Interkulturelle Kommunikation positiv gestalten - Lösungsorientiertes Vorgehen im Klinikalltag

Ähnliche Dokumente
Integration geht uns alle an! Interkulturelle Öffnung vor Ort.

Regionalforum Unterstützung des Landes Brandenburg zur Fachkräfteentwicklung

Demografischer Wandel: Die Situation in Witten insbesondere in Bezug zur Migration Bevölkerungprognose Witten 06 Migrationshintergrund in NRW und Witt

Bevölkerung nach demografischen Strukturmerkmalen

Niedrigschwellige Arbeitsweise Ein Zugang zu älteren Menschen mit Migrationshintergrund

Ältere Migrantinnen und Migranten in Deutschland Lebenssituationen, Unterstützungsbedarf, Alternspotenziale

Potentiale von selbstständigen Migrantinnen und. Migranten in Deutschland: Ein Überblick. Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)

Haben Personen mit Migrationshintergrund interkulturelle Kompetenz?

Online-Kompetenz für Migrantinnen und Migranten in Deutschland. 1. Statistisches Bundesamt definiert eine neue Bevölkerungsgruppe

Personen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland. Hohenheimer Tagung Klaus Pester

Aufstiege in der Arbeitswelt Bilanz, Potenziale und Chancen

Wanderer, kommst du nach D

Zugänge zu Familien mit Migrationshintergrund

Geleitwort. Vorwort. II Patientenerstkontakt und Patientenaufnahme 7

Interkulturelle Öffnung am Beispiel der

Bevölkerung mit Migrationshintergrund III

Armutsgefährdungsquoten von Migranten (Teil 1)

Bevölkerung mit Migrationshintergrund I

Patientenbefragung zur Zufriedenheit mit der Beratung und Begleitung durch den Sozialdienst. am Universitätsklinikum Münster

Dr. Birgit Behrensen, Osnabrück. Berufliche Chancen für MigrantInnen Chancen für die Wirtschaft

I Rathaus Aalen I Fachgespräch Azubi statt ungelernt

Arbeitsmarktintegration Chancen im Gesundheitswesen

Apl. Prof. Dr. Peter Schimany Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Migration im demographischen Wandel

Freiwilliges Engagement von Personen mit Migrationshintergrund Statement zu Befunden des Deutschen Freiwilligensurveys 2014

Partizipation und Gesundheit, Selbstbestimmung von Patientinnen und Patienten stärken: Patientenorientierung und -beteiligung

Diabetes: Trends, aktuelle Prävalenzen und regionale Unterschiede. Dr. Brigitte Borrmann

Die Kooperation ASS. Aufstieg Strukturen Sicherheit. Interkulturelle Altenpflege

Kultursensibel pflegen

Fertilität, Morbidität und Mortalität von Migrantinnen und Migranten in Deutschland

Arbeit und Kultur. Workshop Rheinfelden Dr. C. Nigg 21.Oktober 2009

Multikulturelle Bibliotheksarbeit als Integrationsfaktor

Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen. I n t e r n a t i o n a l

Partizipation von Migrantinnen und Migranten am Arbeitsmarkt

l INTEGRATION BEWEGT l Tagung der Österreichischen Bundes-Sportorganisation und des Österreichischen Integrationsfonds 29. November 2013, Wien

Lebens- und Arbeitssituation von Migrantinnen. Herausforderungen und Chancen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt

Integrationsmonitoring Stand und methodische Probleme

Einwanderungsstadt Fulda? Ergebnisse einer empirischen Untersuchung und kommunale Integrationsstrategien im Hinblick auf Familienbildung in Fulda

MIGRATION UND GESUNDHEIT

Entwicklung und Zukunft der Geriatrischen Strukturen. Baden-Württemberg

Welche Unterstützung brauchen Migrantinnen und Migranten im Landkreis?

Der Arbeitsmarkt in Schleswig- Holstein - Chancen zur Integration von Migrantinnen und Migranten

Gesundheit von Migranten Hintergründe

Interkulturelle Öffnung in der Pflege aktueller Stand und zukünftige Herausforderungen

Integrationsmonitoring in der. Landeshauptstadt Potsdam

Das Förderprogramm Integration durch Qualifizierung (IQ) in Hessen

Die Rolle der Migrantenselbstorganisationen bei der interkulturellen Öffnung in der Pflege

Was bedeutet die Internationalisierung der Curricula in der Medizin?

Buchbare Fortbildungen zur interkulturellen Kompetenz und Beratung

Selbsthilfeunterstützung für Migranten in Hamburg - Praxisbeispiele

006 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) - Grundlagen und Vorgehen bei Konfliktfällen

IKFA - Interkulturelle Freiwilligenagentur

Das Projekt Die Zukunft der Pflege ist bunt wird im Rahmen des XENOS-Programms Integration und Vielfalt gefördert vom Bundesministerium für Arbeit

FORENSISCHE BEHANDLUNG VON MIGRANTEN IN DER UNTERBRINGUNG NACH 64 STGB

Presse- gespräch. Allianz Arbeitsmarktbarometer: Berufszufriedenheit von Migrantinnen und Migranten in Österreich

Kultursensibilität der Krankenhäuser in NRW. Dr. Karl Blum Dr. Petra Steffen

Antteil von Menschen mit MH

Lebenssituation von MigrantInnen in Oberhausen

Lebenslage und Lebensqualität. älterer Menschen mit. Migrationshintergrund

Soziale Arbeit in der Medizinischberuflich orientierten Rehabilitation

Dr. Hans Dietrich von Loeffelholz

Laura Frank, Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring Leipzig,

IMAGE Inklusion von Migrantinnen für mehr Anerkennung, Gleichberechtigung und Effizienz

Professionelle Dimensionen und Geschäftsfeldentwicklung

Migration und Demografie Zuwanderung in Deutschland als Chance für eine alternde Gesellschaft?

Sensibler Umgang mit kultureller. Regionale Situation der Migrations - und Flüchtlingsarbeit im LK OSL

Integration durch Bildung

Ausländische Forscherinnen und Forscher in Deutschland - Stand und Perspektiven

Droht ein Fachkräftemangel in der Pflege?

BERICHT. Auswertung Echokarte Reha-Zentrum 2018

Ergebnisse der Bürgerbefragung Vielfalt in Neumünster (durchgeführt im Dezember Januar 2014)

Chào mừng đến với! Herzlich Willkommen! Добро пожаловать! Hoş geldiniz! Welcome! Witamy!

Migration e.v. Verein zur Förderung des interkulturellen Lebens in Kiel

Innovationspanel Klinikwirtschaft NRW

Mehrsprachigkeit und interkulturelle Öffnung in der Arbeitsverwaltung

Serviceteil. Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018 C. Petersen-Ewert et al., Transkulturell pflegen DOI /

Integration von geflüchteten Menschen in die Pflege- und Gesundheitsfachberufe Modellprojekte des MGEPA NRW

Sozialpsychiatrische Kompetenzzentren Migration im Rheinland (SPKoM)

Potenziale internationaler Fachkräfte

GeroStat Beitrag im Informationsdienst Altersfragen 1 / Ältere Migrantinnen und Migranten in Deutschland

Eine Sonderauswertung zum Internetnutzung und Migrationshintergrund in Deutschland

Menschen mit Migrationshintergrund in der Hospiz- und Palliativarbeit

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 16/ Wahlperiode

Kultursensible Pflege - Pflegekurse für Pflegende Angehörige Wie gelingen Pflegekurse für Pflegende Angehörige

Identifizierung von Kriterien zur Entwicklung einer Zielvereinbarung zur barrierefreien Krankenhausversorgung von Menschen mit Mehrfachbehinderungen

POLICY BRIEF EINKOMMENSARMUT IN DEUTSCHLAND ERREICHT NEUEN HÖCHSTSTAND. Eine Kurzauswertung aktueller Daten des Mikrozensus 2017

Bevölkerung mit Migrationshintergrund am

MigrantInnen werden älter: Wer pflegt sie?

Gesundheitsförderung und Prävention für ältere Migrantinnen und Migranten

GESUNDHEITSWESEN 2.0 ANFORDERUNGEN DER PRAXIS. Bundeskongress Münster What s App DVSG!?

Die Herausforderungen an das Gesundheitswesen in Sachsen-Anhalt

Auftaktveranstaltung des Hessischen Netzwerks Integration durch Qualifizierung (IQ)

Übungen - Für das Deutsche Sprachdiplom der KMK

Qualifizierte Migrantinnen in Deutschland: Status quo, Potenziale, Mehrwert

Individuelle Erfahrungen mit den Jobcentern: Migranten der ersten Generation verteilen die besten Noten

( Fotoleiste v. l.) 3. und 5. Ferdinand Ullrich, 4. Anna-Lisa Konrad, 8. Pedro Malinowski

Kultursensibel pflegen? Rahmenbedingungen und Umsetzung eines Pflegekonzeptes

Migrationshintergrund und Alkoholkonsum in Deutschland: Risiko- oder Schutzfaktor?

Nutzung der Mehrsprachigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund

In welchem Bundesland leben prozentual gesehen die meisten Menschen mit Migrationshintergrund?

Das neue Anerkennungsgesetz des Bundes und das Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)"

Transkript:

32. Sozialarbeiter- und Reha-Beratertagung Bad Driburg Interkulturelle Kommunikation positiv gestalten - Lösungsorientiertes Vorgehen im Klinikalltag

Dank für die Einladung Vorstellen der Referentin Vortragsinhalte und Methoden (siehe Folie 4) 2

Vorstellen der Referentin Wie komme ich zu diesem Thema? 1.) meine berufliche Entwicklung 2.) mein familiärer Hintergrund 3.) meine persönliche Geschichte 3

Interkulturelle Kompetenz Aktuelle Daten zum Themenkreis Interkulturelle Kommunikation Bedeutung der Einstellung zur eigenen Kultur Methodisches Vorgehen in herausfordernden Situationen Umsetzung an Beispielen aus dem Klinikalltag Zusammenfassung und Diskussion 4

Relevante Informationen zum Themenkreis Bundeszentrale für politische Bildung Bundesgesundheitsblatt 05/2016 Deutscher Ethikrat Deutsches Zentrum für Altersfragen Max-Planck-Institut für demografische Forschung Robert Koch Institut idw Informationsdienst Wissenschaft ab 05/2016 5

Daten zur Bedeutung des Faktors Migration im Gesundheitswesen - DKI Daten zur demografischen Entwicklung Anteil von Personen in Gesundheitsberufen mit Migrationshintergrund Anteil von Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund in der stationären Versorgung Berger, Faize (Hrsg.), Kultursensibilität im Krankenhaus, DKVG, Düsseldorf, 2014 6

Daten zur demografischen Entwicklung Definition: Menschen mit Migrationshintergrund Zugewanderte und in Deutschland geborene Ausländer - mit einem Elternteil - mit Migrationsgeschichte (Berger, S. 3 FN 3 - Statistisches Bundesamt Zensus 2011) 19 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland 15,3 Mio. Menschen - 50 % mit deutschen Pass 7

Daten zur demografischen Entwicklung (Berger, Faize (Hrsg.), Kultursensibilität im Krankenhaus, DKVG, Düsseldorf, 2014, S. 103/4) 19 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland 15,3 Mio. Menschen 50 % mit deutschen Pass Türkei ca. Polen ca. Russland ca. Kasachstan ca. Italien ca. 3,0 Mio. 1,5 Mio. 1,2 Mio. 0,9 Mio. 0,8 Mio. Menschen 8

Daten zur demografischen Entwicklung - Flucht 2015 / 2016 2015 1,1 Mio. Menschen kommen, um Schutz zu finden 0,8 Mio. sind nach Schätzungen noch da 2016 0,4 Mio. Menschen werden maximal erwartet traumatische Erfahrungen haben 80 90% gemacht IAB Institut für Arbeitsmarkt + Berufsforschung (Süddeutsche Zeitung 17.06.2016, S. 5, Thomas Öchsner, Weniger Flüchtlinge als erwartet) 9

Anteil der Personen in Gesundheitsberufen mit Migrationshintergrund Betrachtet man die Leistungserbringerseite, so gestaltet sich das Bild auch hier genauso bunt wie auf Patientenseite. Es gibt Ärzte und Pflegekräfte, die aus anderen Ländern stammen und in anderen Ländern ihren Beruf erlernt haben. Berger (Hrsg.), 2014, S. 5, FN 6 Forschungsgutachten von der BKK vor Ort und vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW, Blum, Steffen, Kultursensibilität der Krankenhäuser in NRW, Deutsches Krankenhausinstitut, 2012) 10

Nach einer Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts Kiel Economics werden in den nächsten fünf Jahren über 2 Mio. Menschen zusätzlich nach Deutschland kommen. Zusammen mit den in Deutschland geborenen Kindern mit Migrationshintergrund werden 2017 über 23 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland leben. Das sind dann fast 30 % der Gesamtbevölkerung. (Berger, 2014, S. 2/3) 11

Auf Grund der demografischen Entwicklung und des Nachzugs von Familienmitgliedern seit Mitte der 60er Jahre, lebten immer mehr ältere Migranten und Migrantinnen in Deutschland. Dadurch erhöht sich auch die Zahl der potenziellen Teilnehmer und Teilnehmerinnen an Rehabilitationsmaßnahmen. RKI, Armut, soziale Ungleichheit und Gesundheit, Berlin, 2005, S. 133 12

Daten zum Anteil von Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund in der stationären Rehabilitation Fazit: Spezifische Datenerhebung pro Reha-Klinik konkrete Analyse der Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund Potentielle Datenquellen: Statistisches Bundesamt, GKV, DRV Bund, DKI, RKI 13

Methode - Murmelgruppen Reflexion der Einstellung zur eigenen Kultur bildet die Basis für einen gelungenen interkulturellen Kontakt Ziel Handlungssicherheit in der interkulturellen Kommunikation Roth/Köck (Hg.) Interkulturelle Kompetenz, vhs Bayern, München, 2004 14

Aktivierung der Teilnehmenden Murmelgruppen mit dem Nachbarn / der Nachbarin Präsentation Ihrer Ergebnisse an meiner Kultur finde ich positiv 15

Schulung der eigenen Wahrnehmung im interkulturellen Kontakt Der harte Ethnozentriker leugnet die Existenz von kulturellen Differenzen oder er bewertet diese durchweg negativ. Der negative Ethnozentriker sieht seine eigene Kultur als durch und durch negativ an. Häufig ist der heimliche Ethnozentriker bei uns anzutreffen, der sich weltoffen und tolerant gibt und kulturelle Unterschiede durchaus toleriert. Der reflektierte Ethnozentriker hat reflektiert, dass jeder Mensch davon ausgeht, dass seine Kultur die normale Form des Zusammenlebens ist. (Steinbach, Iris, 2011, S. 30-32 nach Roth/Köck, 2004, S. 50) 16

Handlungssicherheit in der Interkulturellen Kommunikation 1 Beschreibung einer Situation/ des Handelns einer Person Eine türkische Patientin soll durch eine Pflegerin am Oberschenkel versorgt werden und dreht sich zur Wand (Steinbach, Iris, 2011, S. 60/61) Interpretation Bewertung einer Situation/ des Handelns einer Person Wie bewerte ich das Verhalten? Finde ich das Verhalten gut / schlecht? Wie empfinde ich persönlich? Welche Handlungsmöglichkeiten sehe ich in dieser Situation? 17

Handlungssicherheit in der Interkulturellen Kommunikation 2 Beschreibung einer Situation/ des Handelns einer Person Ein ägyptischstämmiger Patient in einer Rehaklinik beauftragt die Diätassistentin, ihm im Speisesaal Essen zu bringen Interpretation Bewertung einer Situation/ des Handelns einer Person Die Mitarbeiterin erlebt sich als deutsche Frau von ihm diskriminiert und beginnt ein lautes Gespräch alle Patienten im Speisesaal können dem Disput folgen Welche Handlungsmöglichkeiten sehen Sie in dieser Situation? 18

Handlungssicherheit Interkulturelle Kommunikation Top-Down-Ansatz Diversity Management Relevanz der Leitungsebene Integrationsbeauftragte Behauptung der Klinik im Wettbewerb 19

Interkulturelle Kompetenz und Kommunikation Empfehlung des DKI zur Umsetzung im Gesundheitswesen Spezifische Datenerfassung Aufnahmebögen in der jeweiligen Sprache Körperatlas zur Identifizierung von Schmerzen Piktogramme z.b. zur Diagnostik Mehrsprachiges Info-Material z.b. vor spezifischer Diagnostik Entwickeln von Kommunikationsregeln Fortbildungsangebote für Mitarbeiterinnen einer Klinik Ziel - Handlungssicherheit im Klinikalltag 20

Fazit Datenerhebung je Klinik - Behauptung im Wettbewerb Bedeutung der Einstellung zur eigenen Kultur Top-Down-Ansatz 1. Relevanz der aktiven Unterstützung durch die Klinikleitung 2. Integrationsbeauftragte 3. Fortbildung für Gesundheitsberufe - Interkulturelle Kommunikation 4. Etablierung interkultureller Teams FEKrankenhaus Neumünster 21

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Aktive Teilnahme 22