Fundraising in der sozialen Arbeit Arbeitskreis Gemeinwesenarbeit in Niedersachsen Hannover, 09.03.2011
Kurze Vorstellungsrunde 1. Name 2. Arbeitsgebiet 3. Erfahrungen mit dem Thema Fundraising? 4. Welche Unterstützung brauche ich und wofür?
Dem Geld darf man nicht hinterherlaufen, man muss ihm entgegenkommen. Aristoteles Onasis (1)
Inhalt 1. Grundlagen und Hintergründe 2. Fundraisingmethoden a) Spenden b) Sponsoring c) weitere Methoden 3. Regeln im Fundraising 4. Fazit
1. Grundlagen und Hintergründe Definition Fundraising (FR): Fund = Schatz/Kapital/Mittel, to raise = heben/steigern Fundraising = Mittelbeschaffung strategisch geplante Beschaffung sowohl von finanziellen Ressourcen als auch von Sachwerten, Zeit und know-how zur Verwirklichung von am Gemeinwohl orientierten Zwecken unter Verwendung von Marketingprinzipien. (2) Schätze = Geld, Zeit, Sachmittel, Know-how, Networking, Profilierung
Ursprünge Definition Philanthropie = Menschenliebe: freiwillige, nicht gewinnorientiertes Geben von Zeit oder Wertgegenständen für öffentliche Zwecke. (3) Grundhaltung und Tradition in den USA: Alle verstehen es als soziale Verpflichtung, ihren freiwilligen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Philanthropisches Engagement gibt Sinn, wirkt identitätsstiftend, bietet Möglichkeit, Gesellschaft mit zu gestalten In den USA stopft Staat Lücken, die Philanthropie hinterlässt. In Deutschland stopft Philanthropie Lücken, die Statt hinterlässt.
2. Fundraisingmethoden a) Definition Spende: freiwillige und unentgeltliche Wertabgabe in Form von Geldoder Sachzuwendungen, die das geldwerte Vermögen des Spenders im Sinne eines Vermögensopfers mindert (4) Spende erwartet keine Gegenleistung (von evtl. öffentlicher Scheckübergabe und Steuervorteilen abgesehen)
Wann bin ich bereit zu spenden?
Zahlen und Tendenzen beim Spenden und Sponsoring (5) Wie viel Prozent der Bevölkerung spendet?
Welche Altersgruppe spendet am meisten?
Wie viel wird durchschnittlich gespendet?
Für welche Zwecke wird gespendet? (6)
Hinweise für Spendenmailings: 1. Umschlag (Absender erkennbar, Tipp: Briefmarke) 2. Anschreiben Personalisierung: Adresse und Anrede bekannter Absender mit Unterschrift AIDA-Formel (Attention/ Aufmerksamkeit Interest/ Interesse Desire/ Bedürfnis Action/ Handeln) Shoppinglist, Aufforderung zum Spenden Format: 12 Pkt, max 1 ½ Seiten, klar gegliedert P.S. als wichtigster Platz im Brief 3. (personalisierter) Zahlungsträger 4. evtl. Beilagen
b) Definition Sponsoring: Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten, die mit der Bereitstellung von Geld, Sachmitteln, Dienstleistungen oder Know-how durch Unternehmen und Institutionen zur Förderung von Personen und/oder Organisationen in den Bereichen Sport, Kultur, Soziales, Umwelt und/oder den Medien verbunden sind, um damit gleichzeitig Ziele der Unternehmenskommunikation zu erreichen. (7) Leistung und Gegenleistung; soziale Arbeit hat etwas zu bieten: Medienresonanz, guter Ruf, Image, Zielgruppe, Know-how (CSR), Standortpflege
Welche Sponsoring-Arten werden eingesetzt? (8) Sport 82,6 Kunst 74,5 Soziales 57,1 Wissenschaft 31,2 Umwelt 30,3
Welche sozialen Themen eignen sich am ehesten für Sponsoring- Aktivitäten? Kinder, Jugendliche 81,5 Gesundheit 48,7 Altenbetreuung 29,4 soziale Randgruppen 22,6 Kriminalität 5,9
Was haben wir potentiellen Sponsoren konkret an zu bieten?
c) Weitere Maßnahmen und Methoden: Neue Medien: Online-Spenden, Spendenportale, Spenden-sms Stiftungen Bußgeldmarketing Benefizaktionen, Tombolas, Auktionen Förderprogramme (Staat, EU ) Service-Clubs (Lions Club, Rotarier ) Straßensammlung Erbschaftsmarketing
3. Regeln: Fundraising a) ist der Oberbegriff für gesamtes Beschaffungsmarketing einer nicht-kommerziellen Organisation (NPO). b) will Ressourcen aus verschiedenen Märkten (Staat, Privatpersonen, Stiftungen, Unternehmen ) beschaffen. c) will als Ressourcen nicht nur Geld, sondern auch Sachmittel, Know-how oder Zeit generieren.
d) basiert auf Marketingprinzipien (Markt, Zielgruppen, Kundenbindung ): Eigene Leistung/Produkt muss immer wieder gegenwärtigen und potentiellen Förderern nahe gebracht werden (3-10 x). Fundraiser ist Mittler Ziel: wiederholte Unterstützung, Förderbeitrag erhöhen Wird nur über zielgruppengerechte Kommunikation erreicht: Kanäle, Sprache, bildhafte Beschreibung (Emotionen) Open the hearts, then open their minds. Then open their cheque books. Was will der Förderer von mir? Was tue ich dafür im Gegensatz zur Konkurrenz?
e) hat immer mit Kommunikation, Vertrauen und Sympathie zu tun: Kennen potentielle Förderer uns überhaupt? Warum sollte gerade unser Projekt unterstützt werden? Warum sind wir besser und förderungswürdiger als drk, unicef, wwf, Caritas, Diakonie, Missio? Wo genau liegt unser Bedarf? Was wollen wir? f) hat nichts mit Betteln, Schnorren oder Abzocke zu tun!
g) ist nicht das bloße Auftreiben von Geld, sondern der Aufbau und die Pflege von Netzwerken und Beziehungen: Steht die Spende im Mittelpunkt oder der Spender? Wie werden (potentielle) Förderer behandelt? Werden sie geschätzt/beachtet? Wird ihnen gedankt? Sind Erwartungen/Bedürfnisse bekannt und werden sie erfüllt? (Kundenorientierung) Für welche Werte steht meine Einrichtung?
h) gelingt eher für konkrete Projekte und Menschen ( people give to people ). i) gelingt eher mit Fürsprechern, ideellen Unterstützern oder Schirmherren. j) gelingt eher, wenn man weiß, um welchen Betrag man Förderer bitten kann ( Shoppinglisten, Stiftungsbeträge, Eigenanteil).
k) gelingt nur, wenn die Einrichtung dazu auch bereit ist (institutional readiness): Strategie? funktionierende, geplante Öffentlichkeitsarbeit als Basis? zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen? organisatorischer Rahmen? Beteiligung aller relevanten Gruppen in der Einrichtung? Geduld und nachhaltiges Denken fachliches Know-how und persönliche Fähigkeiten?
(9) Wer nicht brennt, kann kein Feuer entfachen! Verfasser unbekannt Bin ich bereit, für meine eigene Organisation zu spenden?
l) ist mittel- und langfristig nur erfolgreich, wenn es systematisch geplant wird. Was nützt der beste Wind, wenn man nicht weiß, wohin man segelt. L.A. Seneca (10)
Sensibilisierung Kontrolle Analyse Fundraisingkonzeption Realisation Zielbildung & Strategie Kreative Phase (11) sechs-phasen-modell der Kommunikation
l) gelingt nur, wenn die Einrichtung dazu auch bereit ist (institutional readiness): Strategie? funktionierende, geplante Öffentlichkeitsarbeit als Basis? zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen? organisatorischer Rahmen? Beteiligung aller relevanten Gruppen in der Einrichtung? Geduld und nachhaltiges Denken fachliches Know-how und persönliche Fähigkeiten?
4. Fazit Förderer muss aus Fülle von Möglichkeiten auswählen, weshalb wir uns von der Konkurrenz abheben müssen! FR braucht als Basis funktionierende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit! Nur wenn Einrichtung und Angebote bekannt sind, kann jemand etwas geben! Geldgeber entscheiden sich nur für seriöse Einrichtung mit gutem Ruf! Sponsor will als Gegenleistung gutes Image, potente Zielgruppe etc. erreichen!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Quellen und Literatur (1): www.pixelio.de, Thommy Weiss (2): Bruhn, M.: Marketing für Non-profit-Organisationen. Grundlagen Konzepte Instrumente, Stuttgart, 2005 (3): Haibach, M.: Handbuch Fundraising. Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis, Frankfurt, 2002 (4): Fabisch, N.: Fundraising. Spenden, Sponsoring und mehr, München, 2006 (5): tnsinfratest, Spendenmonitor 2007, auf: www.dfrv.de
(6): GFK Consumer Tracking, Projekt GFK Charity*Scope, Bilanz des Helfens, Deutscher Spendenrat e.v. und GfK AG Panel Services Deutschland, auf: www.dfrv.de (7): Fabisch, N.: a.a.o. (8): Sponsor Partners: Sponsoring Trends '98, Bonn 1998, auf: www.dfrv.de (9): www.pixelio.de, Kptnjack (10): www.pixelio.de, robbe92 (11): Mürle, Getrud: Konzeptionslehre: Das sechs-phasen-modell der Kommunikation, in: Fundraising. Handbuch für Grundlagen, Strategien und Instrumente, Wiesbaden 2001