Im Achtung Sturz! Multimorbidität und Sturzprävention CURAVIVA Impulstage Kongresshaus Zürich 9. Juni 2015 Ursula Wiesli, Pflegewissenschaftlerin, Forch 1
Sturzprävention in Alters- und Pflegeinstitutionen www. Sturzprävention.bfu.ch; www.curaviva.ch >Themendossier >Sturz; Wiesli, Decurtins, Zuniga, 2013 Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 2
Was sind die Auswirkungen eines Sturzes Ein Sturz ist ein einschneidendes Ereignis, das die Mobilität und damit die Unabhängigkeit der Betroffenen einschränkt und nicht nur Heimeintritte begünstigt, sondern auch im Heim zu einer erhöhten Pflegebedürftigkeit führt. Stürze stellen für alle am Prozess beteiligten Personen Bewohner/innen, Angehörige und Gesundheitspersonal eine ausserordentliche Belastung dar. Es ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal einer Institution, zum Wohle der Bewohner/innen mit geeigneten Massnahmen Stürze und ihre Folgen, wie z.b. eine erhöhte Abhängigkeit, dauerhafte Behinderung oder Sturzangst, zu minimieren. (Frank, Schwendimann, 2008) Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 3
Erkrankungen in Alters- und Pflegeheimen Chronische Krankheiten Herz-/Kreislauferkrankungen, Infektionen Diabetes/Übergewicht, Krebserkrankungen Physische Einschränkungen Frailty, Muskuloskelletale Probleme Psychische Gesundheitsprobleme Demenz mit/ohne Verhaltensstörungen Sucht Medikamente und/oder Alkohol Depression mit und ohne Abklärung oder Therapie oder austherapiert Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 4
Sturzprävention ist nicht die einzige Herausforderungen der Pflegeheime Schnellerer Wechsel der BewohnerInnen Schnellere Eintritte Zunahme der Todesfälle Wunsch nach assistiertem Suizid Kosten Personalmangel Pflegenotstand Image der Heime Professionelle Pflege, z.b. Thementräger Ärztemangel! Geriater, Hausärzte, Psychiater... Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 5
Sturzerfassung ist ein allgemeiner Qualitätsindikator und Teil der Pflegeentwicklung " Allgemeine Grundlagen zur Sturzprävention in Pflegeheimen " Sturzrisiko-Assessment und den Pflegeprozess " Dokumentation und Analyse von Stürzen " Präventive Massnahmen " Schulung und Training der Mitarbeitenden! Resultat Sturzpräventionskonzept nach dem Bedarf des Betriebs Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 6
Sturzprävention und Pflegeprozess Pflegeplanung Sturzprotokolle Spezifische Fragen zum Sturzrisiko individuell multifaktoriell interprofessionell Pflegediagnosen wie: Sturzgefahr Gangunsicherheit Akute/chronische Verwirrtheit Beeinträchtigte Körperliche Mobilität Schlafstörung/-mangel Drangurininkontinenz... Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 7
Warum Qualitätsindikator der Pflege oder wann gibt es vermehrt Sturzereignisse? Psychogeriatrische Bewohnern Bewohner mit Gangstörungen und/oder spez. Krankheitsbildern, Parkinson, MS Erhöhte Anforderungen ans Pflegepersonal, z.b. sehr hoher Bedarf der Bewohner, Unterbesetzung durch Personalausfälle! Wichtig: die Sturzzahlen müssen regelmässig überprüft werden Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 8
Allgemeine Grundlagen zur Sturzprävention in Pflegeheimen " Konzept Minimierung der Sturzrisikofaktoren " Massnahmen der Sturzprävention sind im Leitbild erwähnt, viele Themen sind übergreifend relevant, z.b. Autonomie, Ressourcenorientierung, Partizipation... " Fachperson ist übergreifend verantwortlich " Kontrolliert die Termineinhaltung für die Konzeptüberprüfung, Sturzstatistik, Anpassung von pflegerischen, technischen, baulichen Massnahmen " Eine Fachperson aus dem Pflegedienst ist für die Sturzanalyse und deren Interpretation, diverse Schulungen, der Besprechung von Sturzpräventiven Massnahmen etc. verantwortlich " Förderung der Alltagbewegung, Trainings- und Bewegungsangebote " Den Bedürfnissen der Bewohner angepasste Bewegungsangebote, z.b. eher psychische oder eher physische Problem " Bewegung ist in den Alltag integriert Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 9
Sturzrisiko-Assessment und Pflegeprozess " Interprofessionelle Einschätzung des Sturzrisikos, anhand gezielter Fragen (S. 26) # Schwierigkeiten in der Balance... # Kognitive Beeinträchtigung, desorientiert, unruhig... # Sturzvorgeschichte # Sehstörungen #... " Ziele und Massnahmen festlegen " Freiheits-/Bewegungseinschränkende Massnahmen werden nur reflektiert angewendet Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 10
Dokumentation und Analyse von Stürzen " Sturzprotokoll für die individuelle und institutionelle Auswertung, wichtig Definition:! Ein Sturz ist jedes Ereignis, in dessen Folge eine Person unbeabsichtigt auf den Boden oder eine tiefere Ebene zu liegen kommt (DNQP, 2009) " Multiprofessionelle Fachgespräche in Komplexen Situationen " Auswertung auf Ebene der BewohnerInnen und der Institution Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 11
Sturzerfassung und Analyse mit Excell Kkkk Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 12
Daten sollten möglichst automatisch erstellt werden können: Stürze je Zimmer 16 14 12 10 8 6 4 2 0 105 107 108 109 111 112 201 202 203 205 208 209 211 213 301 303 305 307 309 313 315 316 402 404 405 406 407 408 409 410 411 415 416 502 505 507 508 511 514 601 602 603 605 610 611 612 613 WG1 Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 13
Verlauf der Stürze über die Jahre Jahr Anzahl Stürze Stürze/Bett und Jahr 2013 293 2.80 2012 247 2.39 2011 171 1.64 2010 128 1.23 2009 171 1.63 2008 128 1.23 2007 155 1.49 2006 124 1.19 Literatur (Cameron et al., 2010): Pflegeheim: 1.5 Stürze pro Bett und Jahr Psychogeriatrie: 6.2 Stürze pro Bett und Jahr Rehabilitation: 3.4 Stürze pro Bett und Jahr Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 14
MASSNAHMEN Präventive Massnahmen vor dem Sturz Anzahl Information und Aufklärung 162 Hilfsmittel zur Fortbewegung angepasst 72 Klingelmatte 46 Bett einseitig an die Wand gestellt 46 Regelmässig begleiteter Toilettengang 37 Umgebung angepasst 34 Gehtraining, Mobilitätstraining 30 Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 15
MASSNAHMEN Massnahmen vor und nach einem Sturz VOR/NACH dem Sturz Information und Aufklärung Hilfsmittel zur Fortbewegung angepasst Klingelmatte Bett einseitig an die Wand gestellt Regelmässig begleiteter Toilettengang Umgebung angepasst Gehtraining, Mobilitätstraining Zusätzliche Massnahmen Mehr Alarmmatten Noppensocken, passendes Schuhwerk Zum Trinken animieren HWI frühzeitig erkennen, auch bei einer Demenz Begleiten Gezielt Bettgitter anbringen Hüftprotektoren - Demokoffer Boden in der Nasszelle speziell behandeln Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 16
Fazit " Die Sturzprävention ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal einer Alters- und Pflegeinstitution " Sturzereignisse sind einschneidend " Die Sturzprävention beinhaltet viele Themen, die für ein Heim übergreifend relevant sind: Bauliche Massnahmen, Ernährung, Interprofessionelle Zusammenarbeit... " Das Analyseinstrument unterstützt die Überprüfung der Sturzprävention im Betrieb " Eine regelmässige Überprüfung ist notwendig " Vergleich der eigenen Praxis mit evidenzbasierter Praxis " Massnahmen zur Verbesserung der Sturzprävention können/sollen den betrieblichen Bedürfnissen angepasst werden " Betriebe sind unterschiedlich: Grösse, Gestaltung, Ort, Bewohner... Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 17
Was wäre noch nötig? Möglich? Sinnvoll? Fragen, Bemerkungen, Diskussion Sturzprävention und Multimorbidität, 9. Juni 2015, Zürich, Ursula Wiesli, MSN 18