Unternehmen in der Beschleunigungsfalle Wie Führungskräfte und Mitarbeiter mit Identifikationsverlust, Belastungen und Leistungsgrenzen umgehen können Barnim e.v. Bernau, 20. November 2013 Stefan von Andrian Unternehmen in der Beschleunigungsfalle I. Standortbestimmung: Umfeldbedingungen für Unternehmen II. Symptome und Ursachen: Die Beschleunigungsfalle III. Lösungen für den Weg aus der Beschleunigungsfalle: Beispiele und Ansätze für Menschen und Organisationen IV. Fazit
Standortbestimmung: Veränderungen für die Wirtschaft Neue Technologien bringen mehr Tempo und Transparenz der Kommunikation Demographische Entwicklung der Gesellschaft bringt neues Verhältnis der Generationen Internationalisierung und Globalisierung Internationalisierung erfordert neue Formen und der Globalisierung Identitätsbildung erfordert und Kontrolle neue Formen der Identitätsbildung und Kontrolle Größe und Konzernbildung erhöht Komplexität und Unüberschaubarkeit Neue Marktgegebenheiten und Produkte Wissen ist zentrale Produktivkraft und bedeutet mehr Macht für Mitarbeiter Neue gesellschaftliche Wertmaßstäbe wie Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit, soziale Verträglichkeit Rollenbilder für Führungsfunktionen verändern sich Herausforderungen in der Arbeitswelt Subjektivierung Informatisierung Neue Arbeitsformen Tertiarisierung Akzeleration Quelle: A. Lohmann-Haislah - Stressreport Deutschland 2012
Herausforderungen in der Arbeitswelt Tertiarisierung gemeint ist damit die Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft, die eine Zunahme von geistigen und interaktiven Tätigkeiten nach sich zieht und mit steigenden emotionalen und kognitiven Anforderungen einhergeht, Informatisierung dies beschreibt die zunehmende Durchdringung der Arbeitswelt mit modernen Kommunikationstechnologien, die in immer höherem Maße ortsunabhängiges, zeitlich flexibles Erledigen von Aufgaben ermöglichen und abverlangen und so zur Entgrenzung von Arbeit beitragen, Subjektivierung damit wird die Entwicklung neuer Steuerungsformen veranschaulicht, die mit oder ohne Zielvereinbarungen von zunehmender Eigenverantwortung für Ablauf und Erfolg von Arbeitsprozessen gekennzeichnet ist, Akzeleration diese illustriert die fortlaufende Beschleunigung von Produktions-, Dienstleistungs- und Kommunikationsprozessen bei steigender Komplexität der Aufgaben und zunehmenden Lernanforderungen, Neue Arbeitsformen damit wird abgezielt auf die Ausbreitung beruflicher Unsicherheit in diskontinuierlichen Beschäftigungsverhältnissen als Ausdruck ständiger Veränderungsprozesse, einhergehend mit wachsender Instabilität sozialer Beziehungen in Zusammenhang mit Tätigkeits- und Berufswechseln. Quelle: A. Lohmann-Haislah - Stressreport Deutschland 2012 Unternehmen in der Beschleunigungsfalle I. Standortbestimmung: Umfeldbedingungen für Unternehmen II. Symptome und Ursachen: Die Beschleunigungsfalle III. Lösungen für den Weg aus der Beschleunigungsfalle: Beispiele und Ansätze für Menschen und Organisationen IV. Fazit
Spürbare Veränderungen für Menschen in Organisationen Weit verbreitete Arbeitsmerkmale mit Anstieg der subjektiv empfundenen Belastungen: Verschiedenartige Arbeiten gleichzeitig betreuen Starker Termin- und Leistungsdruck Ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge Störungen und Unterbrechungen Sehr schnell arbeiten müssen Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Kooperation mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) Erwerbstätigenbefragung 2011/2012 Gefahren für Unternehmen Quelle: Institut für Führung und Personalmanagement (IFPM) der Universität St. Gallen: IFPM-Studie 2012 mit 94 KMUs aus Deutschland mit insgesamt 14.701 Mitarbeitende
Symptome für organisationalen Burnout Markt beantwortet Sinnfrage nicht mehr Produktivität nimmt schleichend ab Interne Anforderungen binden mehr und mehr Zeit und Energie Ressourcen werden knapper Zunehmend funktioniert Betrieb trotz und nicht wegen des Managements Latentes Organizational Burnout Management erreicht Mitarbeiter nicht mehr Diffuse Sehnsucht nach Neubeginn Hoffnungslosigkeit Kontrollverlust Unbewusste Duldung des Organisationssuizids Letales Organizational Burnout Führungskräfte schotten sich vom Tagesgeschäft ab Gefühl der Sinn- und Machtlosigkeit Überraschende Wechsel im Management Fluktuation nimmt zu Ritualisierte Neustarts Akutes Organizational Burnout Unsicherheit macht sich breit Dynamik geht verloren Anspruch von allen an alle steigt Zynische Grundstimmung Simulation des persönlichen Engagements Innovationen finden auch im Kleinen nicht mehr statt Chronisches Organizational Burnout Quelle: Greve, Gustav: Organizational Burnout (2012) Frühindikatoren für einen schleichenden Unternehmens- Burnout (Beispiele) Hohe Krankenstände Missmutige Gesichter bei der Arbeit Verbissene Anstrengung statt freudiger Anspannung Mitarbeiter stehen offenkundig nicht hinter den Produkten und Leistungen des Unternehmens Geringe Bereitschaft dem Arbeitgeber über das geschuldete Maß hinaus entgegenzukommen (etwa mit Überstunden, Extra-Aufgaben usw.) Ganz bewusst nur Dienst nach Vorschrift ( ich mache doch alles richtig ) Meckern hinter vorgehaltener Hand Offener Konfrontationskurs von Mitarbeitern Querelen unter den Mitarbeitern Häufiger Personalwechsel Viel Ärger mit dem Betriebsrat
Unternehmen in der Beschleunigungsfalle I. Standortbestimmung: Umfeldbedingungen für Unternehmen II. Symptome und Ursachen: Die Beschleunigungsfalle III. Lösungen für den Weg aus der Beschleunigungsfalle: Beispiele und Ansätze für Menschen und Organisationen IV. Fazit Umsetzungsfragen Wie lässt sich Burnout vermeiden? Welche Faktoren, die zu Burn-out führen können, sind in meiner Arbeit gegeben? Gibt es Warnzeichen, dass ich an übermäßiger Belastung leide (körperliche Beschwerden, Depression, Lustlosigkeit)? Wie achte ich auf einen Ausgleich zur beruflichen Belastung? Welche geben mir Energie? Welche nehmen mir Energie? Wie kann ich meinen Arbeitsrhythmus planen, damit auf Belastungsphasen immer wieder auch Ausgleichs- und Ruhephasen folgen können? Wie kann ich es mir angewöhnen, ab und zu bewusst Zeit zu nehmen, auf das bisher Erreichte genussvoll zurückzublicken?
Die Geschichte von den drei Steinmetzen Auf einer großen Baustelle fragte man einmal die Arbeiter nach ihrem Tun. Der eine saß da und haute lustlos aus rohen Steinen große Quader für eine Mauer zurecht. Gefragt, was er da mache, sagt er: "Ich haue Steine." Ein anderer mühte sich um das Rund einer kleinen Säule für einen Eingang. "Was machst du da?" "Ich muss arbeiten, um Geld für meine Familie zu verdienen." Der Dritte meißelte vorsichtig, voller Konzentration und mit erfülltem Gesichtsausdruck ein Ornament in einen Fensterbogen. "Was machst du da?" "Ich baue an einer Kathedrale mit." Die Geschichte von den drei Steinmetzen Fragen zur Anregung: Wie würden die Aussagen der drei Steinmetze übertragen auf die Aufgabe in Ihrem Unternehmen lauten? Erkennen Sie alle drei Denkweisen je nach Tagesstimmung bei sich und anderen wieder? Wie wirkt sich, Ihrer Meinung nach, die jeweilige Denkweise der drei Steinmetze auf deren Zufriedenheit aus? Wie wirkt sich die jeweilige Denkweise auf die Stimmung in der gesamten Organisation aus? Wie könnte das übergeordnete Ziel für Sie und Ihre Mitarbeiter lauten? Was können Sie tun, damit Ihre Mitarbeiter mit der inneren Haltung des dritten Steinmetzes arbeiten? Wie könnten Sie es schaffen, dass Menschen in Ihrem Unternehmen mehr sehen als die einzelnen Aufgaben und Projekte, an denen sie gerade arbeiten?
Lösungsansatz: Das WARUM des Unternehmens WARUM WIE WAS Lösungsansatz: Finden Sie das WARUM Ihres Unternehmens! Was wäre, wenn es mein Unternehmen nicht mehr gäbe? Was würden andere in der Welt vermissen? Worüber würde ich und würden andere trauern? Bei welchen Ereignissen wurde und wird der Sinn und Zweck meines Unternehmens sichtbar?
Lösungsansatz: Inspiration und Identifikation durch Führung WARUM WIE WAS Überzeugung Inspiration Handeln Transpiration Umsetzen Ergebnisse Lösungsansatz: Den Sinn von Führung kennen Menschen miteinander verbinden Entscheidungen treffen Quelle: in Anlehnung an Seliger (2008)
Lösungsansatz: Menschliche Grundbedürfnisse im Blick haben Bindung / Verbindung zu anderen Kontrolle / Orientierung Selbstwert / Wachstum Lustgewinn / Unlustvermeidung Lösungsansatz: Wissen, was Verhalten beeinflusst SOLLEN Erwartung, Auftrag, Feedback KÖNNEN Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Skills "TUN" "WOLLEN" Einstellung, Bereitschaft, Biss DÜRFEN Leistung ist gefragt, erlaubt, erwünscht und möglich
Unternehmen in der Beschleunigungsfalle I. Standortbestimmung: Umfeldbedingungen für Unternehmen II. Symptome und Ursachen: Die Beschleunigungsfalle III. Lösungen für den Weg aus der Beschleunigungsfalle: Beispiele und Ansätze für Menschen und Organisationen IV. Fazit Wie sich Organisationen und Menschen leistungsfähig und gesund entwickeln können WARUM Strategie + Ziele Strukturen + Prozesse WAS WIE Menschen + Verhalten
Wie Sie Organisationen und Menschen leistungsfähig und gesund entwickeln können Schaffen Sie die richtigen Rahmenbedingungen Motivieren Sie mit Anreizen angemessen und fair Führen Sie Ihre Mitarbeiter aufgaben- und ergebnisorientiert Treffen Sie Entscheidungen Bieten Sie Entwicklungsmöglichkeiten und -perspektiven Fördern Sie die Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter Stärken Sie den Zusammenhalt Spielen Sie mit offenen Karten Geben Sie Ihren Mitarbeitern Grund, stolz zu sein Loben Sie ehrlich Stefan von Andrian buero@von-andrian.de