Wittgensteins Spätphilosophie als Erkenntnistheorie

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Geisteswissenschaft Richard Wermes Wittgensteins Spätphilosophie als Erkenntnistheorie Bachelorarbeit

Wittgensteins Spätphilosophie als Erkenntnistheorie vorgelegt von: Richard Wermes

Inhaltsverzeichnis 1. Abstract 3 2. Einleitung 4 3. Grundsätzliches zu Wittgensteins Philosophie 5 3.1 Der Ausgangspunkt 5 3.2 Grundsätzliches zu seiner Spätphilosophie 5 4. Wittgensteins Spätphilosophie 6 4.1 Ausgangspunkt seiner Sprachauffassung 6 4.2 Genauere Beschaffenheit seiner Sprachauffassung 9 4.2.1 Sprachspiele 9 4.2.2 Familienähnlichkeit 9 4.2.3 Lebensformen 10 4.2.4 Naturtatsachen 11 4.3 Konklusion zu Wittgensteins Spätphilosophie 11 5. Wittgensteins Spätphilosophie als Erkenntnistheorie 13 5.1 Positivismus 13 5.2 Relativismus 13 5.3 Wittgensteins Lösung 14 5.4 Übertragung auf Wissenschaft 15 6. Konklusion 16 7. Literaturverzeichnis 19 2

1. Abstract Das Thema meiner Abhandlung lautet Wittgensteins Spätphilosophie als Erkenntnistheorie. Es wird behandelt im Zuge von zwei wesentlichen Abschnitten. Einem ersten zu Wittgensteins Spätphilosophie, die hier den Ausgangpunkt bildet und einem zweiten in dem sich die eigentliche Untersuchung vollzieht, die Ableitung von Implikationen aus dem im ersten Teil dargelegten Ansatz in Bezug auf Erkenntnistheorie. Philosophie befasst sich mit philosophischen Problemen. Wittgenstein vertritt die Annahme, sie seien eigentlich nur Scheinprobleme, die auf einem falschen Verständnis von Sprache basieren und befasst sich daher mit philosophischen Problemen, betreibt also Philosophie, indem er dies zu zeigen versucht. Um dieses grundsätzliche Ziel seines gesamten philosophischen Werkes zu erreichen, gelte es eine solche falsche Sprachauffassung nachzuweisen und verständlich zu machen, wie Sprache tatsächlich funktioniert. Dazu entwickelt er mit seinem Spätwerk eine eigene Sprachauffassung in Abgrenzung zu einer Sprachauffassung, die der allgemeinen philosophiegeschichtlichen Tradition zuzuordnen ist und die er selbst noch in seinem Frühwerk vertreten hatte. Anhand beispielhafter Beschreibungen von Verwendungen von Sprachre zeigt er deren Unzulänglichkeiten auf und entwickelt seinen eigenen Ansatz, der auf der Annahme basiert, die Bedeutung eines Wortes zeige sich in seinem Gebrauch. Eine Ableitung von Implikationen in Bezug auf Erkenntnistheorie, die sich aus dem sprachphilosophischen Ansatz der Spätphilosophie Wittgensteins ergeben, wird im anschließenden zweiten wesentlichen Teil vollzogen. Sie und auch ihr Nutzen werden deutlich, wenn man die Spätphilosophie Wittgensteins vor dem Hintergrund der erkenntnistheoretischen Kontroverse zwischen Positivismus und Relativismus betrachtet. Der erkenntnistheoretische Positivismus basiert auf der Annahme, es gebe durch Erfahrung gegebene, unbezweifelbare, also beobachtungsunabhängige Tatsachen, weshalb die Bedeutung eines sinnvollen Satzes allgemeingültig durch den Sachverhalt beschrieben sei, den der Satz abbilde. Dementsprechend gebe es allgemeingültige Wahrheit und sie determiniere Realität. Der erkenntnistheoretische Relativismus lehnt diese Annahme ab, Wahrheit von Aussagen sei stets arbiträr, also eine allgemeingültige Wahrheit von Aussagen nicht möglich. Wittgenstein bietet mit seinem sprachphilosophischen Ansatz eine Lösung für diese Kontroverse und umgeht damit auch gewisse Probleme, die mit beiden Positionen jeweils verbunden sind. Zwar sei Wahrheit, also auch Erkenntnis und Realität wesentlich durch Sprache konstruiert, jedoch seien die Möglichkeiten der Sprache dabei nicht uneingeschränkt. Nämlich gebe es natürliche Grenzen, die durch Naturtatsachen gegeben sind und einer jeden Lebensform und damit auch einem jeden Sprachspiel zugrunde liegen. Etwa seien es Naturtatsachen, das Menschen denken und Sprache verwenden. Erkenntnis ist damit letztlich weder vollkommen determiniert durch außersprachliche Tatsachen, noch vollkommen relativ. Jegliche wissenschaftliche Teildisziplinen ergeben sich somit als künstliche, konstruierte Sprachen, die mögliche Welten erzeugen. 3