Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die (Integrierte) Kranken-Versorgung

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Transkript:

an institute of the Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die (Integrierte) Kranken-Versorgung Univ.-Prof. Dr. Jürgen M. Pelikan Key Researcher, LBIHPR, Wien Direktor, WHO-CC für Gesundheitsförderung im Krankenhaus und in Gesundheitseinrichtungen am LBIHPR, Wien Kongress Integrierte Versorgung Neu Denken Innovativ Handeln Linz, 6. Mai 2014 LBIHPR: A-1020 Vienna, Untere Donaustraße 47, Austria office@lbihpr.lbg.ac.at www.lbihpr.lbg.ac.at +43 1 2121493-10 FAX - 50 in cooperation with: Co-funded by:

Überblick 1. Was versteht man unter Gesundheitskompetenz (Health Literacy)? 2. Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig? 3. Die Situation in Österreich 4. Welche Bedeutung hat Gesundheitskompetenz in der Krankenbehandlung? 5. Welche Voraussetzungen an Gesundheitskompetenz bringen die Österreicher mit? 6. Was kann im Krankenbehandlungssystem getan werden um die Gesundheitskompetenz zu stärken bzw. zu berücksichtigen? 2

1. WAS VERSTEHT MAN UNTER GESUNDHEITSKOMPETENZ (HEALTH LITERACY)? 3

1.1 Was versteht man unter Gesundheitskompetenz (Health Literacy)? Vier Elemente einer umfassenden Definition (HLS-EU) 1. Wofür braucht man welche Art von Gesundheitskompetenz? 4. Auf welchen allgemeineren Kompetenzen und Fähigkeiten (Literacies) basiert Gesundheitskompetenz? Ressource für gesundheitsrelevante Entscheidungen 2. Welche besonderen Fähigkeiten sind für das Informationsmanagement von relevantem Gesundheitswissen notwendig? 3. Für welche gesundheitsrelevanten Entscheidungen & Handlungen braucht man Gesundheitskompetenz? Teil der Definition der HLS-EU Studie (Sorensen et al. 2012) Finden: in Datenangeboten bzw. erfragen von Laien /Experten Verstehen: Texte lesen/ gesprochenes Wort / Abbildungen Beurteilen: Qualität der Daten / der Daten-Quelle Anwenden: auf eigenen Kontext / Situation umsetzen Teil der Definition der HLS-EU Studie (Sorensen et al. 2012) 4

1.2 Gesundheitskompetenz als umfassendes Konzept Integriertes Modell & Definition der HLS-EU Studie (Sorensen et al 2012) Gesundheitskompetenz basiert auf allgemeiner Literacy und umfasst das Wissen, die Motivation und die Kompetenzen von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in den Domänen der Krankheitsbewältigung, der Krankheitsprävention und der Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, die ihre Lebensqualität während des gesamten Lebenslaufs erhalten oder verbessern. (Sorensen et al.2012) 5

1.3 Gesundheitskompetenz ist ein relationales, Kontextoder Situationsabhängiges Konzept Kompetenzen/Fähigkeiten Gesundheitskompetenz Anforderungen/Komplexität Quelle: Parker, 2009 Kompetenzen/Fähigkeiten X Anforderungen/Komplexität = Gesundheitskompetenz Health Literacy Equation: Source: Brach 2013 Gesundheitskompetenz= f (persönliche Kompetenzen/Fähigkeiten, situationsbedingte Anforderungen/Komplexität) Quelle: Pelikan 2013 (in Tradition von Kurt Lewin) 6

2. WARUM IST GESUNDHEITSKOMPETENZ WICHTIG? 7

2.1 Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig? Im Alltag, für die Gesellschaft, für die Gesundheitspolitik? 1. In der Multioptions-Gesellschaft (Peter Gross) müssen wir in unseren unterschiedlichen Rollen, als Arbeitende, Konsumenten, Bürger und Patienten täglich und ständig viele Entscheidungen fällen. 2. In der Gesundheitsgesellschaft (Ilona Kickbusch) ist jede Entscheidung - in allen diesen Rollen - auch eine Gesundheitsentscheidung, d.h. kann gesundheitliche Auswirkungen haben. 3. Gesundheitskompetenz ist daher eine Ressource für gesundheitsbewusste Entscheidungen & Handlungen zur Erhaltung & Verbesserung der Gesundheit & der Lebensqualität. 4. Damit ist Gesundheitskompetenz eine soziale Determinante der Gesundheit, die aber leichter beeinflusst und berücksichtigt werden kann als andere soziale Determinanten! 5. Wie Gesundheit ist Gesundheitskompetenz empirisch sozial ungleich verteilt. Der Health Gap kann daher auch durch Stärkung der Gesundheitskompetenz bekämpft werden. 6. Es gibt empirische Evidenz dafür, dass Gesundheitskompetenz mit Gesundheits- bzw. Krankheitsverhalten, mit Indikatoren des Gesundheitszustands, mit Inanspruchnahme des Krankenbehandlungssystems, und damit auch mit Krankenbehandlungskosten zusammenhängt. 7. Es gibt erprobte gesundheitsförderliche Interventionen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung 8

2.2 Gesundheitskompetenz (GK) ist wichtig in unterschiedlichen Rollen Individuelle GK PatientIn LernendeR Familienmitglied VerkehrsteilnehmerIn TeilnehmerIn an Medien Individuum KlientIn BürgerIn KonsumentI n ArbeitendeR Systemanforderungen 9

2.3 Gesundheitskompetenz ist ein Kernkonzept der Gesundheitsförderung Ottawa Charter (WHO 1986) Definition: Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihrer Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglicht. GF Prinzipien: Befähigen und Ermöglichen (Chancengleichheit), Vermitteln und Vernetzen, Strategie 4: Persönliche Kompetenzen entwickeln ( Entscheidungen im Lebensalltag treffen, die ihrer Gesundheit zugute kommen ) Strategie 1: Healthy Public Policy >Health in all Policies (Health literacy in all policies) Strategie 2: Gesundheitsförderliche Lebenswelten schaffen(health Literate Settings) Strategie 5: Gesundheitsdienste neuorientieren (Health literate health care organizations) Health Promotion Glossary: Gesundheitskompetenz ist entscheidend für Empowerment (WHO, 1998) Gesundheitskompetenz ist ein Outcome der Gesundheitsförderung (Nutbeam, 1998) Nairobi Call to Action (Eigener Teil zu Gesundheitskompetenz und Gesundheitsverhalten) (WHO 2009) The Helsinki Statement on Health in All Policies ( building health literacy in the population ) (WHO 2013) 10

2.4 Gesundheitskompetenz wird berücksichtigt in wichtigen europäischen gesundheitspolitischen Dokumenten HEALTH 2020: (WHO Regional Office for Europe, 2013) Health literacy is a key dimension of Health 2020, the European health policy framework. (Jakab Z. WHO Regional Director for Europe) HEALTH LITERACY. THE SOLID FACTS (2013) (WHO Regional Office for Europe 2013) European Review of Social Determinants of Health. (WHO Regional Office for Europe, 2012) Together for Health : A Strategic Approach for the EU 2008-2013 Promotion of health literacy programs for different age groups (Commission of the European Communities, 2007) EU Health Programme 2008-2013: It seeks to [ ] generate and disseminate health information and knowledge.. (Europäisches Parliament and Rat, 2007) 11

3. DIE SITUATION IN ÖSTERREICH 12

3.1 Eingeschränkte Gesundheitskompetenz betrifft eine Mehrheit in Österreich & ist schlechter als im Durchschnitt der anderen untersuchten Mitgliedsländer! inadäquate GK-Ges 0-25 Pkt. problematische GK-Ges >25-33 Pkt. ausreichende GK-Ges >33-42 Pkt. exzellente GK-Ges >42-50 Pkt. Niederlande 1,8% 26,9% 46,3% 25,1% Irland 10,3% 29,7% 38,7% 21,3% Polen 10,2% 34,4% 35,9% 19,5% Griechenland 13,9% 30,9% 39,6% 15,6% Deutschland 11,0% 35,3% 34,1% 19,6% Gesamt 12,4% 35,2% 36,0% 16,5% ÖSTERREICH 18,2% 38,2% 33,7% 9,9% Spanien 7,5% 50,8% 32,6% 9,1% Bulgarien 26,9% 35,2% 26,6% 11,3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% AT[N=979] BG[N=925] DE (NRW)[N=1045] EL[N=998] ES[N=974] IE[N=959] NL[N=993] PL[N=921] Eu [N=7795] 13

3.2 Gesundheitskompetenz ist sozial ungleich verteilt Gesundheitskompetenz (SF-36 Item) nach fünf sozialen Determinanten (Beta Weights and Adjusted R-Square für die Österreichstichprobe / N=1800) FIN. DEPRIVATION GESCHLECHT -,234,111 Es gibt auch in Österreich einen, wenn auch kleineren, sozialen Gradienten für Gesundheitskompetenz! ALTER -,081 BILDUNG SOZIALER STATUS,078,067 Adj. R 2 =,099 14

3.3 Soziale Determinanten der selbst-eingeschätzten Gesundheit Selbsteingeschätzte Gesundheit (SF-36 Item) nach sieben sozialen Determinanten (Beta Weights and Adjusted R-Square für die Österreichstichprobe/ N=1800) ALTER GK-GES.442 -.238 Gesundheitskompetenz ist die zweitstärkste soziale Determinante von selbsteingeschätzter Gesundheit! FIN. DEPRIVATION SOZIALER STATUS GESCHLECHT BILDUNG NVS.172 -.064.038 a.003 a.001 a Adj. R 2 =.341 a.nicht signifikant 15

3.4 Wahrscheinlichkeit für problematische Gesundheit (zusammengefasste Kategorien mittelmäßig, schlecht oder sehr schlecht ) nach Levels des GK-Index für Krankheitsbewältigung und Altersgruppen (Österreich, N= 1800) Je älter man ist, desto stärker wirkt sich Gesundheitskompetenz auf die Gesundheit aus! Logistische Regression kontrolliert nach: chronischer Erkrankung (*), Alter(*), finanzieller Deprivation(*), Geschlecht (Frauen )(*), Bewegungshäufigkeit(*), Body-Mass- Index(*),sozialem Status(ns), Bundesland(ns), Ortsgröße(ns),, KB-GK(ns) zusammengefasst nach Altersgruppen und Gesundheitskompetenz-Levels 16

3.5 Verankerung von Gesundheitskompetenz in Dokumenten der österreichischen Gesundheitspolitik Masterplan Gesundheit (HVSV, 2010): Gesundheitskompetenz als Instrument um Versicherte zu empowern und ihre Eigenverantwortlichkeit zu stärken. 10 Rahmen-Gesundheitsziele für Österreich (BMG, 2012): No. 3 Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken. Wiener Gesundheitsziele: No. 5 Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken. Nationaler Aktionsplan für Integration (BMI, 2012): Maßnahmenkatalog: Stärkung von Gesundheitskompetenz von MigrantInnen. Bundes-Zielsteuerungsvertrag (2013), Art. 7.2.3 e-health Projekte: M3 Rahmen für ein telefon- und webbasierten Erstkontakt- und Beratungsservice, M4 Analyse der Potentiale von Telegesundheitsdiensten Art 8.3.2 Teilziele von R-GZ 3 umsetzen: M2 Ausbau des Gesundheitsportals, M3 Health Literacy Kriterien bei ELGA, M4 Teilnahme an allfälligen EU Health Literacy Surveys Rahmen Gesundheitsziele Maßnahmenkatalog zum GZ 3 (2014) 2.3.5 Gesundheitskompetente Krankenhäuser, Ordinationen, Apotheken und andere Gesundheitseinrichtungen 17

4. WELCHE BEDEUTUNG HAT GESUNDHEITSKOMPETENZ IN DER KRANKENBEHANDLUNG? 18

4.1 Gesundheitskompetenz ist eine Grundlage für effektive Koproduktion in der Krankenbehandlung PatientInnen GK Mitentscheiden Koproduktion ( Compliance) Mitarbeiten GK Gesundheitsberufe Dieser Paradigmenwechsel ist nicht nur notwendig aus normativen Gründen (Patientenrechte & Erwartungen der PatientInnen etc.), sondern auch, weil Ko-Produktion Evidenz-basiert der Qualität der Krankenversorgung (Effektivität, Effizienz & Nachhaltigkeit) dient. Adäquaterer Einstieg ins professionelle Behandlungs-Systems Bessere Mitarbeit der PatientInnen bei Diagnose & Therapie Bessere Diagnoseerstellung Bessere Compliance bei der Therapie Weniger Fehler bei der Behandlung 19

4.2 Gesundheitskompetenz ist wichtig in den verschiedenen Stadien der PatientenInnenkarriere Ja Ja Gesunder Lebensstil? Nein Erfolgreich? Ja Akute Episoden? Nein Symptom- Wahrnehmung? Ja Art der Behandlung? Wo im prof. System? Erfolgreiche Co-produktion? Ja Nein Nein Nein Erfolgreich? Ja 20

4.3 Beziehungen der Gesundheitskompetenz zur Krankenbehandlung, zum Qualitätsmanagement und zur Gesundheitsförderung KRANKENBEHANDLUNG GK = mess- & entwickelbare Ressource für Koproduktion in & Teilergebnis der Behandlung > Shared Decision Making, Self-care, QUALITÄTS-MANAGEMENT GK = mess- & entwickelbare Struktur -, Prozess-, Ergebnisqualität von Personen und Systemen > Effektivität & Effizienz Gesundheitskompetenz fokussiert auf persönliche & organisationale Information, Kommunikation, Entscheidungen GESUNDHEITS- FÖRDERUNG GK= Kernkonzept der GF, verbunden mit Empowerment, (Enablement), Partizipation & Settings > User-Involvement 21

5. WELCHE VORAUSSETZUNGEN AN GESUNDHEITSKOMPETENZ FÜR KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG BRINGEN DIE ÖSTERREICHER MIT? 22

5.1 Die 16 Aufgaben zur Krankheitsbewältigung gereiht nach Schwierigkeit in Österreich (N=1813) sehr schwierig ziemlich schwierig ziemlich einfach sehr einfach 23

5.2 Schwierigkeit der 16 Aufgaben für KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG in Österreich und den anderen beteiligten Mitgliedsstaaten der EU (gereiht nach Schwierigkeit der Aufgaben für die Österreichstichprobe(N=1015)). Österreich ist bei allen Aufgaben tendenziell schlechter als der Durchschnitt! AT (N= 1015) BG (N= 1002) DE (N= 1057) EL (N= 1000) ES (N= 1000) IE (N= 1005) NL (N= 1023) PL (N= 1000) TOTAL (N= 8102) 24

5.3 Schwierigkeit der 16 Aufgaben für KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG nach selbsteingeschätztem GESUNDHEITSZUSTAND (4 Kategorien) (gereiht nach Schwierigkeit der Aufgaben), für Österreich (N=1808) AUF EINER SKALA VON EINFACH BIS SEHR SCHWIERIG WIE SCHWIERIG IST ES: 12...zu beurteilen, ob Informationen über eine Krankheit in den Medien vertrauenswürdig sind? 10...Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu beurteilen? 11...zu beurteilen, wann Sie eine zweite Meinung von einem anderen Arzt einholen sollten? 6...die Beipackzettel Ihrer Medikamente zu verstehen? 13...mit Hilfe der Informationen, die Ihnen der Arzt gibt, Entscheidungen bezüglich Ihrer Krankheit zu treffen? 2...Informationen über Therapien für Krankheiten, die Sie betreffen, zu finden? 7...zu verstehen, was in einem medizinischen Notfall zu tun ist? 3...herauszufinden, was im Fall eines medizinischen Notfalls zu tun ist? 1...Informationen über Krankheitssymptome, die Sie betreffen, zu finden? 9...zu beurteilen, inwieweit Informationen Ihres Arztes auf Sie zutreffen? 5...zu verstehen, was Ihr Arzt Ihnen sagt? 4...herauszufinden, wo Sie professionelle Hilfe erhalten, wenn Sie krank sind? 14...den Anweisungen für die Einnahme von Medikamenten zu folgen? 8...die Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zur Einnahme der verschriebenen Medikamente zu verstehen? 16...den Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zu folgen? 15...im Notfall einen Krankenwagen zu rufen? Je schlechter der Gesundheitszustand, desto schwieriger sind die Aufgaben! 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Summierte Prozentsätzte "ziemlich schwierig" und "sehr schwierig" Sehr gut (N= 600) Gut (N= 705) Mittelmäßig (N= 414) Schlecht bis sehr schlecht (N= 89) Gesamt (N= 1808) 25

5.4 Schwierigkeit der 16 Aufgaben für KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG nach Vorliegen von CHRONISCHEN ERKRANKUNGEN (gereiht nach Schwierigkeit der Aufgaben), für Österreich (N=1808) AUF EINER SKALA VON EINFACH BIS SEHR SCHWIERIG WIE SCHWIERIG IST ES: 12...zu beurteilen, ob Informationen über eine Krankheit in den Medien vertrauenswürdig sind? 10...Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu beurteilen? 11...zu beurteilen, wann Sie eine zweite Meinung von einem anderen Arzt einholen sollten? 6...die Beipackzettel Ihrer Medikamente zu verstehen? 13...mit Hilfe der Informationen, die Ihnen der Arzt gibt, Entscheidungen bezüglich Ihrer Krankheit zu treffen? 2...Informationen über Therapien für Krankheiten, die Sie betreffen, zu finden? 7...zu verstehen, was in einem medizinischen Notfall zu tun ist? 3...herauszufinden, was im Fall eines medizinischen Notfalls zu tun ist? 1...Informationen über Krankheitssymptome, die Sie betreffen, zu finden? 9...zu beurteilen, inwieweit Informationen Ihres Arztes auf Sie zutreffen? 5...zu verstehen, was Ihr Arzt Ihnen sagt? 4...herauszufinden, wo Sie professionelle Hilfe erhalten, wenn Sie krank sind? 14...den Anweisungen für die Einnahme von Medikamenten zu folgen? 8...die Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zur Einnahme der verschriebenen Medikamente zu verstehen? 16...den Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zu folgen? 15...im Notfall einen Krankenwagen zu rufen? Je mehr chronische Krankheiten man hat, desto schwieriger sind die Aufgaben! 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Summierte Prozentsätzte "ziemlich schwierig" und "sehr schwierig" Ja, mehr als eine (N= 209) Ja, eine (N= 409) Keine (N= 1175) Gesamt (N= 1793) 26

5.5 Schwierigkeit der 16 Aufgaben für KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG nach KRANKENHAUSAUFENTHALTEN in den letzten 12 Monaten (3 Kategorien). (gereiht nach Schwierigkeit der Aufgaben), für Österreich (N=1808) AUF EINER SKALA VON EINFACH BIS SEHR SCHWIERIG WIE SCHWIERIG IST ES: 12...zu beurteilen, ob Informationen über eine Krankheit in den Medien vertrauenswürdig sind? 10...Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu beurteilen? 11...zu beurteilen, wann Sie eine zweite Meinung von einem anderen Arzt einholen sollten? 6...die Beipackzettel Ihrer Medikamente zu verstehen? 13...mit Hilfe der Informationen, die Ihnen der Arzt gibt, Entscheidungen bezüglich Ihrer Krankheit zu treffen? 2...Informationen über Therapien für Krankheiten, die Sie betreffen, zu finden? 7...zu verstehen, was in einem medizinischen Notfall zu tun ist? 3...herauszufinden, was im Fall eines medizinischen Notfalls zu tun ist? 1...Informationen über Krankheitssymptome, die Sie betreffen, zu finden? 9...zu beurteilen, inwieweit Informationen Ihres Arztes auf Sie zutreffen? 5...zu verstehen, was Ihr Arzt Ihnen sagt? 4...herauszufinden, wo Sie professionelle Hilfe erhalten, wenn Sie krank sind? 14...den Anweisungen für die Einnahme von Medikamenten zu folgen? 8...die Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zur Einnahme der verschriebenen Medikamente zu verstehen? 16...den Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zu folgen? 15...im Notfall einen Krankenwagen zu rufen? Je mehr Krankenhaus- Aufenthalte man hat, desto schwieriger sind die Aufgaben! 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Summierte Prozentsätzte "ziemlich schwierig" und "sehr schwierig" 0 Mal (N=1300) 1-2 Mal (N=424) 3 Mal oder öfters (N=76) Gesamt (N=1800) 27

5.6 Schwierigkeit der 16 Aufgaben für KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG nach ARZTBESUCHEN in den letzten 12 Monaten (4 Kategorien) (Fragen gereiht nach Schwierigkeit der Aufgaben), für Österreich (N=1808) AUF EINER SKALA VON EINFACH BIS SEHR SCHWIERIG WIE SCHWIERIG IST ES: 12...zu beurteilen, ob Informationen über eine Krankheit in den Medien vertrauenswürdig sind? 10...Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu beurteilen? 11...zu beurteilen, wann Sie eine zweite Meinung von einem anderen Arzt einholen sollten? 6...die Beipackzettel Ihrer Medikamente zu verstehen? 13...mit Hilfe der Informationen, die Ihnen der Arzt gibt, Entscheidungen bezüglich Ihrer Krankheit zu treffen? 2...Informationen über Therapien für Krankheiten, die Sie betreffen, zu finden? 7...zu verstehen, was in einem medizinischen Notfall zu tun ist? 3...herauszufinden, was im Fall eines medizinischen Notfalls zu tun ist? 1...Informationen über Krankheitssymptome, die Sie betreffen, zu finden? 9...zu beurteilen, inwieweit Informationen Ihres Arztes auf Sie zutreffen? 5...zu verstehen, was Ihr Arzt Ihnen sagt? 4...herauszufinden, wo Sie professionelle Hilfe erhalten, wenn Sie krank sind? 14...den Anweisungen für die Einnahme von Medikamenten zu folgen? 8...die Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zur Einnahme der verschriebenen Medikamente zu verstehen? 16...den Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zu folgen? 15...im Notfall einen Krankenwagen zu rufen? Je mehr Arztbesuche man hat, desto schwieriger sind die Aufgaben! 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Summierte Prozentsätzte "ziemlich schwierig" und "sehr schwierig" 0 Mal (N=224) 1-2 Mal (N=677) 3-5 Mal (N=498) 6 Mal oder öfters (N=411) Gesamt (N=1810) 28

6. WAS KANN IM KRANKENBEHANDLUNGSSYSTEM GETAN WERDEN UM DIE GESUNDHEITSKOMPETENZ ZU VERBESSERN BZW. ZU STÄRKEN? 29

6.1 Gesundheitskompetenz verbessern: 3 Strategien Kompetenzen/Fähigkeiten Gesundheitskompetenz Anforderungen/Komplexität Quelle: Parker, 2009 1. Verbesserung der allgemeinen / speziellen persönlichen Gesundheitskompetenz durch Lernangebote 3. Kompensation niedriger Gesundheitskompetenz durch Sondermaßnahmen für vulnerable Gruppen bzw. PatientInnen mit geringer GK 2. Allgemeine Verringerung von situativen Anforderungen bzw. Verbesserung von situativen Ressourcen durch Organisationsentwicklung 30

6.2 Wo können Interventionen / Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz ansetzen? 1. Verbesserung der persönlichen Gesundheitskompetenz 1. Allgemein: Bildungssystem: (Kindergarten, Schule, Erwachsenenbildung) & Massenmedien 2. Gesundheitsberufe: Ausbildung, Fort- & Weiterbildung 3. PatientInnen im Krankenbehandlungssystem 1. Angebote von Information, Beratung, Coaching, Training, Schulung (Evivo-Kurse Graz, Patientenuniversität (z.b. Hannover), Mini-Med Schools 2. Reduzierung der Anforderungen von Systemen/Dienstleistungen/Materialien 1. Bildung, Arbeitswelt, Konsum & Freizeit 2. Krankenbehandlungssystem 1. Einbezug von Nutzer-Vertretern in Planung & Management (Ex Niederlande) 2. Niederschwellige Telefon & Internet Einstiegsangebote (z.b. NHS-direct, Medgate) 3. > Bundes-Zielsteuerungsvertrag Art. 7.2.3 e-health Projekte, Maßnahmen 3, 4 3. Ausgleich geringer persönlicher Gesundheitskompetenz bei vulnerablen (Risiko-) Gruppen (Diversity-Management) 1. Krankenbehandlungssystem 1. Telefon- / Video Übersetzungsdienste 2. Angebote von Diensten & Materialien in Fremdsprachen 3. MiMi interkulturelle Gesundheitslotsinnen Wien 31

6.3 Gesamtansatz Gesundheitskompetente Krankenbehandlungs-Organisation (IoM = Brach, et al. 2012) Eine gesundheitskompetente Organisation erleichtert es den Menschen Informationen und Dienste zu navigieren, zu verstehen und zu benutzen um auf ihre Gesundheit zu achten. (Brach et al. 2012) 32

6.4 Merkmale einer gesundheitskompetenten Organisation (Brach et al. 2012) (Change-Management, Gesundheitskompetenz, Gesundheitsförderung) Die Organisation 1. Hat eine Führung, die Gesundheitskompetenz unterstützt 2. Integriert Gesundheitskompetenz in die strategische Planung, Evaluation und Qualitätssicherung 3. Schult die MitarbeiterInnen 4. Bezieht die Zielgruppen in die Entwicklung von Materialien mit ein 5. Geht auf die Bedürfnisse aller (auch vulnerabler Gruppen) ein 6. Verwendet effektive Kommunikations-Strategien einschließlich Rückbestätigung 7. Garantiert einfachen Zugang zu Informationen und Angeboten und unterstützt die Navigation durch die Organisation / das System 8. Entwickelt leicht anwendbare schriftliche und audiovisuelle Materialien in Ergänzung zur gesprochenen Kommunikation 9. Unterstützt Gesundheitskompetenz in Hochrisiko-Situationen wie z.b. Patienten- Transfers 10. Kommuniziert klar über Kosten und Selbstbehalte 33

Merkmal 2: Integriert Gesundheitskompetenz in die Strategische Planung, Evaluation und Qualitätssicherung Beispiele : Gesundheitskompetenz Assessment Tools für Evaluation First Impression & Walking Interview (Rudd, R. 2010) Die Erfahrungen der Patienten messen: CAHPS Health Literacy (http://www.hcea-info.org/docs/cahps-hlthliteracy.pdf) Beispiel: Reducing health literacy barriers: How do doctors speak to their patients? Patientensurvey und Assessement von Patienteninformation, in 9 Spitälern des HPH Catalonia Netzwerks (Gröne,O.et al.) Outcomes: Spitäler verbesserten ihre Beschilderungen, Entwicklung eines Tool zur Erarbeitung verständlicher Dokumenten 34

Merkmal 4: Bezieht die Zielgruppe in die Entwicklung von Materialien mit ein Mögliche Strategien: Angehörige von Zielgruppen in Entscheidungsgremien integrieren. Personen mit eingeschränkter Gesundheitskompetenz, ErwachsenenbildnerInnen und ExpertInnen für Gesundheitskompetenz in Beratungsgremien mit einbeziehen. ZielgruppenvertreterInnen in Evaluationsteams zur Bewertung von Gesundheitskompetenzprogrammen mit berücksichtigen. Beispiel: Pictograph Research Project aus den USA Zielgruppe wurde in den Entwicklungsprozess mit eingebunden um sicher zu gehen, dass die Symbole richtig verstanden werden 35

Merkmal 5: Geht auf die Bedürfnisse aller (auch vulnerabler Gruppen) ein Mögliche Strategien: Die Umgebung so gestalten, dass keine hohen Anforderungen an die Gesundheitskompetenz stellt (z.b. keine großen Mengen von schriftlichen Informationen an Wänden oder Anschlagtafeln) Schriftliche Informationen zur Verstärkung der mündlichen Kommunikation einsetzen und auch alternative Materialien (z.b. audiovisuelles Material) anbieten. Beispiele: Health Literacy Universal Precaution Toolkit ( You can t tell by looking everyone benefits from clear communication ) Plain Language> Ask me 3, teach-back als Routine bei allen Patienten 36

Merkmal 6: Verwendet effektive Kommunikations-Strategien einschließlich Rückbestätigung Mögliche Strategien: Eine Kultur fördern, in der bei jeder Kommunikation Wert auf die Überprüfung des korrekten Verständnisses gelegt wird. Sprachliche Hilfestellungen für Personen, die nicht Deutsch als Muttersprache haben, gewährleisten. Kampagnen einsetzen, die zum Stellen von Fragen ermutigen. Kommunikationsfehler als eine Frage der Patientensicherheit behandeln. Beispiel: Teach-back PatientInnen bestätigen das korrekte Verständnis, indem sie die Anweisungen in eigenen Worten widergeben. Ask-Me 3 PatientInnen werden aufgefordert 3 grundlegende Fragen zu stellen. (Was ist das Hauptproblem? Was kann ich (gegen das Problem) tun? Warum ist das wichtig für mich?) 20 Thesen zu Gesundheit, Partizipation und Empowerment im Gespräch zwischen Arzt und Patient (Nowak 2011) 37

Merkmal 7: Garantiert einfachen Zugang zu Informationen und Angeboten und unterstützt die Navigation durch die Organisation / das System Mögliche Strategien: Krankenversorgungseinrichtungen so gestalten, dass Personen sich darin leicht zurechtfinden können. Leichtverständliche Symbole und Alltagsprache bei Beschilderungen verwendet. Elektronische Patienten-Portale, Beratung und Trainings anbieten. Unterstützung bei Terminvereinbarungen mit anderen Krankenversorgungsorganisationen (z.b. primäre Gesundheitsversorgung, FachärztInnen, Laboratorien, therapeutische Einrichtungen, Heimhilfe) anbieten. Bespiel: Leitsysteme und Beschilderungen leichter verständlich und navigierbar machen: z.b. 28 Universal Health Care Symbols (www.hablamosjuntos.org ) 38

Merkmal 8: Entwickelt leicht anwendbare schriftliche und audiovisuelle Materialien in Ergänzung zur gesprochenen Kommunikation Mögliche Strategien: Vielfältige Zielgruppen, inklusive den Personen mit limitierter Gesundheitskompetenz, in die Entwicklung und das User-Testing miteinbeziehen. Qualifizierte Übersetzungen in andere Sprachen gewährleisten. Eine Vielzahl qualitativ hochwertiger Schulungsmaterialien (z.b. 3-D Modelle, audiovisuelles Material) anbieten, einschließlich solcher, die sich für Personen mit eingeschränkter Gesundheitskompetenz eignen (z.b. Foto-Romane, Comics, Multimedia-Anleitungen, Podcasts) und unterschiedliche Kanäle zu deren Verbreitung (z.b. DVDs, Patienten-Portale) verwenden. Beispiele zu leichter verständlichen Patienteninformationen: Einfache klare Sprache (Plain Language), kurze Sätze, kurze Absätze, kein medizinischer Jargon, Überschriften und Aufzählungspunkte, Schlüsselinformationen herausheben oder unterstreichen, möglichst viel weiße Fläche frei lassen 39

Merkmal 9: Unterstützt Gesundheitskompetenz in Hochrisiko- Situationen wie z.b. Patienten-Transfers Mögliche Strategien: Beispiele: Hochrisiko-Situationen und Themen identifizieren (z.b. Einverständniserklärungen bei Operationen und anderen invasiven Eingriffen oder bei Bedingungen, die eine besonders umfangreiche Selbstversorgung erfordern). Spezielle Aufmerksamkeit und zusätzliche Ressourcen sowie Pläne zur Sicherstellung einer sicheren Kommunikation entwickeln und implementieren. Hilfsmittel einsetzen (z.b. Medikamentenschachteln, pill cards, pill charts, Dosierhilfen), die Personen dabei unterstützen, ihre Medikamente korrekt einzunehmen. Krankenhaus-Entlassungsmanagement Projekt RED (Re-Engineered Discharge) in den USA: After Hospital Care Plan (Medikamentenplan, Kontaktinformationen,Terminplan), nach Entlassung Anruf von Apotheker, Patienten mit geringer HL größeres Risiko nach Krankenhausentlassung wieder stationär aufgenommen zu werden (Mitchel, et al. (2012)) Re-hospitalisierung innerhalb 30Tagen konnte um 30% gesenkt werden. (Balaban, et al. 2008) 40

Gesundheitskompetenz Tools und andere Ressourcen Rudd, R.E.., Anderson, J.A. (2006): The Health Literacy Environment of Hospitals and Health Centers. http://www.hsph.harvard.edu/h ealthliteracy/files/2012/09/healt hliteracyenvironment.pdf Rudd, R.E. (2010): The Health Literacy Environment Activity Packet. First Impression & Walking Interview http://www.hsph.harvard.edu/health literacy/files/2012/09/activitypacket. pdf Universal Symbols in Health Care http://www.hablamosju ntos.org/ 41

Gesundheitskompetenz Tools und andere Ressourcen The Joint Commission (2007) What Did the Doctor Say?: Improving Health Literacy to Protect Patient Safety. http://www.jointcommission.org/ass ets/1/18/improving_health_literacy. pdf Re-Engineered Discharge (RED) Toolkit. March 2013. Agency for Healthcare Research and Quality, Rockville, MD. http://www.ahrq.gov/professionals/s ystems/hospital/red/toolkit/index.ht ml DeWalt, DA., Callahan, LF., Hawk, VH., Broucksou, KA., Hink, A. (2010): Health Literacy Universal Precaution Toolkit. Edited by the Agency for Healthcare Research and Quality. http://www.nchealthliteracy.org/tool kit/toolkit_w_%20appendix.pdf 42

Quellen für Interventionen & Maßnahmen (allgemein) World Health Communication Association. (2011): Health Literacy The Basics Revisited Edition. http://www.whcaonlin e.org/uploads/publicat ions/whcahealthlite racy- The%20Basics.pdf WHO Regional Office for Europe (2013): Health Literacy. The Solid Facts. http://www.euro.who.int/ da ta/assets/pdf_file/0008/1906 55/e96854.pdf Pelikan, et al. (2013): Gesundheitskompetenz verbessern. Handlungsoptionen für die Sozialversicherung. www.ooegkk.at/wissenschaft 43

an institute of the Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: juergen.pelikan@lbihpr.lbg.ac.at http://www.lbihpr.lbg.ac.at http://www.health-literacy.eu LBIHPR: A-1020 Vienna, Untere Donaustraße 47, Austria office@lbihpr.lbg.ac.at www.lbihpr.lbg.ac.at +43 1 2121493-10 FAX - 50 in cooperation with: Co-funded by: