Das Engagement von Gesundheitsförderung Schweiz für die Verbreitung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Schweiz

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Transkript:

Faktenblatt 14 Das Engagement von Gesundheitsförderung Schweiz für die Verbreitung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Schweiz Abstract Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist das Engagement der Betriebe für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden. Arbeitgeber haben erkannt, dass sich damit Wettbewerbsvorteile generieren lassen. Kennzahlen von Unternehmen belegen die Wirkung sowie ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis. Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt Betriebe mit dem Qualitätslabel Friendly Work Space und stellt interessierten Unternehmen niederschwellige BGM-Angebote zur Verfügung. Ziel ist, Arbeitgeber für die Bedeutung des betrieblichen Gesundheitsmanagements zu sensibilisieren und in den Betrieben Stress als Risikofaktor für Gesundheit auf individueller und organisatorischer Ebene zu reduzieren. 1 Was ist betriebliches Gesundheitsmanagement? Unter betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) versteht Gesundheitsförderung Schweiz das Engagement der Betriebe für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden. 2 Handlungsbedarf aus Sicht der Wirtschaft Die Belastungen am Arbeitsplatz haben in den letzten Jahren zugenommen. Die Technologisierung hat den Arbeitsalltag zwar erleichtert, Belastungen wie Zeitdruck, Arbeitsintensität und Unsicherheiten nehmen jedoch zu und mit ihnen die psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Gut 25 bis 30 % der Erwerbstätigen in der Schweiz fühlen sich häufig oder sehr häufig gestresst. Dies sind 30 % mehr als noch vor zehn Jahren (Job-Stress-Index 2015, Seco Stress-Studie 2010, BFS Schweizerische Gesundheitsbefragung 2012). Bereits in den Jahren 2014 und 2015 hat Gesundheitsförderung Schweiz in grossangelegten, wissenschaftlich begleiteten Studien repräsentative Kennzahlen zu Stress, Erschöpfung und ökonomischem Potenzial von Einsparungen durch Stress erhoben und ausgewertet (siehe Box auf Seite 2). Bei den Arbeitgebern steigt das Bewusstsein für diese Problematik. Befragungen zeigen (Bauer et al. 2009, Scherer/Kressig 2013), dass viele Unternehmen diese Herausforderungen angehen und in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren, um (1) arbeitsbedingte Krankheitskosten zu senken, (2) Inhaltsverzeichnis 1 Was ist betriebliches Gesundheitsmanagement? 1 2 Handlungsbedarf aus Sicht der Wirtschaft 1 3 BGM wirkt und zahlt sich aus 2 4 Der Ansatz von Gesundheitsförderung Schweiz 3 5 Stand der Zielerreichung 4 6 Fazit und weiterer Handlungsbedarf 7

Verbreitung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Schweiz 2 qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und (3) diese an das Unternehmen zu binden. Job-Stress-Index 2015: Kennzahlen zu den Auswirkungen von arbeitsbedingtem Stress auf Gesundheit und Produktivität von Erwerbstätigen in der Schweiz (Igic et al. 2015) 22,5 % aller Erwerbstätigen haben Stress* (Job-Stress-Index) 22,6 % aller Erwerbstätigen sind erschöpft (Erschöpfungsrate) 5 Milliarden Franken pro Jahr kostet Stress die Arbeitgeber (ökonomisches Potenzial) Abbildung 2 Weiterbildungsbedarf BGM in Unternehmen «Für welche der nachfolgenden BGM-Themenfelder sehen Sie in Ihrem Unternehmen Weiterbildungsbedarf?» (Scherer/Kressig 2013) Gesundheitl. Führen BGM Stressmanagement Absenzenmanagement Generationenmanagement 25,9 29,3 34,5 43,1 53,4 * Stress ist ein von Menschen wahrgenommenes Ungleich gewicht zwischen Belastungen oder Anfor derungen an eine Person und deren Möglichkeiten (Ressourcen), darauf zu reagieren. Sonstiges 0 % 5,2 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % Abbildung 1 Bedeutung von BGM in Unternehmen «Für wie wichtig wird in Ihrem Unternehmen der Einsatz von BGM eingestuft?» (Scherer/Kressig 2013) 3,4 % 3,4 % 34,5 % 58,6 % 3 BGM wirkt und zahlt sich aus wichtig neutral unwichtig nicht beurteilbar Der 2015 unter grosser Beachtung publizierte iga. Report 28 «Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Prävention» fasst den internationalen Forschungsstand zusammen und kommt zum Schluss: Die Wirksamkeit sowie ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis von mindestens 1:3 von Einzelmassnahmen (u. a. Ernährung, Bewegung, Stress, Ergonomie) sowie eines systematischen betrieblichen Gesundheitsmanagements sind wissenschaftlich belegt (Bräunig et al. 2015). Betriebliches Gesundheitsmanagement steigert nicht nur (1) die Jobzufriedenheit, (2) die Arbeitsfähigkeit und (3) das mentale Wohlbefinden, sondern reduziert auch (4) krankheitsbedingte Fehltage und Frühberentung. Stressprävention in Unternehmen lohnt sich und wirkt Die internationalen Forschungsergebnisse werden durch einheimische Studien bestätigt. Gemäss den Ergebnissen des Job-Stress-Index 2015 haben Personen mit mehr Belastungen als Ressourcen am Arbeitsplatz im Durchschnitt doppelt so viele Fehlzeiten wie Personen mit einem ausgeglichenen Job- Stress-Index. Bei der Leistungsfähigkeit zeigen sich ähnliche Ergebnisse. Personen mit mehr Belastungen als Ressourcen weisen einen gesundheitsbedingten Produktivitätsverlust (d. h. eine reduzierte Arbeitsleistung) von 6,33 Stunden pro Woche auf, Personen mit mehr Ressourcen als Belastungen hingegen nur gerade 2,62 Stunden pro Woche. Das ökonomische Potenzial für die Wirtschaft durch die Prävention von Stress beläuft sich damit auf rund 5 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr.

Verbreitung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Schweiz 3 Die Pilotstudie SWiNG (2008 2011) von Gesundheitsförderung Schweiz und dem Schweizerischen Versicherungsverband zeigt ebenfalls, dass Stressprävention wirkt (Jenny et al. 2011). Die Studie wurde über zwei Jahre in acht Betrieben mit über 5000 Mitarbeitenden (u. a. ABB, GE Switzerland [ehemals Alstom], Nestlé AG, Kantonale Verwaltung Thurgau) durchgeführt und durch die ETH, die Universität Zürich und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) evaluiert. Folgende Ergebnisse konnten u. a. nachgewiesen werden: 25 % der Mitarbeitenden sind weniger gestresst Mitarbeitende mit tieferem Stresslevel sind produktiver (bis zu 10 % mehr Leistung) und generieren weniger Absenzen (2,6 Tage weniger pro Jahr) Der Produktivitätsunterschied beläuft sich auf bis zu CHF 8000 pro Jahr und Mitarbeitenden Gesunde Führung wirkt sich positiv auf die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden aus Das Konzept «Gesunde Führung» baut darauf, dass die Geschäftsleitung auf ihre eigene Gesundheit achtet. Das Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen hat die Befragungsergebnisse von 15 544 Mitarbeitenden, 264 Geschäftsleitungsmitgliedern und den Personalverantwortlichen von 96 mittelständischen Unternehmen ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass gesunde Führung durch das Management die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden und damit auch die Unternehmensleistung beeinflusst, und zwar wie folgt (Bruch/Kowalevski 2013): +30 % Wohlbefinden +19 % Engagement +15 % Unternehmensleistung 75 % Kündigungsabsicht 63 % destruktives Engagement 52 % Resignation 4 Der Ansatz von Gesundheitsförderung Schweiz Gesundheitsförderung Schweiz möchte, dass BGM in den Betrieben in der Schweiz effektiv ankommt und dort immer mehr systematisch angewendet wird. Es soll bei den Mitarbeitenden eine Wirkung erzielen und von den Betrieben nachhaltig umgesetzt werden. Die möglichst umfassende Verbreitung in der Arbeitswelt wird regelmässig auf Effektivität und Zielerreichung überprüft. Dabei unterstützt Gesundheitsförderung Schweiz das freiwillige Engagement der Arbeitgeber. Freiwilligkeit Betriebliches Gesundheitsmanagement geht über die gesetzlichen Minimalanforderungen hinaus. BGM wird nicht behördlich verordnet, sondern geschieht aus Überzeugung und freiwilligem Engagement. Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt und fördert dieses Engagement niederschwellig und zusammen mit den Betrieben. Dies ist das Erfolgsprinzip. Zielsetzung Im Rahmen der langfristigen Strategie 2007 2018 will Gesundheitsförderung Schweiz dazu beitragen, dass Stress als Risikofaktor für die Gesundheit auf individueller und auf organisatorischer Ebene in den Betrieben reduziert wird. Gesundheitsförderung Schweiz hat sich konkret folgende Ziele gesetzt: 1. Arbeitgeber werden für das betriebliche Gesundheitsmanagement sensibilisiert. 2. Die Anzahl der Betriebe, die das Label Friendly Work Space tragen, wird erhöht (Multiplikationseffekt durch Vorbildfunktion und Förderung von systematischem und damit nachhaltigem BGM). 3. Betriebliches Gesundheitsmanagement wird mit niederschwelligen Angeboten verbreitet.

Verbreitung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Schweiz 4 Qualitätslabel Friendly Work Space Gemeinsam mit namhaften Schweizer Unternehmen (Migros, SBB, ABB, GE Switzerland, Die Post, SWICA, Suva) hat Gesundheitsförderung Schweiz Qualitätskriterien für das betriebliche Gesundheitsmanagement entwickelt und 2009 das Qualitätslabel Friendly Work Space lanciert. Dieses ist eine Auszeichnung für Arbeitgeber, die betriebliches Gesundheitsmanagement erfolgreich umsetzen. Um die Qualität des Labels zu gewährleisten, hat Gesundheitsförderung Schweiz in den letzten Jahren 54 externe BGM-Expertinnen und -Experten zu Label-Assessoren ausgebildet und ständige Weiterbildungen für Betriebe organisiert. Verbreitung von niederschwelligen Angeboten Gesundheitsförderung Schweiz hat mit Fachleuten aus Wirtschaft und Wissenschaft niederschwellige Angebote entwickelt, die KMU und Grossunternehmen bei der Einführung und Umsetzung unterstützen 1. KMU-vital. Das Online-Angebot KMU-vital unterstützt kleine und mittlere Unternehmen mit breit gefächerten Arbeitsinstrumenten im Gesundheitsmanagement. S-Tool. Das Online-Befragungsinstrument S-Tool ermöglicht Unternehmen ohne grossen Aufwand Befragungen, Analysen und Unterstützung zum Thema Stressprävention. Arbeitnehmer erhalten direkt Hinweise, wie sie Belastungen entgegenwirken und eigene Ressourcen stärken können. BGM-Check. Der BGM-Check unterstützt Unternehmen bei der Analyse von Stärken und Verbesserungspotenzialen. Wissensaustausch und Weiterbildung. Fachund Führungskräfte erhalten an der jährlich durchgeführten nationalen Tagung für betriebliches Gesundheitsmanagement sowie durch ein attraktives Weiterbildungsangebot praxisbezogenes Wissen. 5 Stand der Zielerreichung Die zunehmende Verbreitung des Labels Friendly Work Space, des S-Tools und der niederschwelligen Angebote bestätigt den Ansatz von Gesundheitsförderung Schweiz, durch Freiwilligkeit mit geeigneten Massnahmen die Unternehmen in der Schweiz zu überzeugen, dass sich Investitionen in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden in jeder Hinsicht lohnen. Der beste Wirkungsnachweis für die Arbeit von Gesundheitsförderung Schweiz ist, wenn die Betriebe Massnahmen umsetzen. Verbreitung des Labels Friendly Work Space 2015 konnte das Label Friendly Work Space an 23 Unternehmen mit insgesamt 47 100 Mitarbeitenden vergeben werden. Davon erhielten 13 Unternehmen das Qualitätslabel zum ersten Mal, während 10 weitere Unternehmen wiederbewertet wurden. Somit profitieren in der Schweiz mittlerweile 196 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 59 Firmen von gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen (Stand Ende 2015). Mit der Cooperativa Migros Ticino hat sich erstmals ein Unternehmen mit Sitz im Kanton Tessin für die Auszeichnung Friendly Work Space qualifiziert (vgl. Abb. 3 und 4). 1 Eine Übersicht über die Angebote und Dienstleistungen von Gesundheitsförderung Schweiz finden Sie unter www.gesundheitsfoerderung.ch/bgm

Verbreitung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Schweiz 5 Abbildung 3 Vorbildbetriebe: Mit dem Label Friendly Work Space ausgezeichnete Unternehmen (2009 2015) 2009 2010 2011 2012 BETHESDA zum Wohnen und Leben Genossenschaft Migros Basel Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Eidgenössisches Departement des Innern EDI Département fédéral de l'intérieur DFI Generalsekretariat GS-EDI Secrétariat général SG-DFI 2013 2014 2015

Verbreitung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Schweiz 6 Abbildung 4 Entwicklung Neuauszeichnungen Label Friendly Work Space seit dem Start im Jahr 2009 200000 196000 80 180000 170 262 70 160000 59 60 +13 140000 50 129 145 +11 120000 111 460 40 104 763 100000 94 409 +10 30 80000 +3 +6 61 159 20 +7 60000 10 9 40000 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Total Mitarbeitende (kumuliert per Ende Dezember) Neu ausgezeichnete Unternehmen Stand und Entwicklung der Verbreitung Die Investitionen von Gesundheitsförderung Schweiz in die Entwicklung und Verbreitung von Angeboten zugunsten des betrieblichen Gesundheitsmanagements haben sich gelohnt. So konnten in den letzten Jahren die Dienstleistungen kontinuierlich den Bedürfnissen der Unternehmen angepasst und flexibler gestaltet werden. Zufriedenheit der Unternehmen und Partner Gesundheitsförderung Schweiz entwickelt ihre Dienstleistungen aufgrund von Praxisrückmeldungen und Befragungen gemeinsam mit den Unternehmen weiter. Der Multiplikationseffekt entsteht durch die Zufriedenheit von Betrieben und Partnern, welche die Dienstleistungen von Gesundheitsförderung Schweiz weiterempfehlen. Zufriedenheitsbefragungen zeichnen folgendes Bild: Zufriedenheit mit dem Label: 7,8 auf einer Skala von 1 bis 10 Bereitschaft, das Label weiterzuempfehlen: 8,55 auf einer Skala von 1 bis 10 Verbreitung BGM-Dienstleistungen von Gesundheitsförderung Schweiz (Stand Ende 2015) 196 000 Mitarbeitende arbeiten in einem Betrieb mit dem Label Friendly Work Space 59 Firmen konnten mit dem Label Friendly Work Space ausgezeichnet werden 161 Firmen haben S-Tool seit dem Start 2010 genutzt 31 200 Erwerbstätige haben S-Tool seit dem Start 2010 ausgefüllt 43 Beratungen wurden 2015 in Betrieben durchgeführt 750 Teilnehmende waren 2015 an der nationalen BGM-Tagung von Gesundheitsförderung Schweiz 58 000 Personen haben 2015 unsere Website zum betrieblichen Gesundheitsmanagement genutzt

Verbreitung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Schweiz 7 6 Fazit und weiterer Handlungsbedarf BGM wirkt Der internationale Forschungsstand, Resultate aus Pilotprojekten sowie Kennzahlen von Unternehmen in der Schweiz zeigen: Die Wirksamkeit sowie ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis sind für das betriebliche Gesundheitsmanagement belegt. 66 % aller mit dem Label Friendly Work Space ausgezeichneten Betriebe konnten sich nachweislich vom Zeitpunkt des ersten Assessments bis zum ersten Re-Assessment in der Systematik des betrieblichen Gesundheitsmanagements verbessern. Vom ersten bis zum zweiten Re-Assessment konnten sich gar 100 % aller ausgezeichneten Betriebe verbessern. Handlungsbedarf niederschwelliges Angebot und Vertrieb ausbauen Unternehmen suchen flexible Lösungsansätze, welche auf die Bedürfnisse und Gegebenheiten in den einzelnen Unternehmen angepasst werden können. Gesundheitsförderung Schweiz entwickelt deshalb die Angebote zusammen mit den Unternehmen ständig weiter. Gesundheitsförderung Schweiz leistet einen wichtigen Beitrag Schweizer Arbeitgeber wollen in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren und suchen flexible Lösungsansätze. Mit dem Label Friendly Work Space, dem S-Tool und weiteren Angeboten bietet Ge sundheitsförderung Schweiz Unternehmen in der Schweiz praxiserprobte und wissenschaftlich evaluierte Dienstleistungen. Zudem stellt Gesundheitsförderung Schweiz den Unternehmen relevante Informationen und Wissen zur Verfügung, um die Betriebe zu sensibilisieren und diese in der Umsetzung von BGM-Massnahmen zu unterstützen.

Verbreitung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Schweiz 8 Quellen Bauer, G. et al. (2009). Socioeconomic status, working conditions and selfrated health in Switzerland: explaining the gradient in men and women. International Journal of Public Health, 54, 1 8 Bräunig, D. et al. (2015). Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Prävention. Initiative Gesundheit und Arbeit, iga.report 28, online: www.iga-info.de Bruch, H., Kowalevski, S. (2013). Gesunde Führung. Wie Unternehmen eine gesunde Performancekultur entwickeln. Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen in Zusammenarbeit mit der zeag GmbH, online: www.topjob.de Igic et al. (2015). Job-Stress-Index 2015, Kennzahlen zum Stress bei Erwerbstätigen in der Schweiz. Gesundheitsförderung Schweiz Faktenblatt 10, Bern und Lausanne Jenny, G. J. et al. (2011). Projekt SWiNG Schlussbericht der Evaluation. In Zusammenarbeit mit dem Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie, ZHAW. Im Auftrag und unter Mit wirkung von Gesundheitsförderung Schweiz und dem Schweizerischen Versicherungsverband (SVV), online: www.gesundheitsfoerderung.ch/swing Scherer, L., Kressig, C. (2013). BIMAX 2013. Studie zum Schweizer Weiterbildungsmarkt auf Management- Stufe. FHS St. Gallen, online: www.fhsg.ch/iqb Herausgeber Gesundheitsförderung Schweiz Autoren Michael Kirschner Michael Gabathuler Projektleitung Gesundheitsförderung Schweiz Lisa Guggenbühl Philippe Haeberli Dufourstrasse 30, Postfach 311, CH-3000 Bern 6 Tel. +41 31 350 04 04, Fax +41 31 368 17 00 office.bern@promotionsante.ch Reihe und Nummer Gesundheitsförderung Schweiz Faktenblatt 14 Zitierweise Kirschner M., Gabathuler M. (2016). Das Engage - ment von Gesundheitsförderung Schweiz für die Verbreitung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Schweiz. Gesundheitsförderung Schweiz Faktenblatt 14, Bern und Lausanne Avenue de la Gare 52, CH-1003 Lausanne Tél. +41 21 345 15 15, fax +41 21 345 15 45 office.lausanne@promotionsante.ch Gesundheitsförderung Schweiz, Mai 2016 Auskünfte/Informationen Gesundheitsförderung Schweiz Dufourstrasse 30, Postfach 311, CH-3000 Bern 6 Tel. +41 31 350 04 04, Fax +41 31 368 17 00 office.bern@promotionsante.ch www.gesundheitsfoerderung.ch/publikationen www.gesundheitsfoerderung.ch www.promotionsante.ch www.promozionesalute.ch 03.0150.DE 05.2016