- 1 - Thermochemie. Chemische Reaktionen sind Stoffumsetzungen. Stoffumsetzungen sind immer mit Energieumsetzungen verbunden

Ähnliche Dokumente
Thermochemie. Arbeit ist das Produkt aus wirkender Kraft F und Weglänge s. w = F s 1 J = 1 Nm = 1 kgm 2 /s 2

Thermo Dynamik. Mechanische Bewegung (= Arbeit) Wärme (aus Reaktion) maximale Umsetzung

Bevor man sich an diesen Hauptsatz heranwagt, muss man sich über einige Begriffe klar sein. Dazu gehört zunächst die Energie.

Thermodynamik. Thermodynamik ist die Lehre von den Energieänderungen im Verlauf von physikalischen und chemischen Vorgängen.

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Grundlegung WS 2014/15 Chemie I Dr. Helge Klemmer

Chemie. Das Basiswissen der Chemie. Bearbeitet von Charles E. Mortimer, Ulrich Müller, Johannes Beck

Chemie Klausur

Übung 2. Ziel: Bedeutung/Umgang innere Energie U und Enthalpie H verstehen

Vorlesung Anorganische Chemie

5 Energieumsatz. bei chemischen Reaktionen

Chemie. Das Basiswissen der Chemie. Bearbeitet von Ulrich Müller Charles E. Mortimer

1.3. Fragen zu chemischen Reaktionen

A 1.1 a Wie groß ist das Molvolumen von Helium, flüssigem Wasser, Kupfer, Stickstoff und Sauerstoff bei 1 bar und 25 C?

Energetik und Kinetik chemischer Reaktionen

Thermodynamik. Thermodynamik

Schlüsselbegriffe. Übungsaufgaben:

Reaktion und Energie

A 2.6 Wie ist die Zusammensetzung der Flüssigkeit und des Dampfes eines Stickstoff-Sauerstoff-Gemischs

C Metallkristalle. Allgemeine Chemie 60. Fluorit CaF 2 KZ(Ca) = 8, KZ(F) = 4. Tabelle 7: weiter Strukturtypen. kubisch innenzentriert KZ = 8

Die Innere Energie U

Modul BCh 1.2 Praktikum Anorganische und Analytische Chemie I

1. Wärmelehre 1.1. Temperatur Wiederholung

Versuch Nr.53. Messung kalorischer Größen (Spezifische Wärmen)

1.1 V 1 Überprüfung des Satzes von Hess mit der Reaktion von Calcium und Salzsäure

Übungsaufgaben Chemie Nr. 3

T Verd. = S 85 J K mol. S in J K mol. TROUTONsche Regel und Verdampfungsentropien. Chemische Verfahrenstechnik FH D

a) Welche der folgenden Aussagen treffen nicht zu? (Dies bezieht sind nur auf Aufgabenteil a)

PC I Thermodynamik G. Jeschke FS Lösung zur Übung 12

7.2 Energiebilanz bei chemischen Stoffumwandlungen

Aufgaben zur Wärmelehre

Musterlösung zur Abschlussklausur PC I Übungen (27. Juni 2018)

Atomverband mit festem Atomzahlverhältnis. Anzahl der Atome veränderlich? (bei festem Atomzahlverhältnis) Elektrisch Leitend?

Bekannter Stoff aus dem 1. Semester:

Eine chemische Reaktion läuft ab, wenn reaktionsfähige Teilchen mit genügend Energie zusammenstoßen.

Enthalpie H (Wärmeinhalt, Wärmefunktion)

Institut für Physikalische Chemie Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Lernzielkontrolle Sekunda

O. Sternal, V. Hankele. 5. Thermodynamik

Energie und chemische Reaktion. Was ist Energie? Welche Einheit hat Energie?

Allgemeine Chemie. SS 2014 Thomas Loerting. Thomas Loerting Allgemeine Chemie

Übung 3. Ziel: Bedeutung/Umgang innere Energie U und Enthalpie H verstehen (Teil 2) Verständnis des thermodynamischen Gleichgewichts

Grundlagen der Allgemeinen und Anorganischen Chemie. Atome

Verbrennungsenergie und Bildungsenthalpie

Lösungsenthalpie / Lösungswärme unterschiedlicher Zinksulfat-Hydrate

An welche Stichwörter von der letzten Vorlesung können Sie sich noch erinnern?

Einführung in die Physikalische Chemie Teil 2: Makroskopische Phänomene und Thermodynamik

Institut für Physikalische Chemie Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Zustandsbeschreibungen

EDUKTE PRODUKTE. Bei einer chemischen Reaktion wandeln sich Stoffe in neue Stoffe mit anderen Eigenschaften um. Symbolische Schreibweise: Reagiert zu

Grundwissen Chemie 9. Jahrgangsstufe

ÜBUNGEN ZUR VORLESUNG Physikalische Chemie I (PC I) (Prof. Meerholz, Hertel, Klemmer) Blatt 14,

Grundwissenkarten Hans-Carossa-Gymnasium. 9. Klasse. Chemie SG

Name: Punktzahl: von 57 Note:

4 Die chemische Reaktion

Klausur zu Grundlagen der Physikalischen Chemie (21371) - Teil 1

4 Thermodynamik mikroskopisch: kinetische Gastheorie makroskopisch: System:

Grundlagen der statistischen Physik und Thermodynamik

Festkörper - System steht unter Atmosphärendruck gemessenen Wärmen erhalten Index p : - isoliert

Thermodynamik. Basics. Dietmar Pflumm: KSR/MSE. April 2008

Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences. 26. April 2017 HSD. Energiespeicher Wärme

Element. Verbindung. Reinstoff. homogenes Gemisch

Abb. 1: Exotherme und endotherme Reaktionen Quelle:

Repetitorium Physikalische Chemie für Lehramt

Physikalische Chemie 0 Klausur, 22. Oktober 2011

Arbeit = Kraft Weg ; W = F s ; 1 Joule = 1 Newton Meter ; 1 J = 1 N m

Grundlagen der Wärmelehre

Spezialfälle. BOYLE-MARIOTT`sches Gesetz p V = n R T bei T, n = konstant: p V = const. GAY-LUSSAC`sches Gesetz. bei V, n = konstant: p = const.

1. Klausur ist am 5.12.! (für Vets sowie Bonuspunkte für Zahni-Praktikum) Jetzt lernen!

1. Klausur: Veranstaltung Allgemeine und Anorganische Chemie

4.1.2 Quantitative Definition durch Wärmekapazitäten

Bernhard Härder. Einführung in die PHYSIKALISCHE CHEMIE ein Lehrbuch Chemische Thermodynamik W/ WESTAR.P WISSENSCHAFTEN. Skripte, Lehrbücher Band 2

T6 - Verbrennungswärmen

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Grundlegung WS 2014/15 Chemie I Dr. Helge Klemmer

PCI (Biol./Pharm.) Thermodyn. Musterlösung Übung 5 H.P. Lüthi / R. Riek HS Musterlösung Übung 5

Grundwissen 9.Klasse SG 1 Grundwissen 9.Klasse SG 1. Grundwissen 9.Klasse SG 2 Grundwissen 9.Klasse SG 2. Stoffebene.

Versuch 2. Physik für (Zahn-)Mediziner. c Claus Pegel 13. November 2007

Produkten am Beispiel der Verbrennung eines Brennstoffes mit Luft. Massen-, Energie- und Entropieströme treten in die Kammer ein bzw. aus.

Bei einer chemischen Reaktion tauschen die Atome ihre Bindungspartner

Thermodynamik & Kinetik

Übungsaufgaben Physikalische Chemie

Physik für Mediziner im 1. Fachsemester

Energie und Reaktion Arbeitsblatt SF C. 0. Einführungsversuche: Skizzieren Sie die folgenden Versuchsaufbauten und die Beobachtungen:

Thermodynamik I. Sommersemester 2012 Kapitel 2, Teil 1. Prof. Dr. Ing. Heinz Pitsch

Das chemische Gleichgewicht

Reaktionstypen der Aliphate

Chemische Thermodynamik ENTROPIE LÖSUNGEN

Versuchsanleitungen zum Praktikum Physikalische Chemie für Anfänger 1

Physikalische Chemie Praktikum. Thermodynamik: Verbrennungsenthalpie einer organischen Substanz

Grundwissen Chemie 8. Klasse NTG

LN Vortermin SS 02. PC Teil

Schülervorbereitungsseminar an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Universität Bonn für die Chemieolympiade Teil 3: Physikalische Chemie

TEMPERATUR UND WÄRMEKAPAZITÄT... 2 KALORIMETRIE I... 3 KALORIMETRIE II... 5 PHASENUMWANDLUNGEN... 6

Basiswissen Chemie. Vorkurs des MINTroduce-Projekts

Skript zur Vorlesung

PCG Grundpraktikum Versuch 5 Lösungswärme Multiple Choice Test

Lösungsvorschlag zu Übung 11

Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences. 20. April 2016 HSD. Energiespeicher Wärme

1. Wärme und der 1. Hauptsatz der Thermodynamik 1.1. Grundlagen

Transkript:

- 1 - Thermochemie Chemische Reaktionen sind Stoffumsetzungen Stoffumsetzungen sind immer mit Energieumsetzungen verbunden Energie wird aufgenommen oder freigesetzt Die umgesetzte Energie kann in verschiedenen Formen in Erscheinung treten, z. B. als: - Licht - Elektrische Energie - Mechanische Energie, vor allem aber als - Wärme Thermochemie Ist der Teil der Chemie, der sich mit der Untersuchung der Wärmemengen befasst, die bei chemischen Prozessen umgesetzt werden Energie und Wärme Auf einen Körper (Chemie: Teilchen) der Masse m wird eine Kraft F ausgeübt: Körper/Teilchen wird in Bewegung gesetzt und beschleunigt

- 2 - Newton sches Gesetz F = m x a m = Masse a=beschleunigung [m] = kg [a] = m/s 2 (Geschwindigkeit pro Zeiteinheit) F=Kraft [F] = kg*m/s 2 = N ( Newton ) 1 N ist die Kraft, mit der die Masse m=1 kg mit a=1 m/s 2 beschleunigt wird. Beim Beschleunigen wird Arbeit geleistet: W = F*s W = Arbeit F = Kraft [W] = kg*m 2 /s 2 = N*m = J (Joule) [F] = kg*m/s 2 = N s= Weglänge [s] = m 1 J ist die Arbeit, die bei Ausübung einer Kraft von 1 N über eine Wegstrecke von 1 m geleistet wird.

- 3 - Von der Arbeit zur Energie Nachdem der Körper/das Teilchen der Masse m auf die Geschwindigkeit v beschleunigt wurde, verfügt er über kinetische Energie ( E kin ) E kin = ½ m * v 2 m = Masse [m] = kg v = Geschwindigkeit [v] = m 2 /s 2 E kin = kg*m 2 /s 2 = N*m = J (Joule) Ältere Dimensionen: Kalorie (cal): Wärmemenge, die benötigt wird, um 1 g Wasser um 1 zu erwärmen 1 cal = 4,184 J Beispiel: ein Herzschlag entspricht etwa 1 J Ein Buch vom Boden auf den Tisch: ungefähr 1 kj

- 4 - Gasmolekül bei T= 25 C E kin = 6 *10-21 J 1 mol eines Gases N A = 6*10 23 Mol -1 1 Mol eines Gases E kin = 6 10-21 J * 6*10 23 Mol -1 = 36*10 2 Jmol -1 =4 kjmol -1 bei chemischen Reaktionen liegen die umgesetzten Energiemengen typischerweise in der Größenordnung von KiloJoule (kj) pro mol (mol -1 ) (kj/mol) Was kann ein Körper/Teilchen mit der aufgenommenen Energie machen? a) er kann durch eine entgegengerichtete Kraft gebremst werden. ( Beisp. Ion im elektrischen Feld ). Dabei wird v kleiner ( negative Beschleunigung = Verzögerung) Die dabei geleistete Arbeit ist genau so groß wie die anfänglich geleistet Beschleunigungsarbeit. Energie = Fähigkeit, Arbeit zu leisten b) er kann gegen eine Wand prallen und seine kinetische Energie in Wärme umwandeln Energie = Fähigkeit, Wärme zu liefern

- 5 - Definition der Energie ( hilfreich für die Chemie) Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu leisten und Wärme zu liefern Wärme = Energie, die als Folge einer Temperatur-Differenz zwischen zwei Körpern ausgetauscht wird Wärmefluß Q immer von der höheren zur niedrigeren Temperatur Temperatur ist ein Maß dafür, in welcher Richtung der Wärmefluß erfolgt Spezifische Wärmekapazität ( c) = Wärmemenge, de benötigt wird, um 1 g einer Substanz um 1 C zu erwärmen. ( Stoff-spezifisch ) c(h 2 O) = 4,184 J*K -1 *g -1 Wärmekapazität ( C ) = Wärmemenge, die benötigt wird, um eine beliebige Masse m einer Substanz um 1 C zu erwärmen. z. B. Wie groß ist die Wärmekapazität von 125 g Wasser? C = c*m =4,184 J*K -1 *g -1 *125 g = 523 JK -1

- 6 - Um einen Körper/Stoff von der Temperatur T 1 auf T 2 zu erwärmen, ist eine Wärmemenge q erforderlich: q= C*( T 2 T 1 ) z. B. welche Wärmemenge benötigt man, um 125 g Wasser von 20 C auf 25 C zu erwärmen? q = 523 JK -1 * (25-20)K = 2615 J = 2,615 kj Wärmemengen, die bei chem. Reaktionen umgesetzt werden, werden mit einem Kalorimeter gemessen. Einfachster Fall: Styropor-Becher mit losem Deckel und Thermometer Ein Bombenkalorimeter (s. Abb.) wird verwendet, um die bei Verbrennungsreaktionen freigesetzten Wärmemengen zu bestimmen ( V = const ) z. B. : S + O 2 SO 2 q = C * T = (C wasser + C gerät ) * T

- 7 - Beispiel: in einem Bombenkalorimeter wird Traubenzucker ( C 6 H 12 O 6 (s)) verbrannt. C 6 H 12 O 6 (s) + 6 O 2 (g) 6 CO 2 (g) + 6 H 2 O (l) C gerät = 2,21 kj/k Das Kalorimeter wird mit 1,2 kg Wasser gefüllt. Es werden 3 g Zucker verbrannt T 1 = 19 C, T 2 = 25,5 C Berechnung der Wärmekapazität Cges. =1,2 kg 4,18 kj*kg -1 K -1 +2,21 kj*k -1 = 7,23 kj*k -1 Berechnung der Wärmemenge q = C ges. *(T 2 -T 1 ) = 7,23 kj*k -1 *6,5 K= 47 kj (für 3 g) M (C 6 H 12 O 6 ) = 180 g*mol -1 q = 47 kj * 180 g*mol -1 /3 g = 2,82 * 10 3 kj/mol

- 8 - Resenaktionergie, Reaktionsenthalpie Annahme: Chemische Reaktion mit Gasentwicklung in einem Zylindergefäß mit beweglichem Kolben Druckanstieg im Reaktionsgefäß Beweglicher Kolben Atmosphärendruck p Innendruck durch entstehendes Gas Durch den Druckanstieg wird der Kolben gegen den Atmosphärendruck bewegt, d. h.: es wird mechanisch Arbeit verrichtet Wenn der Kolben fehlt, wird die gleiche Arbeit geleistet ( Außenluft wird verdrängt ) Berechnung der mechanischen Arbeit (allgemein: Arbeit = Kraft * Weg) hier: Arbeit = Strecke * Gegenkraft W = s * F Druck = Kraft / Fläche p = F/A => F =p *A

- 9 - oben einsetzen: W = s * p * A das Produkt s * A entspricht der Volumenänderung V d. h. : V = s * A W = p * V Volumenarbeit bzw. Ausdehnungsarbeit Wichtig: wenn der Kolben fehlt, wird die gleiche Arbeit geleistet ( Außenluft wird verdrängt ) Reaktion im Bombenkalorimeter Geschlossenes Gefäß => V = 0 es wird keine mechanische Arbeit geleistet! die bei der Reaktion freigesetzte Energie kann als Wärmeenergie anfallen = Reaktionsenergie U Q = U U = Innere Energie ( jeder Stoff hat in sich in irgendeiner Form Energie gespeichert ) U1 = ΣU ( Edukte ) U2 = ΣU ( Produkte ) Reaktionsenergie U U = U2 U1 U ( positiv ) = Energie wird aufgenommen U ( negativ ) = Energie wird abgegeben

- 10 - Reaktion im offenen Gefäß Die meisten chemischen Reaktionen werden in offenen Gefäßen durchgeführt es wird mechanische Arbeit geleistet die bei der Reaktion freigesetzte Energie kann nur zum Teil als Wärmeenergie anfallen = Reaktionsenthalpie H Q = U = H -p V H = U + p * V Reaktionsenthalpie H H = H 2 - H 1 H ( positiv ) = Energie wird aufgenommen = Endotherm H ( negativ ) = Energie wird abgegeben = Exotherm Enthalpiediagramme H H1 H 2 + ½ O 2 Edukte Exotherm H = - 285,9 jk H2 H 2 O Produkte

- 11 - H H2 HJ Produkte Exotherm H = + 25,9 jk H1 H 2 O Edukte Beispiel: H 2 SO 4 ( l ) + CaCO 3 ( s) CaSO 4 (s) + H 2 O (l) + CO 2 (g) U = -96,1 kj/mol bei dieser Reaktion entsteht ein Gas : CO 2 1 Mol CO2 beansprucht bei T = 25 C und p = 101 kpa ein Volumen V = 24, 5 l ( V= R*T/p ) Volumenexpansion V = 24,5 l = 24,5 *10-3 m 3 Volumenarbeit : W = p * V =101*10 3 N.m -2 *24,5*10-3 m 3 mol -1 = 2,5*10 3 J/mol = 2,5 kj/mol U = -96,1 kj/mol H = U +p V = -96,1 kj/mol +2,5 kj/mol = - 93,6 kj/mol Es werden nur 93,6 kj/mol an Wärme freigesetzt, da ein Teil der Energie in Volumenarbeit umgesetzt wurde.

- 12 - Beispiel 2: N2 (g) + 3 H2 (g) 2 NH3 (g) U = -41 kj/mol Bei dieser Reaktion werden aus 4 Mol Gas 2 Mol Produkt Stoffmenge nimmt ab und das Volumen nimmt ab Volumenverringerung V = -2 mol *24,5 l/mol = -49 l = -49*10-3 m 3 Volumenarbeit W = p V = 101*10 3 nm -2 *(-49*10-3 m 3 mol -1 ) = - 4,95 *10 3 Jmol -1 = -4,95 kjmol -1 H = U +p V = -41 kjmol -1 4,95 kjmol -1 = -45,95 kjmol -1 Da eine Volumenverringerung vorliegt, wird bei p = const. Mehr Wärme freigesetzt als bei V = const.

- 13 - Thermochemische Angaben Die Enthalpien chemischer Substanzen hängen ab von: - Temperatur - Druck - Aggregatzustand Die für chemische Reaktionen angegebenen H-Werte beziehen sich auf folgende Bedingungen: T= 25 C ( 298,15 K ) p=101,3 kpa ( 1 atm, 760 Torr ) Aggregatzustand muss angegeben werden: H 2 (g) + ½ O 2 (g) H 2 O (l) H= -286 kj/mol aber H 2 (g) + ½ O 2 (g) H 2 O (g) H= -242 kj/mol Differenz: 44kJ/mol entspricht der Verdampfungsenthalpie von H 2 O bei T=298,15 K

- 14 - Thermochemische Angaben - beziehen sich auf eine bestimmte Reaktionsgleichung und die dort angegebenen Stoffmengen ½ H 2 (g) + ½ J 2 (s) HJ (g) H= + 25,9 kj/mol - bei Umkehrung der Formulierung der Reaktionsgleichung wird das Vorzeichen von H auch umgekehrt HJ (g) ½ H 2 (g) + ½ J 2 (s) H= - 25,9 kj/mol - Werden die Koeffizienten mit einem Faktor multipliziert, wird auch der Wert von H mit diesem Faktor multipliziert 2 HJ (g) H 2 (g) +J 2 (g) H= - 51,8 kj/mol Bsp.: 2 Al (s) + Fe 2 O 3 (s) 2 Fe (s) + Al 2 O 3 (s) H= -848 kj/mol Aufgabe: wie viel Wärme wird freigesetzt, wenn 36,0 g Al mit Fe 2 O 3 reagieren? n (Al) =m (Al)/M (Al) =36,0 g/27,0 gmol -1 = 1,33 mol wenn mit n=2 mol Al H=- 848 kj freigesetzt werden, dann sind es mit n=1,33 mol 1,33 mol / 2,0 mol x (-848 kj) = - 565 kj

- 15 - Satz von Hess Grundlage vieler kalorimetrischer Berechnungen ist das Gesetz der konstanten Wärmesummen Die Reaktionsenthalpie H einer Reaktion ist konstant, unabhängig davon, ob sie in einem Schritt oder über Zwischenstufen abläuft Beispiel: C (Graphit) + O 2 (g) CO 2 (g) H= -393,5 kj/mol Der Prozess kann auch in zwei Schritten ablaufen 1) C (Graphit) + ½ O 2 (g) CO (g) H= -110,5 kj/mol 2) CO (g) + ½ O 2 (g) CO 2 (g) H= -283,0 kj/mol C (Graphit) + O 2 (g) CO 2 (g) H= -393,5 kj/mol Die Enthalpien der beiden Teilschritte addieren sich zur Reaktionsenthalpie der Gesamtreaktion H ist eine Zustandsgröße

- 16 - eine Zustandsgröße ist eine Eigenschaft des Zustands einer Substanz, die nicht davon abhängt, wie ( auf welchem Weg) dieser Zustand erreicht wird. Durch die Möglichkeit, Reaktionsenthalpien additiv zu behandeln, können die Werte für bestimmte Reaktionen aus den Werten anderer Reaktionen berechnet werden Beispiel: CH 4 Direkte Synthese aus Graphit und H 2 ist nicht möglich C(Graphit) + 2H 2 (g) CH 4 (g) Berechnung von H für diesen Vorgang ( auf der Basis des Satzes von Hess) C(Graphit) + 2O 2 (g) CO 2 (g) H= -393,5 kj/mol 2H 2 (g) + O 2 (g) 2H 2 O (l) H= -571,8 kj/mol CO 2 (g) + 2H 2 O (l) CH 4 (g) H=+880,4 kj/mol C(Graphit) + 2H 2 (g) CH 4 (g) H= -84,9 kj/mol

- 17 - Standard-Reaktionsenthalpien H 0 Da Reaktionsenthalpien von - Temperatur - Druck und - Aggregatzustand abhängen, werden sie in Tabellen auf Standardwerte bezogen ( Normierung ) Def. : Standardzustand einer Substanz entspricht der reinen Substanz bei 101,3 kpa Beispiele: Standardzustand von flüssigem Wasser bei einer bestimmten T. ist reines Wasser bei dieser Temperatur und 101,3 kpa ebenso Standardzustand von Wasserdampf bei einer bestimmten T. ist reiner Wasserdampf bei dieser Temperatur und 101,3 kpa und Standardzustand von Eis bei einer bestimmten T. ist reines Eis bei dieser Temperaur und 101,3 kpa

- 18 - Standard-Reaktionsenthalpie ( H 0 ) = Enthalpie einer Reaktion, bei der sich die Edukte und Produkte in ihren Standardzuständen befinden ( H 0 ) lässt sich für beliebige Temperaturen angeben, meistens: T = 298,15 K für die Bildung von Wasser gilt: H 2 (g) + ½ O 2 (g) H 2 O (l) H 0 = -286 kj/mol H 0 = Standard-Reaktionsenthalpiee für die Reaktion von reinem H 2 mit reinem O 2 unter Bildung von reinem flüssigem H 2 O bei p=101,3 kpa liegt das Reaktionsprodukt als reiner Wasserdampf vor, gilt: H 2 (g) + ½ O 2 (g) H 2 O (g) H 0 = -242 kj/mol

- 19 - Berechnung von Standard-Reaktionsenthalpien Ein bequemer Weg zur Berechnung von Standard- Reaktionsenthalpien ( H 0 ) geht von tabellarischen Werten für die Standard-Bildungsenthalpie aus H 0 f (f=formation) H 0 f ist die Enthalpie der Bildungsreaktion von 1 mol einer Substanz aus den Elementen in ihrer stabilsten Form unter Standardbedingungen Def. H 0 f (Elemente)=0 Standardbedingungen: p=101,3 kpa=1.013 bar T=25 C=298,15 K Stabilste Form der Elemente: z.b. Kohlenstoff Graphit >Diamant H=+1,9 kj : Graphit ist stabiler als Diamant Beispiel: C(Graphit) + O 2 (g) CO 2 (g) H=-393,5 kj/mol P=101,3 kpa; T=298,15 K, C als Graphit

- 20 - H = H 0 f (CO 2 ) Für die Berechnung der Standard-Reaktionsenthalpie H 0 gilt allgemein: H 0 = Σ H 0 (Produkte) - Σ H 0 (Edukte) Beispiel: gesucht : H 0 für folgende Reaktion: Fe 2 O 3 (s) + 3CO (g) 2 Fe (s) + 3 CO 2 (g) H 0 =? H 0 = [3x H 0 f (CO 2 (g)) + 2x H 0 f (Fe (s)] [ H 0 f (Fe 2 O 3 (s)) + 3x H 0 f (CO (g))] = [3x 393,5 +0] [ -822,2 3x 110,5] kj/mol =[-1180,5] [-1153,7]kJ/mol = -26,8 kj/mol => H 0 = -26,8 kj/mol

- 21 -

- 22 -

- 23 -

- 24 - Verbrennungsreaktionen ( combustion = Verbrennung ) Die Reaktionsenthalpien von Verbrennungsreaktionen sind wichtige Größen zur Beurteilung des Nutzwerts von Brennstoffen. Standard-Verbrennungsenthalpie ( H 0 c) H 0 c ist die Enthalpie der vollständigen Verbrennung von 1 mol einer Substanz unter Standard-Bedingungen Verbrennungsreaktion = Reaktion eines Brennstoffs mit O 2 z. B. CH 4 (g) + 2O 2 (g) CO 2 (g) + 2 H 2 O ( l) H 0 c = -890 kj/mol

- 25 - Beispiel: Benzin ist ein Gemisch von Kohlenwasserstoffen, es entspricht thermochemisch aber ungefähr dem KW Octan ( C 8 H 18 ) Frage: Wieviel Wärme wird frei, wenn 1 l Benzin (ρ=0,8kg/l) unter Standardbedingungen verbrannt wird? Gegeben: ρ=m/v V =1l M (Octan) =(8x12 + 18x1) g/mol=114 g/mol Gesucht: Stoffmenge n = m/m = 800g/114g/mol= 7,02 mol Octan H 0 c = -5471 kj/mol ( Tabellenwert) Wärmemenge = -5471kJ/mol x 7,02 mol =-38393kJ =-38,4MJ bei der Verbrennung von 1 l Benzin unter Standardbedingungen wird die Wärmemenge von 38 MJ frei

- 26 - Standard-Verbrennungsenthalpien ( H 0 c ) Substanz Formel H 0 c kj/mol Kohlenstoff C (s), Graphit -394 Kohlenmonoxid CO (g) -283 Wasserstoff H 2 (g) -286 Methan CH 4 (g) -890 Ethanol C 2 H 5 OH (l) -1365 Propan C 3 H 8 (g) -2220 Octan C8H18 (l) -5471 Acetylen C 2 H 2 (g) -1300 Rohrzucker C 12 H 22 O 11 (s) -5645 Glucose C 6 H 12 O 6 (s) -2808

- 27 - Bindungsenergien Energie, die zum Aufbrechen der Bindung eines zweiatomigen Moleküls aufgebracht werden muss. ( Dissoziationsenergie, Dissoziationsenthalpie ) H 2 (g): H-H (g) 2 H (g) H=+435 kj/mol Cl 2 (g): Cl-Cl (g) 2 Cl H=+243 kj/mol HCl (g): H-Cl (g) H (g) + Cl(g) H=+431 kj/mol Aufbrechen der Bindungen erfordert Energie! Dissoziationsenergie im Wasserstoff Molekül am größten => im H 2 -Molekül liegt die stärkste Bindung vor Werden zwei Atome zu einem Molekül zusammengefügt, so wird der entsprechende Energiebetrag freigesetzt. => H (g) + H(g) H-H (g) H=-435 kj/mol

- 28 - Aus Dissoziationsenergien können Reaktionsenthalpien berechnet werden Bsp: H 2 (g) + Cl 2 (g) 2 HCl (g) Gesucht: H Lösung: H-H (g) 2H (g) H=435 kj/mol Cl-Cl (g) 2 Cl (g) H=243 kj/mol 2 H (g)+ 2Cl(g) 2 HCl (g) H=2x(-431) kj/mol =-862 kj/mol H-H + Cl-Cl + 2H + 2Cl 2H + 2Cl + 2HCl H= (435 + 243 +2x(-431)) kj/mol = -184 kj/mol

- 29 - Aufbrechen der Bindungen mehratomiger Moleküle Bsp: H 2 O: O-H H Zur vollständigen Dissoziation eines Wasser-Moleküls müssen zwei O-H-Bindungen aufgebrochen werden H-O-H (g) 2H (g) +O (g) H=926 kj/mol H-Betrag bezieht sich auf die Trennung von zwei Mol O-H-Bindungen! 926/2 kj/mol = 463 kj/mol = mittlere Bindungsenergie = Tabellenwert Mittlere Bindungsenergie erlaubt Aussage über die Stabilität einer Bindung ( z. B. Einfach-<Doppel- <Dreifach-Bindung )

- 30 -

- 31 - Enthalpieänderungen bei physikalischen Vorgängen Verdampfungsenthalpie H verd. H verd = H Gas H Flüssigkeit Schmelzenthalpie H schm. H schm. = H Flüssigkeit H Festkörper Sublimationsenthalpie H verd = H Gas H Festkörpert H verd (H 2 O) = 44 kj/mol ( p=101,3 kpa, T= 298,15K ) = molare Verdampfungsenthalpie H schm. (H 2 O) = 6 kj/mol ( p=101,3 kpa, T= 273,15K ) = molare Schmelzenthalpie molare Verdampfungsenthalpie ist die Enthalpie, die einem Mol einer Flüssigkeit zugeführt werden muss, um sie zu verdampfen

- 32 - Beispiel: Enthalpien zusammengesetzter Prozesse Metall. Natrium hat bei 25 C eine Schmelzenthalpie H schm = 2,5 kj/mol und H verd = 98 kj/mol Wie groß ist bei dieser Temperatur die Sublimationsenthalpie? Sublimation : Na (s) Na (g) (Enthalpie ist unabhängig vom Weg!) daher in Teilschritten: Schmelzen: Na(s) Na (l) H schm Verdampfung Na (l) Na (g) H verd => H subl. = H schm. + H verd. = (2,5 + 98 )kjmol -1 = 100,5 kjmol -1

- 33 - Beispiel 2: Gesucht H Kristll. Gegeben: H subl. = 57,3 kj mol -1 H verd. = 41,8 kj mol -1 Lösung: H subl. = H schm. + H verd. => H Schm. = H subl. - H verd. => H Schm = 57,3 kj/mol 41,8 kj/mol => H Schm = 15,5 kj/mol H Schm. = - H krist. H krist. = -15,5 kj/mol

- 34 - Troutonsche Regel Einen Näherungswert für H verd. kann man mit der Troutonschen Regel erhalten ( empirischer Wert) H verd /T s = 85 Jmol-1K-1 mit : T s = Siedetemperatur H verd = Verdampfungsenthalpie ( gilt für alle Flüssigkeiten ohne Wasserstoffbrückenbindungen ) Die kritische Temperatur einer Substanz ist diejenige Temperatur, oberhalb der eine flüssige Phase nicht existieren kann. T K (H 2 O) = 374 C