Kommentar zum Ringversuch B9 Mikrobiologie

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Transkript:

Verein für medizinische Qualitätskontrolle Association pour le contrôle de Qualité medical Associazione per il controllo di qualità medico Kommentar zum Ringversuch B9 Mikrobiologie 2013-3 Probe A: Mittelstrahlurin, Harnwegsinfekt Pot. Pathogene Bakterien (Genus + Spezies) + Resistenzprüfung Es handelte sich um einen Stamm von Proteus mirabilis, welcher bei akuten und häufiger bei chronischen oder komplizierten Harnwegsinfektionen isoliert wird. Die Identifizierung ist den Teilnehmern sehr gut gelungen, obwohl dieser Stamm H2S negativ war. Die Resistenz war typisch, nur Tetrazykline und Nitrofurantoin resistent; die diagnostische Resistenz gegen Colistin war ebenfalls vorhanden. Fosfomycin war empfindlich; an sich wird für Fosfomycin gemäss EUCAST die MHK verlangt; bei CLSI wird dieses Antibiotikum nur bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen mit Escherichia coli empfohlen. Wir haben trotzdem die Empfindlichkeit bewertet, weil dieses Antibiotikum oft auch bei ESBL mit Erfolg als Reserve eingesetzt wird. Imipenem war empfindlich; es ist aber bekannt, dass bei Proteus spp., Morganella spp. und Providencia spp. häufig eine niedrige Resistenz gegenüber Imipenem vorhanden, welche nicht auf einer Carbapenemase beruht. Wir werden in einem separaten Brief an die Teilnehmer die Problematik der Carbapenamasen bei Enterobacteriaceae in Erinnerung rufen und die Teilnehmer bitten, diese Carbapenemase-bildenden Erreger im Rahmen einer Datensammlung von Anresis und dem Schweizerischen Antibiogramm Komitee (SAC) zu melden. Proteus mirabilis 67 Gram negative Stäbchen 1 Probe B: Wundinfekt von oberflächlicher Wunde Pot. Pathogene Bakterien (Genus + Spezies) + Resistenzprüfung Der isolierte Staphylococcus aureus war leicht zu identifizieren. Die Resistenz war etwas verwirrlich. Aminoglykoside und Chinolone waren resistent (Moxifloxacin intermediär); zudem lag eine konstitutive MLS-Resistenz vor (Clindamycin und Makrolide resistent). Trotzdem war Penicillin empfindlich, d.h. ein genügend grosser Hemmhofdurchmesser und mit einem unscharfen, auslaufenden Rand; die Resistenz von Penicillin beruht auf einer plasmidkodierten Beta-Laktamase und ist unabhängig von obigen Resistenzen. Isolate mit einem Hemmhof gegenüber Penicillin über dem Grenzwert (bei EUCAST 1 unit Blättchen 26 mm, bei CLSI 10 unit Blättchen 29 mm) und einem auslaufenden Hemmhofrand können als empfindlich berichtet werden. Falls der Hemmhofdurchmesser über dem Grenzwert liegt, aber ein scharfer Rand beachtet wird, dann soll der Stamm als Penicillin und auch abgeleitet Ampicillin - resistent berichtet werden. Bei EUCAST wird die Beta-Lactamase-Testung nicht mehr empfohlen. Bei CLSI wird die Beta-Laktamase weiterhin empfohlen, aber vom Rand des Cefoxitin- oder Oxacillin-Blättchens. Staphylococcus aureus 67 Gram pos. Kokken 1

Verein für medizinische Qualitätskontrolle Kommentar zum Ringversuch 2013-3 Seite 2/5 Probe C: Wundinfekt von tiefem Wundabstrich Pot. Pathogene Bakterien (Genus + Spezies) Es handelte sich um einen Stamm von Bacillus cereus, einem Keim, der bei Wundinfektionen nach Trauma nicht selten vorkommt (Erdkontamination!; Wong et al. (1992) Clin. Infect. Dis. 15:855-7). Die meisten Teilnehmer haben eine korrekte Diagnose angegeben. Die Beweglichkeit, die stark positive Lecithinase-Reaktion, die Hämolyse auf der Schafblutplatte und die Resistenz gegenüber Penicillin grenzen B. cereus von Bacillus anthracis ab (unbeweglich, keine oder schwache Hämolyse, Empfindlichkeit gegen Penicillin); hingegen ist die Koloniemorphologie (buttrige Konsistenz) bei beiden gleich. Zur Gruppe von B. cereus zählen auch Bacillus thuringiensis (ebenfalls beweglich und hämolytisch) und Bacillus mycoides (unbeweglich; rhizoide, adhärente Kolonien). Die Abgrenzung von B. cereus und B. thuringiensis gelingt mit morphologischen Methoden nicht, so dass wir B. thuringiensis auch gelten liessen. Bewiesene Fälle von Wundinfektionen mit B. thuringiensis, welcher auch im Pflanzenschutz eingesetzt wird, sind extrem selten. Bacillus cereus 61 Bacillus anthracis 1 Bacillus mycoides 1 Bacillus species 3 Bacillus thuringiensis 1 Actinomyces species 1

Verein für medizinische Qualitätskontrolle Kommentar zum Ringversuch 2013-3 Seite 3/5 Probe D: Blut von multiplem Myelom Pot. Pathogene Bakterien (Genus) Bei diesem Blutkulturisolat bei einem Patienten mit multiplem Myelom handelte sich um Moraxella nonliquefaciens; wir haben letzthin einen solchen Fall in unserem Labor gesehen, aber es gibt auch Fallbeschreibungen (Brorson et al. (1983) Septicemia due to Moraxella nonliquefaciens in a patient with multiple myeloma. Scand. J. Infect. Dis. 15:221-3). Die Identifizierung auf Speziesebene gelingt mit MALDI-TOF oder mit der Sequenzierung. Wir haben nur die Identifizierung auf Genusebene verlangt. Moraxella spp. sind Gram-negativen kokkoide Stäbchen, welche Katalase und Oxidase positiv sind und nicht fermentieren. M. nonliquefaciens (Nitrat positiv, Nitrit negativ) lassen sich mit kommerziellen Systemen schlecht von Moraxella catarrhalis (Nitrat positiv, Nitrit positiv) abgrenzen. Beide wachsen nicht auf MacConkey Agar; M. catarrhalis kommt vorwiegend in respiratorischen Materialien vor und die Kolonien sind auf der Schafblutplatte typischerweise verschiebbar; Kolonien von M. nonliquefaciens sind nicht verschiebbar. Moraxella nonliquefaciens 24 Moraxella species 34 Moraxella lacunata 1 Moraxella catarrhalis 3 Micrococcus species 1 Listeria species 1 Kingella species 1 Pasteurella species 2 gram pos. Kokken 1 Mit freundlichen Grüssen Prof. Dr. R. Zbinden F.S. Hufschmid-Lim

Verein für medizinische Qualitätskontrolle Kommentar zum Ringversuch 2013-3 Seite 4/5 Resistenzprüfung der Probe A Amoxicillin Clavulansäure Ampicillin Ceftazidim Ceftriaxon Ciprofloxacin Norfloxacin Sulfamethoxazol / Trimethoprim

Verein für medizinische Qualitätskontrolle Kommentar zum Ringversuch 2013-3 Seite 5/5 Resistenzprüfung der Probe B Cefoxitin Ciprofloxacin Penicillin Sulfamethoxazol / Trimethoprim Institut für Klinische Chemie Universitätsspital Zürich CH-8091 Zürich Telefon 044 255 34 11 Fax 044 261 12 83 www.mqzh.ch info@mqzh.ch