Zentrale soziale Funktionen des Bildungssystems

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Transkript:

Prof. Dr. Peter A. Berger: Materialien zur Vorlesung Sozialstruktur der Bundesrepublik Deutschland Zentrale soziale Funktionen des Bildungssystems 1. Plazierungsfunktion (Statuszuweisungs-/Allokationsfunktion): Der Zugang zu verschiedenen sozialen Positionen mit ihren Privilegien und Benachteiligungen, der Zugang zu sozialen Schichten sowie soziale Auf- und Abstiege sind eng an das Bildungsniveau gekoppelt. 2. Auslese- oder Selektionsfunktion: Bildungssysteme sollen in erster Linie nach Leistung auslesen. Selektion durch das Bildungssystem ist jedoch immer auch eine soziale Auslese, d.h. soziale Merkmale (soziale oder regionale Herkunft, Nationalität, Geschlecht) beeinflussen die Bildungschancen. Chancen(un)gleichheit Es gibt zwei hauptsächliche Varianten der Vorstellungen von Chancengleichheit: 1. Die proportionale Chancengleichheit (Proporz-Modell): Danach sollen alle Bevölkerungsgruppen einer Gesellschaft entsprechend ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung in weiterführenden Bildungseinrichtungen vertreten sein. 2. Die leistungsbezogene Chancengleichheit: Danach sollen gleiche Bildungschancen mit der Auslese nach Leistung in Übereinstimmung gebracht werden ( gleiche Chancen nach Fähigkeit und Leistung ). Bildungsexpansion Unter Bildungsexpansion versteht man den Ausbau - der sekundären (Klassen 5-13, berufliche Schulen) und - der tertiären (Hoch- und Fachhochschulen) Bereiche des Bildungswesens. Das bedeutet, dass - immer mehr Menschen mittlere bzw. höhere Bildungsabschlüsse erwerben ( Upgrading der Qualifikationsstruktur), und - immer mehr Menschen immer länger im Bildungssystem verweilen.

Prof. Dr. Peter A. Berger Universität Rostock Materialien zur Vorlesung Sozialstrukturanalyse der BRD Das Bildungssystem in Deutschland Quelle: Statistisches Bundesamt in Zusammenarbeit mit WZB und ZUMA (2004): Datenreport 2004, S. 62 (http://www.bpb.de/files/8r25dj.pdf)

Prof. Dr. Peter A. Berger Universität Rostock Materialien zur Vorlesung Sozialstruktur der Bundesrepublik Deutschland Schulbesuch der 13-Jährigen an ausgewählten Schularten 1960 und 1998 in Prozent Quelle: Datenreport 1999, S. 59

Prof. Dr. Peter A. Berger Universität Rostock Materialien zur Vorlesung Sozialstrukturanalyse der BRD Schulbesuch der 13-Jährigen nach Schularten, 1950-2002 Quelle: ZENTRUM FÜR UMFRAGEN, METHODEN UND ANALYSEN ABTEILUNG SOZIALE INDIKATOREN (2004): System Sozialer Indikatoren für die Bundesrepublik Deutschland: Schlüsselindikatoren 1950-2003, Mannheim,120 (http://www.gesis.org/dauerbeobachtung/sozialindikatoren/daten/system_sozialer_indikatoren/keyindik/schlüsselindikatoren.pdf)

Prof. Dr. Peter A. Berger Universität Rostock - Materialien zur Vorlesung Sozialstrukturanalyse der Bundesrepublik Deutschland Entwicklung schichtspezifischer Schulbesuchsquoten 1950 1989 Quelle: Geißler, Rainer (2009 5 ): Die Sozialstruktur Deutschlands. Zur gesellschaftlichen Entwicklung mit einer Bilanz zur Wiedervereinigung, 5. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag, S. 283.

Prof. Dr. Peter A. Berger Universität Rostock Materialien zur Vorlesung Sozialstrukturanalyse der BRD Bildungsbeteiligung 17-jähriger Jugendlicher nach sozialer Herkunft Datenbasis: SOEP 2000-2002 Quelle: Statistisches Bundesamt in Zusammenarbeit mit WZB und ZUMA (2004): Datenreport 2004, S.493 (http://www.bpb.de/files/8r25dj.pdf)

Prof. Dr. Peter A. Berger Materialien zur Vorlesung Sozialstrukturanalyse der Bundesrepublik Deutschland Quelle: Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Berlin 2005, S. 95

Prof. Dr. Peter A. Berger Materialien zur Vorlesung Sozialstrukturanalyse der Bundesrepublik Deutschland Quelle: Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Berlin 2005, S. 94

Prof. Dr. Peter A. Berger - Universität Rostock - Materialien zur Vorlesung "Sozialstruktur der Bundesrepublikd Deutschland" Schul- und Hochschulbesuch (BRD/DDR, 1960-1989) (In % der jeweils Gleichaltrigen) Ohne HS-AbscAbitur FHS+HS 40 1960 21 6 8 Ohne HS- 38 1965 17 8 14 Abschluß/ohne 10. Kl. 351970 17 11 16 Abitur 1975 12 15 20 1980 10 17 20 30 30 1985 9 22 20 FHS+HS 1989 9 24 30 251993 9 26 24 38 26 22 196021 20 20 20 8 20 10 1965 14 17 19 1970 17 19 17 13 17 17 17 17 16 151975 15 15 13 13 15 14 14 14 1980 11 12 11 11 13 13 13 12 1985 11 9 13 10 12 11 10 10 10 1989 10 14 9 914 9 9 8 8 8 19936 9 25 22 5 BRD DDR Quelle: Geißler 1996, S. 253 0 % 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1989 1993 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1989 Frauenanteil an Hochschulen (ohne FHS), Deutsches Reich, BRD/DDR, 1908-1989 60 50 40 30 20 10 0 Deutsches ReicBRD DDR 1908 2 1924 11Deutsches Reich 1932 19BRD 1939 14 DDR 1960 27 25 1965 27 26 1970 31 35 1975 36 48 1980 38 49 1985 41 50 1989 19 41 49 1994 14 43 48 11 2 27 27 25 26 35 31 38 41 41 25 22 48 49 50 49 48 1908 1924 1932 1939 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1989 36 Quelle: Geißler 1996, S. 278 9 43

Prof. Dr. Peter A. Berger - Universität Rostock - Materialien zur Vorlesung "Sozialstruktur der Bundesrepublikd Deutschland" Soziale Herkunft von Studenten, DDR 1954-1989 (nach sozialer Stellung des Vaters) Arbeiter Angestellter Mitgl. von LPGIntelligenz Sonst. Selbst. 901954 48 24 6 13 11 102 1958 53 19 6 16 9 103 801960 39 30 3 17 8 97 1967 30 26 6 19 7 88 1976 #NV #NV #NV #NV #NV 70 1979 15 59 69 1982 13 69 601985 #NV #NV 59 1989 9 78 % 50 40 30 20 10 0 48 13 53 39 30 16 17 19 15 13 Arbeiter Angestellter Mitgl. von LPG/PGH Intelligenz Sonst. Selbst. 1954 1958 1960 1967 1976 1979 1982 1985 1989 78 9 Quelle: Geißler, 1996, S. 265 Studierende in der DDR und der BRD, 1950-1980 Stud. je 10000 Stud. je 10000 Anteil der StudAnteil der Studentinnen/BRD 1950 16,3 21 19,2 16,7 160 1955 42,1 23,4 25,5 17,460 1960 58,1 37,2 25,2 27,9 1965 65,5 45,6 26,1 30,9 140 1970 83,9 69,6 35,4 30,8 1972 94,6 89,3 40,7 48,7 32,650 120 1975 81,4 112,5 48,2 35,8 1980 77,6 136,8 48,7 38,3 100 40 38,3 Stud. je 10000 Einw. 80 60 40 20 16,3 21 19,2 16,7 77,6 136,8 30 20 10 Anteil Studentinnen in % Stud. je 10000 Einw./DDR Stud. je 10000 Einw./BRD Anteil der Studentinnen/DDR Anteil der Studentinnen/BRD 0 1950 1955 1960 1965 1970 1972 1975 1980 0 Quelle: Thomas, in: Timmermann (Hrsg.) 1988, S. 33/34

Prof. Dr. Peter A. Berger Universität Rostock - Materialien zur Vorlesung Sozialstrukturanalyse der Bundesrepublik Deutschland Studienanfängerquote 1 an Universitäten nach dem Beruf des Vaters West 1969 2000 5 Quelle: Geißler, Rainer (2009 ): Die Sozialstruktur Deutschlands. Zur gesellschaftlichen Entwicklung mit einer Bilanz zur Wiedervereinigung, 5. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag, S. 285

Prof. Dr. Peter A. Berger Universität Rostock Materialien zur Vorlesung Sozialstrukturanalyse der BRD Gesamtmobilität, vertikale und horizontale Mobilität, Auf- und Abstiegsraten Quelle: Statistisches Bundesamt in Zusammenarbeit mit WZB und ZUMA (2004): Datenreport 2004, S.619 (http://www.bpb.de/files/8r25dj.pdf)

Prof. Dr. Peter A. Berger Universität Rostock Materialien zur Vorlesung Sozialstrukturanalyse der BRD Soziale Mobilität in West- und Ostdeutschland Quelle: Statistisches Bundesamt in Zusammenarbeit mit WZB und ZUMA (2004): Datenreport 2004, S.615/617 (http://www.bpb.de/files/8r25dj.pdf)

Prof. Dr. Peter A. Berger Universität Rostock Materialien zur Vorlesung Sozialstrukturanalyse der BRD Stärke des Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und eigener Position Quelle: Statistisches Bundesamt in Zusammenarbeit mit WZB und ZUMA (2004): Datenreport 2004, S.621 (http://www.bpb.de/files/8r25dj.pdf)