BUBA. EIN KÄ ERSPIEL

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Transkript:

Mladen Popoviæ BUBA. EIN KÄ ERSPIEL (Originaltitel: Buba) Aus dem Serbischen von Claudia Busija 1

Uraufführung am 17. 01. 2001 im Zuezdara Theatre Belgrad, Regie Egon Savin. henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 2001 Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße 28 10405 Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden. F1 2

PERSONEN Die, 22 Jahre alt, blond, schön, sanft Der, 19 Jahre alt, blond, schön, sanft, 25 Jahre alt, kurzgeschoren, grob, reich Baja, 30 Jahre alt, gutaussehend, reich Die Namen, Baja und Dzomba (über ihn wird nur gesprochen) sind typisch für das Gangstermillieu und können auch übersetzt werden: z. B. (wörtl. Würfel) mit Blacky, Baja (der aalglatte Gangsterboß) mit Johnny, Dzomba (ein eher dümmlicher, grober, unbeholfener Typ) mit Atze. 3

Belgrad, heute. Ein karg eingerichteter Raum. An jeder Seite der Bühne ein Bett, etwas abseits eine Theke. Harte Musik. Neo-Punk. Heute ist mein Geburtstag. Der zweiundzwanzigste! Ich bin um halb eins nach Hause gekommen. Da hatten sie gerade erst gemeldet, daß Džomba angeschossen wurde. hat mir 20 Mark für ein Taxi gegeben und gesagt, daß er sich meldet. Jetzt ist es elf. Übers Handy ist er nicht zu erreichen. Mein schläft noch. Er träumt nicht. Er hat noch nie geträumt. Er kann es einfach nicht. Gegen fünf ist er nach Hause gekommen. mag meinen nicht. Für mich ist er mein ein und alles. Egal wie er ist. Diese kleine schwule Sau! Er ist mein! Ein Arschficker ist er! Er ist mein! Der ist doch nicht normal! Er braucht Liebe! Von wegen Liebe er ist einfach nur ein Arschficker. Du kapierst überhaupt nichts. Ich kapiere, daß ihr beide nicht ganz dicht seid! Laß ihn in Ruhe! Ich finde ihn zum Kotzen! E r i s t m e i n B r u d e r! Dieser schwule Hurensohn, dieser kleine Mutterficker, der! Nichts gegen meine Mutter, du Idiot! 5

Mama ist vor zwei Jahren gestorben. Papa vor fünf. Wir beide leben allein. Wir lieben uns, wie niemand sonst auf der Welt. Mit bin ich seit einem Jahr zusammen. Er ist nicht so schlimm, wie das auf den ersten Blick vielleicht aussieht. Was er wirklich macht, sagt er mir nicht, aber er hat ne Menge Geld. Er geht viel auf Beerdigungen. Džomba überlebt wahrscheinlich. hat mir einen Käfer versprochen. Genau so einen wie Papa ihn hatte, als wir ans Meer gefahren sind. Er kauft mir ständig was. Gestern hat er mir diese Versace-Unterwäsche gekauft. Er steht total auf rot, wie Blut. Sie zieht ihr Kleid aus, läßt nur die Unterwäsche an. Und wie seh ich aus? Wow! Vielleicht etwas übertrieben?! Das ist nur für meine Augen bestimmt. Wer weiß? Wenn du auch nur an so was denkst, bring ich dich um! Mann, das war doch nur ein Witz! Du machst ziemlich viele Witze in letzter Zeit. Wo gehen wir heute abend hin? Zuerst bläst du mir einen! Nicht jetzt. Komm her, wenn ich es dir sage! Ich habe ja wohl auch ein Wörtchen mitzureden. Meinem Schwanz kannst du was erzählen. Du bist zum Kotzen! Red keinen Scheiß. Du magst das doch auch. 6

Du denkst echt nur mit dem Schwanz. Ja, aber auf den stehst du doch auch! Das Licht an dieser Seite der Bühne geht aus, während die andere Seite beleuchtet wird. Die geht auf die andere Seite, wo der im Bett schläft. Wach auf! Ich bin müde. Bitte! Ich bin müde. Sieh mal, was mir geschenkt hat. Wow! Und? Du hast heute Geburtstag. Ja. Hat er dir das gekauft? Weiß nicht. Glaub schon. Ich habe dir nichts gekauft. Das macht nichts. Aber ich habe dich sehr, sehr lieb. Das ist das schönste Geschenk! Wann will er dir den Käfer kaufen? Ich weiß nicht. Er verarscht dich doch. Wir fahren dann ans Meer. 7

Allein? Wie früher. Mit Mama und Papa. Versprochen? Versprochen. Und der Käfer? Was ist mit diesem scheiß Käfer? Du hast ihn mir zum Geburtstag versprochen. Die werden nicht mehr hergestellt. Und der ist morgen. Die werden nicht mehr hergestellt, kapiert! Aber es gibt doch gebrauchte. Ich könnte dir voll den Jeep organisieren, nen BMW oder nen Mercedes. Du hat mir einen Käfer versprochen. Was bist du für eine dumme Kuh! Du kapierst einfach nichts! Eine richtige Blondine! Überhaupt nichts! Blondine! Ich habe mich verliebt. Schon wieder. Du hast keine Ahnung, wie toll er ist. 8

Wo hast du ihn aufgegabelt? In einem Café. Und? Später sind wir zu ihm gegangen. Der hat vielleicht ne Wohnung, sag ich dir! Und? Du hast keine Ahnung, wie super er aussieht. Wie immer. Er ist so zärtlich. Er hat gesagt, er wird auf mich aufpassen wie auf seinen größten Schatz. Heb nicht gleich ab. Du wirst ihn sehen. Heb nicht total ab, hörst du? Warum nicht? Damit es nicht so ausgeht wie immer. Diesmal nicht. Ich wollts ja nur gesagt haben. Der Typ ist absolut ok. Das sagst du immer. Warum ziehst du mich jetzt so runter? Weil ich dich liebe. Ich habe mich verliebt. (Steht auf, zieht sich an, Baja liegt im Bett.) Ich muß gehen. 9