lebensfallen in der Partnerschaft

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Transkript:

lebensfallen in der Partnerschaft»Michelle Skeen beschreibt sehr anschaulich, wie Zwistigkeiten entstehen und wie man mit der schädigenden Wirkung ständigen Kritisierens in einer Beziehung am besten umgeht. Als Expertin für die Arbeit mit Paaren erläutert sie die schädlichen Prozesse im Sinne der Schema therapie und erklärt, wie sich schmerzhafte Lebensmuster mit Hilfe leicht umsetzbarer Strategien in positive Reaktionen verwandeln lassen.«wendy T. Behary, LCSW, Autorin von Der Feind an Ihrer Seite

Michelle Skeen lebensfallen in der Partnerschaft Der Umgang mit einem Partner, der Sie ständig kritisiert Schematherapie in Beziehungen Mit einem Vorwort von Jeffrey Young Aus dem Amerikanischen von Theo Kierdorf und Hildegard Höhr G. P. Probst Verlag Lichtenau / Westfalen

Vorwort Es ist mir eine große Freude, dieses Vorwort zu dem Buch Lebensfallen in der Partnerschaft von Michelle Skeen zu schreiben. Ich empfinde es als sehr bereichernd, eine so gute Erweiterung des Ansatzes der Schematherapie kennenzulernen, die all jenen zu helfen vermag, die in schmerzhaften, destruktiven Beziehungen leben, weil ihre Partner sie ständig kritisieren. Daß Partner einander sehr heftig kritisieren, ist leider keine Seltenheit. Ich arbeite selbst oft mit Partnern, von denen der eine den anderen unablässig offen kritisiert (der»kritisierende«partner). Wenn diese Art zu interagieren in einer Beziehung länger anhält, wirkt sie sowohl auf die Beziehung insgesamt destruktiv als auch auf das Wohl des Partners, der Opfer der Kritik ist (des»verletzlichen«partners). Oft verfangen sich beide Beteiligten in einem Teufelskreis, den sie weder verstehen noch verändern können. Das vorliegende Buch ermöglicht es seinen Lesern zunächst, Teufelskreise der Kritik mit Hilfe der Konzepte und Einschätzungswerkzeuge der Schematherapie zu verstehen. Außerdem lernen sie neue und wirksamere, auf den Prinzipien der Schematherapie basierende Strategien kennen, um den zum Kritisieren neigenden Partner verändern und seine selbstschädigenden Interaktionsmuster auflösen zu können. Die Schematherapie ermöglicht Ihnen ein tieferes Verständnis Ihrer selbst, Ihres Partners und der frühen Kindheitserlebnisse, die Sie beide in Ihren Familien hatten und die nun Ihre gemeinsame Beziehung prägen. Dieses tiefere Verstehen Ihrer eigenen frühen dysfunktionalen (maladaptiven oder»fehlangepaßten«) Schemata und derjenigen Ihres kritiksüchtigen Partners erschließt Ihnen beiden die Möglichkeit, einander mit einem gewissen Mitgefühl zu sehen, wie Sie es bisher noch nie haben mobilisieren können.

Lebensfallen in der Partnerschaft Michelle Skeen stellt zunächst einige Fallbeispiele über Paare vor, die sich in einer Krisensituation befinden, weil einer der Partner den anderen ständig kritisiert. Jede dieser Geschichten veranschaulicht eines der fünf Schemata, die für Partner, die zum Kritisieren neigen, am wichtigsten sind. Es folgt eine Beschreibung der Einschätzungsinstrumente, die Sie benutzen können, um herauszufinden, welches Schema bei Ihrem Partner die wichtigste Rolle spielt. Dieser Einschätzungsprozeß ist sehr informativ und fördert die Entstehung von Empathie. Die Einschätzung hebt also eine der nach meiner Auffassung größten Stärken des Ansatzes der Schematherapie hervor: Wir entwickeln Mitgefühl uns selbst und anderen gegenüber, indem wir unsere frühen dysfunktionalen Schemata zu verstehen und zu erkennen lernen, wie sie durch schmerzhafte Erlebnisse in unserer Kindheit und Jugend entstanden sind. Im nächsten Teil des Buches werden Beispiele zur Veranschaulichung der fünf wichtigsten Schemata der verletzlichen Partner (der Opfer des Kritisierens) vorgestellt, ebenfalls in Verbindung mit Einschätzungswerkzeugen, die Ihnen hier helfen sollen, Ihre eigenen wichtigsten Schemata zu erkennen. Anschließend erklärt Michelle, weshalb Verhaltensweisen, die der Bewältigung problematischer Schemata dienen, so wichtig sind. Es handelt sich dabei um Reaktionen auf Ereignisse, die dysfunktionale Schemata aktivieren, wobei anzumerken ist, daß wir alle solche Reaktionen entwickeln, um uns vor realen und vermeintlichen Bedrohungen zu schützen. Auf die Dauer jedoch schädigen diese Bewältigungsstrategien uns selbst und unsere Partner. In den letzten beiden Kapiteln des Buches geht es um Veränderung. Michelle erläutert darin neuartige Bewältigungsstrategien, die Sie benutzen können, um mit Ihren Schemata und Ihrem Partner auf eine für Sie beide zuträglichere Weise umzugehen. Außerdem lernen Sie darin, auf schemaaktivierende Situationen sinnvoller zu reagieren. Unsere Beziehungen zu Menschen, die uns sehr nahestehen, zu verändern ist nicht leicht. Emotionen, Überzeugungen und Verhaltensweisen entstehen schon früh im Leben und sind sehr tief in uns verwurzelt. Trotzdem bin ich zuversichtlich, daß Leser dieses Buches, die von ihren Partnern ständig kritisiert werden, ihre Beziehungssituation deutlich verbessern können, wenn sie sich bemühen, die im vorliegenden Buch beschriebenen Prinzipien zunächst zu verstehen und sie dann auch anzuwenden. Allerdings erfordert das Geduld und Mitgefühl; doch der Lohn, die Verbesserung ihrer Beziehungssituation, ist diese Mühe allemal wert. Jeffrey Young, Ph. D. 10

Einleitung Wenn Sie in einer Beziehung mit einem Menschen leben, von dem Sie sich ständig kritisiert fühlen; wenn Sie das Gefühl haben, daß Ihr Partner Sie unfair beurteilt; wenn Ihr Partner Sie regelmäßig wegen Dingen kritisiert, die Sie entweder für Bagatellen halten oder auf die Sie keinen Einfluß haben; oder wenn Sie das Gefühl haben, daß Ihr Partner ständig auf der Lauer nach Möglichkeiten ist, Sie zu kritisieren, dann ist dieses Buch für Sie genau das richtige. Den Partner zu kritisieren ist ein sehr weit verbreiteter und sehr destruktiver Aspekt vieler Beziehungen, und Kritik trifft uns ganz besonders, wenn sie auf unsere Persönlichkeit oder unseren Charakter gerichtet ist und dadurch unser Selbstwertgefühl bedroht. Wenn Sie sich von Ihrem Partner ständig kritisiert oder sogar beschimpft fühlen, kann Ihnen dieses Buch helfen. Es ist jedoch nicht für Menschen gedacht, die von ihren Partnern mit Gewalt bedroht werden. Wenn Ihre physische Sicherheit gefährdet ist, rate ich Ihnen, umgehend bei einem Experten Hilfe zu suchen. Das Buch verhilft Ihnen zu den Fertigkeiten und der Selbstkenntnis, die Sie brauchen, um in Ihrer Beziehung einige notwendige Veränderungen vorzunehmen. Solche Veränderungen zum Positiven erfordern Zeit, Ausdauer, Beharrlichkeit und Stärke. Sie müssen sich fest vornehmen, sich selbst und Ihrem Partner zu helfen, in Ihrer Beziehung eine gesündere und glücklichere Situation zu schaffen. Wenn Sie sich die in diesem Buch beschriebenen alternativen Bewältigungsstrategien aneignen, verändern sich die Interaktionen Ihres Partners mit Ihnen sogar dann, wenn Ihr Partner sich Ihrer Verhaltensveränderung gar nicht bewußt ist. Hat Ihr Partner den Wunsch geäußert, seine Kritiksucht und Neigung zu Wutanfällen zu verändern, können Sie ihn eventuell mit den in diesem Buch vorgestellten Einschätzungen und Übungen bekannt machen und ihn darin einbeziehen. Erkennt Ihr Partner

Lebensfallen in der Partnerschaft hin gegen gar nicht an, daß er Sie ständig kritisiert, oder geht er in die Defensive, sobald Sie über Ihre Empfindungen sprechen, sollten Sie dieses Buch vielleicht besser allein durcharbeiten und benutzen und sich auf Änderungen bei sich selbst konzentrieren. Wenn Sie die empfohlenen Veränderungen Ihrer Interaktion mit Ihrem Partner vornehmen, werden Sie in jedem Fall erleben, daß auch er oder sie sich verändert. 14

1 Den kritisierenden Partner verstehen Wenn Sie Ihren kritiksüchtigen Partner entwaffnen wollen, müssen Sie zunächst sein Denken besser zu verstehen lernen. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Veränderungen, die Sie vornehmen müssen, um Ihre Beziehung zu verbessern. Dieses Ziel können Sie unter anderem erreichen, indem Sie sich die Schemata Ihres Partners anschauen. Ein Schema ist eine zentrale Überzeugung, die in der frühen Kindheit entstanden ist und die uns während unseres ganzen Lebens begleitet. Zentrale Überzeugungen legen fest, wer wir sind, wie wir mit anderen Menschen umgehen, welchen Partner wir uns suchen, wie wir emotional auf Situationen reagieren und wie wir ganz generell die Welt sehen. Jedes unserer Erlebnisse kann sich auf unsere zentralen Überzeugungen und auch auf diejenigen anderer Menschen auswirken. Unsere Schemata oder zentralen Überzeugungen prägen, wie wir leben, und bestimmen außerdem den inneren Monolog, der unser Denken sowie jene Annahmen und Deutungen umfaßt, die unsere persönliche Weltsicht prägen. Aufgrund unserer zentralen Überzeugungen entwickeln wir die Regeln, nach denen wir leben. Ein Schema ist ein sehr stabiles und dauerhaftes Muster, das aus Erinnerungen, Körperempfindungen, Emotionen und Kognitionen (bestimmten Gedanken) besteht. Wird ein Schema aktiviert, erzeugt es sehr starke Emotionen. Wenn Ihnen klar ist, was die Regeln beinhalten, an denen sich das Verhalten Ihres Partners orientiert, können Sie bessere Strategien für den Umgang und die Kommunikation mit Ihrem Partner entwickeln.

Lebensfallen in der Partnerschaft Wichtige frühe Bedürfnisse Wenn wichtige Bedürfnisse in der Kindheit unerfüllt bleiben, entstehen negative Schemata. Nach Jeffrey Young (2004) müssen sechs Bedürfnisse bei einem Kind erfüllt werden, damit es sich gut entwickelt. Werden diese Bedürfnisse vernachlässigt, entstehen Schemata, die für Sie und Ihren Partner problematisch werden können. Wie bereits weiter oben erläutert wurde, beruht die Entstehung von fünf der Schemata, die für Sie und Ihren kritisierenden Partner charakteristisch sind, auf unerfüllten Kindheitsbedürfnissen. Achten Sie darauf, daß einige der in der folgenden Liste erwähnten Schemata im weiteren Verlauf dieses Buches nicht mehr erwähnt werden. Am wichtigsten sind für Sie und Ihren kritiksüchtigen Partner die Schemata, die im folgenden besonders hervorgehoben werden. u Grundlegende Sicherheit: Dieses insbesondere zum Zeitpunkt der Geburt wichtige Bedürfnis betrifft die Behandlung des Kindes durch seine Ursprungsfamilie. Wächst ein Säugling oder ein Kleinkind nicht in einer stabilen und sicheren Umgebung auf, kann eines der beiden folgenden frühen dysfunktionalen Schemata (oder können sogar beide Schemata) entstehen: Verlassenheit und Mißtrauen/ Mißbrauch. u Verbundenheit mit anderen: Wenn ein Kind von den Mitgliedern seiner Familie und von Gleichaltrigen keine Liebe, Zuneigung, Empathie, kein Verständnis und keine Anleitung erhält, kann das Schema emotionale Entbehrung oder sozialer Ausschluß oder können beide entstehen. u Autonomie: Die Erfüllung dieses Bedürfnisses ist für die kindliche Entwicklung unverzichtbar und ermöglicht dem Kind, eine gesunde Unabhängigkeit und schließlich die Loslösung von seinen Eltern zu erreichen. Wenn ein Kind nicht lernt, selbständig zu handeln, Verantwortung zu übernehmen und ein eigenständiges Urteil zu entwickeln, entstehen bei ihm wahrscheinlich die Schemata Abhängigkeit und/oder Verletzlichkeit. u Selbstachtung: Wenn Kinder geliebt, akzeptiert und respektiert werden, entwickeln sie Selbstachtung. Fehlt es ihnen jedoch in der Kindheit an Unterstützung durch ihre Familie und durch Gleichaltrige, entsteht wahrscheinlich das frühe dysfunktionale Schema Unzulänglichkeit oder Versagen oder entstehen beide. 16

Das Schema Ihres Partners erkennen Arbeitsblatt 2.1 Liegt bei Ihrem Partner das frühe dysfunktionale Schema Unzulänglichkeit/Scham vor? Die folgenden Aussagen wurden mit Genehmigung von Jeffrey Young, Ph. D., dem Young Schema Questionnaire entnommen. Mit ihrer Hilfe kann man die frühen dysfunktionalen Schemata eines Menschen identifizieren. Denken Sie nun an Ihren Partner, und versuchen Sie, auf die Aussagen so zu reagieren, wie er es tun würde, wenn er ehrlich und nicht abwehrend darauf reagierte. Lassen Sie sich nicht durch Ihre eigenen Gedanken darüber ablenken, ob die Aussagen auch auf Sie selbst zutreffen. Halten Sie die Kindheitsgeschichte Ihres Partners griffbereit, falls Sie etwas darin nachschauen wollen. Werteskala 1 = völlig unzutreffend 3 = eher zutreffend 5 = ziemlich zutreffend 2 = ziemlich unzutreffend 4 = halbwegs zutreffend 6 = völlig zutreffend Aussage Wert 1. Jemand, der mich wirklich kennen würde, würde mich nicht lieben. 2. Weil ich im Wesen unzulänglich bin, bin ich es nicht wert, geliebt zu werden. 3. Ich habe Geheimnisse, die ich niemandem mitteilen möchte, nicht einmal den Menschen, die mir am nächsten stehen. 4. Ich selbst bin es schuld, daß meine Eltern unfähig sind, mich zu lieben. 5. Ich zeige ein falsches Selbst, das meine wahre Persönlichkeit verbirgt, weil mein wahres Selbst völlig unakzeptabel ist. 6. Ich fühle mich zu Menschen hingezogen, die mich kritisieren oder ablehnen. 7. Ich neige dazu, andere zu kritisieren oder abzulehnen, insbesondere Menschen, die mich zu lieben scheinen. 8. Ich neige dazu, meine eigenen positiven Eigenschaften abzuwerten. 9. Ich schäme mich meiner selbst sehr. 10. Ich habe große Angst davor, daß meine Fehler und Mängel bekannt werden. Summe: 31

Lebensfallen in der Partnerschaft Auswertung Gesamtpunkte: 10 19 Sehr niedriger Wert. Schema ist für Ihren Partner wahrscheinlich nicht wichtig. 20 29 Ziemlich niedriger Wert. Schema ist für Ihren Partner evt. nur manchmal wichtig. 30 39 Mäßig hoher Wert. Schema spielt im Leben Ihres Partners eine gewisse Rolle. 40 49 Hoher Wert. Schema ist für Ihren Partner eindeutig wichtig. 50 60 Sehr hoher Wert. Schema ist für Ihren Partner ganz sicher sehr wichtig. Falls Sie eine der Aussagen auf den Wert 5 oder 6 geschätzt haben, kann das Schema bei Ihrem Partner auch dann wichtig sein, wenn die Summe der Werte im niedrigen Bereich liegt. Beth füllte das obige Arbeitsblatt aus, um herauszufinden, ob dieses Schema für Joe wichtig war. Beispiel Arbeitsblatt 2.1 Beths Einschätzung, ob das frühe dysfunktionale Schema Unzulänglichkeit/Scham bei Joe vorliegt Aussage Wert 1. Jemand, der mich wirklich kennen würde, würde mich nicht lieben. 5 2. Weil ich im Wesen unzulänglich bin, bin ich es nicht wert, geliebt zu werden. 4 3. Ich habe Geheimnisse, die ich niemandem mitteilen möchte, nicht einmal den Menschen, die mir am nächsten stehen. 6 4. Ich selbst bin es schuld, daß meine Eltern unfähig sind, mich zu lieben. 5 5. Ich zeige ein falsches Selbst, das meine wahre Persönlichkeit verbirgt, weil mein wahres Selbst völlig unakzeptabel ist. 5 6. Ich fühle mich zu Menschen hingezogen, die mich kritisieren oder ablehnen. 2 7. Ich neige dazu, andere zu kritisieren oder abzulehnen, insbesondere Menschen, die mich zu lieben scheinen. 5 8. Ich neige dazu, meine eigenen positiven Eigenschaften abzuwerten. 2 9. Ich schäme mich meiner selbst sehr. 4 10. Ich habe große Angst davor, daß meine Fehler und Mängel bekannt werden. 6 Summe: 44 32

Das Schema Ihres Partners erkennen Beth beurteilte jede Aussage aufgrund dessen, was sie über Joe und sein Leben in seiner Ursprungsfamilie wußte. Sie schätzte vier Aussagen auf den Wert 5 und zwei auf den Wert 6 ein. Aufgrund dieser Werte und der Summe 44 ist sie sicher, daß bei Joe das Schema Unzulänglichkeit/Scham eine wichtige Rolle spielt. 33