Kleinräumige Sozialraumanalyse: Identifizierung, Darstellung und Durchführung in einem kommunalen Bildungsmonitoring

Ähnliche Dokumente
Was Kommunen wissen (sollten) Kommunale Daten und Analysen zur Kindergesundheit

Sozialraumanalyse und die Bedeutung von Settings. Volker Kersting. "3. Herbstakademie der Transferagentur NRW" am

Daten für Taten Mülheimer Ansätze zur Steuerung und Prävention

Workshop 3: Bedarfsanalyse, Steuerung und Selbstevaluation

Jan Amonn & Thomas Groos

Sozialindex für Schulen in NRW: Ergebnisse der Begleitforschung zu Kein Kind zurücklassen!

Sozialräumliche Gliederung Düsseldorf: Anwendungen und Entwicklungsperspektiven für ein Sozialraum-Monitoring

Die Auswirkungen von Armut in der Kindheit. Hörsaal City Dr. David H. Gehne Ruhr-Universität Bochum ZEFIR

Räumliche Effekte der Wohnumgebung auf Kindergesundheit - Promotionsprojekt

Nachbarschaften und Kitas als Einflussfaktoren. und -Entwicklung

Kinderarmut im Ruhrgebiet - Armut und Bildungsbenachteiligung Erkenntnisse aus der Begleitforschung Kein Kind zurücklassen!

Die Entwicklung von Schulsozialindices und profilen für die Grund- und weiterführenden Schulen der Stadt Mülheim an der Ruhr

Forum 14. Eine Schule für alle Chance für kommunale und regionale Bildungsplanung und Entwicklung. Volker Kersting

Von der Theorie in die empirische Praxis: Eine kritische Bestandsaufname und Vorschläge zur empirischen Quartiersabgrenzung

Kommunale Mikrodaten - was wissen wir über die Entwicklung von Kindern?

Sozialbericht Runder Tisch der Bochumer Wohnungsmarktakteure 14. März 2016

Schuleinzugsbereiche, soziale Schulstruktur und Schulsegregation: Trends und Auswirkungen des elterlichen Grundschulwahlverhaltens

Mikrodatenanalyse in der wissenschaftlichen Begleitforschung Kein Kind zurücklassen! einige Ergebnisse

Kommunales Handeln mittels Mikrodaten

DIE STADT DER ZUKUNFT

Die Bedeutung der regionalen Bildungspolitik für die Zukunft der Kommunen.

Welche Konsequenzen erwarten die Caritas im Ruhrbistum durch die Auswirkungen des demographischen Wandels?

Konzentration in Räumen des SGB II Bezugs und Präkarisierung von Lebensverhältnissen Hartz IV in Dortmund

Nutzung wohnortbezogener Schülerdaten

Dr. Uwe Neumann Dr. Marianne Schatz-Bergfeld Franca Biermann, Layout Dr. Eleftheria Beuels-Kefaloukou, Layout Christiane Bahr, Layout

Segregation in den Städten Konsequenzen für die lokale Bildung. Hartmut Häussermann

Soziale Ungleichheit in Osnabrück

BILDUNGSSITUATION IN BILLSTEDT

Zur Messung residentieller Segregation von Migranten auf Basis des Mikrozensus

Demographie_Begründungsdokument_ von 5

Internationale Zuwanderung nach Düsseldorf bis 2016

Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung. Aufwachsen in Köln- Segregation und ihre Folgen

ILS Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung

Mit Segregation umgehen

Bildung Migration soziale Lage in Findorff

Integrierte Sozialentwicklungsplanung in Aachen

Bericht über Migrantinnen und Migranten in Düsseldorf Indikatoren für ein kommunales Integrationsmonitoring

BILDUNG leben in Emden Datenbasis Erste Daten und Fakten aus dem Bildungsmonitoring Martin Schabler

Sozialräumliche Segregation im kommunalen Schulwesen

ILS Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung

Hagen und das Ruhrgebiet Konzentration von Armut?

Der Elementarbereich in der Emscher-Lippe-Region - Bildungsmonitoring für eine übergangsbezogene Bildungssteuerung. Gelsenkirchen 17.

Bevölkerungsstruktur in deutschen Städten

Kommunale Sozialberichterstattung Verfügbare Datenangebote

Integrierte Planung aus Sicht der sozialraumorientierten Planungskoordination Ulrich Binner, Datenkoordination Bezirksamt Tempelhof Schöneberg

Thementisch Bildung und interkulturelle Öffnung Klaus Maciol, Jugendhilfe- und Bildungsplaner am

Zuhause in der Einwanderungsgesellschaft Aktuelle Forschungen zum Verhältnis von Migration und Wohnungsmarkt

Sozialräumliche Differenzierung in Hamburg Jüngere Entwicklungen und Perspektiven

StadtGesellschaft. Annäherung an Stadt und Landschaft

Der RISE Sozialmonitor - Aufbau eines Datenpools zur gezielten Sozialraumplanung in der Hamburger Verwaltung

Faire Chancen für alle Kinder Das Projekt KECK/KOMPIK in der Stadt Heilbronn

Ergebnisse der Elternbefragung von Grundschülern/-innen der Jahrgangsstufen 1 bis 3 zum Übergang in weiterführende Schulen 2013

ZEFIR SOZIALRAUMANALYSE EMSCHERREGION ZEFIR-FORSCHUNGSBERICHT KURZFASSUNG

Die Wohnungsmärkte im Ruhrgebiet

Armutssensibilisierung und Familienzentren

Datenmosaik des Ennepe-Ruhr-Kreises

Sozialraumbeschreibung - Tabellenanhang

BILDUNG GANZHEITLICH BETRACHTEN. Bildungsmonitoring und Bildungsmanagement in der Landeshauptstadt Hannover

Gesundheit, Bildung, soziale Benachteiligung

Schulsozialindices für die Grundschulen in Mülheim an der Ruhr

Sozialmonitoring -AG 3 - Dr. Alfred Reichwein Bielefeld, 19. November 2010

Bevölkerungsgeographie

Schul- und Stadtentwicklung: Lässt sich die Tendenz zur sozialen Spaltung umkehren?

Zusammenleben im Ballungsgebiet: Zur sozialen Lage von jungen und alten Migrantinnen und Migranten in den Städten des Reviers

Alleinerziehende im SGB II in NRW

Alleinerziehende im SGB II in NRW

Erläuterungen zum Ergebnisindikator der Prioritätsachse 4 Nachhaltige Stadtentwicklung

Gestaltung von Leistungen für Familien im Sozialraum Lebensphase Kita

Sozialraumanalyse Emscherregion Kurzfassung

Demografischer Wandel

Nutzung routinemäßiger Gesundheitsberichterstattung zur Evaluation kommunaler Gesundheitsförderung als Beispiel der Sekundärdatenanalyse

Neuperlach - Aktuelle Stadtteilentwicklung und Soziales. Aktuelle Stadtteilentwicklung und Soziales

Worüber reden wir eigentlich?

ARMUT ALS INDIVIDUELLE LEBENSLAGE

Soziale Gerechtigkeit in Österreich. Ergebnisse des Bildungsmonitoring

Hilfen zur Erziehung in Nordrhein-Westfalen Erste Ergebnisse der neuen KJHG-Statistik zu den erzieherischen Hilfen

Einführung. Einführung. Abbildungen und Tabellen

Bildungsmanagement und Bildungsmonitoring als konzeptioneller Rahmen für die Entwicklung einer Bildungslandschaft im ländlichen Raum

2. Dresdner Bildungsbericht 2014:

Abbildung 1: Entwicklung der Wahlbeteiligung bei Europawahlen in Deutschland , ,3. Wahlbeteiligung bei Europawahlen in %

Internationale Migration

Gesund alt werden im Quartier

Jugendarbeit im Rahmen kommunaler Bildungsberichterstattung

Fachtagung 10 Jahre Umsetzung des SGB II in NRW Herausforderungen und Perspektiven Bildungschancen im SGB II erschließen

Gesundheitsfördernde Stadtteilentwicklung: Mehr Gesundheit im Quartier

Monitoring demographischer Wandel der Stadt Osnabrück. Rainer Kasch Fachbereich Stadtentwicklung und Integration Stadt Osnabrück

Grundlagen für integriertes Planen und Handeln im Quartier

Migration und Integration im Stadtteil

Arbeitslosigkeit und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen Regionale Ergebnisse

Regionale Cluster auf der Basis von Sozialstrukturdaten für die Kreise und kreisfreien Städte in NRW

Die Schule von morgen: Anforderungen an das Schulgebäude

Spezialbericht Basisdaten der gesundheitlichen und sozialen Lage von Kindern in Berlin

Prävention und Gesundheitsförderung bei älteren Menschen mit Migrationshintergrund

Schaffung einer einheitlichen sozialräumlichen Einteilung des Stadtgebietes

Lebenssituation, Entwicklung und Gesundheit der Einschulungskinder im Kreis Recklinghausen

Segregation in Folge von Schrumpfung

Sozialstruktur Deutschlands

2. SOZIALBERICHT DES RHEINISCH-BERGISCHEN KREISES 2.1. KREISPORTRAIT. 2 Sozialbericht Rheinisch-Bergischer Kreis

ERLÄUTERUNGEN ZUM ORIENTIERUNGS- UND VERTEILUNGSSCHLÜSSEL (OVS) DES ZENTRALEN KOORDINIERUNGSSTAB FLÜCHTLINGE (ZKF) HAMBURG

Vorwort des Präsidenten des Hessischen Landtags 11. Vorwort des Vorsitzenden und des Berichterstatters der Enquetekommission

Transkript:

Kleinräumige Sozialraumanalyse: Identifizierung, Darstellung und Durchführung in einem kommunalen Bildungsmonitoring Volker Kersting und Thomas Groos DIPF-Fortbildungsveranstaltung in der II. Förderphase des BMBF-Programms Lernen vor Ort, Berlin 22.5.2013 1

Sinnvolle Daten - Handlungswissen 2 2

Vortragsübersicht 1. alles über Sozialraumanalyse in 15 Minuten 2. Ansätze der Sozialraumanalyse im Bildungsbereich 3. Zusammenfassung & Diskussion + Denkpausen 3

1.1 Sozialraum als Begriff Konjunktur vor allem in der Sozial- und Jugendhilfeplanung Lebensweltlicher Zugang = Perspektive des Individuums Vor-definierte Räume, räumliche Container ; Zugang der klass. Sozialraumanalyse Im ersten Fall gibt es mindestens so viele SR wie Individuen (Hinte), im zweiten Fall besteht die Gefahr schematischer Raumbildung. 4

1.2 Typologie von Sozialräumen Planungsräume Quantitativ beschreibbare Administrationsräume Qualitativ beschreibbare Nutzungsräume Kitas / Schulen? Netzwerkräume Soziale Milieus Individuelle Lebenswelten Aktionsräume Kersting erweitert nach Schubert u.a. 2002 5

1.3 Was ist Sozialraumanalyse? Breiter, z.t. diffuser Begriff, viele Ansätze und Verfahren Gemeinsamkeit: Soziale Bedeutung des Raumes = soziales Handeln wird durch räumliche Bedingungen strukturiert Ziel: kleinräumige Strukturen (Sozialräume) identifizieren, die Lebenssituation der Bewohner charakterisieren oder beeinflussen ( Lern- und Sozialisationsraum ) Sozialraum ist z. B. definiert als Lebensraum, Quartier, sozialer Mikrokosmos, in dem sich globale gesellschaftliche Entwicklungsprozesse und Versäumnisse widerspiegeln und brechen (Verein für Sozialplanung 1998:1) 6

1.4 Was kann eine Sozialraumanalyse leisten? Analyse der (ungleichen) Verteilung von Merkmalen im Raum (residentielle Segregation) Charakterisierung und Typisierung der Sozialräume Analyse verschiedener Dimensionen (Demographie, Sozialstruktur, Bildung, Gesundheit, Migration) und ihrer Zusammenhänge Möglichst dynamische Analyse (Zeitverlauf, Trends) Fokus auf sozialräumlicher Ebene = Aggregat- nicht Personenebene Sozialraumanalyse ist somit mehr als Monitoring 7

1.5 Beispiel Sozialraumanalyse Klassik: Shevky / Bell (40-50er Jahre): Chicagoer Schule der Humanökologie (Theorie der gesellschaftlicher Dynamik) = 3 Dimensionen sozialer Differenzierung und Segregation: - sozial - demographisch - ethnisch Aber: Für deutsche Städte gilt zunehmend die Korrelation dieser Dimensionen. In den Stadtteilen, wo heute die meisten Ausländer leben, leben auch die meisten armen Inländer, und dort gibt es mittlerweile auch die meisten Kinder. 8

1.5 Beispiel Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 9

1.5 Beispiel Sozialraumanalyse Quelle: Sozialraumanalyse Emscherregion 2012 10

1.5 Beispiel Sozialraumanalyse Faktor 1 Faktor 2 Faktor 3 Soziale Bevölkerungs- BevölkerungsBenachteiligung struktur entwicklung Indikatoren des Jahres 2009 Anteil Arbeitsloser in % 0,934 Anteil SGB II-Bezieher unter 65 Jahren in % 0,942 Anteil Kinder in SGB II-Bezug in % 0,914 Anteil Nichtdeutsche in % 0,762 Anteil Übergänger zum Gymnasium in % -0,564 Anteil Kinder unter 18 Jahren in % 0,849 Anteil über 65-Jährige in % -0,831 Wanderungssaldo in % 0,812 Bevölkerungsentwicklung 2006 bis 2009 in % 0,880 Quelle: Sozialraumanalyse Emscherregion 2012 11

1.5 Beispiel Sozialraumanalyse 1,5 Faktorenwerte 1 0,5 0-0,5-1 -1,5-2 -2,5 Cluster 1: starke soziale Benachteiligung, ältere Bevölkerung und stark überdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung Cluster 2: sozial privilegiert, jüngere Bevölkerung und unterdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung Faktor 1: Soziale Benachteiligung Cluster 3: sozial privilegiert, ältere Bevölkerung und durchschnittliche Bevölkerungsentwicklung Cluster 4: sehr starke soziale Benachteiligung, jüngere Bevölkerung und unterdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung Faktor 2: Bevölkerungsstruktur Cluster 5: geringe soziale Cluster 6: mittlere soziale Benachteiligung, sehr junge Benachteiligung, Bevölkerung und stark durchschnittliche überdurchschnittliche Bevölkerungsstruktur und stark Bevölkerungsentwicklung unterdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung Faktor 3: Bevölkerungsentwicklung Abbildung 41: Clusteranalyse Stadtteile Quelle: Sozialraumanalyse Emscherregion 2012 12

1.5 Beispiel Sozialraumanalyse Karte 38: Clusterzugehörigkeit der Stadtteile Quelle: Sozialraumanalyse Emscherregion 2012 13

1.6 Sozialgeldbezug und Bildungschancen Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 14

1.6 Sozialgeldbezug und Bildungschancen Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 15

gemeinsame Denk-Pause 16

1.7 Grenzen & Gefahren Verräumlichung sozialer Probleme Ökologischer Fehlschluss Merkmalsauswahl (4) Varianz wird übersehen (1) Räume sind zu groß (3) Räume sind zu heterogen ( Ausmittelung ) (3) SR enden nicht an kommunalen Grenzen (2) 17

1.7 Grenzen & Gefahren Verräumlichung sozialer Probleme Ökologischer Fehlschluss Merkmalsauswahl (4) Varianz wird übersehen (1) Räume sind zu groß (3) Räume sind zu heterogen ( Ausmittelung ) (3) SR enden nicht an kommunalen Grenzen (2) 18

1.7 Grenzen & Gefahren Fluktuation und Armut Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 19

1.7 Grenzen & Gefahren Verräumlichung sozialer Probleme Ökologischer Fehlschluss Merkmalsauswahl (4) Varianz wird übersehen (1) Räume sind zu groß (3) Räume sind zu heterogen ( Ausmittelung ) (3) SR enden nicht an kommunalen Grenzen (2) 20

Kleinräumige Armuts- & Bildungssegregation Weit mehr als 1/3 der Kinder ist in Mülheim länger als 5 Jahre im Bezug Quelle: Bildungsbericht Ruhr MEO 21

Kleinräumige Armuts- & Bildungssegregation Quelle: Bildungsbericht Ruhr MEO 22

1.7 Grenzen & Gefahren Verräumlichung sozialer Probleme Ökologischer Fehlschluss Merkmalsauswahl (4) Varianz wird übersehen (1) Räume sind zu groß (3) Räume sind zu heterogen ( Ausmittelung ) (3) SR enden nicht an kommunalen Grenzen (2) 23

Raumzuschnitt und Raumgrößen Maße, die sich auf die räumliche Verteilung der Bevölkerung beziehen (z.b. Segregations-Index), hängen vom Raumzuschnitt ab! Berechnet man Durchschnitte für das große Quadrat _, so erscheint das Gebiet als gemischt. Eine Analyse auf der Ebene der 4 kleineren Rechtecke.. ergibt hingegen ein Höchstmaß an räumlicher Konzentration US MS 20.000 Ausl 10.000 20.000 OS 10.000 Volker 24 Kersting & Thomas Groos Stadtforschung und Statistik Mülheim an der Ruhr & ZEFIR DIPF-Fortbildungsveranstaltung in der II. Förderphase des BMBF-Programms Lernen vor Ort, 22.5.2013, Berlin 24

1.7 Grenzen & Gefahren Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 25

Hilfs-Kriterien für Raumzuschnitte Ähnliche Sozialstruktur / Milieus Natürliche Grenzen (Bahnlinie, Autobahn. ) 4.000 5.000er Regel (vgl. Census Tract) 30 Personen pro Gruppe Kurze Beine - kurze Wege (Kita-Planung) Statistisch qualitativer Ansatz (KSD, Zuschnitt, Profil) 26

1.8 Grenzen & Gefahren Verräumlichung sozialer Probleme Ökologischer Fehlschluss Merkmalsauswahl (4) Varianz wird übersehen (1) Räume sind zu groß (3) Räume sind zu heterogen ( Ausmittelung ) (3) SR enden nicht an kommunalen Grenzen (2) 27

Quellen: Lebens-Lagen, -Phasen und -Räume mit kommunalen Einzeldaten Alter (-1) 3 0 6 9 15...... 0-14 3½-5½ Quellen U 1 U 10 4 3 ½ - 4½ Sprachstandserhebung KiBiz Settings Kita 5-6 6-18 SEU KIGAScreenings 0 - < 65 0 < 27 Sonstige Berichte / Erhebungen SGB II Schuldaten Grundschule SGB VIII Jugendhilfe Sozialräuml. Indikatoren Sekundarschule Stadtteil Sozialraum Milieu Volker Kersting 28

Schuleingangsuntersuchung jede Kommune führt sie durch (NRW und weitere BuLä) einfach zu erschließen regelmäßig jährlich (Monitoring, Verläufe) Vollerhebung (Alterskohorte) Individualdaten differenzierte Informationen (Gesundheit, Entwicklung, Verhalten, Status) räumlicher Bezug (beliebige räumliche Gliederung) Setting-Bezug (Kita, Grundschule) erweiterungsfähig (Elternfragebogen mit Zusatzfragen) Lebenslage (Schicht: Winkler-Index, Status, Freizeit, Umfeld) frühzeitig (6-Jährige, Schulneulinge) Die Schuleingangsuntersuchung bietet somit vielfältige Analysemöglichkeiten auf Individual- und Kontextebene 29

Kindliche Entwicklung: Risiken und Wirkungen Sprache Visuo-Mo Verhalten Kö-Koo Ü-Gewicht Einflussfaktoren, logistische Regressionsmodelle Mädchen Eltern-Bildung (J) Kita > 2 J Medien < 1 St Sportverein U1 - U8 Migrations-HG Kita-Homogenität ( ) ( ) ( ) ( ) ( ) NachbarschaftHomogenität ( ) ( ) ( ) ( ) ( ) Quelle: Thomas Groos/ Volker Kersting Stadtforschung und Statistik Mülheim Datenquelle: Schuleingangsuntersuchung Mülheim an der Ruhr, 2007/08 2010/11; eigene Berechnung und Darstellung 30

Beispiel: Individualdaten verräumlichen: Kita-Dauer Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen 07/08 und 08/09 in den Statistischen Bezirken Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 31

Raum Profile zwei Kindheiten Eppinghofen Speldorf-Nordwest Volker 32 Kersting & Thomas Groos Stadtforschung und Statistik Mülheim an der Ruhr & ZEFIR DIPF-Fortbildungsveranstaltung in der II. Förderphase des BMBF-Programms Lernen vor Ort, 22.5.2013, Berlin 32

Speldorf - Nordwest Entwicklungs-Profil: Speldorf-Nordwest Schulneulinge: Entwicklungsprofil soziales Profil: Speldorf-Nordwest Eltern: Soziales Profil niedrige Bildung 8,0 16,6 Übergewicht 12,9 9,6 Vater arbeitslos/nicht erwerbstätig 8,0 15,3 Sprachauffälligkeit 16,7 19,5 türkischer Migrationshintergrund 0,0 11,8 Koordinationsauffälligkeit 9,7 13,3 anderer Migrtionshintergrund 31,0 29,4 visuomotorische Auffälligkeit 0,0 7,6 Nicht beide leibliche Eltern 7,4 21,1 Verhaltensauffälligkeit 0,0 6,1 3 Kinder u.m. 15,6 25,8 Sonderpädagogischer Förderbedarf 0,0 6,2-4 -3-2 -1 0 1 2 Stadt-Durchschnitt seltener - Standardabweichung - häufiger normiert 3 4 Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen 07/08 und 08/09 in den Statistischen Bezirken -3-2 -1 0 1 2 3 seltener - Standardabweichung - häufiger Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 33 Volker 33 Kersting & Thomas Groos Stadtforschung und Statistik Mülheim an der Ruhr & ZEFIR DIPF-Fortbildungsveranstaltung in der II. Förderphase des BMBF-Programms Lernen vor Ort, 22.5.2013, Berlin

Altstadt II - Südwest Entwicklungs-Profil: Altstadt II - Südwest soziales Profil: Altstadt II - Südwest Eltern: Soziales Profil niedrige Bildung 16,6 Vater arbeitslos/nicht erwerbstätig 15,3 türkischer Migrationshintergrund 11,8 anderer Migrtionshintergrund 29,4 Nicht beide leibliche Eltern 21,1 3 Kinder u.m. 25,8 Stadt-Durchschnitt - -4 normiert -3-2 -1 Schulneulinge: Entwicklungsprofil Übergewicht 51,9 36,6 35,6 47,8 27,3 55,5 0 1 2 3 9,6 Sprachauffälligkeit 19,5 Koordinationsauffälligkeit 13,3 visuomotorische Auffälligkeit 7,6 Verhaltensauffälligkeit 6,1 Sonderpädagogischer Förderbedarf 6,2 4 seltener - Standardabweichung - häufiger Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen 07/08 und 08/09 in den Statistischen Bezirken -3-2 -1 12,5 38,2 16,5 9,4 5.5 14.5 0 1 2 3 seltener - Standardabweichung - häufiger Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 34

Soziale Benachteiligung und Umweltbelastungen kumulieren Geringfügig verzerrte Koordinatendarstellung 35

Denk-Pause 36

1.8 Kleinräumige Ebene und Setting Wohnorte der Schüler liegen nicht zwangsläufig in der Nähe der Schulen Beschreibung der sozialen Situation einer Schule durch das Wohnumfeld der Schule trifft nur zum Teil zu - zum Teil erhebliche Abweichungen vor allem für die weiterführenden Schulen, aber auch für einige Grundschulen Einzugsgebiete der Schulen beachten! Wohnadressen der Schüler auswerten! 37

2 Ansätze der Sozialraumanalyse im Bildungsbereich Soziale Bedingungen am Wohnort (räumliche Analyse) und an der Schule (Setting-Analyse) ergänzen sich; beide Ebenen in einer Sozialraumanalyse kombinieren Steuerung über räumliche Profilierung würde zur Fehlsteuerung führen Profilierung der Settings ist näher an der Wirklichkeit, - dient der Beschreibung der aktuellen Situation - ist Grundlage für Dialog mit den Schulen und - Steuerungsmöglichkeit 38

2.1 Die soziale Profilierung von Grundschulen Angaben in % Jede Schule ist ein Punkt roter Strich = Durchschnitt Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 39

2.1 Die soziale Profilierung von Grundschulen Anteil Eltern mit niedriger Bildung (in %) Anteil Väter arbeitslos (in %) Anteil Kinder mit türkischem Migrationshintergrund (in %) 1 2,1 3,0 1,9 10,4 10,4 24,3 1,33 2 1,2 4,7 1,1 23,6 11,1 14,7 1,29 3 4,7 2,3 1,1 17,9 14,4 22,2 1,15 4 1,6 3,6 1,5 17,0 15,1 25,4 1,09 5 3,2 12,5 2,8 22,2 15,6 17,5 0,92 20 26,2 19,6 10,5 36,8 34,4 39,4-0,81 21 26,8 21,0 27,1 45,7 27,8 34,1-0,97 22 44,4 21,9 30,3 40,9 14,1 46,3-1,15 23 43,2 38,1 53,5 31,0 21,3 42,3-1,75 24 62,5 47,6 36,8 51,5 27,6 53,6-2,71 Mittelwert 19,3 15,9 14,3 29,9 21,1 26,7 0,0 Standardabweichung 15,6 10,7 13,9 11,0 6,3 10,3 1,0 Grundschule Anteil Kinder mit anderem Migrationshintergrund (in %) Anteil Kinder, die nicht bei beiden leiblichen Eltern leben (in %) Anteil drei Kinder u. m. (in %) Index sozialer Privilegierung und Benachteiligung Quelle: Amonn und Groos 2011 40

2.1.1 Input Output Grundschulen Quelle: Thomas Groos 2013 41

2.2 Die soziale Profilierung der weiterführenden Schulen Index sozialer Hintergrund des Wohnumfelds der Schüler für die Mülheimer weiterführenden Schulen 50 45 Angaben in % 40 Jeder Punkt steht für eine weiterführende Schule roter Strich = Durchschnitt 35 30 25 20 15 10 5 0 Anteil Kinder Anteil Kinder Migrationshintergrund 10 Sozialgeldbezug 10 bis 15 bis 15 Jahre Jahre Anteil SGB-II-Bezieher insgesamt Anteil Alleinerziehende Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 42

2.2 Die soziale Profilierung der weiterführenden Schulen Quelle: Thomas Groos 2013 43

2.2 Die soziale Profilierung der weiterführenden Schulen Quelle: Thomas Groos 2013 44

2.3 Vergleich der Schulstandorttypen Quelle: Mülheim a.d.r. Referat V.1 2013 45

3 Zusammenfassung & Diskussion Sozialraumanalyse ist ein erster Schritt zur Analyse Beschreibung der innerstädtischen Strukturen im Rahmen eines Bildungsmonitorings Notwendige Daten liegen in der Regel kleinräumige vor; Kennziffernauswahl, Raumauswahl und Analyseschritte bestimmen Qualität der Ergebnisse Schulbezug ist wichtig, da die Einzugsgebiete der Schulen nicht mit den Nahräumen der Schulen übereinstimmen Soziale Profilierung von Schulen kann als legitimierende Grundlage für bedarfsgerechte Steuerung dienen 46

Vielen Dank! 47 47

Kontakt Volker Kersting Referat V.1 Stadtforschung und Statistik E-Mail: Volker.Kersting@muelheim-ruhr.de Tel.: 0208-455-6800 Thomas Groos E-Mail: Thomas.Groos@rub.de Tel.: 0208-455-6816 Postanschrift: Referat V.1 Stadtforschung und Statistik Hans-Böckler-Platz 5 45468 Mülheim an der Ruhr 48

Literatur Amonn, Jan & Groos, Thomas (2011): Die Entwicklung von Schulsozialindices und profilen für die Grund- und weiterführenden Schulen der Stadt Mülheim an der Ruhr. Bochum: ZEFIR. Im Internet verfügbar unter: https://www.muelheimruhr.de/cms/shared/datei_download.php?uid=53f382c948fd923017d37d1d8f7f5920 Farwick, Andreas; Amonn, Jan; Groos, Thomas; Messer, Astrid; Larsen, Inger; Teicke, Michael; Winkels, Clara (2012): Sozialraumanalyse Emscherregion. ZEFIR-Forschungsbericht Band 1, Bochum: ZEFIR. Im Internet verfügbar unter: http://www.zefir.ruhr-unibochum.de/mam/content/emscher.pdf Groos, Thomas (2013): Schulsozialindices für die Grund- und weiterführenden Schulen in Mülheim an der Ruhr - Aktualisierung der Indices und Indexerweiterung für die weiterführenden Schulen. Mülheim an der Ruhr. Im Erscheinen. (Interessierte können sich per Mail bei Thomas Groos melden. Sobald erschienen, senden wir Ihnen gerne die Studie als PDF zu) Häußermann, Hartmut; Heidbrink, Ingo; Kersting, Volker; Meyer, Christian; Strohmeier, Klaus Peter; Stößer, Katja et al. (2003 Januar): Sozialraumanalyse Soziale, ethnische und demografische Segregation in den nordrhein-westfälischen Städten Dortmund und Bochum. Gutachten für die Enquetekommission Zukunft der Städte in NRW des Landtags Nordrhein-Westfalen. Hg. v. Enquetekommission Zukunft der Städte in NRW (EKI) http://www.landtag.nrw.de/portal/www/gb_i/i.1/ek/ekalt/13_ek1/ekzukunftstadtenrwilszefirsozialraumanalyse2003.pdf Kersting, Volker; Strohmeier, Klaus-Peter; Teicke, Michael: Soziale Kontextbedingungen der Stadtteilentwicklung 2006 2009. Indikatoren gestütztes Monitoring im Rahmen der Evaluation des integrierten Handlungsprogramms Soziale Stadt in Nordrhein-Westfalen. Hg. v. Stadt Essen / Städtenetz Soziale Stadt NRW. 2013. Online verfügbar unter http://www.sozialestadt.nrw.de/downloads/soziale%20kontextbedingungen%202006_2009_ausgabe%202013.pdf Regionalverband Ruhr (Hrsg.) (2012): Bildungsbericht Ruhr. Waxmann: Münster u.a. Im Internet verfügbar unter: http://www.metropoleruhr.de/fileadmin/user_upload/metropoleruhr.de/bilder/wissenschaft_forschung/bildungsbericht_ruhr/ruhr_isbn2631.p df 49