionellen Vorstellung, alle dasselbe, zur selben Zeit und gleich lang wird mehr auf den individuellen Voraussetzungen, Fähigkeiten und Interessen der Schülerinnen und Schüler aufgebaut. Der Unterricht geht nicht von fiktiven Normkindern aus, sondern berücksichtigt deren Heterogenität und knüpft an ihren Ressourcen und potenzialen an. Erweiterte und offene Lernformen, wie z.b. Werkstatt, Plan-, Projekt- und Freiarbeit oder das Lernen in leistungsdifferenzierenden, multimodalen Lernumgebungen, können begabungsfördernde didaktische Lernanlagen sein. (Müller- Oppliger, 2008, S. 10) Die Klasse ist der erste und wichtigste schulische Förderort. Lehrpersonen nehmen auf der Ebene des Klassenunterrichts Begabungen und Ressourcen der Schülerinnen und Schüler wahr. Individualisierende und differenzierende Lehr- und Lernformen und ein auf Binnendifferenzierung ausgerichteter Unterricht sind wesentliche Bausteine des Modells Fit und stark fürs Leben. Viele Talente und Stärken schlummern verborgen als Schatzkiste jedes Einzelnen. Diese Schatzkisten müssen vielfach erst entdeckt und geborgen werden. Daher sollen alle Kinder von einer breiten Begabungsförderung profitieren dürfen. Stärken entdecken, erfassen und entwickeln ist ein besonderes Leitmotiv der Schule. Durch Individualisierung und Differenzierung wird stärkenorientiertes Lernen auf allen Ebenen ermöglicht. Begabungsförderung für alle Schülerinnen und Schüler gehört zum Grundauftrag einer guten, zeitgemässen Schule. Das Vorwissen und die Ressourcen der Kinder müssen konsequent im Unterricht einbezogen werden, damit individuelle Entwicklungsschritte möglich werden und das Leistungspotenzial ausgeschöpft werden kann. Dabei ist bedeutsam, dass es bei diesen Lernformen nicht nur um die veränderte Darstellungsform normativer Lerninhalte geht (Werkstatt statt Frontalunterricht), sondern vielmehr um Individualisierung und den Aufbau von Selbstlernfähigkeiten. Diese sind gekoppelt mit dem Erlernen dazugehöriger Lernpraxen und Methoden, mit grundlegenden Haltungen zum eigenen Lernen und Leisten und je nach Entwicklungsstand des Kindes mit entsprechender Reflexion und Selbstbewusstwerdung (z.b. mittels Lernjournal). (Müller- Oppliger, 2008, S. 10) 1.1.5 VERTRAUEN, RESPEKT UND SELBSTVERANTWORTUNG Vertrauen bildet eine wesentliche Grundlage für das gemeinsame Lehren und Lernen, für die Zusammenarbeit und die Beziehungen. Vertrauen schaffen und aufrechterhalten ist die Basis guter Beziehungsarbeit. Im Konzept Fit und stark fürs Leben wird Vertrauen durch Übergabe von Verantwortung und gewähren von Gestaltungsfreiräumen geschaffen.
Vertrauen, Respekt, Verantwortung sind zentrale Haltungen, welche die Schulkultur prägen und grosse Bedeutung für das Lernen und die Persönlichkeitsentwicklung haben. Junge Menschen müssen erfahren, dass sie mitentscheiden können und ihnen somit Verantwortung übertragen wird. Sie erkennen dadurch, dass sie ein wichtiger Teil der Schule und der Gesellschaft sind. Verantwortung übernehmen muss immer wieder geübt werden. Dazu müssen Freiheiten und Strukturen innerhalb klarer Grenzen geschaffen werden. Ordnung und Disziplin sind wichtig. Regeln werden gemeinsam geschaffen und Abmachungen für deren Einhaltung getroffen. Wichtigstes Anliegen des Konzeptes ist, die Schülerinnen und Schüler so zu behandeln und zu fördern, dass sie persönlich wachsen und sich zu selbstbewussten, verantwortungsvollen Menschen entwickeln können und damit Fit und stark fürs Leben werden. 1.1.6 GESUNDHEITSFÖRDERNDE SCHULE Optimale Schulergebnisse sind nur mit handlungsfähigen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern zu erzielen. Gesundheitsförderung ist darum eine gelebte Grundhaltung. Gesundheit und Wohlbefinden stehen in Wechselwirkung zur Leistungsfähigkeit. Ziel ist es, beides durch die Gestaltung von Schulleben und Unterricht erfolgreich anzuregen. Die wichtigste Ressource für Qualität, Weiterentwicklung und Erfolg an unserer Schule sind unsere Lehrpersonen. Diese haben tagtäglich im Umgang mit den vielfältigen Berufsanforderungen die nötige Balance zu finden, damit sie gestärkt, motiviert und gesund ihre Aufgaben angehen können. Gute Schulen brauchen Lehrerinnen und Lehrer, die selbst gesund sind und gesund bleiben. Wichtige Gesundheitsfaktoren hierfür sind Gesundheit an sich als Basis für ihre Berufspraxis, ihre professionellen Kompetenzen als Basis für ihr erfolgreiches berufliches Handeln sowie ihre Motivation als Basis ihrer Veränderungsbereitschaft und Berufszufriedenheit. (Brägger&Posse, 2007, Band 1, S. 52) Mit dem Ansatz einer integrierten Qualitäts- und Gesundheitsförderung nach Brägger und Posse werden nicht weitere Aufgaben an die Lehrpersonen und die Schule herangetragen, sondern die Schule selber wird zum gesundheitsfördernden Projekt. Lehrpersonen sollen Kräfte sparen durch Synergien, statt Aufgabenüberhäufung. Ressourcen werden klug genutzt und Kräfte gebündelt um den Kernauftrag gut erfüllen zu können. 1.1.7 MODELL DER SALUTOGENESE Das Konzept Fit und stark fürs Leben sieht die Salutogenese als Grundlage jeglicher Prävention. Als wesentliche Grundlage des Konzeptes dient daher das Modell der Salutogenese, welches auf einem sehr umfassenden Gesundheitsverständnis basiert und vor allem die Fähigkeiten jedes Einzelnen zur Erhaltung und Stärkung seines Wohlbefindens fördern will. Die Ausrichtung auf die Salutogenese im Sinne von Aaron Antonovsky (www. Zentrum für Salutiogenese) ist ein wichtiges Merkmal der guten gesunden Schule. Als zentraler Aspekt werden dabei Menschen in der Schule gestärkt und unterstützt, dass sie Zutrauen zu sich selbst entwickeln und erhalten können (Gefühl der Machbarkeit), dass ihnen ihr Handeln sinn- und wertvoll erscheint (Gefühl der Sinnhaftigkeit) und dass ihr Leben und das, was sich darum herum abspielt, begreifbar wird (Gefühl der Verstehbarkeit).
Das Modell legt nahe, Gesundheit und Krankheit beziehungsweise Wohl- und Missbefinden nicht als Entweder- oder- Zustände zu deuten, sondern als Pole, zwischen denen sich das Individuum in einem dynamischen Gleichgewicht hält. Der Mensch pendelt also zwischen mehr oder weniger krank und gesund bzw. fühlt sich mehr oder weniger wohl oder unwohl. Er muss im Spannungsfeld seiner natürlichen Vorgabe und seiner veränderbaren Lebensverhältnissen versuchen, seine Homöostase das umfassende Gleichgewicht immer wieder aktiv herzustellen und zu wahren. (vgl.svss Schweizerischer Verband für Sport in der Schule, 2002 ) Das Konzept Fit und stark fürs Leben setzt im Sinne der Salutogenese bei der Verantwortung der Schule an, Schülerinnen und Schüler zu eigenverantwortlichem Handeln anzuleiten und sie zu befähigen ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu erhalten und zu fördern. Die Schule bietet Möglichkeiten die Lern- und Lebenswelt bewegungsaktiv und gesund mitzugestalten. Die Umsetzung der bewegungsorientierten Gesundheitsförderung bschränkt sich dabei nicht nur auf den Sportunterricht, sondern wird bewusst in den Schulalltag integriert. In Anlehnung an das Lehrmittel Bewegung und Gesundheit SVSS wird im Sinne der Salutogenese neben der Stärkung der physischen Ressourcen ebenfalls auf die Stärkung der psychischen Ressourcen geachtet. Dazu zählen die Selbstwahrnehmung und Empathie, Umgang mit Gefühlen und Stress, kreatives und kritisches Denken, Entscheidungs- und Problemlösefertigkeiten sowie Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit. Schülerinnen und Schüler sind bereits in frühem Alter Leistungs- und Stresssituationen ausgesetzt. Hier können der Wechsel von Spannung und Entspannung einen wichtigen Beitrag leisten.