Kann lebenslanges Lernen das Demenzrisiko verringern? Prof. Dr. Daniel Zimprich Universität Ulm IN FORM-Symposium Gesunder und aktiver Lebensstil ein Beitrag zur Prävention von Demenz? Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 9. September 2015 Berlin
Seite 2 Übersicht Lebenslanges Lernen Mögliche Wirkungszusammenhänge Empirische Befunde Zusammenschau und Ausblick
Seite 3 Lebenslanges Lernen Definition Erwerb und Auffrischung aller Arten von Fähigkeiten, Interessen, Wissen und Qualifikationen während des gesamten Lebens [Europäische Kommission, 2001] Formen des Lernens [Dellenbach, Zimprich & Martin, 2008] - Formales Lernen - Non-formales Lernen - Informelles Lernen Wirkungsfenster - direkte vs. verzögerte Auswirkungen
Kognitive Leistungsfähigkeit Seite 4 Lebenslanges Lernen Mögliche Wirkungen (Schematische Darstellung) Lebenslanges Lernen: Unterschiede im Leistungsniveau? MCI Demenz Alter
Kognitive Leistungsfähigkeit Seite 5 Lebenslanges Lernen Mögliche Wirkungen (Schematische Darstellung) Lebenslanges Lernen: Verzögerung der Leistungseinbußen? MCI Demenz Alter
Kognitive Leistungsfähigkeit Seite 6 Lebenslanges Lernen Mögliche Wirkungen (Schematische Darstellung) Lebenslanges Lernen: Veränderung des Altersgradienten? MCI Demenz Alter
Seite 7 Mögliche Wirkungszusammenhänge Kognitive Reserve - Gehirnschäden werden durch neue Verarbeitungs- und Kompensationsstrategien minimiert - neuronale Reserve vs. neuronale Kompensation Kognitive bzw. neuronale Plastizität - Synapsen, Nervenzellen oder auch ganze Hirnareale verändern sich in Abhängigkeit von ihrer Verwendung - Kognitives Training sorgt für Plastizität Lebensstil - Höhere Bildung sorgt für gesünderen Lebensstil - Höhere Bildung führt zu mehr kognitiver Aktivität
Seite 8 Mögliche Wirkungszusammenhänge Aktiver kognitiver Lebensstil [Valenzuela, M. J. et al. (2012).]
Seite 9 Mögliche Wirkungszusammenhänge Aktiver kognitiver Lebensstil [Valenzuela, M. J. et al. (2012).]
Seite 10 Empirische Befunde Altern intelligentere Personen anders? Fluide Intelligenz (N = 3940)
Seite 11 Empirische Befunde Altern intelligentere Personen anders? Gedächtnisleistungen (N = 3748)
Seite 12 Empirische Befunde Zeit eines 80-Jährigen bis Erreichung der MCI-Schwelle N = 1995 niedrig hoch Kognitive Aktivität im Alltag
[Unverzagt et al., 2012] Seite 13 Empirische Befunde Effekte von Gedächtnistrainings Ergebnisse der ACTIVE Studie
Gedächtnisleistung Demenz-Diagnose Seite 14 Empirische Befunde Effekte von kognitiver Aktivität im Alltag Unterschied im Change Point: ca. 0.18 Jahre pro Aktivität Aktivitäten (N = 59) Aktivitäten (N = 42) Unterschied in der Steigung: ca. 0.14 Jahre pro Aktivität [Hall et al., 2009] Jahre vor Demenz-Diagnose
Seite 15 Zusammenschau und Ausblick Lebenslanges Lernen als protektiver Faktor Empirische Hinweise - Höhere Schulbildung erhöht kognitive Leistungsfähigkeit - Höhere berufliche Position erhöht kognitive Leistungsfähigkeit - Kognitive Aktivitäten können Demenz verzögern Verringerung des Demenzrisikos Derzeit keine empirischen Hinweise auf - Veränderung des (längsschnittlichen) Altersgradienten durch lebenslanges Lernen
Seite 16 Zusammenschau und Ausblick Kausale Richtung? - Lebensstil Demenz oder Demenz Lebensstil Mögliche Probleme - Gedächtnistrainings wecken falsche Hoffnungen - Verursacherprinzip: Demenzkranke ohne Training
Seite 17 Zusammenschau und Ausblick Risiko- und protektive Faktoren Lifelong Learning [Fratiglioni et al., 2004]
Seite 18 Literatur Dellenbach, M., Zimprich, D. & Martin, M. (2008). Kognitiv stimulierende Aktivitäten im mittleren und höheren Erwachsenenalter - ein gerontopsychologischer Beitrag zur Diskussion um informelles Lernen. In A. Kruse (Hrsg.) Weiterbildung in der zweiten Lebenshälfte (S. 121-159). Bielefeld: WBV. Gates, N. J., Sachdev, P. S., Fiatarone Singh, M. A., & Valenzuela, M. (2011). Cognitive and memory training in adults at risk of dementia: A systematic review. BMC Geriatrics; 11(5): 55-69. Gatz, M. (2005). Educating the brain to avoid dementia: Can mental exercise prevent Alzheimer disease? PLoS Med; 2(1): e7. Gross et al. (2012). Memory training interventions for older adults: A meta-analysis. Aging Ment Health; 16(6): 722 734. Hall et al. (2009). Cognitive activities delay onset of memory decline in persons who develop dementia. Neurology; 73(5): 356-361. Sliwinski, M. J., Hofer, S. M., & Hall, C. B. (2003). Correlated and coupled cognitive change in older adults with and without preclinical dementia. Psychol Aging; 18(4):672-83. Unverzagt, F. W. et al. (2012). ACTIVE cognitive training and rates of incident dementia. J Int Neuropsychol Soc;18(4):669-677. Valenzuela, M. J. et al. (2012). Multiple biological pathways link cognitive lifestyle to protection from dementia. Biological Psychiatry; 71(9): 783 791. Vemuri, P. et al. (2014). Association of lifetime intellectual enrichment with cognitive decline in the older population. JAMA Neurol; 71(8): 1017-1024.