Rindfleisch ab Hof für den Gefriervorrat

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top Familie Rindfleisch ab Hof für den Gefriervorrat Wie Landwirtsfamilien mit wenig Aufwand und ohne große Investitionen Rindfleisch für die Vorratshaltung vermarkten. Mutterkuh- und auch Milchviehhalter liebäugeln nicht selten damit, das ein oder andere Schlachtrind direkt an Hofkunden für die Truhe abzugeben. Die Gründe liegen auf der Hand: Masttiere aus der Mutterkuhhaltung und auch Schlachtfärsen haben oft eine besondere Fleischqualität, die bei herkömmlicher Vermarktung in der Regel nicht bezahlt wird. Hinzu kommen die ohnehin schlechten Rindfleischpreise der letzten beiden Jahre. Lohnt es sich dann, interessierte Hofkunden mit Fleisch für den Gefriervorrat zu versorgen? Wie bringt man ohne großen zeitlichen Aufwand und ohne große Investitionen vom Braten bis zu den Suppenknochen alles an die Kunden? Und nicht zuletzt: Welche Auflagen müssen Betriebe erfüllen, die Fleisch direkt an Kunden abgeben? 12 bis 13 Kunden teilen sich bei Mathilde Wübbels aus Borken eine Schlachtfärse. Die Kunden erhalten davon 25 kg-packs, die eine günstige Mischung aller Teilstücke enthalten. Das Fleisch wird vom Fleischer in Schlachterwannen mit einem Kühlwagen zum Hof gebracht und dort von den Kunden abgeholt. Die Bäuerin berechnet pro kg (einschließlich Knochen) 4,25 Euro. Foto: Dylka Carsten Haalck, Linden Rinderviertel an 30 Stammkunden Nebenerwerbslandwirt Carsten Haalck aus Linden in Nordfriesland vermarktet jährlich sechs bis acht Galloway- Rinder an Stammkunden. Haalck arbeitet dafür mit einem Metzger aus dem Nachbardorf zusammen. Schlachtzeit ist Februar bis April. Über Winter bauen die Tiere die Fettpolster ab, die sie sich im Sommer angelegt haben. Dadurch erhöht sich die Fleischqualität, begründet Haalck diesen engen Zeitraum. Das Fleisch wird bereits vor der Schlachtung vergeben. Da Haalck das Fleisch nur in Einheiten von Rindervierteln oder -achteln vermarktet, kommen auf ein Schlachtrind im Schnitt etwa fünf Abnehmer. Haalck hat dafür eine Stammkundschaft von ca. 30 Personen aufgebaut. Diese melden ihren Bedarf bei Haalck von sich aus an oder werden von dem Landwirt angerufen, wenn eine neue Schlachtung bevorsteht. Die Vermarktung läuft so ab: Bei dem 120 top agrar 11/2002

Schlachter reift das Fleisch der zwei bis drei Jahre alten Tiere ca. drei Wochen lang. Daher kann Haalck die Abnehmer gleich nach dem Schlachttag über den genauen Abholtermin informieren. Jede Rinderhälfte wird gewogen und das Gewicht jeweils halbiert bzw. geviertelt. So wird die pro Kunde zustehende Menge pro Viertel oder Achtel ermittelt. Dabei wird auch das weniger wertvolle Vorderviertelfleisch auf die Abnehmer verteilt. Die Kunden holen sich das Fleisch direkt aus der Schlachterei ab. Der Clou dabei: Sie sind beim Zerlegen anwesend und können vor Ort bestimmen, welchen Anteil sie an Hackfleisch, Steaks, Rouladen, Braten usw. gern hätten. Die Knochen gibt es gratis dazu. Viele Kunden kochen diese zu Hause gleich ab und frieren dann nur die Brühe ein. Daher sehen sie in den Knochen keinen zusätzlichen Ballast, weiß der Landwirt zu berichten. Im Schnitt dauert das Zerlegen pro Kunde etwa eine Stunde. Um den Abnehmern unnötige Wartezeiten zu ersparen, teilt Haalck jedem von ihnen etwa einen Tag vorher eine Uhrzeit zu. Das Fleisch wird vor dem Zerlegen gewogen. Der Schlachter gibt später das Gewicht an Haalck durch, der Landwirt rechnet dann mit den Kunden ab. Er selbst ist nur bei Neukunden beim Abholtermin dabei. Etwas mehr Zeit nimmt dagegen eine zweite Vermarktungsschiene ein: Rund viermal im Jahr lässt Haalck ein Rindervorderviertel zu geräucherter Mett- und gebrühter Bratwurst verarbeiten. Die Rezeptur dafür wird in Absprache mit dem Schlachter festgelegt. Anschließend fährt er unangemeldet seine Stammkundschaft ab und verteilt die Wurst. Die eingeschweißten Pakete können die Abnehmer gleich einfrieren. An guten Tagen, z. B. im Frühjahr vor der Grillsaison, werde ich pro Tag etwa 1000 Würste los, berichtet er. Carsten Haalck kalkuliert insgesamt ca. 4 Arbeitstage pro Jahr für die Planung, den Tiertransport und das Ausfahren der Wurst. Das Fleisch kann er dadurch für Größere Einheiten lassen sich zukünftig kaum noch vermarkten, meint Carsten Haalck. günstige 6,50 E/kg abgeben. Für Bratwurst berechnet er 7 E/kg, für Mettwurst 10 E/kg. Allerdings ist er sich sicher: Ohne einen vertrauensvollen Partner wie meinen Schlachter kann so etwas nicht funktionieren. Er sieht die Vermarktung damit voll ausgereizt: Die Fleischmenge ist gut kalkulierbar. Bei mehr Tieren oder mehr Kunden würde es dagegen für mich unübersichtlich. Auch den Wurstanteil obwohl für ihn finanziell attraktiv kann er nicht erhöhen. Fahre ich häufiger als alle drei Monate herum, haben die Kunden die alten Bestände noch nicht aufgebraucht. Den Lorenz und Barbara Kratzer, Oberbayern Verkauf von größeren Einheiten wie Viertel oder Achtel sieht er langfristig nicht als gesichert an. Im Zuge des Generationswechsels beobachtet er, dass gerade jüngere Kunden eher kleinere und bratfertig verpackte Einheiten wünschen. Hinrich Neumann Ausschließlich 10 kg-mischpakete Bei unseren geringen Stückzahlen lohnt sich die Direktvermarktung nur, wenn der Aufwand so gering wie möglich bleibt, macht Bioland-Mutterkuhhalter Lorenz Kratzer aus Freising klar. Kratzer, der zusammen mit seiner Frau Barbara pro Jahr zehn bis zwölf Ochsen bzw. Färsen direkt an Endverbraucher vermarktet, lässt seine Rinder bei einem befreundeten Metzgermeister etwa 25 km entfernt von seinem Hof schlachten. Dort läuft auch die komplette Verarbeitung von der Fleischreife über die Zerlegung bis zur Portionierung der verkaufsfertigen Mischpakte ab. Für den Rücktransport der fertigen Fleischtüten leiht sich der Landwirt einen Kühlanhänger aus. Denn die Kunden holen die Misch-Pakete auf dem Hof des Landwirts ab. Das Schlachten kostet 50 E pro Rind. Für das Zerlegen berechnet der Metzger 50 Cent pro kg Schlachtgewicht. Dieser Betrag deckt auch die Nutzung des Kühlraumes und der Werkzeuge für das Portionieren ab, das Lorenz und Barbara Kratzer selbst übernehmen. Ins Gewicht fällt schließlich noch die Risikomaterial- Entsorgung mit einem Betrag von 70 E pro Rind. Im Gegenzug bringt die Haut einen Was Ab-Hof-Vermarkter beachten müssen Nach dem Steuerrecht dürfen landwirtschaftliche Betriebe bis zum Rinderviertel an Endkunden vermarkten. Dabei dulden es die Finanzbehörden in der Regel, dass diese Viertel auf Wunsch der Kunden weiter zerlegt werden, wenn das Fleisch für die Vorratshaltung eingekauft wird. Auch in puncto Gewerberecht gilt: Die Schlachtung und Zerlegung selbst erzeugter Rinder bis hin zu Vierteln gehört zur landwirtschaftlichen Urproduktion und ist nicht anzeigepflichtig. Daher sollte mindestens ein Viertel Rind an Privatkunden abgegeben werden, die dieses aber mit anderen teilen können und in deren Auftrag dann eine weitere Zerlegung erfolgt. Werden oberhalb einer so genannten Bagatellgrenze Fleisch- und Wurstwaren hergestellt und einzelne Teilstücke verkauft, liegt u. U. ein anzeigepflichtiges Gewerbe vor und ist die Eintragung in die Handwerksrolle erforderlich. Ausnahmeregelungen davon gibt es, wenn Fleischund Wurstwaren nur in so genanntem unerheblichem Umfang vermarktet werden. Bei der Auslegung des Steuer- und Gewerberechts sowie der Handwerksordnung gibt es Ermessensspielräume und regionale Unterschiede. Erkundigen Sie sich deshalb vorab bei Ihren zuständigen Stellen. Veterinärrechtliche Voraussetzung für die hier beschriebene Fleischvermarktung ist die Kooperation mit einem Metzger, der in seinen Schlachträumen die Zerlegung übernimmt. Alle Detailfragen zur Hygiene bei Transport und Abgabe sollten Sie vorab mit dem zuständigen Kreisveterinäramt abklären. top agrar 11/2002 121

top Familie Erlös von 35 E pro Rind. Der Einfachheit halber bietet Kratzer ausschließlich 10 kg-mischpakete an. Der Preis je kg beträgt 10 E. Jedes Paket umfasst etwa 3,5 kg Braten, 2 kg Kochfleisch, 2 kg Hackfleisch, 1,5 kg Gulasch sowie 750 g Lende und 650 g Rouladen. Bis auf die Zwerchrippen enthalten die Fleischstücke keine Knochen. Dafür gibt es zu jedem Fleischpaket 1 kg Suppenknochen gratis. Der Hackfleischanteil ist deshalb relativ hoch, weil Kratzer einen Teil des Kochfleisches dem Hackfleisch zuordnet. Die Mehrzahl der Kunden kann mit Hackfleisch mehr anfangen als mit Kochfleisch, lautet seine Erfahrung. Lediglich die Rouladen und Lenden werden küchenfertig zerlegt. Die Stücke zum Kochen oder Braten lässt Kratzer jedoch in mindestens 1 kg schweren Stücken. Begründung: Die Kunden können die Fleischstücke vor dem Einfrieren nach ihren eigenen Wünschen zerteilen und bekommen dadurch auch einen besseren Bezug zum Fleisch. Gulasch- und Hackfleisch wird aber bereits etwas kleiner geschnitten. Lorenz und Barbara Kratzer verpacken die verschiedenen Fleischarten innerhalb eines Paketes in separate Plastiktüten, die dann beschriftet werden. Vakuumieren kommt für sie derzeit nicht in Frage. Das wäre uns zu zeit- und kostenaufwändig, so Kratzer. Außerdem könnte der Kunde das Fleisch dann nicht mehr selbst portionieren. Einzige Ausnahme beim Vakuumieren ist das Filet, das extra verkauft wird. Vorteil: Die Filetstücke Pfiffig: Weil die Rinder von Biolandwirt Lorenz Kratzer Naturschutzflächen beweiden, rührt der regionale Naturschutzverband die Werbetrommel für sein Rindfleisch. können im Kühlschrank des Kunden noch nachreifen, bevor sie tiefgefroren werden. Eine wichtige Maßnahme zur Kundenbindung ist die Aufklärung. Der Landwirt versorgt Kunden bei ihrem ersten Einkauf mit einigen grunsätzlichen Informationen über Rindfleisch und seine Zubereitung. Zur Erstausstattung gehört ein selbst gemachter Hofprospekt, ein Rindfleisch- Führer mit interessanten Tipps zum Einkauf und der Zubereitung von Rindfleisch sowie ein Rezept-Heft für Rindfleischgerichte von der CMA. Außerdem steht er den Käufern während der zwei bis drei Stunden, in denen die Pakete abgeholt werden können, für Fragen zur Verfügung. Wenn sie es wünschen, zeigt und erklärt er den Kunden, wie er seine Rinder hält und füttert. Klaus Dorsch Elisabeth Franke und Werner Hesse, Sachsen-Anhalt Zubereitungstipps müssen sein Werner Hesse stellt das Fleischsortiment in 5 bis 6 kg-pakete zusammen. Bei der Rindfleisch-Direktvermarktung arbeiten Elisabeth Franke und Werner Hesse schon fast auf eine hofeigene Marke hin nämlich das Limousin- Rind. Wir wollen Klasse verkaufen, sagt Werner Hesse, und die Kunden kommen zu uns wegen der guten Qualität und der gesicherten Herkunft. In dem Betrieb in Timmenrodeam Harz, der jährlich etwa sechs Rinder direkt vermarktet, wird voll auf die Wünsche der Kundschaft eingegangen. Vor allem kleinere Haushalte fragen überschaubare Mengen nach, so dass Hesse das Fleischsortiment im Paket von ca. 5 bis 6 kg Gewicht anbietet. Ein Paket enthält je 1 kg Braten, Gulasch, Beinscheibe oder Hohe Rippe, Suppenfleisch sowie zwei bis drei Rouladen. Kostenlos gibt es einen Beutel Knochen dazu. Haushaltsgerecht zerlegt Alle Teilstücke werden haushaltsgerecht zerlegt, so dass der Kunde sie direkt zubereiten kann. Aber genau hier liegt das Problem, weiß Hesse, denn das beste Bratenstück kommt trocken auf den Teller und wird als zäh bemängelt, wenn es bei der Zubereitung hapert. Zudem wissen vor allem junge Haushalte mit dem Suppenfleisch oft nichts anzufangen. Diesbezüglich bangt mancher Direktvermarkter um seine Nachwuchs -Kundschaft. Werner Hesse betreut seine Kunden daher weiter, indem er gern ausführliche Hinweise zur Verwendung und Zubereitung der Teilstücke gibt. Die Fleischpakete stellen Werner Hesse und eine weitere Kraft (beide mit Gesundheitspass) bei dem Metzger zusammen. Der Zeitaufwand für die Zerlegung des Rindes bis zur Abgabe an den Kunden beträgt für den Direktvermarkter pro Rind etwa 35 Stunden. Hinzu kommen rund 150 E Kosten für die Lohnarbeiten. Roastbeef und Filet gibt der Landwirt meist an Gastronomen ab, was seiner Erfahrung nach aber immer schwieriger wird. Die Restaurants wollen beste Ware zum Großmarktpreis haben oder fragen grundsätzlich nur Fleisch argentinischer oder brasilianischer Herkunft nach, ärgert er sich. Aus den Abschnitten der wertvollen Teilstücke stellt der Fleischer Cornedbeef und Rindersalami her. Hesses Erfahrung: An die Wurst vom Rind mussten wir die Kunden erst gewöhnen. Jetzt nimmt die Nachfrage aber ständig zu. Trotzdem rechnet sich der Verkauf wegen der hohen Herstellungskosten eigentlich nicht, sondern ist eine Möglichkeit, Reste und Abschnitte zu verwerten und das Angebot vielfältiger zu gestalten. Ina Schellbach 122 top agrar 11/2002

Hans-Werner Seehusen, Angeln Bratfertig zerlegt und verpackt für die Truhe Große Einheiten wie Rinderviertel werden wir nicht mehr los, stellt Hans- Werner Seehusen aus Steinfeld in Schleswig-Holstein fest. Jährlich schlachtet und vermarktet der Nebenerwerbslandwirt fünf bis sechs Galloway-Rinder. Die Tiere lässt er meistens im Zeitraum von November bis kurz vor Weihnachten in einer zwölf Kilometer entfernten Landschlachterei schlachten. Um das Fleisch an den Mann zu bringen, wird es anschließend bratfertig zerlegt und vakuumverpackt, macht Seehusen deutlich. Er verkauft das Fleisch in 25-kg-Einheiten. Darin enthalten sind Portionen mit Steaks, Rouladen, Bratenstücken, Gulasch, Hack, Beinfleisch und Rippen. Je nach Anzahl der Personen im Haushalt werden die Portionen der einzelnen Teilstücke bemessen, bei einer vierköpfigen Familie also vier Steaks pro Tüte usw. Immer mehr Kunden lassen die ihnen zugeteilten Bratenstücke zu kurzbratenden Teilen wie Steaks oder Kochfleisch zu Hackfleisch verarbeiten. Während der Schlachter das Fleisch zerlegt, stellen das Landwirts-Ehepaar und ihr Sohn die Portionen zusammen und beschriften die Verpackungen. Hierfür werden pro Rind rund 10 Akh benötigt. Anschließend können die Kunden das Fleisch direkt beim Schlachter abholen oder Seehusens bringen es persönlich vorbei. Einige Kunden Susanne und Hermann Wesche, Harz würden es am liebsten gleich in die Truhe geliefert bekommen, meint der Landwirt. Den Bringdienst sieht er als zusätzlichen Service, er berechnet dafür kein Kilometergeld. Pro 25-kg-Paket erhält Seehusen 210 E, also umgerechnet 8,40 E/kg. Die Abnehmer sind überwiegend Stammkunden aus der ländlichen Bevölkerung. Neue Kunden erhält er hauptsächlich über die Empfehlung seiner bisherigen Abnehmer. Außerdem setzt er auf Bauernmärkte oder Messen. Hier stellt er seine Tiere aus und verteilt Info-Flyer zu Produktion und Verkaufspreisen oder Kochrezepte für die Zubereitung von Rindfleisch. Hinrich Neumann Unabhängig durch eigene Kühl- und Zerlegeräume Um bei der Direktvermarktung unabhängig zu sein, haben sich Susanne und Hermann Wesche aus Vienenburg am Harz eigene Räume zum Kühlen und Zerlegen eingerichtet. Denn zumindest in ihrer Region würden die niedergelassenen Fleischereien die landwirtschaftliche Direktvermarktung zunehmend auch als Landwirt Seehusen: Der persönliche Kontakt ist wichtiger als ein Siegel. Die wichtigsten Tipps der Profis Rindfleisch-ab-Hof-Vermarktung setzt beste Fleischqualität voraus. Direktvermarkter erzielen dies durch besondere Fleischrassen oder ein niedrigeres Schlachtalter (Färsen), bestimmte Haltungs- und Fütterungsformen und vor allem durch ein ausreichend langes Abhängen der Schlachtkörper (je nach Alter zehn Tage bis zu drei Wochen). Die befragten Betriebe erzielen Durchschnittspreise von 6,50 bis 8,40 E (gefrierfertig verpackt) pro Kilogramm vermarktetes Fleisch. Die Knochen gibt s meist gratis. Biofleisch bringt etwa 10 E pro kg im Mischpaket. Schlachtung, Entsorgung und Zerlegung kosten etwa 200 bis 250 E pro Tier. Vom Schlachtgewicht am Haken gehen je nach Rasse und Alter erfahrungsgemäß 25 bis 35 % verloren für Fettabschnitte, Wirbelsäule etc., so dass 65 bis 75 % des Schlachtgewichtes für Fleischpakete (einschließlich Knochen) zur Verfügung stehen. Die fachgerechte Rindfleischzerlegung ist ein schwieriges Unterfangen. Dies sollte man nur einem versierten Metzger überlassen, um den Kunden die beste Verwertbarkeit der Teilstücke zu garantieren. Bei der Vermarktung geht der Trend klar in Richtung kleinere Verpackungseinheiten. Ein Viertel Rind lässt sich selbst in ländlichen Regionen zukünftig kaum noch absetzen. Kleinere Haushalte und jüngere Kunden wünschen kleinere und möglichst bratfertig verpackte Einheiten von höchstens 10 kg. Kurzgebratenes und Hackfleisch liegen im Trend. Die Herstellung von z. B. Rinderwürsten aus weniger wertvollen Teilstücken ist teuer und der Absatz eher begrenzt. Ein Kundenstamm lässt sich nur langsam aufbauen. Am wirksamsten ist die Mund-zu-Mund-Propaganda. Dankbar sind viele Kunden für Tipps und Rezeptideen. Konkurrenz betrachten und daher die Dienstleistung des Schlachtens und vor allem des Zerlegens kaum anbieten, meint Susanne Wesche. Die Landwirtsfamilie konnte Fördermittel aus einem regionalen Entwicklungsprogramm nutzen, als sie auf ihrer zweiten Hofstelle im sachsen-anhaltinischen Darlingerode in eigene Arbeitsräume investierte (30 % Zuschuss). Zudem setzten sie viel Eigenleistung ein und kauften die Inneneinrichtung und Geräte gebraucht. Der Aufwand dafür wird sich langfristig rechnen, ist Susanne Wesche überzeugt. Bisher vermarktet die Landwirtsfamilie etwa zehn bis zwölf Jungbullen vom Harzer Rotvieh im Jahr direkt. Dabei unterstützt sie ein befreundeter Fleischer, der die Viertel zerlegt. Der Zeitaufwand dafür beträgt rund neun top agrar 11/2002 123

top agrar Familie aktuell Stunden. Am nächsten Tag macht sich Susanne Wesche gemeinsam mit ihrer Schwester beide verfügen über das erforderliche Gesundheitszeugnis an das Zusammenstellen der vorbestellten Pakete. Hierbei sitzt inzwischen jeder Handgriff. Bei der Vermarktung fahren die Landwirte eine klare Linie: Ein Wunschkonzert bei der Teilstückauswahl bieten sie nicht an. Sonst würden wir hauptsächlich Rouladen verkaufen und selbst jeden Tag Suppe essen. Außerdem vermarkten wir keine Pakete unter 10 kg, denn bei kleineren Sortimenten kann man dem Kunden beim Bemessen der Teilstücke nicht gerecht werden, ist die Erfahrung von Susanne Wesche. In den Paketen enthalten sind 3 bis 4 kg Schmorbraten, mindestens sechs Rouladen, zwei Scheiben Rumpsteak Buchtipp So finden Sie die Traumfrau! Ï Im Prinzip sind allein gebliebene Bauern Traummänner sie wissen es nur nicht! Davon ist Elke Grasshof, Partnervermittlerin für Landwirte und Buchautorin, überzeugt. In ihrem erheiternden Ratgeber mit ernsthaftem Hintergrund Moderne Prinzen fahren Traktor (Landwirtschaftsverlag Hiltrup, 9.95 E) will sie demotivierte Naturburschen ermuntern, die Gummistiefel auszuziehen und das Leben umzukrempeln. Denn viele (Stadt)frauen warten nur auf sie! Viel versprochen, zugegeben. Aber immerhin erfahren die Prinzen vom Lande beim Lesen eine ganze Menge über mögliche eigene Unzulänglichkeiten und das richtige Geschick bei der Partnersuche. Unterhaltsamer Ratgeber mit ernsthaftem Hintergrund: Zu beziehen beim Landwirtschaftsverlag unter der Hotline 0 25 01/80 13 02 (Bestellnummer 03644) Im strategisch aufgebauten Ratgeber wird zunächst am eigenen Ich gearbeitet, bevor es auf Kennenlern- Tour geht. Dazu gibt s wichtige Benimmregeln, Tipps aus der Flirtschule und Warnungen vor Tabu- Themen. Anschaulich dargestellt wird alles durch eindringliche Fallbeispiele aus der Agenturarbeit der Autorin. Selbst wenn sich einiges abenteuerlich liest und manches recht pauschal dargestellt erscheint: Das Buch macht Männern Mut, ihr Lebensglück in die Hand zu nehmen. Wie sagt ein Prinz vom Lande: Man hat s gelesen, geht los und denkt, gleich küsst mich eine... wenn das nichts ist! Lesertipp: Heizkörpertrockner selbst gebaut Ï Unser Heizkörpertrockner ist ideal zum Aufhängen und Trocknen der nassen Winterkleidung unserer Kinder. Dazu werden zwei Bretter so zurechtgeschnitten, dass sie von oben exakt zwischen Heizkörper und Mauer geschoben werden können und einige Zentimeter vor dem Heizkörper vorstehen. Darauf wird an der Vorderseite ein schmales Brettchen angeschraubt, auf das vier bis fünf Kleiderhaken (je nach Länge des Heizkörpers) befestigt werden. Die zwei oder drei obenauf angebrachten Leisten Zum Transport verstaut Susanne Wesche das Fleisch in Kühlboxen. Fotos: Dorsch (1), Neumann (2), Schellbach (2) (wer mehr davon möchte, bekommt weniger Braten), ca. 2 kg Hohe Rippe, Querrippe oder Beinscheiben, Suppenfleisch und 1,5 bis 2 kg Gulasch. Aus weniger wertvollen Teilstücken stellt die Landwirtin zusätzlich Braten und Mettwürste für die Mischpakete her. Die Bauchlappen werden zum mit Porree gefüllten Wickelbraten aufgerollt. Die Abschnitte von Bratenstücken und die Nacken werden mit zugekauften Sauenbäuchen 1 : 1 gemischt und zu Mettwurst verarbeitet. Mit ihrem Vermarktungskonzept ist die Direktvermarkterin zufrieden. Dennoch probiert sie stets Neues aus, um die Wertschöpfung zu erhöhen. Die eigene Kühl- und Zerlegeeinrichtung bietet ihr dazu alle Möglichkeiten. Ina Schellbach 124 top agrar 11/2002 Wer weiß Rat? Wie schützt man Haare vor Stallgeruch? Ï Was kann man tun, um die Haare vor Stallgeruch zu schützen. Duschen nach der Stallarbeit geht ja ganz fix. Allerdings, wenn ich jedesmal die Haare waschen und fönen muss, wenn ich einen Termin habe oder zum Einkaufen gehe, ist das einfach zu zeitaufwändig. Und ein Kopftuch bei der Stallarbeit schafft meiner Meinung nach nicht die nötige Abhilfe. So wandte sich kürzlich eine Leserin per Telefon an uns. Wir möchten das Problem zur Diskussion stellen: Wer weiß Rat? Bitte schreiben, mailen oder faxen Sie. top agrar Redaktion, Stichwort: Stallgeruch, Postfach 7847, 48042 Münster. dienen als Abstellplatz für Schuhe, Hauben und Fäustlinge. Achtung: bei alten Heizungssystemen mit hohen Heizkörpertemperaturen sollte man unbedingt ein breiteres Brett verwenden, damit die nasse Kleidung in größerem Abstand (etwa 10 bis 12 cm) zum Heizkörper hängt und nicht überhitzt wird. Bei den neuen Niedrigtemperaturheizungen kann man eine Überhitzung ausschließen. Unser Trockner war binnen einer Stunde angefertigt und versieht bereits seit zwei Wintern seinen Dienst zur vollsten Zufriedenheit. Nach Ende der Winterzeit kann die Garderobe mit einem Handgriff ausgehoben und problemlos im Keller verstaut werden. Georg Schachner, A-5751 Maishofen