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Transkript:

Susanne Schwab, Markus Gebhardt, Birgit Kroutil Universität Graz, Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft, Arbeitsbereich Integrationspädagogik und Heilpädagogische Psychologie Der vorliegende Beitrag untersucht die Einstellung von Studierenden unterschiedlicher Studienrichtungen (Psychologie, Pädagogik, Lehramt etc.) zur schulischem Integration von SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Das Ziel der Studie ist es die Skala ATIS (Attitudes towards inclusion scale) zu evaluieren und die Einstellung der Studierenden zu analysieren. Im Rahmen der Studie wurden 813 Studierende (151 Männer, 662 Frauen) hinsichtlich ihrer Einstellung zur schulischen Integration befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Skala (Cronbach Alpha =.85) eine akzeptable interne Konsistenz aufweist. Die befragten Personen gaben insgesamt eine neutrale bis vorsichtig positive Einstellung zur schulischen Integration von Kindern mit Behinderung an, wobei die Art der Behinderung eine wichtige Rolle spielte. Zudem war das Geschlecht (wobei Frauen in einer der beiden Skalen eine positivere Einstellung besaßen) ein weiterer wichtiger Einflussfaktor Gruppenunterschiede zwischen Studierenden verschiedener Studienrichtungen konnten in der gesamten Skala nicht nachgewiesen werden. 5. Die schulische Integration von Menschen mit Behinderungen ist sowohl aus gesellschaftlicher wie auch aus wissenschaftlicher Sicht ein wichtiges Thema, dem infolge der UN-Konvention über die Rechte von Personen mit Behinderung (UN General Assembly, 2006) nun auch auf politischer Ebene verstärkt Beachtung geschenkt wird. Ein Blick ins europäische Ausland zeigt, dass viele Länder bereits weitreichende Konzepte zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bildungsbereich verankert haben (zur Übersicht vgl. Bürli, 2009). So variiert die Quote der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF), welche Integrationsklassen besuchen, in den europäischen Ländern stark (z.b. 16.8% in Deutschland, 85.2% in Norwegen, 100% in Italien, siehe dazu European Agency, 2010). Österreich befindet sich hierbei im Mittelfeld, wobei es auf Bundesländerebene starke regionale Unterschiede gibt. So hat zum Beispiel die Steiermark seit den 90er Jahren Integration als Ziel ausgeben und es werden momentan 77.3% der steirischen SchülerInnen mit SPF integriert. Dagegen liegt die Quote in Niederösterreich lediglich bei 27.1% (Buchner & Gebhardt, 2011). Die Einstellung der beteiligten AkteurInnen zur Integration von Kindern mit Behinderung in den Unterricht in Regelschulen wird in der Literatur als wesentlicher Einflussfaktor betrachtet (z.b. de Boer, Pijl & Minnaert, 2011), der die Zusammenarbeit und das Sozialklima in einer 329

integrativen Schule beeinflusst. Viele AutorInnen sind der Meinung, dass eine positive Einstellung der Öffentlichkeit für eine erfolgreiche Integration von Bedeutung ist. Nach Kunz, Luder und Moretti (2010) wurde diese Einstellung bisher aber relativ wenig untersucht. Dies mag damit zusammenhängen, dass es an geeigneten deutschsprachigen Instrumenten fehlt. Die Einstellung von Lehrpersonen zur schulischen Integration von Kindern mit SPF zeigte eine positive Einstellung hinsichtlich des generellen Gedankens zur Inklusion (Abbott 2006; Avramidis & Norwich 2002). Hinsichtlich der praktischen Umsetzung der schulischen Integration ist die Einstellung der LehrerInnen jedoch eher reserviert (Ring, 2005). Insgesamt zeigte sich, dass LehrererInnen eher eine neutrale bis negative Einstellung zur Integration von SchülerInnen mit SPF in den Regelunterricht haben (de Boer, Pijl & Minnaert, 2011), welche besonders von der Art der Behinderung der zu integrierenden Kinder abhängt (Avramides & Norwich, 2002; de Boer et al., 2011; Gebhardt, Schwab, Rossmann et al., 2011; Schwab, Gebhardt, Tretter et al., in press). Ellinger und Koch (2006) untersuchten die Einstellungen von Eltern und Studierenden zur schulischen Integration von geistig behinderten Kindern im Vergleich und kamen dabei zu dem Ergebnis, dass Studierende dem gemeinsamen Unterricht kritischer gegenüberstehen als Eltern. Jedoch waren die Eltern signifikant stärker der Meinung, dass Kinder mit geistiger Behinderung lieber an Geistigbehindertenschulen bleiben sollten. In einem Vergleich von Studierenden verschiedener Fachrichtungen (z.b. Lehrämter/Pädagogik; medizinische/psychologische Studiengänge; wirtschaftswissenschaftliche/ technische/ juristische/ politikwissenschaftliche Studiengänge) wurden keine Einstellungsunterschiede gegenüber schulischer Integration von geistig behinderten Kindern gefunden. Des Weiteren untersuchten Kuhl und Walter (2008) die Einstellung von 304 Studierenden (Grundschullehramt, Lehramt an Förderschulen, Diplom- Pädagogik, Psychologie und Jura) der Universität Gießen zu ihrer Einstellung gegenüber Menschen mit geistiger Behinderung. Dabei zeigte sich, dass Jura StudentInnen tendenziell eine negativere Einstellung zur schulischen Integration von Kindern mit geistiger Behinderung haben, als Studierende der anderen Studienrichtungen. Hierbei hatten Lehramtsstudierende an Förderschulen die positivste Einstellung, wenngleich die Einstellungsunterschiede geringer als erwartet waren. Zudem konnten die AutorInnen zeigen, dass eine mittlere Kontaktdichte mit der positivsten Einstellung assoziiert war. 6. Im Rahmen der vorliegenden Studie wird untersucht, wie die Einstellung der Studierenden an der Universität Graz hinsichtlich der schulischen Integration ausgeprägt ist. Wird wie in der Fachliteratur angegeben die Einstellung hinsichtlich schulischer Integration von Kindern mit körperlicher Behinderung am positivsten und jene von Kindern mit 330

Verhaltensauffälligkeiten am negativsten gesehen? Untersucht wird zudem, ob sich Unterschiede in der Einstellung zur schulischen Integration in Abhängigkeit vom Geschlecht und von der zugehörigen Gruppe (Studienrichtung) zeigen. 7. An Studierende der Universität Graz wurde ein Onlinefragebogen mit der Bitte um Teilnahme sowie Weiterleitung an Bekannte versendet. Um die Einstellung zur schulischen Integration zu erfassen, wurde die Skala ATIS (Schwab, Gebhardt, Ederer & Gasteiger-Klicpera, in press) verwendet. Diese enthält eine Fallbeschreibungen (Kind mit körperlicher Behinderung (KB), Kind mit Lernbehinderung (LB), Kind mit geistiger Behinderung (GB), Kind mit Verhaltensauffälligkeit (V)) mit sechs Items (Antwortformat: Likerstkala von 1-5). Pro Versuchsperson wurde dabei lediglich eine Fallbeschreibung vorgegeben (folglich resultieren bei einzelnen Berechnungen auch teilweise geringere Stichprobengrößen). Eine Reliabilitätsanalyse für die vorliegende Stichprobe zeigte ein Cronbach Alpha von.85, die Trennschärfen der sechs Items lagen zwischen.47 und.71. Mittels Faktorenanalyse konnte die Eindimensionalität der Skala bestätigt werden, die Varianzaufklärung des Faktors beträgt 57.82% (alle lagen über.6). Zusätzlich waren soziodemografische Fragen sowie Fragen über die eigene Erfahrung mit Menschen mit Behinderungen zu beantworten. Insgesamt nahmen 813 Studierende (151 Männer, 662 Frauen, Alter: M = 24.68. SD = 6.15) an der Befragung teil. Davon studierten 169 Pädagogik, 139 Lehramt, 106 Jura, 79 Psychologie, 57 BWL und 43 studierten Soziologie. Die restlichen 220 Studierenden kamen aus anderen Studienrichtungen und werden aufgrund zu geringer Zellenbesetzungen bei den Gruppenrechnungen nicht einbezogen. 8. Die Ergebnisse zeigen grundsätzlich eine neutrale bis positive Zustimmung (M = 3.52, SD = 0.83), wobei Frauen (M = 3.56, SD = 0.81) insgesamt eine positivere Einstellung zur schulischen Integration haben als Männer (M = 3.37, SD = 0.9, t 205 =-3.04, p<.01). Über alle Behinderungsarten hinweg zeigten sich keine signifikanten Gruppenunterschiede zwischen den Studierenden unterschiedlicher Studienrichtungen (F 5,587 = 1.33, n.s.). Was die Behinderungsarten der zu integrierenden Kinder betrifft, so ist die Einstellung der schulischen Integration von Kindern mit körperlicher Behinderung (M = 3.88, SD = 0.75) positiver als jene von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten (M = 3.21, SD = 0.82; F 3,809 = 25.29, p<.01.), signifikante Unterschiede bei den anderen Behinderungsarten zeigten sich nicht. Unterschiedsprüfungen getrennt für die einzelnen Behinderungsarten (KB, LB, GB und V) zeigten, dass Frauen (M = 3.52, SD = 0.85), lediglich bei der geistigen Behinderung eine 331

signifikant positivere Einstellung aufwiesen als Männer (M = 3.04, SD = 0.85, t 811 =-2.59, p<.01). Betrachtet man die Gruppenunterschiede getrennt für die vier verschiedenen Behinderungsarten, so ergaben sich bei der Einstellung zur schulischen Integration von Kindern mit Lernbehinderung Gruppenunterschiede (F 5,144 = 4.33, p<.01). Pädagogikstudierende wiesen hinsichtlich der schulischen Integration von Kindern mit Lernbehinderung eine signifikant positivere Einstellung als Jura-Studierende auf. Tabelle 1: Einstellung zur schulischen Integration getrennt nach Geschlecht Kind mit KB Kind mit LB Kind mit GB Kind mit V Frauen 3.76 (0.90) 3.48 (0.83) 3.04 (0.85) 2.98 (0.77) Männer 3.91 (0.71) 3.48 (0.71) 3.52 (0.85) 3.26 (0.82) Gesamtstichprobe 3.88 (0.75) 3.48 (0.74) 3.43 (0.87) 3.21 (0.82) Tabelle 2: Einstellung zur schulischen Integration getrennt nach Studienrichtung Kind mit KB Kind mit LB Kind mit GB Kind mit V Psychologie 3.89 (0.64) 3.59 (0.71) 3.13 (0.82) 3.39 (0.78) Pädagogik 3.99 (0.67) 3.77 (0.56) 3.77 (0.78) 3.14 (0.91) Soziologie 4.00 (0.50) 3.51 (0.68) 3.39 (0.83) 3.21 (0.81) Lehramt 4.06 (0.67) 3.50 (0.63) 3.42 (0.83) 3.21 (0.76) BWL 3.65 (0.99) 3.20 (0.63) 3.27 (1.11) 3.38 (0.70) Jura 3.72 (0.86) 3.01 (0.94) 3.52 (0.86) 3.44(0.88) 9. Die Attitudes towards inclusion scale (ATIS) hat eine hohe interner Konsistenz und erwies sich als einfaktoriell. Ein Vorteil der Skala ATIS ist, dass die Einstellungen durch die Fallbeschriftungen der Vignetten differenziert nach verschiedenen Arten von Behinderungen (KB, LB, GB, V) erfasst werden. Wie auch in anderen Untersuchungen (z.b. Avramidis & Norwich. 2002) zeigte sich, dass die Einstellung zur Integration von SchülerInnen mit einer körperlichen Behinderung positiver ist als jene zur Integration von SchülerInnen mit Verhaltensauffälligkeiten. Insbesondere bei Verhaltensstörungen scheint folglich eine größere Skepsis hinsichtlich der Integration dieser Kinder zu bestehen. Insgesamt waren jedoch alle Mittelwerte der Gruppen nahe am theoretischen Mittelwert der Skala oder sogar etwas über dem theoretischen Mittelwert und können damit als (vorsichtige) Zustimmung gewertet werden. Frauen zeigten entsprechend der Literatur eine etwas positivere Einstellung. Die Tatsache, dass sich (mit einer Ausnahme) keine Gruppenunterschiede zwischen den verschiedenen Studienrichtungen zeigten impliziert, dass auch Studierende der Studienrichtungen Pädagogik oder Lehramt, welche im Rahmen ihrer späteren 332

beruflichen Tätigkeit näher an diesem Themenfeld arbeiten, sich möglicherweise nicht ausreichend mit diesem Thema beschäftigen. Ein möglicher Grund ist hier, dass es auch in diesen Studiengängen an Lehrveranstaltungen, welche sich explizit mit der Inklusion von Menschen mit Behinderung beschäftigen, mangelt. Des Weiteren ist die Befragung von Personen, die keinen oder nur einen kleinen Einblick in die Beschulung von SchülerInnen mit Behinderung haben, wichtig, da sich so diese Personen mit diesem Thema zum ersten Mal auseinandersetzen. Denn der politische Mainstream und die Gesellschaft setzen die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Inklusion. Jedoch ist es insgesamt ein schwieriges Anliegen generelle Einstellungen und Einschätzungen zur Integration in der durchschnittlichen Bevölkerung zu bekommen. Denn es fehlt hier grundsätzlich an Wissen zu dem Thema Integration. [1] erceptions of inclusion. In: International Journal of Inclusive Education 10(6), S. 627 43. [2] Avramidis, E.; Norwich, B. (2002): Teacher's Attitudes towards Integration/Inclusion: A Review of the Literature. In: European Journal of Special Needs Education 17(2), S. 129-147. [3] Buchner, T.; Gebhardt, M. (2011): Zur schulischen Integration in Österreich: Historische Entwicklung, Forschung und Status quo. In: Zeitschrift für Heilpädagogik 62(8), S. 298 304. [4] Bürli, A. (2009): Integration/Inklusion in Großbritannien. In: Bürli, A.; Strasser, U.; Stein, A.-D. (Hrsg.): Integration und Inklusion aus internationaler Sicht. Klinkhardt, Bad Heilbrunn, S. 95-108. [5] towards Inclusive Education: A Review of the Literature. In: International Journal of Inclusive Education 15(3), S. 331-353. [6] Ellinger, S.; Koch, K. (2006): Einstellungen gegenüber geistig behinderten Kindern 1974 und 2003. In: VHN 75(3), S. 225 238. [7] European Agency for Development in Special Needs Education (2010): Special needs education Country data. URL: http://www.european- agency.org/publications/ereports/special-needs-education-country-data-2010/sne- Country-Data-2010.pdf (29.05.2011) [8] Gebhardt, M.; Schwab, S.; Rossmann, P.; Ellmeier, B.; Gmeiner, S.; Gasteiger Klicpera, B. (2011): Einstellungen von LehrerInnen zur schulischen Integration von Kindern mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf in Österreich. In: Zeitschrift für empirische Sonderpädagogik 4, S. 275-290 [9] Kuhl, J.; Walter, J. (2008): Die Einstellung von Studenten unterschiedlicher Studiengänge zu Menschen mit geistiger Behinderung. In: Heilpädagogische Forschung 4, S. 206 219. [10] Kunz, A.; Luder; R.; Moretti, M. (2010): Die Messung von Einstellungen zur Integration (EZI). In: Empirische Sonderpädagogik 2(3), S. 83 94. 333

[11] Reicher, H. (1988): Gemeinsam Lernen - Gemeinsam Leben: Die Einstellung von Eltern und Lehrern zur Integration behinderter Kinder in der Regelschule. Master thesis. Universität Wien. [12] Ring, E. (2005): Barriers to Inclusion: A Case Study of a Pupil with Severe Learning Difficulties in Ireland. In: European Journal of Special Needs Education 20(1), S. 41 56. [13] Schwab, S.; Gebhardt, M.; Ederer-Fick, B; Gasteiger-Klicpera, B. (in press): An Examination of Public Opinion in Austria towards Inclusion. Development of the ATIS. In: European Journal of Special Needs Education. [14] Schwab, S.; Gebhardt, M.; Tretter, T.; Rossmann, P.; Reicher, H.; Ellmeier, B.; Gmeiner, S.; Gasteiger-Klicpera, B. (in press): Auswirkungen schulischer Integration auf Kinder ohne Behinderung - eine empirische Analyse von LehrerInneneinschätzungen. In: Heilpädagogische Forschung 2. [15] UN General Assembly (Hrsg.) (2006): Convention on the rights of persons with disablities, 13 December 2006, A/RES/61/106, Annex I. URL: http://www.unhcr.org/refworld/docid/4680cd212.html (26.9.2011). [16] Wocken, H. (2010): Integration & Inklusion: Ein Versuch, die Integration vor der Abwertung und die Inklusion vor Träumereien zu bewahren. In: Stein, A.-D.; Krach, S.; Niediek, I. (Hrsg.): Integration und Inklusion auf dem Weg ins Gemeinwesen: Möglichkeitsräume und Perspektiven. Klinkhardt, Bad Heilbrunn, S. 204-234. 334