Kindernotfälle im Rettungsdienst

Ähnliche Dokumente
Notfallmedikamente sind Fehldosierungen vermeidbar? Dr. Jost Kaufmann

HALLERWIESE KLINIK KINDERKLINIK. Anästhesie CNOPF SCHE

Reanimation im Kindesalter

Qualität der notärztlichen Versorgung

Analgesie bei Kindernotfällen

Reanimation im Kindesalter

O 2. Lunge. Vielen Dank! Wo liegt Göttingen? Universitätsmedizin Göttingen. Rettungsdienst in Göttingen. Einfache Aufgabe.

Epidemiologie. Epidemiologie. Häufigste Ursachen. Re-Evaluierung Gibt es Gemeinsamkeiten?

Sicherung des Atemweges während der Anästhesie... Wie lange habe ich denn eigentlich Zeit dafür... Präoxygenierung wie lange ist erforderlich?

FRRP. Kinderreanimation. Reanimation. Nach den aktuellen Guidelines Dr. M. Schiffer, Dr. C. Voigt, Simone Felgenheier 1

Aufgepasst bei der Medikamentengabe!

Airway-Management. HWS-Verletzungen. bei. Wann, wie und womit? M. Münch

Schulungsprogramm. Intraossärer Zugang. im Rettungsdienst. Teil , Version 1 AG MedizinTECHNK der ÄLRD Bayern 1

Das polytraumatisierte Kind in der Notaufnahme: Besonderheiten beim Schockraummanagement

Der intraossäre Zugang als Alternative bei Patienten mit Hypothermie

FRRP Fortbildung Rettungsdienst Rheinland Pfalz

Braucht jedes Kind einen Tubus?

Atemwegsmanagement bei Kindern. T Nicolai, F Hoffmann Dr. von Haunersches Kinderspital

Schulungsprogramm. Intraossärer Zugang. im Rettungsdienst. Teil , Version 1 AG MedizinTECHNK der ÄLRD Bayern 1

Atemwegsmanagement beim Kind: Notfalltechniken Schritt für Schritt

Kindernotfallmedizin Stress für Kind und Notarzt?

Dosierungen. von Medikamenten. Lineale, Tabellen, Apps. - geht s noch ohne?

European Resuscitation Council

Kardiopulmonale Reanimation bei Kindern jenseits der Neugeborenenperiode Erweiterte lebensrettende Maßnahmen

Pädiatrische Notfälle in der Präklinik

Kinderreanimation. Eine Einführung nach den Richtlinien des ERC 2005

Sono-Grundkurs für Tiermediziner

Beatmung alternativer Atemweg. Eckschlager H..

Pädiatrische Dosierung. Wie macht man sich das Leben leichter

Fortbildung First-Responder

REANIMATION VON KINDERN NACH DEN ERC LEITLINIEN 2015 JULIA KEIL CAMPUS INNENSTADT

WORKSHOP NEUGEBORENEN-REANIMATION

European Resuscitation Council

Notfa lle bei Kindern Rettung, Notaufnahme, OP, Intensiv. Leitsymptom Schmerz

Medikamentengabe zur. Reanimation Info 1

Inhalt. Inhalt. 3 Zugangswege zum Kreislaufsystem Atemwege... 39

Tipps und Tricks in der Kinderanästhesie: Was tun, wenn man nicht beatmen kann?

14. Mai Fallkonferenz DAC Deutscher Anästhesiekongress, 14. Mai Andrea Denk, HELIOS Klinikum Berlin Buch 5

Interaktive Falldiskussion Sturz beim Fußballspielen

Kardiopulmonale Reanimation von Kindern ERC Leitlinien des European Pediatric Life Support 2010

Paediatric und Newborn Life Support Michael Sasse, Hannover

Notfallpharmakotherapie bei Anaphylaxie. Ruth Koeniger Notfallzentrum München Bogenhausen SKM ÄLRD RD-B München

Atemwegsmanagement. Martin Jöhr. Ausbildung ist ein Problem. Erfahrung des Anästhesisten und Alter des Kindes. Seite 1 RR 2,35 (1,79-3,06)

Präklinische Narkose beim Säugling und Kleinkind

Prähospitale CPAP-Anwendung bei Patienten mit akuter respiratorischer Insuffizienz infolge kardiogenem Lungenödem oder COPD

Vom Notfallort über den Schockraum auf die Intensivstation Worauf kommt es an?

Praktische Beispiele verbesserter AMTS auf einer neonatologischen Intensivstation

Die häufigsten Fehler in der Kinderanästhesie

Notfallmedizin. Langeooger Fortbildungswochen. 27. Mai Juni 2017

Keine Beatmung: geht das? - Allgemeinanästhesie ohne Beatmung -

! Bis zur Etablierung des endgültigen Atemweges ist die Spontanatmung zu

Medikamentengabe zur. Reanimation von Säuglingen & Kindern

Narkose im Rettungsdienst

Endotracheale Intubation von Kindern

TOOLS IM PRÄKLINISCHEN ATEMWEG VOM LARYNXTUBUS BIS ZUM VIDEOLARYNGOSKOP

Intubation ENDOTRACHEALE. Endotracheale Intubation Larynxmaske Larynxtubus

Der Atemweg - mit oder ohne Tubus

NEIN Rapid sequence induction bei jedem Kind? 3 relevante Fragen. Welches Kind ist nicht-nüchtern? Risikofaktor - Anästhesie.

DISSOZIATION UND GEGENWART

Das Banale Trauma im Kindesalter. Banal... Trauma im Kindesalter. Unfallschwerpunkte. Altersverteilung Ursachen. Banales Trauma Ursache Wirkung

Notfallmedikamente Arztkoffer und Hausarztpraxis Was gehört dazu? Wie wende ich die Medikamente an?

Inhaltsverzeichnis. Teil A Fragen für die schriftliche Prüfung Teil B Themen für die mündliche Prüfung

Ostschweizer No.allsymposium

Der präklinisch schwierige Atemweg

Pädiatrische Notfallsituationen

Intraossärer Zugang Auch im Kinder OP? Markus Weiss Anästhesieabteilung Universitäts Kinderkliniken Zürich/Schweiz

Der Larynx - Tubus. Ein Schneeballsystem ist nicht zulässig. Jeder Teilnehmer erhält einen Zertifizierungsnachweis.

Checkliste Notfallmedizin

Seminarüberblick Erste Hilfe & Notfallmanagement (6 Stück)

12/23/2014. Umfrage zur Anwendung des Larynxtubus und Larynxmaske in der pädiatrischen Notfallmedizin. Rationale

DISSOZIATION UND GEGENWART

Kinder - Reanimation by J. Hucke - Göttingen im April 2013

Die anästhesiologischen Grundsätze in der Schockraumorganisation

Anästhesie Famulatur Curriculum. Notfallmedikamente

Medikamentengabe zur. Reanimation (1) Reanimation (1) Version: erweiterten Versorgung während der Reanimation Info 1

Reanimationsalgorithmus im Kindesalter. Bei Kammerflimmern und Pulsloser Ventrikulärer Tachykardie

Sinn oder Unsinn? Akronyme und andere Merkhilfen für Kindernotfälle

Airway Management Fiberoptik. Universitätsklinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie

SOP allergische Reaktion Erwachsene

PROTOKOLLE KINDERINTENSIVSTATION SMZO. Inhaltsverzeichnis

Zeit. Beatmungsprobleme beim intubierten Kind. Martin Jöhr. Der große Zeitdruck. Der große Zeitdruck. Der große Zeitdruck. Vorausschauendes Management

Reanimation Empfehlungen & Leitlinien. Der Notfallpatient lt. Definition bei: Kontrolle: Bewusstsein

Präklinische Atemwegssicherung

SAA Krampfanfall. Patienten: Alle Patienten mit einem bekannten Krampfleiden oder einem erstmals aufgetretenen Krampfanfall.

Reanimation. Stephan Marsch Intensivmedizin

Sie werden als Notärztin/Notarzt in eine Wohnung gerufen. Die Einsatzmeldung lautet Atemnot bei einem 10 Monate alten Säugling.

Die neue Surgicric VBM. 3 Techniken 3 Koniotomie Sets zur Sicherung der Atemwege in cannot intubate cannot ventilate -Situationen

Fallvorstellung(en) Heute schon richtig dosiert...? Jörg Reinhardt. HELIOS-Klinikum Berlin Buch

3 Spezielle Notfallmaßnahmen

WOHIN MUSS ZWINGEND DER NOTARZT?

Notfälle im Kindesalter

Dosierung von Medikamenten bei pädiatrischen Notfällen: Lineale, Tabellen, Apps sind dem unerfahrenen Arzt keine Hilfe

Häufige Probleme bei der Narkoseeinleitung. Martin Jöhr. Kindgerechtes Vorgehen. Seite 1. Erfahrung des Anästhesisten und Alter des Kindes

Übersicht. Neue PBLS-Sequenz Neue FBAO Algorithmen AED bei Kindern Neue ALS Algorithmen Veränderungen bei Neugeborenen

Transkript:

Benedictus Krankenhaus Tutzing Schmerzzentrum am Starnberger See Zentrum für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie & Palliativmedizin Kindernotfälle im Rettungsdienst Kleine Patienten, große Probleme? Dr.J. Knauer HERZLICH WILLKOMMEN 11.07.2015 2010 Artemed Kliniken Seite 1

Benedictus Krankenhaus Tutzing Schmerzzentrum am Starnberger See Zentrum für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie & Palliativmedizin Kleine Patienten,... Probleme meist ganz gut in den Griff zu bekommen 2010 Artemed Kliniken Seite 2

Kleine Patienten, große Probleme? NACA II 15,2%NACA I 11,0% NACA VII 1,1% NACA VI 0,7% NACA V 0,7% NACA IV 8,9% I geringfügige Störung II ambulante Abklärung III stationäre Abklärung, IV akute Lebensgefahr nicht auszuschließen V akute Lebensgefahr VI primär erfolgreiche Reanimation VII Tod 88,6% 11,4% NACA III 62,4% National Advisary Committee for Aeronautics Score Bayerl R, Das Münchner Kindernotarztsystem, 1553 Einsätze aus zwei der vier Kinderkliniken in den Jahren 1998-2000 (auswertbar n=1100) Dissertation LMU München 2007 2010 Artemed Kliniken Seite 3

Kleine Patienten, große Probleme? 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% NACA IV-VII NACA I-III 30% 20% 10% 0% < 1 Jahr 1-6 Jahre 6-12 Jahre alle Kinder Erwachsene Eich C,et al: Characteristics of out-of-hospital pediatric emergencie sattended by ambulance- and helicopterbased emergency physicians; Resuscitation; 2009 (80) 888-892 2010 Artemed Kliniken Seite 4

50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Kleine Kinder, große Probleme? < 1 Jahr 1-5 Jahre 6-14 Jahre Respiratorische Störungen Krampanfälle Traumata Eich C,et al: Characteristics of out-of-hospital pediatric emergencies attended by ambulanceand helicopter-based emergency physicians; Resuscitation; 2009 (80) 888-892 Pseudokrupp Rectodelt Supra vernebeln Epiglottitis no touch Fieberkrampf Diazepam supp. Paracetamol supp. Trauma bisserl Dippi bisserl Keta 2010 Artemed Kliniken Seite 5

Kleine Patienten, kleine Probleme??? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit... 2010 Artemed Kliniken Seite 6

Wovor Notärzte Angst haben Pädiatrische Notfälle Polytrauma Geburtshilfliche Notfälle Massenanfall Difficult Airway Sonstiges 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Zink et al: Invasive Techniken in der Notfallmedizin; Der Anästhesist 2004 (53) 1086-1092 2010 Artemed Kliniken Seite 7

Warum mögen wir keine Kinder? Wenig Übung 5-10 % der präklinischen Notfälle sind Kindernotfälle Verwendung ungewohnter altersentsprechender Materialien Anatomische und physiologische Besonderheiten Medikamentendosierung nach kg/kg Grundsatz 1 Ampulle / Mensch = falsch 2010 Artemed Kliniken Seite 8

Warum mögen wir keine Kinder? Variation Größe und Gewicht Frühgeborene: <= 37. SSW Neugeborene: 1.-4. Lebenswoche (1. Lebensmonat) Säuglinge: 2.-12. Lebensmonat (1. Lebensjahr) Kleinkinder: 2.-6. Lebensjahr Schulkinder: 7.-13. Lebensjahr Fehlende Kooperation Hohe emotionale Belastung Eltern 2010 Artemed Kliniken Seite 9

Kindliche Besonderheiten Kinder sind keine kleinen Erwachsenen sonst wären es Zwerge! 2010 Artemed Kliniken Seite 10

Kindliche Besonderheiten: Herz und Kreislauf Alter Hf [1/min] RR sys [mmhg] Cave FG 130 150-170 45-50 - 60 < 100 NG 120 140-150 60-70 - 80 < 100 SG 100-120-140 85-90 - 95 < 80 KK 80-100-120 95-100 - 110 < 60 SK 55-80-95 100-110 - 120 2010 Artemed Kliniken Seite 11

Kindliche Besonderheiten: Herz und Kreislauf Kinder steuern ihr HZV über die Herzfrequenz Schlagvolumen kann kaum gesteigert werden HZV=SV x HF Tachykardie wird gut vertragen ein Kinderherz flimmert (normalerweise) nicht Bradykardie wird schlecht vertragen - terminaler Rhythmus in der Regel Asystolie 2010 Artemed Kliniken Seite 12

Kindliche Besonderheiten Hypoxie Bradykardie Asystolie 2010 Artemed Kliniken Seite 13

Kindliche Besonderheiten Patel R et al: Age and the onset of desaturation in apnoeic children Can J Anaesth 1994 (41) 771 2010 Artemed Kliniken Seite 14

Kindliche Besonderheiten: Atemweg Höherer O 2 Verbrauch: Neugeborenes/Säugling 6-7 ml/kg KG/min Erwachsener 3 ml/kg KG/min daher hohe Atemfrequenz physiologisch Funktionelle Residualkapazität ist im Verhältnis alveolären Ventilation geringer Schnellere Atelektasenbildung wegen erhöhter Closing capacity Hoher Verbrauch bei geringen Reserven! 2010 Artemed Kliniken Seite 15

Kindliche Besonderheiten: Atemweg Hagen Poiseuille Gesetz: R = 8 l / r 4 = Viskosität, l = Länge, r = Radius) 1 mm Ödem Durchmesser Widerstand -50 % x 16-25 % x 3 2010 Artemed Kliniken Seite 16

Kindliche Besonderheiten Hohe Wärmeverluste Verhältnismäßig große Körperoberfläche Geringe Hautdicke Fehlendes / ineffektives Muskelzittern (erst ab 6 a) Neutraltemperatur (Umgebungstemperatur mit geringstem O 2 Verbrauch) Kritische Temperatur (Überleben knapp möglich) Erwachsene 28 C 1 C Termingeborenes 32 C 23 C Frühgeborenes 34 C 28 C Nach Jöhr: Kinderanästhesie S. 7 2010 Artemed Kliniken Seite 17

Der kindliche Atemweg Großer Hinterkopf (Lagerungskissen bereits eingebaut ) Große Zunge Weiche, relativ große, U-förmige Epiglottis Kehlkopf steht höher (3.Halswirbel) Engste Stelle des Larynx subglottisch (Ringknorpel) Kurze Trachea (ca. 4 cm beim NG), Abgangswinkel bds. annähernd gleich (Cave einseitige Intubation) Wenig Sauerstoffreserven 2010 Artemed Kliniken Seite 18

Der kindliche Atemweg Russo SG: Atemwegsmanagement bei Kindern in Notfallsituationen; Notfall Rettungsmed 2014 ( 17) 105-112 2010 Artemed Kliniken Seite 19

Patients do not die from failure to intubate. They die either from failure to stop trying to intubate or from undiagnosed oesophageal intubation Scott DB, Br Med J 1986;292:157 Sicherstellung der Oxygenierung hat oberste Priorität Intubation als Goldstandart wird zunehmend in Frage gestellt Analog der ERC-Empfehlungen für Erwachsene sollten unerfahrene Anwender auch bei Kindern primär auf Maskenbeatmung und EGA zurückgreifen 2010 Artemed Kliniken Seite 20

Der kindliche Atemweg Prospektive Beobachtungsstudie Göttingen 2000-2008: 2040 Kindernotfälle 0-14 a, 82 Kinder intubiert 4% der Kinder intubiert - Alle 3 Jahre ein Kind - Alle 8 Jahre ein Kleinkind - Alle 13 Jahre ein Säugling Die notwendige Expertise zur Intubation kann nicht aus der präklinischen Praxis kommen Eich C et al: Characteristics and Outcome of prehospital paediatric tracheal intubation attended by anaesthesia-trained emergency physicians; Resuscitaion 2009 (80) 1371-1377 2010 Artemed Kliniken Seite 21

Der kindliche Atemweg Optimale Lagerung, Neutralposition, ggf. Nackenrolle Daumen und Zeigefinger umschließen die Maske Kleiner Finger hebt Mandibula an, ggf. Zweihandbeatmung Ggf. CPAP, ggf. Guedel / Wendl Niedrige Beatmungsdrücke (< 15 cm H2O) Ggf. Magensonde Bild: Mit freundlicher Genehmigung Dr. A. Nebauer Klinikum 3. Orden München 2010 Artemed Kliniken Seite 22

Der kindliche Atemweg Landsleitner et al: Präklinisches Atemwegsmanagement bei Kindern; Notfall Rettungsmed 2011 (14) 526-534 2010 Artemed Kliniken Seite 23

Der kindliche Atemweg Intubation bei Kindern: Technik und nicht Kraft ist wichtig! Bilder: Mit freundlicher Genehmigung Dr. A. Nebauer Klinikum 3. Orden München 2010 Artemed Kliniken Seite 24

Der kindliche Atemweg 1. Berechnen: z.b. ID = Alter/4 + 4 22 Formeln Formeln zur Abschätzung der idealen Tubusgröße bei Kindern 12 altersbasierte für Tuben ohne Cuff 4 größenbasierte für Tuben ohne Cuff 2 gewichtsadaptierte für Tuben ohne Cuff Rettberg et al: Endotrachealtuben bei Kindern, Publizierte Formeln zur Abschätzung der optimalen Größe; Der Anästhesist 2011 (60) 334-342. 2. Tabelle 3. Faustregel: kleiner Finger des Patienten 2010 Artemed Kliniken Seite 25

Der kindliche Atemweg Ringknorpel Stimmband Bild: Mit freundlicher Genehmigung Dr. A. Nebauer Klinikum 3. Orden München 2010 Artemed Kliniken Seite 26

Der kindliche Atemweg Häufige Fehler im Rahmen der Intubation Falsche Tubusgröße (häufig zu klein) Tubuslage (häufig zu tief) Tubus mit Cuff Re-Laryngoskopie Insuffiziente Fixierung nasale Intubation vorteilhaft Immer eine gute Option: Nasopharyngeale Beatmung nach zurückziehen des Tubus An alternative Atemwegszugänge (LAMA) Biarent D, Bingham R denken et al. Notfall + Rettungsmed (2010) 13:635-664 2010 Artemed Kliniken Seite 27

i.v. Zugang Bilder: Mit freundlicher Genehmigung Dr. A. Nebauer Klinikum 3. Orden München 2010 Artemed Kliniken Seite 28

i.v. Zugang Bilder: Mit freundlicher Genehmigung Dr. A. Nebauer Klinikum 3. Orden München 2010 Artemed Kliniken Seite 29

i.v. Zugang Nur wenn erforderlich! Kind gut festhalten Suffiziente Fixierung Zusätzliche kurze Leitung mit Dreiwegehahn 2010 Artemed Kliniken Seite 30

Alternativen der Medikamentengabe: inh. / rektal / i.m. Inhalativ Adrenalin (Supranrenin ) 3-5 ml p. Inh. Salbutamol 0,5% 10 gtt. + 2 ml NaCl 0,9% Rektal Midazolam 0,5-1 mg/kg KG S-Ketamin 1-3 mg/kg KG i.m. Glukokortikoide Rectodelt Sup i SG 100 mg Diazepam Rektiole 5 mg / 10 mg Adrenalin 10 µg/kg KG [0,1 ml/kg KG 1:10 Verdünnung] bei Anaphylaxie Dosisangaben ohne Gewähr 2010 Artemed Kliniken Seite 31

Alternativen der Medikamentengabe: intranasal Mucosal Atomization Device (MAD ) Vergleichbar schnell, effektiv und gut steuerbar wie i.v. Off-label: Fentanyl, Sufentanil, Midazolam, Ketamin, Naloxon, Flumazenil Pro Nasenloch max. 0,5-1,0 ml Höchst mögliche Konzentration nehmen Auf beide Nasenlöcher Verteilen Bei Nasenbluten keine sichere Medikamentenresorption 2010 Artemed Kliniken Seite 32

Alternativen der Medikamentengabe: intranasal Intravenös Intranasal rektal Midazolam 0,1-0,2 mg/kg KG 0,2-0,3 mg/kg KG 0,5-1,0 mg/kg LG S-Ketamin 0,5-1-2 mg/kg KG 2 mg/kg KG 1-3 mg/kg KG Fentanyl 1-2 µg/kg KG 0,4-3 µg/kg KG Nach: Landsleitner B et. Al: Analgesie und Anästhesie bei Kindernotfällen; Notfall Rettungsmed 2014 (17) 95-104 Dosisangaben ohne Gewähr 2010 Artemed Kliniken Seite 33

Alternativen der Medikamentengabe: intraossär EZ-IO Infusionssystem (Vidacare) für Erwachsene und Kinder 15 G Kanülen 15 mm 3-39 kg (rosa) 25 mm ab 40 kg (blau) 45 mm (adipöse) Erwachsene (gelb) Flußraten: 10-80 ml/min unter Schwerkraft 40-150 ml/min unter Druckinfusion vs. PVK 18 G grün: 96 ml/h vs. PVK 22 G blau: 36 ml/h vs. PVK 24 G gelb: 13 ml/h 26 ml/h 2010 Artemed Kliniken Seite 34

Alternativen der Medikamentengabe: intraossär Punktionsstellen: proximale Tibia (1-2 cm) caudal der Tuberositas distale Tibia 2-3 cm cranial Malleolus med. bei Kinder ist die Punktion des Sternums obsolet Liegedauer max. 72 h 2010 Artemed Kliniken Seite 35

Alternativen der Medikamentengabe: intraossär Alle Notfallmedikamenten, Infusionslösungen, Blutprodukte Blutabnahmen möglich Dosierung i.o. = Dosierung i.v. Nachspülen mit 5-10 ml VE oder NaCl 0,9% Pharmakokinetik = ZVK Komplikationsrate < 1%; Infektionsrate 0,6% 2010 Artemed Kliniken Seite 36

Alternativen der Medikamentengabe: intraossär Indikation: Wenn innerhalb von 1 Minute kein i.v. Zugang bei kritisch kranken Kindern etabliert werden kann Leitlinien für Kinder des European Resuscitation Council (ERC) sofort Kontraindikationen: Fraktur im Punktionsgebiet Implantiertes Osteosynthesematerial Gefäßverletzungen proximal der Punktionsstelle Vorausgehende intraossäre Punktionsversuche (vor weniger als 24-48 h) Fehlende anatomische Landmarken 2010 Artemed Kliniken Seite 37

Dosierungsfehler Wunsch: wiegen vor Medikamentenverordnung Wirklichkeit: altersbezogene Gewichtsschätzung zu ungenau, nur ca. 1/3 richtiges Ergebnis 6-jährige: 18-39 kg Larose G et al.: Quality of orders for medication in the resuscitation room of a pediatric emergenc department (Pedatr. Emerg 2005(115) 1299-1302 längenbezogene Gewichtsschätzung Perzentilenkurve / Notfalllineal Angabe von Eltern 2010 Artemed Kliniken Seite 38

Dosierungsfehler Retrospektive Analyse von 360 präklinischen Verordnungen in den USA: Medikamentenfehler in 35 % aller Fälle falsch hohe Dosierungen von intravenös verabreichtem Adrenalin: Ø 808 %! Hoyle JD et. al: Medication dosing errors in pediatric patients treated by emergency medical services. Prehosp Emerg Care 2012; (16) 59 66 Problem: mg/kg KG mg ml µg mg Gefahr: 10-fach Überdosierung (1000% der empfohlenen Dosis!!) Simulierte Reanimation, pädiatrische Notaufnahme 125 Anordnungen, 4 Fehler in der 10er Potenz = 1/32 der Verordnungen! Kozer E et al. BMJ 2004 (329) 1321 2010 Artemed Kliniken Seite 39

Kleine Spritzen für kleine Menschen! Möglichst wenig oder keine Verdünnungsschritte 2010 Artemed Kliniken Seite 40

Dosierungsfehler Möglichst nur eine Medikamentenverdünnung verwenden 2010 Artemed Kliniken Seite 41

Dosierungshilfen 2010 Artemed Kliniken Seite 42

Fazit Kindernotfälle sind selten Vitalbedrohliche Kindernotfälle sind sehr selten Wenn möglich wenig invasives Vorgehen wählen weniger kann mehr sein Auf bekanntes Material zurückgreifen Hilfsmittel (Apps, Notfalllineal ) verwenden 2010 Artemed Kliniken Seite 43