Verlusterfahrungen und Trauer der Pflegenden im Kontext von Palliativer Geriatrie

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Transkript:

Verlusterfahrungen und Trauer der Pflegenden im Kontext von Palliativer Geriatrie Fachtagung Palliative Geriatrie Christine Boß-Engelbrecht Berlin, 12.Oktober 2012 7. Fachtagung Palliative Geriatrie Berlin Fragestellungen: 1. Ausgangslage 2. Gibt es Unterschiede zur Trauer der An- und Zugehörigen? 3. Wie äußert sich Trauer der Pflegenden? 4. Welche Verluste erleben Pflegende? 5. Gibt es ein zuviel an Trauer? 6. Welche Faktoren beeinflussen (erschweren/erleichtern) die Trauer der Pflegenden? 7. Mögliche individuelle Umgangsstrategien nach dem Trauermodell von W. Worden: Vier Traueraufgaben 8. Trauerkultur für Pflegende Aufgabe von Führungskräften? - Leitfragen 9. Fazit 10. Ausblick 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 2

Ausgangslage : Trauer irritiert Trauer und Angebote der Trauerbegleitung sind wesentlicher Bestandteil von Hospizarbeit und Palliative Care. [...] Trauerprozesse Irritationen und Verunsicherung bis hin zur Abwehr auslösen,denn die intensive Beschäftigung mit Sterblichkeit und Sterbeprozessen,wie sie im palliativen Bereich notwenig ist,führt nicht automatisch auch zu einer intensiven Beschäftigung mit und Akzeptanz von Trauerprozessen. (Paul&Müller 2011:411) Nicht die Trauer, sondern emotionale Belastung, Betroffenheit, Stress, Burn-out und helfende Strategien stehen im Fokus der wissenschaftlichen Forschung. 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 3 2. Unterschiede zur Trauer der Angehörigen. Trauerreaktionen der Pflegenden, ausgelöst durch den Tod einer Patientin bzw. eines Patienten, sind in ihrem Schmerz, ihrer Bedeutung, Intensität und Länge nicht gleichzusetzen mit den Trauerreaktionen naher An- und Zugehöriger. (Lindner/Wenzel/ Pleschberger 2010;Müller 2007;Weiher 2010) 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 4

eine Palliativfachkraft: [...] aber ihre unendliche Traurigkeit zu sehen,was alles nicht mehr geht,das habe ich auch in mir. Diese vielen,doch zum Teil entstellten Körper durch die Erkrankung und Behandlung,das habe ich auch in mir,und die Trauer von den Angehörigen und die Verzweiflung habe ich auch in mir. 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 5 3.Trauerreaktionen der Pflegenden: Pflegende, die sich auf ihre Verlusterlebnisse einlassen, erleben vielfältige Trauerreaktionen, die denen Angehöriger, die einen geliebten Menschen verloren haben, ähneln (Papadatou 2000;Lerea&LiMauro1982). Die Reaktionen sind nicht so stark, intensiv und überwältigend, außerdem bedeutend kürzer: Bedürfnis zu weinen (Saunders &Valente1994) Denken an bzw. sprechen über die bzw. den Verstorbene/n und die Familie und Gefühle der Hilflosigkeit (Lerea&LiMauro1982) Erschöpfung (Lerea & LiMauro 1982) Kummer, Ärger, Schuld und Verzweiflung, Rückzug, Desinteresse an sozialen Aktivitäten (Papadatou 2000) Dauer: Einige Stunden bis Tage, wurde in die Beziehung zu einem bestimmten Menschen sehr investiert bis zu einem Monat (Lerea &LiMauro 1982). 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 6

4. Welche Verluste erfahren Pflegende? (Papadatou 2000) Verlusterfahrung durch.. eine enge Beziehung zu einem Menschen, den man intensiv betreut und begleitet hat,.. die Identifikation mit den Schmerz der Familie,.. unerfüllte Ziele und Erwartungen des eigenen Selbstbildes und der eigenen Rolle... Zusammenhänge mit dem eigenen Überzeugungen und Annnahmen über das Leben,.. zurückliegende unbewältigte Verluste oder befürchtete Verluste in der Zukunft,.. die bewusste oder unbewusste Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit. 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 7 5.Beeinflussende Faktoren in der Trauer der Pflegenden: Aberkannte Trauer (Marino 1998;Wakefield 2000,Papadatou 2000) Emotionales Spannungsfeld (Saunders&Valente 1994) Art der Trauerkultur (Brosche 2007;Shimoinaba 2009) Alter und familiäre Situation (Stephan 2009;Saunders&Valente 1994) Die Intensität der Beziehung (Weiher 2010;Müller 2010; Pfeffer2005b) Dauer der Begleitung (Pfeffer2000;Lindner/Pleschberger/Wenzel 2010;Herbold-Ohmes2007;Jäckel2010) Gute Begleitung/gutes Sterben (Saunders&Valente1994) Umstände des Todes: sudden deaths (Komaromy 2004) nicht abgeschlossene Tode (Komaromy 2004) Gleichzeitig auftretende Belastungen (Lindner/Pleschberger/Wenzel2010; Halfpap 2009) Sterben und Tod eines Teammitglieds (Rechenberg- Winter/Fischinger2008) Biografie (Lindner/Pleschberger/Wenzel2010;Halfpap 2009) 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 8

6.Gibt es ein zuviel an Trauer? Konsequenz von nicht-trauern: "grief overload bei Mehrfachverlusten und angesammelter Trauer Akkumulation der Trauer ("cumulative grief ) (Marino1998;Vachon 2000) Verlagerung der Trauer auf andere Verlusterfahrungen im Leben zusätzlich mit anderen Stressoren: Burnout-Syndrom (Marino1998) Depression (Vachon 2001) 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 9 6a) Warum brauchen Professionelle die Trauer?..als eine normale gesunde Reaktion auch auf Verlust im beruflichen Bereich..um das persönliche Lebensgleichgewicht zu erhalten.»positive Auswirkung auf die persönlichen und beruflichen Beziehungen, das persönliche Wachstum und die persönliche Entwicklungen, die psychische und physische Gesundheit und auf die Güte der Arbeit der Professionellen«. (Saunders&Valente 1994; Brosche 2003; Brunelli 2005; Papadatou 2000;2009;Sinclair 2011) 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 10

7. Mögliche Umgangsstrategien: Die vier Traueraufgaben nach William J. Worden (2011): Die Anpassung an Verlust 1. Den Verlust als Realität akzeptieren. 2. Den Schmerz verarbeiten. 3. Sich an eine Welt ohne die verstorbene Person anpassen. 4. Eine dauerhafte Verbindung zu der verstorbenen Person inmitten des Aufbruchs in ein neues Leben finden. 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 11 Traueraufgaben für die Pflegenden: 1. Aufgabe: Verluste als Realität akzeptieren Grundlegende Anerkennung der Trauer durch Verluste in beruflichen Kontexten Anerkennung, dass jeder Mensch seinen eigenen Tod stirbt und nicht den des Helfers oder Helferin der wiederholten Endlichkeitserfahrung (Weiher 2010), der eigenen Lebensgeschichte, so wie sie ist. 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 12

Individuelle und gemeinsame Gestaltung des Abschieds 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 13 2. Aufgabe : Den Schmerz verarbeiten Trauerreaktionen erlauben individuelle Anpassung an Verluste Reflektion der Beziehung was ist der Auslöser für die erlebte Trauer? Gibt es biografische Berührungspunkte? Ziel: Unterschiede zwischen der eigenen Trauer und der Trauer der An- und Zugehörigen erkennen lernen Kollegenkreis / Multidisziplinäres Team (persönliche /dienstliche Gespräche, Supervision) Team als bedeutendster hilfreichster Schutzfaktor für Pflegende in der Hospiz- und Palliativarbeit (Müller et.al.2010) 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 14

3. Aufgabe: Verlusterfahrungen einen neuen Platz geben, sie in das Leben integrieren und sich des eigenen Lebens freuen (in Anlehnung an Monika Müller 2007) 1.Der neue Platz - Erfahrungen in das eigene Leben integrieren - Profit für persönliches Wachstum - Authentischer leben lernen (Heller 2000) 2. Das Leben allgemein - ein Leben außerhalb des Todes führen - Gleichgewicht zwischen beruflichen Verlusten und persönlicher Lebenswelt (Kraftquellen!) (Papadatou 2000) 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 15 4. Aufgabe: Verlusten eine Bedeutung geben Dem Tod einer Patientin bzw. eines Patienten eine Bedeutung geben, hilft Pflegenden das Erlebte zu ordnen und abzuschließen (Halfpap 2009). [...]es ermöglicht die vielfältigen Verluste in den Berufsalltag zu integrieren als etwas das natürlich dazu gehört. Es ermöglicht Pflegende weiterhin in professionelle Beziehungen zu investieren (Papadatou 2000). Dabei handelt es sich nicht nur um einen einsamen individuellen Akt.Diese Aufgabe beinhaltet den sozialen Aspekt des Bedürfnisses innerhalb eines Hospiz-und Palliativteams zum Tod eines betreuten Menschen einen gemeinsamen Sinn durch Erzählungen,Austausch von Erfahrungen und erlebten Geschichten zu entwickeln (Papadatou 2009). 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 16

8. Trauerkultur für Pflegende - Aufgabe von Führungskräften?! LEITEN in Hospizarbeit und Palliative Care, Höfler (2010) - Interviews mit Führungskräften aus Hospiz- und Palliativeinrichtungen: Bestimmte Prinzipien von Palliative Care wurden nicht erwähnt, wie zum Beispiel die emotionale Befindlichkeit der Betroffenen und auch der Helfenden (Bsp. Trauer). Die Verantwortlichkeit für Trauerbewältigung des Hilfssystems wurde von den Leitungspersonen nicht angesprochen. (Höfler 2010:205) Die Schaffung eines Rahmens für einen angemessenen Umgang mit Trauer und einer Abschiedskultur ist Aufgabe der Führungskräfte. 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 17 - Leitfragen zur Trauerkultur für Führungskräfte (Heimerl/Kojer 2007) - Fühlen wir uns als Organisation verantwortlich für die Begleitung der Trauer? Welchen Stellenwert hat die Begleitung der Trauer für unsere Leitung? Welchen Stellenwert hat die Begleitung der Trauer in unserem Alltag? Wie sieht die Begleitung von Patienten und Patientinnen und Angehörigen während des Sterbeprozesses und nach dem Tod aus? Wie werden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in ihrer Auseinandersetzung mit Leiden, Tod und Trauer unterstützt und begleitet? 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 18

Weitere Leitfragen.. Wie werden Angehörige der Kranken in ihrer lebensbegleitenden Trauer unterstützt und begleitet? Wie schlägt sich das Thema Trauer in Standards der Einrichtungen und Dienste nieder? Kümmert sich die Leitung um die Finanzierung von Lebens- und Trauerbegleitung? Wie schlägt sich das im Personalstand, in Dienstplänen und Zeitbudgets nieder? (Heimerl/Kojer 2007:313/314) 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 19 Fazit: Trauer von Pflegenden wird in hospizlichen und palliativen Kontexten weder von den Betroffenen selbst, noch von den Kolleginnen und Kollegen und erst recht nicht von den Führungskräften als normale, gesunde Reaktion erkannt und anerkannt. Die vielfältigen Faktoren, die die Intensität der Trauerreaktionen beeinflussen, bestätigen wie vielschichtig Begegnungen in hospizlichen und palliativen Situationen in der Pflege und Begleitung sterbender und trauernder Menschen sein können. Das Trauermodell von Worden bietet hilfreiche Strategien für Trauerprozesse im beruflichen Kontext - sich an Verluste anzupassen und in das Leben zu integrieren. Führungskräfte in Hospiz und Palliativstation sind verantwortlich für die Entwicklung einer Trauerkultur für Pflegende. und 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 20

Ausblick: Einen Rahmen für die Trauer der Pflegenden schaffen! Für die Trauer Raum und Zeit zu schaffen heißt, weg zu kommen von der Beliebigkeit der Trauerunterstützung für Pflegende. Dies bedeutet konkret: Es braucht neben akzeptierten individuellen, auch organisierte Räume und Zeiten in denen Pflegende ihre Verlusterfahrungen aussprechen dürfen. Dies erfordert, wie in den obigen Leitfragen formuliert, einen Niederschlag in Dienstplänen, Personalstand, Fortbildungen über Trauer, Rüstzeiten für die Pflegenden sowie angemessene Zeitbudgets um z.b. auf eine Beerdigung gehen zu können. 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 21 Ausblick: 18.10.2012 Fachtagung Pall.Geriatrie Berlin 22