Forschungslage zu Bildungsbe/nach/teiligung in Österreich

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Transkript:

Forschungslage zu Bildungsbe/nach/teiligung in Österreich Johann Bacher (Institut für Soziologie, Universität Linz) Linz, Dezember 2005 Vortrag im Rahmen der Veranstaltung Bildungsbe/nach/teiligung und Migration - in Österreich und im internationalen Vergleich der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 06.12.2005 1

Übersicht Ziele soziologischer Bildungsforschung Vorhandene Bausteine eine vorläufige Bestandsaufnahme Defizite/Lücken Vorschläge zur Reduktion von bestehenden Lücken Fazit 2

1. Ziele soziologischer Bildungsforschung (Kritische) Analyse des Schul-/Bildungssystems und des schul- /bildungspolitischen Diskurses. o Wahl eines normativen Bezugspunktes (z.b. UN-Konvention über die Rechte des Kindes vom 26. Jänner 1990 Chancengleichheit = ein wichtiges Ziel, siehe auch Luhmann(2002), Nunner-Winkler (1971) o Analyse des Ist-Zustandes Fachliche (öffentliche) Stellungnahme zur Schul-/Bildungspolitik Mitarbeit bei der Entwicklung von Maßnahmen 3

2. Vorhandene Bausteine eine vorläufige Bestandsaufnahme Chancengleichheit = zentrales Thema der 1970er Jahre, z.b. Agnew/Fischer-Kowalski (1978), Dermutz/Seidl (1977), Fischer-Kowalski (1980), Haller (1982) geringere Bedeutung in den 1980er und 1990er Jahren, z.b.: In Haller (2004) werden für den Zeitraum 1950 bis 2002 159 Buchpublikationen zum Themenbereich Bildung, Wissenschaft, Wissenssoziologie, Hochschulen genannt. Von diesen lassen sich 26 (16,4%) dem Themenbereich Schule zuordnen. Von diesen erschienen 3 4

(11,5% versus 7,5%) im Zeitraum bis 1965, 18 (69,2% versus 39,8%) im Zeitraum von 1966 bis 1985 und 5 (19,2% versus 52,6%) im Zeitraum von 1986 bis 2002. Renaissance seit 2000/2003 o Analyse zur Bildungspolitik, z.b. Sertl (1998), Bauer u.a. (2005) plus kommendes Schwerpunktheft der ÖZS o Analysen zu Bildungsungleichheiten, z.b. Bacher (2003, 2005), Bauer (2005), Fassmann (2002), Schlögl/Lachmayr (2004), Schwarz/Spielauer/Städtner (2002), Spielauer/Schwarz/Schmid (2002), Schmid (2003), Radinger (2005) u.a. o Konzentration auf soziale Herkunft und regionale Unterschiede o Migrationshintergrund fand in der soziologischen Bildungsforschung vor PISA2003 eher geringere Beachtung, verstärktes Interesse nach 5

PISA2003 (Herzog-Punzenberger 2003a, 2003b, Nairz-Wirth 2003 sowie Binder 2002, Furch 2004, Zucha/Rapa bei dieser Tagung), derzeit wichtiger Forschungsfokus ( letzter Kongress für Soziologie, Veranstaltung der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) o bei Geschlecht steht Benachteiligung der Mädchen und Mädchenförderung bzw. später geschlechtsensible Pädagogik im Vordergrund (z.b. Paseka/Anzengruber 2001, Lassnigg/Paseka 1997, Schneider 2002, Schlögl/Wieser 2002), schlechteres Abschneiden von Buben wird zunehmend gesehen (z.b. erste Hinweise in Bacher 2004, Bacher/Paseka 2006), in der Praxis Implementierung von Modellen der Bubenarbeit 6

Ursachen für Renaissance: glückliches Zusammentreffen von wissenschaftsinternen und wissenschaftsexternen Faktoren wissenschaftsextern: Ziel Spitzenplatz wurde bei PISA nicht erreicht Ursachendiagnose soziale Selektivität und Migrationshintergrund zunehmende globale und nationale Ungleichheiten Internationalisierung verfügbare Daten 7

wissenschaftsintern methodisch gut ausgebildete NachwuchswissenschaftlerInnen (Zahl ist aber nach wie vor gering) Bildung = neues Thema Krise der Soziologie (starke Spezialisierung und Ausgründungen, fehlender Rückbezug zur Theorie) Renaissance klassischer Themen ( Themenwandel in der Sozialstrukturanlayse Geißler 2002) 8

Zentrale Ergebnisse: Starke soziale Selektivität des österreichischen Schulsystems Bildung der Eltern Matura/Uni Lehre/BMS Pflichtschule 40,7 36 27,5 26,5 76,7 69,2 PISA2003 ECHP (Bacher2003a) 0 20 40 60 80 100 AHS/BHS-Schulbesuch des Kindes 9

Regionale Bildungsungleichheiten im Sekundarbereich I vorhanden: Geburtskohorte 1976-1980: ländliche Gebiete ca. 20% AHS-Unterstufe städtische Gebiete ca. 40% AHS-Unterstufe (Spielauer u.a. 2002: 15) Unterschiede werden im Sekundarbereich II durch berufbildende höhere Schulen bei einer multivariaten Betrachtung ausgeglichen (siehe dazu später). 10

Geschlechtseffekt vorhanden, wird aber nicht bzw. nur sehr vorsichtig interpretiert ( nicht erklärbar usw.) Geschlecht des Kindes Mädchen Buben 41,5 41,3 35,6 51,8 58,9 55,6 Schulstat.2002/03 PISA2003 ECHP (Bacher2003) 0 10 20 30 40 50 60 70 AHS/BHS-Schulbesuch des Kindes 11

Migrationshintergrund nicht analysiert bzw. keine Wirkung Migrationshintergrund nein ja 37,3 41,4 45,1 52,2 PISA2003 ECHP 0 10 20 30 40 50 60 AHS/BHS-Schulbesuch des Kindes Ursachen: kleine Fallzahlen, fehlende Differenzierung nach Herkunft, aber auch falsche abh. Variable 12

Familienstrukturelle Variablen haben keinen Einfluss siehe nachfolgende Seite 13

MIGRA -0,16 0,10 EINW BILD KIND19 ALLEIN 0,12 0,43 0,09-0,12 BERUF MERW 0,11 0,08 0,11 0,42-0,10 EINK 0,18 0,10 0,18 BILD_K (R 2 =0,19) 0,18 GESCHL_K -0,08-0,31 MIGRA = Migrationshintergrund EINW = Einwohnerzahl BILD = höchste Bildung der Eltern KIND19 =Zahl der Kinder bis 19 Jahre ALLEIN = Alleinerzieherhaushalt aus: Bacher (2003) STATUS = berufliche Position der Eltern EINK =Erwerbseinkommen der Eltern MERW = mütterliche Erwerbstätigkeit BILD_K = Bildungspartizipation des Kindes GESCHL_K = Geschlecht des Kindes 14

Zwischenfazit: positive Bilanz besonders erfreulich ist, dass sich zum einen jüngere NachwuchswissenschaftlerInnen (z.b. Radinger 2005; Schneeweis/Winter-Ebmer 2005) mit der Thematik auseinandersetzen und dass zum anderen aber auch ältere FachkollegInnen (z.b. Kast 2005) ihr Interesse an diesem Thema wiederentdeckt und mit empirischen Forschungsarbeiten begonnen haben. Positiv ist ferner, dass bestehende Daten (z.b. PISA, VZ) reanalysiert werden (z.b. Radinger 2005, Schneeweis/Winter- 15

Ebmer 2005; Wroblewski bei dieser Tagung), auch wenn die Nutzung dieser Daten wesentlich intensiver sein könnte. 3. Defizite/Lücken in der (kritischen) Analyse der Bildungspolitik in der Analyse einzelner Faktoren (z.b. Benachteiligung von Buben, Interaktion der Faktoren Verknüpfung von Geschlecht, Migrationshintergrund und sozialer Schicht) 16

in der Ursachendiagnose (z.b. fehlende intervenierende Variablen) in der Verwertung, insbesondere Mitwirkung bei der Entwicklung von Maßnahmen, weniger bei öffentlichen Stellungnahmen ( letzte Lücke wurde bereits geschlossen) Analyse der Ursachen: Bivariate oder multivariate Identifizierung von sozialstrukturellen Einflussfaktoren wird oft mit der Identifikation von Ursachen verwechselt, entscheidende Frage ist aber: Warum haben 17

bestimmte sozialstrukturelle Faktoren, wie z.b. Bildung der Eltern einen starken Einfluss, warum andere nicht? Ursachenanalyse => drei methodische Zugänge: internationaler Systemvergleich, ergänzende qualitative Fallstudien, vertiefende quantitative Analysen mit intervenierenden Variablen Internationaler Systemvergleich (PISA-Studie) => Hinweise auf mögliche institutionelle Ursachen (frühe Bildungsentscheidung, Halbtagesform) z.b. Schmid (2004), Herzog-Punzenberger (2005) Vertiefende quantitative Analyse (z.b. Bacher 2005, Radinger 2005, Schneeweis/Winter-Ebmer 2005; für Deutschland: 18

Tillmann/Meier 2001, Jungbauer-Gans 2004) => Hinweise auf die Bedeutung von außerschulischen Faktoren (z.b. normative Abweichung, kulturelles Kapital) verstärkter Einsatz von pfadanalytischen Verfahren Beispiele siehe Anhang theoretische Grundlagen: RC-Theorie (z.b. Boudon 1974, Esser 1999, Becker 2000, Haller 2001), Bourdieu (1983), schichtspezifische Sozialisationsforschung der 1970er Jahre (Coleman 1966; Bernstein 1972; Kohn 1969; zusammenfassend Bertram 1981; Hradil 1999) Ergänzende ethnographische Fallstudien => wären sehr zu begrüßen, sind mir in Bezug auf Ungleichheit nicht bekannt 19

(Ausnahme: Krappmann 1999) nächste Tagung der Sektion Bildung der DGS 4. Vorschläge zur Reduktion von bestehenden Lücken Kooperation/Vernetzung mit PraktikerInnen, z.b. LehrerInnen ergänzende ethnographische Fallstudien, Entwicklung von Maßnahmen 20

Kooperation/Vernetzung mit Forschungsinstituten (PISA-Austria, ÖIBF usw.) Zugang zu Daten für vertiefende quantitative Analysen zentrale Institute werden benötigt, Daten müssen aber frei zugänglich sein Kooperation/Vernetzung mit EntscheidungsträgerInnen Zetterberg (1984 [1962/63]): erfolgreiche Anwendung setzt gemeinsame Sprache und Ziele sowie umfangreiche Literaturkenntnisse voraus 21

Überdenken des Theorie-Praxis-Verhältnisses pragmatisches Modell von Habermas (1973) geeignet; siehe auch Altrichter u.a. (2005); wichtig: wissenschaftliche Würdigung von Entwicklungsarbeit Allgemeine Datenzugangsrechte zur Vermeidung einer zentralistisch gesteuerten Wissenschaft (Coleman 1988/89) 22

5. Fazit Starkes Interesse an der Bildungssoziologie und an der empirischen Bildungsforschung Ursachendiagnose durch vertiefende quantitative Analysen, durch ergänzende ethnographische Studien und durch internationalen Systemvergleich Beteiligung an der Entwicklung von Maßnahmen Vernetzung ist zentral (=> Forschungs- und Verwertungskontext) 23

Freier Datenzugang zur Gewährleistung freier Forschung Bestandsaufnahme = unvollständig Anregungen und Ergänzungen bitte an: johann.bacher@jku.at 24

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Bauer, A., 2005: Volkszählungsergebnisse 2001: Soziodemographische Determinanten der Bildungsbeteiligung. Statistische Nachrichten, 108-120. Bauer, F. / Hauer, B./ Neuhofer, M., 2005: Österreich im Pisa-Schock? WISO, 28. Jg., 109-137 Becker, R., 2000: Klassenlage und Bildungsentscheidungen. Eine empirische Anwendung der Wert-Erwartungstheorie. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 52, 450-474. Bernstein, B., 1972: Studien zur schulischen Sozialisation. Düsseldorf. Bertram, H., 1981: Sozialstruktur und Sozialisation. Zur mikroanalytischen Analyse von Chancengleichheit. Darmstadt. Binder, S., 2002: Schule und Migration Einblick in die Praxis des interkulturellen Lernens. In: SWS-Rundschau, 42. Jg., Nr. 4, 422-440. Boudon, R., 1974: Education, Opportunity, and Social Inequality. New York u. a. Bourdieu, P., 1983: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In: Kreckel, R. (Vorname?) (Hg.) Soziale Ungleichheiten. Soziale Welt, Sonderband 2, 183-198. Coleman, J. S. et al., 1966: Equality of Educational Opportunity. Washington. US. Dept. of Health, Education and Welfare. Coleman, J. S., 1988/89: Das Verhältnis von Soziologie und gesellschaftspolitischem Handeln im modernen Staat. Angewandte Sozialforschung, JG. 15, Heft 1 / 2 S. 15-23. 26

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Herzog-Punzenberger, B., 2003b: Ethnic Segmentation in School and Labour Market 40 Years Legacy of Austrian Guestworker Policy. International Migration Review, Vol. XXXVII, No. 4, Winter 2003. Pp. 1120 1144 Herzog-Punzenberger, B., 2005: Nachkommen von EinwanderInnen in Österreich und Kanada. Bildungserfolge, gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen und ein Analysevorschlag. http://www.schulheft.at/schulheft/forum.html (2.12.2005) Hradil, S., 1999: Soziale Ungleichheit in Deutschland. Opladen. Jungbauer-Gans, M., 2004: Einfluss des sozialen und kulturellen Kapitals auf die Lesekompetenzen. Ein Vergleich der PISA 2000-Daten aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Zeitschrift für Soziologie, 33. Jg., Heft 5, 375-397. Kast, F., 2005: Ungleichheit der Bildungschancen - Barrieren für den Besuch der Unterstufe der allgemein bildenden höheren Schule Detailanalysen der VZ 2001. Vortrag im Rahmen der Veranstaltung der Sektion Bildungs- und pädagogische Soziologie in der ÖGS im Rahmen des ÖGS-Kongresses 2005 in Wien. Kohn, M., 1969: Class and Conformity: A Study in Values. Homewood. Krapmann, L., 1999: Die Reproduktion des Systems gesellschaftlicher Ungleichheit in der Kinderwelt. In: Grundmann, M. (Hg.): Konstruktivistische Sozialisationsforschung. Frankfurt a.m., S. 228-239. Lassnigg, L. / Paseka, A. (Hg.), 1997: Schule weiblich Schule männlich. Innsbruck. Luhmann, N., 2002: Das Erziehungssystem der Gesellschaft. Frankfurt a.m. 28

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Abbildung: Ergebnisse einer explorativen Pfadanalyse mit intervenierenden Variablen (entnommen aus Bacher 2005: 55) 0,17,09 0,28 0,14 0,11 BILD,46 STATUS 0,23 CULTPOSS 0,32 CULTCOM 0,24 (R 2 =0,28) (R 2 =0,16) (R 2 =0,14) 0,14 0,09 0,08-0,14-0,19 CULTACTV (R 2 =0,25) 0,10 WLREAD (R 2 =0,20) 0,67 0,14 MERW (R 2 =0,08) -0,23 0,08 MIGRA 0,12 0,10 0,14 WLMATH (R 2 =0,50) 0,32 GSCHW ALLEIN 0,09 EINW 0,10 GESCHL_K -0,23 0,09 0,19 BILD_K (R 2 =0,41) 0,12 0,11 EINW = EinwohnerInnenzahl des Schulstandortes GSCHW =Zahl der Geschwister ALLEIN = AlleinerzieherInnenhaushalt AFAM = andere Familienform (in der Regel Stieffamilie) MERW = mütterliche Erwerbstätigkeit MIGRA = Migrationshintergrund BILD = höchste Bildung der Eltern STATUS = berufliche Position der Eltern GESCHL_K = Geschlecht des Kindes CULTPOSS = Besitz kultureller Güter CULTCOM = kulturelle Kommunikation in der Familie CULTACTV = kulturelle Aktivitäten WLEREAD = Lesekompetenz WLEMATH = Mathematikkompetenz BILD_K = Bildungspartizipation des Kindes 31

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