Numerische Simulation

Ähnliche Dokumente
Kapitel 3: Kernstruktur des Atoms. Kathodenstrahlrohr: 3.1 Durchgang von Elektronen durch Materie

Opto-elektronische. Materialeigenschaften VL # 4

Experimentalphysik V - Kern- und Teilchenphysik Vorlesungsmitschrift. Dozent: Prof. K. Jakobs Verfasser: R. Gugel

Rutherford Streuung F 1. r 12 F 2 q 2 = Z 2 e. q 1 = Z 1 e

Theory German (Germany)

Bestimmung der Molekularen Masse von Makromolekülen

Beispiellösung zu Aufgabe 10.3c)

Chaos im getriebenen nicht-linearen Pendel

= 6,63 10 J s 8. (die Plancksche Konstante):

Untersuchung der kosmischen Höhenstrahlung mit dem AMS01- Detektor im Weltraum

What is a Fourier transform? A function can be described by a summation of waves with different amplitudes and phases.

Kleinster Abstand d zweier Strukturen die noch als getrennt abgebildet werden können.

Myonen Lebensdauer. Inhaltsverzeichnis. 29. Dezember Das Standardmodell der Teilchenphysik 2. 2 Entstehung der Myonen 3. 3 Der Myonenzerfall 4

Automation-Letter Nr Hannes Homburger und Daniel Wolf

Was machen Physikerinnen und Physiker mit einer Rechnerfarm?

Physikalische Übungen für Pharmazeuten

Experimentelle Physik II

4 Thermodynamik mikroskopisch: kinetische Gastheorie makroskopisch: System:

1 Messfehler. 1.1 Systematischer Fehler. 1.2 Statistische Fehler

2.4 Kinetische Gastheorie - Druck und Temperatur im Teilchenmodell

Moleküldynamik. Modell: Klassische Mechanik Newtonsche Bewegungsgleichungen. = m a i

Wechselwirkungen der γ-strahlung

I.6.3 Potentielle Energie eines Teilchensystems. m i. N z i. i=1. = gmz M. i=1. I.6.4 Kinetische Energie eines Teilchensystems

Bellsche Ungleichungen oder existiert Einstein s spukhafte Fernwirkung wirklich?

Einführung in die Boltzmann-Gleichung. Flavius Guiaş Universität Dortmund

Teilchen sichtbar machen

9.3 Der Compton Effekt

Bellsche Ungleichungen oder existiert Einstein s spukhafte Fernwirkung wirklich?

5. Kapitel Die De-Broglie-Wellenlänge

Theoretische Physik fürs Lehramt: L2

Anhang A. Monte-Carlo-Methode

43. Strahlenschutz und Dosimetrie. 36. Lektion Wechselwirkung und Reichweite von Strahlung

Die Milchstraße als Beispielgalaxie

Unterrichtsmaterialien zum Thema Astroteilchenphysik

B 2. " Zeigen Sie, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Leiterplatte akzeptiert wird, 0,93 beträgt. (genauerer Wert: 0,933).!:!!

O. Sternal, V. Hankele. 4. Magnetismus

Stetige Verteilungen Rechteckverteilung

Differentialgleichungen

Übungen mit dem Applet Zentraler Grenzwertsatz

Dieter Suter Physik B3

K8 PhysikalischesGrundpraktikum

1) Fluss und Zusammensetzung kosmischer Strahlung

Varianz und Kovarianz

Das Rätsel der Dunklen Materie Erhellendes aus Universum und Labor

Einführung in die Neutronenstreuung. Robert Georgii Forschungsneutronenquelle Hans Maier-Leibnitz TU München

Teilchenidentifizierung (PID)

Kursstufe Physik / Aufgaben / 04 Teilchenbahnen im E Feld Kopetschke 2011 Teilchenbahnen im elektrischen Querfeld

Der Urknall und die Kosmische Hintergrundstrahlung

Übungen zur Experimentalphysik 3

Inhalt. 1. Erläuterungen zum Versuch 1.1. Aufgabenstellung und physikalischer Hintergrund 1.2. Messmethode und Schaltbild 1.3. Versuchdurchführung

8.1. Kinetische Theorie der Wärme

GW 7 Physikalische Grundlagen

3. Kapitel Der Compton Effekt

WIMP-Teilchen. Auf der Suche nach Cold Dark Matter mit astrophysikalischen Experimenten

Grundlagen von Streuprozessen

Klausur 12/1 Physik LK Elsenbruch Di (4h) Thema: elektrische und magnetische Felder Hilfsmittel: Taschenrechner, Formelsammlung

Universität Dresden Laborpraktikum Kern- und Teilchenphysik. Blasenkammer (BK)

Grundlagen der Physik 3 Lösung zu Übungsblatt 2

Lösung II Veröffentlicht:

Anwendungen von Diamantdetektoren am LHC und CMS Kurzbericht des Arbeitsgebietes

FK Experimentalphysik 3, Lösung 4

AKTIVITÄTSKONZENTRATION

Computer Vision: Kalman Filter

Inhalt Stöße Fallunterscheidung Stöße

Kern- und Teilchenphysik. Einführung in die Teilchenphysik: Erinnerung: Elektronstreuung & Formfaktor

W-Rechnung und Statistik für Ingenieure Übung 11

Versuch P3: Neutronendiffusion. Protokoll. Von Jan Oertlin und Ingo Medebach. 12. Januar Ziel des Versuchs 3

CT Rekonstruktion mit Objektspezifischen Erweiterten Trajektorien

1. Wärmelehre 1.1. Temperatur. Physikalische Grundeinheiten : Die Internationalen Basiseinheiten SI (frz. Système international d unités)

Mehrdimensionale Verteilungen und Korrelation

Einführung in die Elementarteilchenphysik. Michael Buballa. Wintersemester 2006/2007

Fusion durch Pyroelektrische Kristalle

2.1.3 Wechselwirkung von Photonen in Materie

Übung zu Mechanik 1 Seite 65

Quadratische Gleichungen

Bewegung von Teilchen im elektrischen und magnetischen Feld Schularbeiten bis Oktober 1995

Alle Atome haben Massen ungefähr einem vielfachen der Masse des Wasserstoff Atoms.

v ist die Teilchengeschwindigkeit in grosser Entfernung vom Kern. Die Impulsänderung Δp ist daher

Lösg: a) 0,0548 b) 0,4514 c) 23 Becher d) 234,9 [ml]

Rekonstruktion 3D-Datensätze

Quantenobjekte Welle? Teilchen?

Leistungskurs Physik A40/Q1. Dienstag, den , 3. Block

Fakultät für Physik Wintersemester 2016/17. Übungen zur Physik I für Chemiker und Lehramt mit Unterrichtsfach Physik

Zeigen Sie mittles vollständiger Induktion, dass für jede natürliche Zahl n 1 gilt: n (2k 1) = n 2.

Was ist Physik? Modell der Natur universell es war schon immer so

Neutrinos: Kosmische Leichtgewichte auf der Waagschale von KATRIN

Energieverlust von Teilchen in Materie

Kern- und Teilchenphysik

Dunkle Materie & Dunkle Energie: die unbekannten 95% des Universums

Und es werde Licht. Die kosmische Hintergrundstrahlung

Experimentalphysik E1

INFORMATIONSTEXT 1: Halbleiter Spurdetektoren (Gruppe 1) Moderne Teilchendetektoren bestehen aus mehreren Detektorkomponenten.

Versuch Radioaktivität

Mathematik für Biologen

Ferienkurs Experimentalphysik 3

Moderne Experimentalphysik III: Kerne und Teilchen (Physik VI)

2. Lagrange-Gleichungen

Aufgabensammlung. Experimentalphysik für ET. 2. Erhaltungsgrößen

Der Urknall und die Expansion des Universums

Sterne 16 Sternspektroskopie und Spektralanalyse (Teil 4)

Transkript:

Numerische Simulation January 18, 2016 1 Numerical Methods in Extraterrestrial Physics - Numerische Simulationen Nachdem wir in der letzten Übung eine Klasse für die Bewegung und Visualisierung von Teilchen in Python implementiert haben, soll es heute um deren Interaktion in Materie gehen. Eine bereits fertig gestellte Teilchen Klasse findet ihr hier. Genauer gesagt, werden wir heute den ersten Teil eines virtuellen Detektors implementieren, der mittels einer Flugzeit Messung die Geschwindigkeit der Teilchen bestimmt. In [1]: %matplotlib inline %config InlineBackend.figure_format = svg from tof import Tof T = Tof() ax = T.plot() ax.legend(); 1

Für die Bestimmung der Geschwindigkeit eines Teilchens, bedienen wir uns einen Prinzips, das in echten Flugzeit-Masse Spektrometern verwendet wird. Beim Durchgang eines Teilchens durch Materie, wechseltwirkt dieses unter inealstischen Stößen mit den Elektronen des Materials. Dabei werden zum Einen Elektronen aus dem Material herausgelöst (welche als elektrischer Puls registriert und somit zur Bestimmung der Start-Zeit unseres Teilchens verwendet werden) und zum zweiten das eingeschossene Teilchen abgebremst und gestreut, d.h. das Teilchen verliert einen Teil seiner Energie. Ein einfaches Beispiel für die Wechselwirkung eines Teilchens in Materie ist hier gezeigt: In [11]: from particle import Particle P = Particle() P.set_v((4e5,0,0)) ax=t.plot() ax.set_xlim(0.09,0.12); ax.set_ylim(-0.06,0.06) T.scatter_rate = 5e-9 T.scatter_angle = 10 #Normalverteile Streuung im Winkel in T.scatter_loss = 5 #Normalverteilter Energieverlust in % T.compute_particle(P,ax=ax) P.plot(ax) Die gesetzten Größen scatter rate, scatter angle und scatter loss bestimmen hierbei das Streuverhalten der Teilchen. In diesem Beispiel unterliegen die Teilchen einer durchschnittlichen Streurate von ν = 5 10 9 1/s, wobei sie im Winkel um 0 ± 10 gestreut werden und 0% 10% ihrer Energie verlieren. Jede Interaktion mit der Materie ist im o.g. Beispiel mit einem schwarzen Kreis gekennzeichnet. Als nächstes muss die Stop-Zeit des Teilches registrieren werden, was wieder über die Interaktion in einem zweiten Materie Block geschieht, welcher 10 cm gegenüber dem ersten verschoben ist. 2

In [17]: P = Particle() P.set_v((4e5,0,0)) ax=t.plot() T.compute_particle(P,ax=ax) P.plot(ax) Aus der Differenz von Start- und Stop-Signal lässt sich dann die Teilchengeschwindigkeit bestimmen. Hierbei ist noch anzumerken, dass die bestimmte Teilchengeschwindigkeit wegen des Energieverlustes und der Streuung unter der eigentlichen Teilchengeschwindigkeit liegt. D.h. wir müssen für ein Ensemble von Teilchen konstanter Geschwindigkeit, die mittlere detektierte Geschwindigkeit der Teilchen bestimmen, um unsere Messung zu kalibrieren. In [18]: ax = T.plot() pv = [] for p in range(100): P = Particle() P.set_v((4e5,0,0)) T.compute_particle(P) P.plot(ax) pv.append(t.get_v()) 3

Die gemessene Teilchenenergie ergibt sich dann zu In [19]: ax = pylab.figure().gca() ax.hist(array(pv)/1000.) ax.set_xlabel("v [km/s]");ax.set_ylabel("n") print "Mittlere Teilchen Geschwindigkeit %4.2f [km/s]"%(mean(pv[pv>0])/1000.) Mittlere Teilchen Geschwindigkeit 195.69 [km/s] 4

Ein mit 400 km/s eingeschossenes Teilchen wird wegen der Streuung und des Energieverlustes also im Mittel mit einer Geschwindigkeit von nur 263 km/s gemessen. Wiederholen wir diese Prozedur nun für mehrere Teilchen Ensembles unterschiedlicher Geschwindigkeiten zwischen 100 km/s und 1000 km/s, liesse sich unsere Flugzeit-Messung für unterschiedliche Teilchengeschwindkeiten kalibrieren. 1.1 Übung: Die Flugzeit Klasse In dieser Übung geht es nun um die Implementierung einer Klasse für die Flugzeit Messung unserer Teilchenquelle. Die Interaktion des Teilchens mit Materie soll dabei nur pseudo -physikalisch, also ohne realistische Wechselwirkungsquerschnitte und Streuprozesse ablaufen. Im Folgenden ein möglicher Bauplan für die Flugzeit Klasse: 1.) Erstellen Sie eine Klasse für die Flugzeitmessung mit jeweils 2 Attributen, welche Ihnen die Detektor Geometrie beschreibt, d.h. den Ort und die Ausmaße der beiden Materieblöcke für die Start- und Stop- Messung. Beide Materieblöcke sollen eine Breite und Höhe von jeweils x = 1 cm und y = 10 cm haben und in x Richtung 10 cm voneinander entfernt sein. Implementieren sie eine Methode zur Visualisierung der Detektor Geometrie. 2.) Schreiben Sie eine Methode mit der Sie ein Teilchen durch die Detektor Geometrie propagieren lassen können. Das Teilchen soll dabei eine konstante Geschwindigkeit von 400 km/s in x-richtung haben und die Berechnung sollte mit einer Zeitauflösung von dt = 1 10 9 s durchgeführt werden. Visualisieren sie die Teilchen Trajektorie zusammen mit der Detektor Geometrie. 3.) Schreiben Sie eine Methode für die Flugzeitklasse, um herauszufinden ob sich das Teilchen gerade innerhalb oder außerhalb von Materie befindet. Befindet sich das Teilchen innerhalb von Materie, würfeln sie ob das Teilchen einen Streuprozess durchführt. Die Wahrscheinlichkeit für einen Streuprozess pro Zeitschritt dt ist dabei geben durch P = dt/ν. Verwenden Sie hierfür eine Streurate von ν = 1 10 8. 4.) Schreiben Sie eine Methode, die das Teilchen bei jedem Stoßvorgang im Winkel um 0 ± 5 (normal verteilt) streut und einen Geschwindigkeitsverlust von 0% 5% (gleich verteilt) erfährt. 5.) Propagieren Sie 100 Teilchen konstanter Geschwindigkeit (v x = 450 km/s) durch die Detektor Geometrie und visualisieren Sie die Teilchen Trajektorien. Histogrammieren sie zudem die detektierten Teilchen Geschwindigkeiten. 5

6.) (Optional) Lösen Sie Aufgabe 5) für 10 unterschiedliche Teilchengeschwindigkeiten und stellen Sie die eigentlichen Teilchengeschwindigkeiten als Funktion der mittleren detektierten Teilchengeschwindigkeit dar. Interpolieren Sie diese Funktion um eine Kalibrationskurve für die Geschwindigkeits Messung zu erhalten. In [5]: 6