Erwachsenenschutz Übersicht und Einführung

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Transkript:

Übersicht Erwachsenenschutz Erwachsenenschutz Übersicht und Einführung Interne Weiterbildung Wärchbrogg Grundprinzipien des neuen Erwachsenenschutzrecht Sicherstellung Wohl und Schutz der hilfsbedürftigen Person Erhaltung und Förderung der Selbstbestimmung Behebung, Minderung oder Ausgleich der Hilfs und Schutzbedürftigkeit durch die angeordnete Massnahme Subsidiarität Vorrang der Unterstützung durch andere Hilfssysteme oder eigene Vorsorge und Massnahmen von Gesetzes wegen oder Einschätzung, dass diese nicht genügen Verhältnismässigkeit 2016/Urs Vogel Consulting 1

Übersicht Erwachsenenschutz Kurzübersicht System der Vertretung bei Urteilsunfähigkeit Eigene Vorsorge (Vorsorgeauftrag, Patientenverfügung, rechtsgeschäftliche Vollmacht) Vollständig geregelt Unvollständig geregelt Massnahmen von Gesetzes wegen Genügend Keine eigene Vorsorge Ungenügend Behördliche Massnahmen Beistandschaft Gesetzliche Regelungen für den Aufenthalt in Wohn und Pflegeeinrichtungen Handeln für Urteilsunfähige Allgemeine Bestimmungen behördliche Massnahmen (Ursache) Schwächezustand + Schutzbedürftigkeit = (Auswirkung) behördliche Massnahme Schwächezustand: geistige Behinderung, psychische Störung oder ähnlicher in der Person liegender Schwächezustand; vorübergehende Urteilsunfähigkeit oder Abwesenheit Schutzbedürftigkeit: Person kann infolge des Schwächezustands ihre Angelegenheiten nur teilweise oder gar nicht besorgen (resp. keine Vollmacht erteilen und/oder überprüfen, vgl. BGE 134 III 385) Die Belastung und der Schutz von Angehörigen und Dritten sind zu berücksichtigen (Art. 390 Abs. 2 ZGB) 2016/Urs Vogel Consulting 2

Übersicht Erwachsenenschutz Behördliche Massnahmen: Aufgabenbereiche Die KESB umschreibt die Aufgabenbereiche der Beistandschaft entsprechend den Bedürfnissen der betroffenen Person (individuell massgeschneidert). Die Aufgabenbereiche betreffen die Personensorge, die Vermögenssorge oder den Rechtsverkehr. Beispiele für Aufgabenbereiche: Wohnen, Gesundheit, Soziales, Administratives, Einkommensverwaltung, Vermögensverwaltung, rechtliche Verfahren Individualisierte Aufgabenbereiche müssen eindeutig und praktikabel umschrieben werden Verzicht auf Beistandschaft Erscheint die Errichtung einer Beistandschaft wegen des Umfangs der Aufgaben als offensichtlich unverhältnismässig, so kann die KESB: 1. von sich aus das Erforderliche vorkehren (z.b. Zustimmung zu Rechtsgeschäft erteilen), 2. einer Drittperson für einzelne Aufgaben einen Auftrag erteilen, oder 3. eine geeignete Person/Stelle bezeichnen, der für bestimmte Bereiche Einblick & Auskunft zu geben sind. 2016/Urs Vogel Consulting 3

Übersicht Erwachsenenschutz Beistandschaft Zentrale Änderung Nur noch Begriff Beistandschaft, aber massgeschneidert auf den Einzelfall Arten von Beistandschaften Begleitbeistandschaft Vertretungsbeistandschaft mit oder ohne Beschränkung der Handlungsfähigkeit Mitwirkungsbeistandschaft mit gesetzlicher Einschränkung der Handlungsfähigkeit Kombination dieser Formen Umfassende Beistandschaft mit Verlust der Handlungsfähigkeit Grundprinzipien der Organisation des Erwachsenenschutzes Bundesgericht Kantonale administrative Aufsichtsbehörde Kantonale Gerichtsinstanz Kindes und Erwachsenenschutzbehörde KESB Zuständig für alle Entscheidungen im Kindes und Erwachsenenschutz inkl. fürsorgerische Unterbringung Beistand/Beiständin 8 2016/Urs Vogel Consulting 4

Übersicht Erwachsenenschutz Organisation Kindes und Erwachsenenschutzbehörde ist eine Fachbehörde Die KESB besteht aus mindestens 3 Mitgliedern und allfälligen Ersatzmitgliedern In der Regel sind folgende Berufsgattungen vertreten: Recht, Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Psychologie, Treuhand Spezialisiertes Fachwissen wie Medizin, Psychiatrie und anderes wird im Einzelfall beigezogen Konkrete Organisation Kanton Luzern: 7 regionale KESB Kanton Ob und Nidwalden: je 1 kantonale KESB Kanton Schwyz: 2 kantonale KESB (Ausserschwyz und Innerschwyz) Kanton Zug: 1 kantonale KESB SO: 120 3 BE: 319 11 BL: 75 6 AG: 220 11 BS: 1 1 SH: 27 1 ZH: 171 13 TG: 80 5 AR: 20 1 JU: 64 1 AI: 2 1 FR: 7 7 SG: 76 9 NE: 4 4 GR: 17 5 VD: 8 8 GL: 1 1 GE: 1 1 ZG: 22 1 VS: 99 28 LU: 87 7 OW: 7 1 NW: 11 1 UR: 20 1 TI: 18 18 SZ: 30 2 Total: ca.1420 148 10 2016/Urs Vogel Consulting 5

Beistandschaft und Umsetzung Beistandschaft und deren Umsetzung Interne Weiterbildung Wärchbrogg Definition der Aufgabenbereiche Beistandschaft Formulierung im Gesetz ist sehr offen (Art. 391 ZGB) «keine Einzelaufgabenumschreibung» [BBl 2006 7044] Umschreibung von Aufgabenbereichen Hängt ab von der konkreten Schutzbedürftigkeit im Einzelfall In der Praxis gebräuchliche Aufgabenbereiche Wohnen Gesundheit Soziales Bildung/Erwerbstätigkeit/Tagesstruktur Administration Einkommensverwaltung / Vermögensverwaltung rechtliche Verfahren (Nachlass, Prozess, etc.) 2016/Urs Vogel Consulting 1

Beistandschaft und Umsetzung Begleitbeistandschaft (Art. 393 ZGB) Auftrag Beistand/Beiständin: begleitende Unterstützung in konkret umschriebenen Aufgabenbereichen der Personen oder Vermögenssorge oder Wahrung von Rechten (zb Hilfe zu Gesuchen und Anträgen für gesetzliche Leistungen) kein Vertretungsrecht! Voraussetzung: Handlungsfähigkeit und Zustimmung der betroffenen Person Abgrenzung: zur persönlichen Hilfe nach SHG und Beratung durch andere Dritte wie Pro Senectute, Pro Infirmis etc. ohne behördlichen Auftrag (Subsidiarität) keine Einschränkung der Handlungsfähigkeit Vertretungsbeistandschaft (Art. 394/395 ZGB) Auftrag Beistand/Beiständin: Vertretung in konkret umschriebenen Aufgabenbereichen der Personen und/oder Vermögenssorge und/oder im Rechtsverkehr Zustimmung nicht erforderlich (auch gegen den Willen möglich, z.b. Einkommensverwaltung gegen Willen) Handlungsfähigkeit kann bezüglich bestimmter Aufgabenbereiche eingeschränkt werden (Art. 394 Abs. 2 ZGB) Person muss sich die Vertretungshandlungen der Beiständin/des Beistandes gefallen lassen (Art. 394 Abs. 3 ZGB) 2016/Urs Vogel Consulting 2

Beistandschaft und Umsetzung Mitwirkungsbeistandschaft (Art. 396 ZGB) Auftrag Beistand/Beiständin: Zustimmung zu konkret umschriebenen Rechtsgeschäften Anlehnung an die Mitwirkungsbeiratschaft (aart. 395 I ZGB), aber individuell massgeschneiderter Katalog von mitwirkungsbedürftigen Rechtsgeschäften Voraussetzung: Urteilsfähige volljährige Person ( = handelndes Subjekt) kein Vertretungsrecht des Beistandes/der Beiständin (gemeinsames Handeln erforderlich) Handlungsfähigkeit ist von Gesetzes wegen eingeschränkt Kombination (Art. 397 ZGB) Die Begleit, Vertretungs und Mitwirkungsbeistandschaften können miteinander kombiniert werden. je nach individuellen Bedürfnissen für diesen oder jenen Aufgabenbereich Begleitung, Vertretung oder Mitwirkung möglich Die Ersatzbeistandschaft (Art. 403 Abs. 1 ZGB) besteht immer neben einer andern bestehenden Beistandschaft und wird sachlich beschränkt auf einen Interessenkollisionstatbestand oder eine Abwesenheit 2016/Urs Vogel Consulting 3

Beistandschaft und Umsetzung Umfassende Beistandschaft (Art. 398 ZGB) Auftrag Beistand/Beiständin: umfassender Auftrag für Personensorge, Vermögenssorge und Rechtsverkehr Nachfolgeinstitut der Vormundschaften Voraussetzung: «besondere Hilfsbedürftigkeit», namentlich bei dauernder Urteilsunfähigkeit Anwendung in der Praxis ganz unterschiedlich Handlungsfähigkeit entfällt von Gesetzes wegen Verlust des Stimm und Wahlrechts, wenn Massnahme wegen dauernder Urteilsunfähigkeit errichtet wurde (Art. 2 Abs. 1 Bundesgesetz über politische Rechte) Zusammenfassung: Beistandschaftsarten und deren Wirkung Begleitbeistandschaft Vertretungsbeistandschaft Mitwirkungsbeistandschaft umfassende Beistandschaft Aufgabenbereiche bedarfsorientierte Umschreibung v.g.w. umfassend Kompetenz Beistand Begleitung/ Beratung Vertretung + Sorge Zustimmung in einzelnen RG Vertretung + Sorge Wirkung der Massnahme auf HF keine Einschränkung der Handlungsfähigkeit Punktuelle behördliche Einschränkung der HF möglich HF ist v.g.w. eingeschränkt bezüglich Aufgabenbereich(e) HF entfällt von Gesetzes wegen auf Vertretung keine Vertretung aufgaben bezogen (Parallel / Alleinvertretung) keine Vertretung umfassende Alleinvertretung und Sorgepflicht 2016/Urs Vogel Consulting 4

Beistandschaft und Umsetzung Generelle Führung der Beistandschaft Persönliche Kontaktaufnahme mit Klientschaft bei Übernahme des Mandates (Art. 405 Abs. 1 ZGB) Interessenwahrung der betroffenen Person als oberstes Gebot (Art. 406 ZGB) Rücksichtnahme auf Meinung und Willen der betreuten Person Rücksichtnahme auf eigene Lebensgestaltung Aufbau eines Vertrauensverhältnisses Eigenes Handeln der Person auch bei Entzug der Handlungsfähigkeit (Art. 19c sowie Art. 407 ZGB) Handlungsfähigkeit und Handlungsfreiheit Ohne behördliche Einschränkung Handlungsfähigkeit wie vor der Errichtung der Massnahme Prozessfähigkeit Betreibungsfähigkeit Mitteilung der Beistandschaft an das Betreibungsamt Betreibungsurkunden werden auch dem Beistand zugestellt (Art. 68d Abs. 1 SchKG) Vertretungsbefugnis des Beistandes kann von der verbeiständeten Person nicht zurückgezogen werden! Person muss sich alle Handlungen des Beistandes anrechnen lassen (Art. 394 Abs. 3 ZGB) 2016/Urs Vogel Consulting 5

Beistandschaft und Umsetzung Handlungsfähigkeit und Handlungsfreiheit Kollidierendes Handeln Keine der Handlungen ist privilegiert Grundsatz der zeitlichen Priorität Im Zweifelsfall bei gleichzeitiger Handlung wohl Vorrang der selbstbestimmten Handlung der betreuten Person Behördliche Einschränkung der Handlungsfähigkeit Art. 394 Abs. 2 ZGB: kann entsprechend eingeschränkt Klare Bezeichnung notwendig Punktuelle Beschränkung möglich Konsequenzen der Einschränkung Verlust der Verpflichtungs und Verfügungsbefugnis Kann aber, soweit urteilsfähig, mit Zustimmung des Beistandes handeln (vgl. Art. 19 ZGB) Schweige und Informationspflichten Schweigepflicht Schweigepflicht des Beistandes/der Beiständin (Art. 413 Abs. 2 ZGB) Schweigepflicht der KESB (Art. 451 Abs. 1 ZGB) Informationspflichten Diverse Informationspflichten im ZGB (z.b. Art. 384 Abs. 2; 385 ZGB) Erläuterung der Rechnung und des Berichts und Aushändigung Kopie auf Verlangen durch Beistand/Beiständin (Art. 410 Abs. 2 und 411 Abs. 2 ZGB) Information Dritter über Beistandschaft (Art. 413 Abs. 3 ZGB) Information der KESB durch Beistand bei Veränderung der Verhältnisse (Art. 414 ZGB) Information Dritter über Beistandschaft durch die KESB bei Interessennachweis (Art. 451 Abs. 2 ZGB) 2016/Urs Vogel Consulting 6

Sozialhilfe WB wärchbrogg Sozialhilfe bei Menschen mit einer Beeinträchtigung Interne Weiterbildung Wärchbrogg Übersicht SHG Kanton Luzern Grundsätze Grundsätze der Sozialhilfe ( 3 ff SHG) Subsidiarität der Leistungen aus SHG In Bezug auf wirtschaftliche Hilfe In Bezug auf persönliche Hilfe Kein Wahlrecht der betroffenen Person Menschenwürde und Mitspracherecht Individualisierung, Berücksichtigung des Einzelfalls Mitwirkungspflicht der betroffenen Person Persönliche Mitwirkung; Meldepflicht von Veränderungen Pflicht, andere Stellen von der Schweigepflicht zu entbinden 2016/Urs Vogel Consulting 1

Sozialhilfe WB wärchbrogg Übersicht SHG Kanton Luzern Persönliche Hilfe Zuständigkeit ( 16 SHG) Gemeinde am Unterstützungswohnsitz Verrechnung an Heimatgemeinde ab 7.4.2017 nicht mehr möglich Persönliche Sozialhilfe ( 24 ff SHG) Beratung und Betreuung Vermittlung an andere Institutionen Budgetberatung, freiwillige Einkommens und Vermögensverwaltung Kostenlos Zusammenschluss von Gemeinden zum Betrieb von Sozialberatungsstellen (z.b. SoBZ, Contact etc.) Übersicht SHG Kanton Luzern Wirtschaftliche Hilfe Wirtschaftliche Sozialhilfe ( 27 ff SHG) Anspruchsgrenze sozialhilferechtliches Existenzminimum SKOS Richtlinien sind wegleitend; Abweichungen sind auf dem Verordnungsweg zu regeln Vermögensverzicht wird angerechnet (Kürzung bis auf den Notbedarf) Arten der wirtschaftlichen Hilfe Auszahlung oder Überweisung von Geldbeträgen Abgabe von Gutscheinen Erteilung von Kostengutsprachen Gewährung von Sachhilfen 2016/Urs Vogel Consulting 2

Sozialhilfe WB wärchbrogg Berechnung des sozialen Existenzminimums leistungsbezogen Einkommensfreibetrag Einkommensfreibetrag bedarfsbezogen Situationsbedingte Kosten SIL Sanktionskürzung 5 35% Grundbedarf Lebensunterhalt Medizinische Grundversorgung Wohnkosten Grundsicherung Soziales Existenzminimum Anreizunterstützung 2016/Urs Vogel Consulting 3

Sozialhilfe WB wärchbrogg Übersicht SHG Kanton Luzern Auflagen und Weisungen Erteilen von Weisungen und Auflagen ( 29 SHG) Zweckmässige Verwendung der Hilfe Verbesserung der Situation der betroffenen Person Pflicht Arbeitssuche, Annahme zumutbare Arbeitsstelle, Teilnahme Integrationsprogramm Abtretung von Leistungen Dritter Kürzung und Einstellung der Hilfe Bei Pflichtverletzung (z.b. Mitwirkungspflicht, fehlende Unterlagen etc.) Nichtbefolgen von Weisungen und AufIagen Keine Kürzung bei Aufgabe der Erwerbstätigkeit zur Betreuung des eigenen Kindes im ersten Lebensjahr (Sperrfrist 12 Monate, von drei vor der Geburt bezogen werden können) Kürzungsumfang bis max. 35% des GBL, sowie Streichung von Einkommensfreibetrag und Integrationszulage ( 14 VO SHG) Einstellung unter bestimmten Voraussetzungen Übersicht SHG Kanton Luzern Verfahren Anspruch auf Sozialhilfe muss durch Gesuch geltend gemacht werden (mündlich oder schriftlich) Der Entscheid der Behörde (Höhe der wirtschaftlichen Hilfe, Auflagen und Weisungen, Kürzungen, Einstellungen etc.) muss schriftlich erfolgen, aber nicht ausführlich begründet werden; Hinweis auf Rechtsmittel Je nach Gemeinde teilweise Kompetenzdelegation an den Sozialdienst Gegen Entscheide der Sozialhilfe ist die Einsprache an den Gemeinderat möglich; der Einsprache Entscheid ist zu begründen; Weiterzug an das Gesundheits und Sozialdepartement und anschliessend ans Kantonsgericht 2016/Urs Vogel Consulting 4