THEORIE UND PRAXIS Eine Analyse persönlicher Konstrukte von Wirtschaftspädagogik-Studierenden Mag. Ruben Kulcsar 1. April 017
Wir wissen: Lehramtsstudierende glauben mit theoretischen Lehrinhalten in der Praxis wenig anfangen zu können. (vgl. Arnold, 010; Lersch, 006) Sie erachten praktische Phasen ihrer Ausbildung als signifikant bedeutsamer als theoretische Phasen und fordern daher mehr Praxis. (vgl. Cramer, Horn & Schweitzer, 009; Hascher, 006; Hoppe-Graff, Schroeter & Flagmeyer, 008) Aber: Was macht den Reiz der Praxis aus? Welche Vorstellungen bzw. Erwartungen verknüpfen Studierende mit Praxis? Unser Projekt: Erhebung der Präferenz für Theorie oder Praxis Datenerhebung mittels Laddering-Interviews: Identifikation übergeordneter, persönlicher Konstrukte Identifikation dominanter Motive Prüfung auf Zusammenhänge mit Persönlichkeitsmerkmalen und/oder Interessenstruktur Gelegenheitsstichprobe: n = 4 (9m, 4w), Studierende des Diplomstudiums Wirtschaftspädagogik an der JKU, 0 45 Jahre (Median = ),. 8. Semester (Median = 4)
PERSÖNLICHE KONSTRUKTE Unvermittelter Zugang zur Realität an sich ist nicht möglich Unsere Wahrnehmung bestimmt unseren Zugang Der Mensch betrachtet seine Umwelt durch Schablonen Konstrukte liegen als Gegensatzpaare vor hell vs. dunkel nass vs. trocken kalt vs. warm Konstrukte sind individuell verschieden Konstruktsystem ist hierarchisch geordnet
LADDERING-INTERVIEWS Stufe 6: Wir sollen das Beste aus unserem Leben machen vs. Man kommt mit dem Leben nicht klar Stufe 5: Das Leben macht mehr Spaß vs. Leben voller Selbstzweifel Stufe 4: Ein schönes Gefühl vs. Minderwertigkeit, Versagen, Unfähigkeit Stufe : Bewunderung & Bestätigung vs. Die, die es nicht schaffen, werden bedauert Stufe : Expertise zeigen vs. Unselbstständig eigenes Können zeigen Stufe 1: Selber tun vs. Anweisungen ausführen selbst tätig sein Stufe 0: Praxis vs. Theorie türkis = der präferierte Pol 4
MOTIVE FÜR PRAXISPRÄFERENZ 4 9 Abwechslung/ Herausforderung Autonomie Effizienz Eigenes Können zeigen Flexibilität Gemeinschaft Kompetenz entwickeln 8 8 16 5 Lernen Realität / Anschaulichkeit Selbst tätig sein Sicherheit Testumgebung Unmittelbares Feedback Verständnis 5
MOTIVE FÜR THEORIEPRÄFERENZ 1 1 1 1 5 Autonomie Herausforderung Instruktion Kompetenz entwickeln Lernen Verständnis 6
LESSONS LEARNED / AUSBLICK Deutliche Präferenz für Praxis 8 vs. 5 Hohe Heterogenität bei Motiven für Praxispräferenz Selbst tätig sein Eigenes Können zeigen Lernen Realität/Anschaulichkeit Verständnis als dominierendes Motiv für Theoriepräferenz Welchen Einfluss haben Persönlichkeitsmerkmale und Interessen? 7
LITERATUR ARNOLD, E. (010). Kooperation zwischen der ersten und zweiten Phase der Lehrerausbildung. Erziehungswissenschaft, 1 (40), 69 77. LERSCH, R. (006). Lehrerbildung im Urteil der Auszubildenden. Eine empirische Studie zu beiden Phasen der Lehrerausbildung. In C. ALLEMANN-GHIONDA & E. TERHART (Hrsg.), Kompetenzen und Kompetenzentwicklung von Lehrerinnen und Lehrern (S. 164 181). Weinheim: Beltz. (= Zeitschrift für Pädagogik, Beiheft 51) CRAMER, C., HORN, K.-P. & SCHWEITZER, F. (009). Zur Bedeutsamkeit von Ausbildungskomponenten des Lehramtsstudiums im Urteil von Erstsemestern. Erste Ergebnisse der Studie Entwicklung Lehramtsstudierender im Kontext institutioneller Rahmenbedingungen (ELKiR). Zeitschrift für Pädagogik, 55 (5), 761 780. HASCHER, T. (006). Veränderungen im Praktikum Veränderungen durch das Praktikum. Eine empirische Untersuchung zur Wirkung von schulpraktischen Studien in der Lehrerbildung. In C. ALLEMANN-GHIONDA & E. TERHART (Hrsg.), Kompetenzen und Kompetenzentwicklung von Lehrerinnen und Lehrern (S. 10 148). Weinheim: Beltz. (= Zeitschrift für Pädagogik, Beiheft 51) HOPPE-GRAFF, S., SCHROETER, R. & FLAGMEYER, D. (008). Universitäre Lehrerausbildung auf dem Prüfstand: Wie beurteilen Referendare das Theorie-Praxis-Problem? Empirische Pädagogik, (), 5 81. 8