Pädagogik Anna Badstübner Entwicklung von Freundschaft als Form der sozialen Beziehung im Kindergartenalter Zwischenprüfungsarbeit
Zwischenprüfungsarbeit Magister im HF Rehabilitationspädagogik Thema: Entwicklung von Freundschaft als Form der sozialen Beziehung im Kindergartenalter Name: Anna Badstübner Studiengang/Fachsemester: MA Rehabilitationspädagogik (HF), 4.FS Psychologie (NF), 2.FS Germanistische Sprachwissenschaft (NF), 4.FS Abgabe: August 2002
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung oder Zur Bedeutung von Kinderfreundschaften 3 2. Freundschaft als Form der sozialen Beziehung 4 2.1 Soziale Beziehungen 4 2.2 Freundschaft als Beziehungstyp 5 2.2.1 Merkmale von Freundschaften 6 3. Der Freundschaftsbegriff im Laufe der kindlichen Entwicklung 7 3.1 Selmans Stufenmodell der Entwicklung des Freundschaftsverständnisses mit Erläuterungen zu den Stufen 0 und 1 8 4. Der Kindergarten 10 4.1 Die Bedeutung des Kindergartens 10 4.2 Der Eintritt in den Kindergarten 12 5. Bedingungen für die Entstehung von Kinderfreundschaften 14 5.1 Personale Bedingungen 15 5.1.1 Alter 15 5.1.2 Geschlecht 16 5.1.3 Ethnische Zugehörigkeit 17 5.1.4 Körperliche (physische) Attraktivität 17 5.1.5 Intelligenz 18 5.1.6 Persönlichkeitseigenschaften, Interessen und andere Merkmale 18 5.1.7 Soziale Schicht 19 5.1.8 Soziale Motive und Orientierungen 19 5.1.9 Soziale Erfahrungen 20 5.2 Wagners Filtermodell zur Selektion potentieller Freunde 21 5.3 Situationale Bedingungen 22 5.3.1 Geographisch-räumliche Struktur 22 5.3.2 Räumliche Nähe 22 5.3.3 Materielle Ausstattung und architektonisch-räumliche Struktur 23 5.3.4 Vertrautheit 23 5.3.5 Einfluss von Eltern und Erziehern 24 6. Kontaktaufnahme und Freundschaftsbeginn 24 7. Literatur 27 2
1. Einleitung oder Zur Bedeutung von Kinderfreundschaften Kinderfreundschaften spielen eine große Rolle für die Entwicklung eines jeden Kindes. Durch die zunehmende Forschung auf diesem Gebiet ist heute bekannt, dass in den ersten Lebensjahren nicht nur die Mutter-Kind-Beziehung bestimmend ist, sondern dass auch die Gleichaltrigen eine eigenständige Rolle in der Sozialisation des Kindes einnehmen (vgl. Artikel des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes NRW). Laut Karl Waldhecker (2001) können sich die Erfahrungen in diesen beiden Bereichen ergänzen, jedoch nicht ersetzen. Freunde erfüllen Funktionen, die Eltern und Kinder anderer Altersgruppen nicht übernehmen können (Wagner 1991). Schon im Vorschulalter sind Freundschaftsbeziehungen üblich und relativ stabil (Schmidt-Denter & Zierau 1994). Der Umgang und die Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen, der Gewinn spezifischer Erfahrungen und die besonderen Herausforderungen, die Freundschaften mit sich bringen, bilden einen wichtigen Ort des sozialen Lernens, losgelöst von Autoritäten und auf einer gleichwertigen Ebene, und fördern so die soziale Kompetenz der Kinder (vgl. Wagner 1994; Hoffmann 1992; Valtin 1994). Gleichaltrige geben Kindern ein Gefühl der Sicherheit, Vertrautheit, Selbstbejahung und Emotionalität (Hoffmann 1992, S.45). Wagner (1991) spricht von der alltäglichen Erfahrung einer emotionalen und kognitiven Befriedigung, die Kinder und Erwachsene empfinden, wenn sie mit einem Freund zusammen sind. Freundschaftsbildungen im Kindergarten sind ein Indiz für soziale Entwicklungsfortschritte (Schmidt-Denter & Zierau 1994), denn Freundschaften tragen erheblich dazu bei, dass das Kind soziale Fähigkeiten erlernt wie anderen zuzuhören, sich in andere hineinzuversetzen, auf Schwächere Rücksicht zu nehmen, nachzugeben und anderen Hilfe, Trost und Unterstützung anzubieten (Artikel des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes NRW). Zurückweisungserlebnisse und Eifersucht fungieren ebenso als wichtige Lernprozesse wie die Versöhnung nach einem Streit. Freunde tauschen Informationen aus, berücksichtigen die Interessen des anderen und lachen gemeinsam; das Spiel des einen motiviert das des anderen (Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung Saarland e.v. 1999). Sie lernen mit- und voneinander, üben sich im Teilen, in Kooperation, Wettbewerb, Vertrauen und Sensibilität, lernen moralische Normen kennen und verhindern, dass Konflikte in physische Aggression umschlagen (Wagner 1991, 1994; Krappmann 1994). Wagner (1994) 3