20. Heißes Eisen, Heidelberg, Stealsyndrom. VOLKER MICKLEY Fachbereich Gefäßchirurgie am Klinikum Mittelbaden Standort KKH Rastatt

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Transkript:

20. Heißes Eisen, Heidelberg, 27. 29.06.2013 Stealsyndrom VOLKER MICKLEY Fachbereich Gefäßchirurgie am Klinikum Mittelbaden Standort KKH Rastatt

klinische Stadieneinteilung* Stad. 0: Stad. I: Stad. II: Stad. III: Stad. IV: physiologischer Steal kühle Hand, keine Schmerzen Schmerzen während Dialyse oder bei Belastung Schmerzen in Ruhe Ulcus / Nekrose * Tordoir et al, Eur J Vasc Endovasc Surg, 2004

klinische Stadieneinteilung* Stad. 0: Stad. I: Stad. II: Stad. III: Stad. IV: physiologischer Steal kühle Hand, keine Schmerzen Schmerzen während Dialyse oder bei Belastung Schmerzen in Ruhe Ulcus / Nekrose * Tordoir et al, Eur J Vasc Endovasc Surg, 2004

Inzidenz des Stealphänomens asymptomatische Stromumkehr in der distalen Arterie radio-cephale Fisteln 70% 80% (Kwum et al., 1979; Duncan et al., 1986) Prothesenshunts ~ 90% (Kwum et al., 1979) mittleres retrogrades av Flussvolumen radio-cephale Fisteln 25% 36% (Anderson et al., 1977; Siwanesan et al., 1998)

Pathophysiologie des Stealsyndroms* Der Steal wird symptomatisch, wenn der retrograde Fluss in der distalen Arterie und / oder der Kollateralfluss Dies kann geschehen, wenn der distale arterielle Widerstand und / oder die proximale Arterie stenosiert ist. * Wixon et al., J Am Coll Surg, 2000

Pathophysiologie des Stealsyndroms Abhängig von der Höhe des peripheren Widerstandes kann ein Stealsyndrom bei jedem Shuntfluss auftreten. 1/3 der Steal- Patienten haben Shuntflüsse < 250 ml/min* * Meyer et al., Zentralbl Chir, 2002

Risikopatienten Diabetiker (Schanzer et al., 1992; Berman et al., 1997; Morsy et al., 1998; Konner et al., 2002) KHK, pavk (Berman et al., 1997; Morsy et al., 1998) Frauen (Schanzer et al., 1992) vorangegangene Shunteingriffe Ellbeugenfisteln, Prothesenshunts (Zibari et al., 1988, Zanow 2001, Konner et al., 2002) Oberschenkelshunts (Korzetz et al., 1998; Gradman et al., 2001; Hazinedaroglu et al., 2004)

Therapieoptionen Korrektur technischer Fehler Korrektur zentraler arterieller Stenosen Flussreduktion (Banding, RUDI, MILLER) distale Radialarterien- Ligatur (DRAL) distale Revaskularisation Intervall-Ligatur (DRIL) Proximalisierung der av Anastomose (PAVA) Ligatur des av Zugangs

Therapieoptionen Korrektur technischer Fehler Korrektur zentraler arterieller Stenosen Flussreduktion (Banding, RUDI, MILLER) distale Radialarterien- Ligatur (DRAL) distale Revaskularisation Intervall-Ligatur (DRIL) Proximalisierung der av Anastomose (PAVA) Ligatur des av Zugangs

Therapieoptionen Korrektur technischer Fehler Korrektur zentraler arterieller Stenosen Flussreduktion (Banding, RUDI, MILLER) distale Radialarterien- Ligatur (DRAL) distale Revaskularisation Intervall-Ligatur (DRIL) Proximalisierung der av Anastomose (PAVA) Ligatur des av Zugangs

das Problem beim Banding Stealsymptome können bei jedem Shuntfluss auftreten. suffiziente Flussreduktion heißt > 80% Stenose gefährdet den Zugang verschlechtert evtl. die Dialysequalität ist daher nur bei (zu) hohem Shuntfluss indiziert erfordert prä- und intraoperative Flussmessungen

Ergebnisse aus der Literatur Autor # Symptomfrei Zugang offen Banding Odland et al., 1991 16 100% 40% DeCaprio et al., 1997 11 91% 10% Morsy et al., 1998 6 100% 33%

Ergebnisse aus der Literatur Autor # Symptomfrei Zugang offen Banding Odland et al., 1991 16 100% 40% DeCaprio et al., 1997 11 91% 10% Morsy et al., 1998 6 100% 33% Aschwanden et al., 2003* 3 100% 100% * präoperativer Fistelfluss 1400 2800 ml/min postoperativer Fistelfluss 440 940 ml/min

Therapieoptionen Korrektur technischer Fehler Korrektur zentraler arterieller Stenosen Flussreduktion (Banding, RUDI, MILLER) distale Radialarterien- Ligatur (DRAL) distale Revaskularisation Intervall-Ligatur (DRIL)* Proximalisierung der av Anastomose (PAVA) Ligatur des av Zugangs * Schanzer et al, J Vasc Surg, 1988

Therapieoptionen 2 Bilder pro Sekunde Korrektur technischer Fehler Korrektur zentraler arterieller Stenosen Flussreduktion (Banding, RUDI, MILLER) distale Radialarterien- Ligatur (DRAL) distale Revaskularisation Intervall-Ligatur (DRIL) Proximalisierung der av Anastomose (PAVA) Ligatur des av Zugangs

das Problem beim DRIL Stealsymptome können bei jedem Shuntfluss auftreten DRIL Ligatur einer offenen Arterie Venenbypass reduziert den Shuntfluss Was tun beim low flowassoziierten Steal?

die Lösung Korrektur technischer Fehler Korrektur zentraler arterieller Stenosen Flussreduktion (Banding, RUDI, MILLER) distale Radialarterien- Ligatur (DRAL) distale Revaskularisation Intervall-Ligatur (DRIL) Proximalisierung der av Anastomose (PAVA) Ligatur des av Zugangs

die Lösung Die Proximalisierung der av Anastomosis (PAVA) mit Protheseninterposition erhöht den Shuntfluss; rekrutiert stärkere Kollateralen; optimiert die periphere Durchblutung.

die Lösung Die Proximalisierung der av Anastomosis (PAVA) mit Protheseninterposition erhöht den Shuntfluss; rekrutiert stärkere Kollateralen; optimiert die periphere Durchblutung.

Kasuistik (PAVA)

Kasuistik (PAVA) PAVA ähnlich effektiv wie DRIL empfohlen beim low flow-assoziierten Steal empfohlen bei Patienten mit Prothesenshunts empfohlen bei Patienten ohne adäquate Bypassvene

Autor # Symptomfrei Zugang offen Banding Odland et al., 1991 16 100% 40% DeCaprio et al., 1997 11 91% 10% Morsy et al., 1998 6 100% 33% Ergebnisse aus der Literatur Aschwanden et al., 2003* 3 100% 100% Zanow et al., 2006* 78 86% 91% / 58% Tellioglu et al., 2008* 30 100% 100% / 80% DRIL Schanzer et al., 1992 14 93% 82% Haimov et al., 1996 23 96% 73% Katz et al., 1996 6 83% 100% Berman et al., 1997 21 100% 94% Lazarides et al., 1998 7 94% --- Stierli et al., 1998 6 100% 100% Knox et al., 2002 52 90% 83% Korzetz et al., 2003 9 89% 100% PAVA Zanow et al., 2006 30 84% 87% Thermann et al., 2009 23 91% 85% * nur high flow-zugänge, intraoperative Flussmessung

Schlussfolgerungen bei Steal-Syndrom III und IV Flussmessung (FKDS) differenzierte Therapie sehr hoher Fluss Banding (hoch-) normaler Fluss DRIL (zu) niedriger Fluss PAVA