Helaba Volkswirtschaft/Research AKTIENMARKT AKTUELL 21. April 2017 Kurspotenzial vorerst ausgereizt AUTOR Markus Reinwand, CFA Telefon: 0 69/91 32-47 23 research@helaba.de REDAKTION Claudia Windt HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/ Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 Bei Aktien setzt inzwischen eine gewisse Ernüchterung ein. Die US-Politik hat Schwierigkeiten zu liefern, die Bewertungsniveaus sind zu hoch und der saisonal schwächste Zeitraum steht vor der Tür. Bewertung und Stimmung im Überblick Kurs-Gewinn-Verhältnis*: aktuell (rot), Mittelwert (blau), 10-Jahres-Spanne (hellblau) EURO STOXX 50 Dow Jones 13,3 14,2 16,5 17,4 Nikkei 225 16,1 0 5 10 15 20 25 30 Dividendenrendite* (%):aktuell (rot), Mittelwert (blau), 10-Jahres-Spanne (hellblau) 3,1 EURO STOXX 50 3,6 Dow Jones 2,6 Nikkei 225 2,2 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Implizite Aktienvolatilität** (%):aktuell (rot), Mittelwert (blau), 10-Jahres-Spanne (hellblau) Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. EURO STOXX 50 Dow Jones Nikkei 225 13,0 14,0 21,6 20,2 25,4-20 0 20 40 60 80 100 * auf Basis der Konsensschätzungen für die kommenden 12 Monate ** niedriger Wert: Sorglosigkeit; hoher Wert: Panik HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 21. APRI L 20 17 HEL ABA 1
Erste Kratzer im Lack Die Euphorie an den Aktienmärkten hat sich in den vergangenen Wochen gelegt. Nach einem starken ersten Quartal scheint Dividendentiteln nun etwas die Luft auszugehen. Offensichtlich setzt sich inzwischen die Erkenntnis durch, dass gerade mit Blick auf die US-Wirtschaftspolitik (Steuersenkung, Ausgabenprogramm, Deregulierung) zu viele Vorschusslorbeeren verteilt wurden. Seit den US-Wahlen war der Anteil positiver US-Konjunkturüberraschungen deutlich angestiegen und hatte zuletzt mehrjährige Höchststände erreicht. Dies war in erster Linie auf eine massive Verbesserung stark stimmungsgetriebener Indikatoren, wie Verbraucher- und Unternehmensumfragen zurückzuführen (sog. soft data ). Die realwirtschaftlichen Daten ( hard data ) konnten die Erwartungen dagegen weit weniger übertreffen. Die Differenz zwischen soft und hard data ist sogar etwas stärker ausgeprägt als im Jahr 2011, dem bisherigen Höchststand dieses Indikators. Enttäuschungen scheinen somit vorprogrammiert. Viel heiße Luft Hohe Bewertung drückt Differenz Index Abweichung vom Normalwert in Standardabweichungen 2,5 (rechte Skala) - US-Konjunkturüberraschungen ("soft" minus "hard data", linke Skala) - 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 2500 2300 2100 1900 1700 1500 1300 1100 900 700 500 2,5 - - Bewertungsindikator* Normalbereich teuer billig -2,5-3,0 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 2,5 - - -2,5-3,0 * bestehend aus KGV, KCV, KBV und Kehrwert Dividendenrendite Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Deutsche Anleger werden vorsichtiger Betrachtet man zudem die inzwischen erreichten Bewertungsniveaus, ist Vorsicht angebracht. Auf Basis der gängigsten Kennziffern bewegen sich Aktien dies- und jenseits des Atlantiks oberhalb des langfristigen Normalbandes und sind damit teuer. Zudem zeichnet sich bislang nicht ab, dass sich für Aktien über eine höher als zunächst veranschlagte Dynamik der Unternehmensgewinne zusätzliches Kurspotenzial eröffnet. Hierzulande sind die Anleger ohnehin schon vorsichtiger geworden und haben ihre Aktienquoten etwas zurückgefahren. Abweichung vom Mittelwert in Standardabweichungen Index % Saisonale Schwächephase voraus (rechte Skala) - - Sentix-Umfrage zur Aktiengewichtung -2,5 (linke Skala) -3,0 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 13000 11000 9000 7000 5000 3000 1000 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Jan - Jun Feb - Jul Mrz - Aug Durchschnittliche 6M.-Performance (seit 1965) Apr - Sep Mai - Okt Jun - Nov Jul - Dez Aug - Sep - Okt - Jan Feb Mrz Nov - Dez - Apr Mai 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Wie jedes Jahr um diese Zeit fragen sich Anleger, ob sie der alten Börsenregel Sell in May and go away folgen sollten. Doch ist es wirklich sinnvoll, seine Anlagestrategie allein von den Jahreszeiten abhängig zu machen? Rückrechnungen bis zum Jahr 1965 zeigen, dass der im Zeitraum von Mai bis Oktober eine signifikant niedrigere Performance aufweist als zwischen November und April. Ähnliche Saisonmuster weisen im Übrigen auch die meisten anderen Aktienindizes auf. Die Outperformance der Saisonstrategie gegenüber Buy and Hold beim ist im Wesentlichen HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 21. APRI L 20 17 HEL ABA 2
darauf zurückzuführen, dass hierdurch die dramatischen Kursverluste wie beispielsweise während der Baisse in den Jahren 1990, 2000 bis 2002 und zum Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008 sowie im Zuge der Euro-Staatsschuldenkrise 2011 zu einem großen Teil vermieden werden konnten. Gewinne mitnehmen Saisonales Timing ist zwar kein Allheilmittel und sollte daher nie die alleinige Grundlage für Anlageentscheidungen sein. Wenn aber wie in diesem Jahr auch eine Reihe anderer Argumente für eine vorsichtigere Positionierung bei Aktien sprechen, erscheint es durchaus sinnvoll, die alte Börsenregel Sell in May and go away zu beherzigen. Schließlich haben Dividendentitel dies- und jenseits des Atlantiks das gegenwärtig fundamental abzuleitende Kurspotenzial ausgeschöpft. Nachhaltig höhere Notierungen sind auf Sicht der kommenden Monate u.e. wenig wahrscheinlich. Aufgrund des inzwischen nicht mehr hinreichend attraktiven Chance-Risiko-Verhältnisses bietet es sich an, bei Aktien Gewinne zu realisieren. Helaba-Prognosen Basisszenario Veränderung seit... aktueller Jahresultimo Vormonat Stand* Q2/2017 Q3/2017 Q4/2017 Q1/2018 (in Landeswährung, %) (Index) 4,8 12.027 11.600 11.800 12.000 12.500 Euro Stoxx 50 4,5 0,6 3.440 3.300 3.350 3.400 3.500 Dow Jones 4,1-0,4 20.579 19.500 19.800 20.000 20.500 5,2 0,3 2.356 2.230 2.270 2.300 2.340 Nikkei 225-3,6-3,2 18.430 18.500 19.000 19.500 20.000 * 20.04.2017 HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 21. APRI L 20 17 HEL ABA 3
-Monitor Aktueller Kurs in Relation zur 52-Wochen Hoch-Tief-Spanne Tief 0% 25% 50% 75% Hoch 100% PRICE INDEX ADIDAS AG ALLIANZ SE-VINK BASF SE BAYER AG-REG BEIERSDORF AG BAYER MOTOREN WK COMMERZBANK CONTINENTAL AG DAIMLER AG DEUTSCHE BOERSE DEUTSCHE BANK-RG DEUTSCHE POST-RG DEUTSCHE TELEKOM E.ON SE FRESENIUS MEDICA FRESENIUS SE & C HEIDELBERGCEMENT HENKEL AG -PFD INFINEON TECH DEUTSCHE LUFT-RG LINDE AG MERCK KGAA MUENCHENER RUE-R PROSIEBENSAT.1 M RWE AG SAP SE SIEMENS AG-REG THYSSENKRUPP AG VONOVIA SE VOLKSWAGEN-PREF Schlusskurse 20.04.2017 HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 21. APRI L 20 17 HEL ABA 4
EURO STOXX 50-Monitor Aktueller Kurs in Relation zur 52-Wochen Hoch-Tief-Spanne Euro Stoxx 50 Pr ANHEUSER-BUSCH I KONINKLIJKE AHOL ADIDAS AG AIR LIQUIDE SA AIRBUS SE ALLIANZ SE-VINK ASML HOLDING NV BASF SE BAYER AG-REG BBVA BAYER MOTOREN WK DANONE BNP PARIBAS CRH PLC AXA DAIMLER AG DEUTSCHE BANK-RG VINCI SA DEUTSCHE POST-RG DEUTSCHE TELEKOM ESSILOR INTL ENEL SPA ENGIE ENI SPA E.ON SE TOTAL SA FRESENIUS SE & C SOC GENERALE SA IBERDROLA SA ING GROEP NV INTESA SANPAOLO INDITEX LVMH MOET HENNE MUENCHENER RUE-R NOKIA OYJ L'OREAL ORANGE KONINKLIJKE PHIL SAFRAN SA SANOFI BANCO SANTANDER SAP SE SAINT GOBAIN SIEMENS AG-REG SCHNEIDER ELECTR TELEFONICA UNIBAIL-RODAMCO UNILEVER NV-CVA VIVENDI VOLKSWAGEN-PREF Tief 0% 25% 50% 75% Hoch 100% Schlusskurse 20.04.2017 HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 21. APRI L 20 17 HEL ABA 5
Dow Jones Industrials-Monitor Aktueller Kurs in Relation zur 52-Wochen Hoch-Tief-Spanne Tief 0% 25% 50% 75% Hoch 100% DOW JONES INDUS. AVG APPLE INC AMERICAN EXPRESS BOEING CO/THE CATERPILLAR INC CISCO SYSTEMS CHEVRON CORP DU PONT (EI) WALT DISNEY CO GENERAL ELECTRIC GOLDMAN SACHS GP HOME DEPOT INC IBM INTEL CORP JOHNSON&JOHNSON JPMORGAN CHASE COCA-COLA CO/THE MCDONALDS CORP 3M CO MERCK & CO MICROSOFT CORP NIKE INC -CL B PFIZER INC PROCTER & GAMBLE TRAVELERS COS IN UNITEDHEALTH GRP UNITED TECH CORP VISA INC-CLASS A VERIZON COMMUNIC WAL-MART STORES EXXON MOBIL CORP Schlusskurse 20.04.2017 HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 21. APRI L 20 17 HEL ABA 6