Führungskräftetrainings



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Transkript:

Jörg Felfe Franziska Franke PRAXIS DER PERSONALPSYCHOLOGIE Führungskräftetrainings mit Arbeitsmaterialien und Fallbeispielen

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 11 Begriffe und Definitionen 3 111 Führung 3 112 Personalentwicklung und Führungskräfte training 4 12 Relevanz der Führungskräfteentwicklung 6 121 Born or made? 7 122 Es kommt immer auf die Situation an! 8 123 Wirksamkeit und ökonomischer Nutzen 8 13 Anforderungen an Führungskräfte 10 131 Aufgaben und Funktionen 10 132 Anforderungen und Kompetenzfelder 15 133 Zukünftige Anforderungen 17 2 Modelle, Konzepte und Theorien 20 21 Gesamtstrategie: PE-Zyklus 20 211 Führungsleitbild und Anforderungsprofil (Soll) 21 212 Diagnose von Führung und Bedarfsanalyse (Ist-Soll-Vergleich) 24 213 Maßnahmenplanung und Durchführung 26 214 Evaluation 27 22 Lern- und Trainingskonzepte (Lehr- und Lernmethoden) 27 221 Modelllernen 28 222 Verhaltenssimulation Rollenspiele und Planspiele 29 223 Feedback 31 224 Verhaltensmodellierung (behavior modeling) 33 225 Kognitive Ansätze Einstellungen, Werte und Problemlösen 34 226 Gruppendynamische Ansätze 36 227 Persönlichkeitsorientierte Ansätze 38 228 Lernorte on the job/off the job 40 229 Externe oder interne Trainings? 41 2210 Lernmethoden im Überblick 42 23 Wirksamkeitsprüfung von Führungskräftetrainings 43 231 Erfolgskriterien von Führungskräftetrainings 43 232 Transfererfolg und Transferhemmnisse 48 233 Evaluation von Führungskräftetrainings 52 3 Analyse und Maßnahmenempfehlung 55 31 Analyse des Trainingsbedarfs 55 32 Trainings und Seminare 58 321 Konzept und Strategie 58 V Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden Aus J Felfe und F Franke Führungskräftetrainings (ISBN 9783840923883) 2014 Hogrefe, Göttingen

322 Modulares Trainingskonzept 59 323 Wirksamkeit und Effektivität 67 33 Outdoor-Führungstrainings 69 331 Konzept und Strategie 69 332 Ablauf 71 333 Wirksamkeit und Effektivität 73 34 Fallstudien, Planspiele und Simulationen 74 341 Konzept und Strategie 74 342 Ablauf 76 343 Wirksamkeit und Effektivität 78 35 Projektlernen Action Learning 79 351 Konzept und Strategie 79 352 Ablauf 79 353 Wirksamkeit und Effektivität 81 36 Projektleitungen und Vertretungen 82 361 Konzept und Strategie 82 362 Wirksamkeit und Effektivität 83 37 Trainee-Programm, Förderkreis und Kamingespräch 83 371 Konzept und Strategie 83 372 Wirksamkeit und Effektivität 84 38 Führungskräfte-Coaching 85 381 Konzept und Strategie 85 382 Ablauf 86 383 Wirksamkeit und Effektivität 86 39 Mentoring-Programme 87 391 Konzept und Strategie 87 392 Wirksamkeit und Effektivität 87 4 Vorgehen, Übungen und Methoden 89 41 Warming-up: Magic Stick 89 42 Grundlagen der Führung: Psycho-Logik der Führung 91 43 Grundlagen der Führung: Führen und geführt werden 92 44 Fallstudie Selbstmanagement 94 45 Rollenspiel Stark angefangen stark nachgelassen 96 46 Rollenspiel Risiko im Vertrieb 98 47 Outdoor-Übung Spinne 100 48 Seminarabschluss: Zukunftsinterview 101 5 Fallbeispiele 103 51 Generalist gefragt Beispiel einer ganzheitlichen Führungsausbildung 103 52 Beispiel einer systematischen Evaluation 105 53 Transformational führen Training eines Führungsstils 108 VI Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden Aus J Felfe und F Franke Führungskräftetrainings (ISBN 9783840923883) 2014 Hogrefe, Göttingen

54 Gesundheit im Fokus Training gesundheits förderlicher Führung 111 55 Voraussetzung für Führung Führungsmotivation 114 551 Klärung der eigenen Motivation Chancen erkennen und Barrieren abbauen 114 552 Förderung von Frauen in Führungspositionen 117 6 Literaturempfehlungen 120 7 Literatur 121 Karten: Checkliste 1: Merkmale systematischer Führungskräfteentwicklung Checkliste 2: Trainingsqualität und Transferchancen Checkliste 3: Trainingsinhalte Checkliste 4: Wahl des Lernortes und Trainers VII Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden Aus J Felfe und F Franke Führungskräftetrainings (ISBN 9783840923883) 2014 Hogrefe, Göttingen

11 Begriffe und Definitionen 111 Führung Wenn von Führung in Organisationen gesprochen wird, ist damit meist Mitarbeiterführung gemeint Staehle (1999) versteht unter Führung die Beeinflussung der Einstellungen und des Verhaltens von Einzelpersonen sowie der Interaktionen in und zwischen Gruppen, mit dem Zweck, bestimmte Ziele zu erreichen Wunderer (2000, S 19) definiert Führung als zielorientierte, wechselseitige und soziale Beeinflussung zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben in und mit einer strukturierten Arbeitssituation und Weibler (2001, S 128) bezeichnet Führung als die akzeptierte Beeinflussung anderer, die bei den Beeinflussten ein intendiertes Verhalten auslöst Auch wenn im Folgenden der Fokus auf der Interaktion zwischen Führungskraft und Mitarbeiter liegt, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Führung im Sinne der sozialen Einflussnahme in Organisationen auch in entpersonalisierter Form durch Strukturen (z B Hierarchie, Vorschriften) und Personen, die nicht hierarchisch überstellt sind, wahrgenommen und ausgeübt wird Der Begriff Mitarbeiterführung macht deutlich, dass es sich nur um einen Bereich der Führung handelt In diesem Sinne können die gesamte Unternehmensführung oder Geschäftsführung als Oberbegriffe verstanden werden, die alle Bereiche, die zur Führung oder zum Management einer Organisation erforderlich sind, umfassen Diese Aufgaben oder Managementfunktionen werden durch Geschäftsführer, Vorstände, Inhaber etc wahrgenommen Zu den zentralen Geschäftsführungsbereichen gehört neben Finanzen, Controlling, Organisation, Marketing, Vertrieb und der übergreifenden Strategie auch der Bereich des Personals Damit wird zwischen einem erweiterten Begriff von Führung, der alle Formen gegenseitiger Beeinflussung umfasst, und der Mitarbeiterführung im engeren Sinne unterschieden, mit der insbesondere die Beeinflussung von Mitarbeitern durch die direkten Führungskräfte gemeint ist (vgl Abbildung 1) Zielgerichteter, interpersonaler Einfluss in Organisationen Führungskräfteentwicklung bezieht sich damit in einem erweiterten Sinne auf das Entwickeln und Trainieren unterschiedlichster Managementfunktionen Trainings und Seminare, gleich welchen Inhalts (z B: Entscheiden, Strategie, Verhandeln), können als Führungskräftetrainings bezeichnet werden, wenn es sich bei der Zielgruppe um Führungskräfte handelt Üblicher- Unternehmensführung und Mitarbeiterführung Mitarbeiterführung meint den zielgerichteten, interpersonalen Einfluss in meist hierarchischen Organisationen, um individuelles und kollektives Erleben und Verhalten auf die Erreichung organisationaler Ziele auszurichten 3 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden Aus J Felfe und F Franke Führungskräftetrainings (ISBN 9783840923883) 2014 Hogrefe, Göttingen

Unternehmensführung Personalmanagement Personale Führung Abbildung 1: Führung und Mitarbeiterführung weise wird der Begriff der Führungskräftetrainings aber in einem engeren Sinne verwendet Gemeint sind dann vor allem Trainings, in denen Mitarbeiterführung im engeren Sinne (z B: Gesprächsführung, Zielvereinbarung, Beurteilung) vermittelt und trainiert wird 112 Personalentwicklung und Führungskräfte training Das Management des gesamten Personals als eine Funktion der Unternehmensführung wird als Personalmanagement oder Personalwesen bezeichnet (Felfe, 2009; Hossiep, 2013) Hierzu gehören die Personalbeschaffung, Verwaltung und die Aus- und Weiterbildung bzw Personalentwicklung (abgekürzt als PE) Durch eine systematische PE wird ein zweifacher Nutzen beabsichtigt: Organisationale Ziele des Unternehmens (Produktivitätssteigerung, Qualität, Gewinnmaximierung etc) werden verfolgt und gleichzeitig werden die Arbeitnehmer beim Erreichen persönlicher Ziele (Selbstverwirklichung etc) unterstützt Diese Ziele werden auf unterschiedliche Weise erreicht: (1) Vermittlung von Wissen, (2) Training und Modifikation von Verhalten, (3) Entwicklung von Persönlichkeit (Schuler, 2004; Sonntag, 2002) Personalentwicklung umfasst die Maßnahmen zur Sicherstellung und Erweiterung der individuellen beruflichen Handlungskompetenz 4 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden Aus J Felfe und F Franke Führungskräftetrainings (ISBN 9783840923883) 2014 Hogrefe, Göttingen

Für die zu entwickelnden Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissensbestände, die für die verantwortungsbewusste Bewältigung konkreter Arbeitsaufgaben erforderlich sind, hat sich mittlerweile der Begriff der Handlungskompetenz etabliert Sie umfasst Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Soziale Kompetenz und Personale Kompetenz (Felfe, 2012; Sonntag & Schaper, 2006) Ziel der PE ist Vermittlung von Handlungs- kompetenz Die Verantwortung des Personalmanagements erstreckt sich auf alle Mitarbeiter einer Organisation Dazu gehören naturgemäß auch die Führungskräfte Die Führungskräfteentwicklung ist also ein Teil der Personalentwicklung (vgl Abbildung 2) Damit zählen die Auswahl und Entwicklung von Führungskräften sowie die Gestaltung der Mitarbeiterführung in einer Organisation durch z B Leitlinien und Instrumente zu den zentralen Aufgaben des Personalmanagements (auch Human Resource Management genannt) Neben den fachlichen Qualifikationen, die für die Bewältigung der Arbeitsaufgaben im eigenen Verantwortungsbereich erforderlich sind, müssen Führungskräfte für den Umgang mit Mitarbeitern qualifiziert werden, um diese entsprechend fördern, motivieren und anleiten zu können Persönlichkeit Verhalten Personal management Wissen Personal entwicklung Führungskräfte entwicklung Abbildung 2: Führungskräfteentwicklung und Personalentwicklung im Kontext des Personalmanagements Die erforderlichen Kompetenzen werden unter anderem in Führungskräftetrainings vermittelt Der Begriff Training trägt dem Umstand Rechnung, dass es bei der Vermittlung von Kompetenzen zur Mitarbeiterführung nicht um isoliertes Managementwissen, sondern vor allem auch um Verhalten Training zielt auf Verhalten 5 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden Aus J Felfe und F Franke Führungskräftetrainings (ISBN 9783840923883) 2014 Hogrefe, Göttingen

geht, das gelernt und trainiert werden muss Damit Verhaltensänderungen nachhaltig sind und nicht nur oberflächliche Verhaltenskosmetik betrieben wird, deren Effekte rasch verpuffen, müssen auch die dem Verhalten zugrunde liegenden Werte, Überzeugungen und Einstellungen berücksichtigt werden In der Praxis werden daher Trainings, in denen nur oberflächliche Techniken vermittelt werden, auch als Schnittblumentrainings bezeichnet, weil sie nach einer Woche verwelkt sind Bei Führungskräftetrainings handelt es sich um Maßnahmen der Personalentwicklung zur systematischen Erweiterung und Förderung der für die Führung bzw Mitarbeiterführung erforderlichen Handlungskompetenz Im Mittelpunkt stehen das Training von konkretem Verhalten und die verhaltenssteuernden Überzeugungen, Einstellungen und Werte 12 Relevanz der Führungskräfteentwicklung Zweifel am Nutzen von Trainings Die Bedeutung von Führungskräften für ein Unternehmen lässt sich kaum infrage stellen Die Ergebnisse zahlreicher Studien belegen den Einfluss des Verhaltens von Führungskräften auf Zufriedenheit, Leistung und Gesundheit der Mitarbeiter (Felfe, 2009) Damit wird deutlich, dass Führungskräfte einen strategischen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten Weniger eindeutig ist allerdings die Einschätzung einer systematischen Führungskräfteentwicklung, zu der auch Führungstrainings zählen Ihre Bedeutung wird durchaus auch kontrovers diskutiert: 1 Ein Argument gegen die Notwendigkeit von Führungstrainings basiert auf der Annahme, dass Führungskompetenz eher eine Persönlichkeitseigenschaft sei und damit durch Training nicht verändert werden könne Dahinter verbirgt sich die Frage, ob man zur Führungskraft geboren wird oder durch Lernen und Training die notwendigen Kompetenzen erwirbt ( born or made ) 2 Ein weiterer Einwand basiert darauf, dass Führung so komplex und unterschiedlich sei, dass es keinen Sinn mache, übergreifende, allgemeingültige Verhaltensweisen und Kompetenzen zu trainieren Stattdessen kommt es immer wieder neu auf die jeweilige, besondere Situation an, wie sich eine Führungskraft verhalten sollte ( es kommt darauf an ) Dahinter steckt manchmal auch die Sorge, festgelegt zu werden und in seinem individuellen Spielraum als Führungskraft eingeschränkt zu werden 3 Schließlich wird auf die hohen Kosten für Trainings verwiesen und der verstärkte Nachweis des ökonomischen Nutzens angemahnt Im Folgenden werden wir auf diese zentralen Einwände eingehen 6 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden Aus J Felfe und F Franke Führungskräftetrainings (ISBN 9783840923883) 2014 Hogrefe, Göttingen

121 Born or made? Ein wichtiger Einwand, der gegen den Nutzen von Führungskräftetrainings vorgetragen wird, ist die zum Teil verbreitete Vorstellung, dass Führungsfähigkeit eine Persönlichkeitseigenschaft ist, die nicht gelernt werden kann: Man hat es oder man hat es eben nicht Diese Vorstellung bedeutet in der Konsequenz, dass die geborenen Führungspersönlichkeiten sicherlich keine Trainings benötigen und diejenigen, die nicht über diese besonderen Eigenschaften verfügen, auch mit Trainings nicht zu Führungskräften entwickelt werden können Die Frage, inwieweit Führungsfähigkeit angeboren oder erworben ist ( born or made ) lässt sich nicht eindeutig beantworten Tatsächlich gibt es Hinweise, dass bestimmte Persönlichkeitseigenschaften wie zum Beispiel Extraversion und Emotionale Stabilität, aber auch kognitive Fähigkeiten (Intelligenz) dazu beitragen, dass Personen in Führungspositionen gelangen und dort auch erfolgreich sind (Judge, Bono, Ilies & Gerhardt, 2002) Die Wahrscheinlichkeit, dass z B extravertierte Personen, denen es leichter fällt, Kontakt aufzubauen, mit anderen zu kommunizieren und sie zu überzeugen, in Führungsrollen gelangen und dort auch erfolgreich Kompetenzen entwickeln, ist damit größer als für Personen, die sich in sozialen Situationen eher zurückhalten oder diese gar vermeiden Ähnliches gilt für Neurotizismus bzw Emotionale Stabilität Ängstlichen und unsicheren Personen fällt es eher schwer, die Initiative zu ergreifen und sich in kritischen Situationen erfolgreich durchzusetzen Auch werden sie bei Problemen eher zögern und Herausforderungen skeptisch gegenüberstehen Gute kognitive Fähigkeiten erhöhen hingegen die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Problemlösungen Gleichzeitig zeigt die Forschung, dass bestimmte Verhaltensweisen wie z B aufgaben- und mitarbeiter orientiertes Verhalten (Judge, Piccolo & Ilies, 2004) oder transformationales Führungsverhalten (Antonakis, Avolio & Sivasubramaniam, 2003; Judge & Piccolo, 2004) unabhängig von der Persönlichkeit zum Führungserfolg beitragen und dass diese Verhaltensweisen trainiert werden können (siehe z B Abschnitt 53) Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Wahrscheinlichkeit, durch Training und Erfahrung erfolgreiches Führungsverhalten zu erwerben, steigt, wenn bestimmte Eigenschaften und kognitive Fähigkeiten vorliegen Entscheidend ist aber, dass Führungskompetenzen erworben werden müssen Das kann bereits in der Schule (Klassensprecher) oder beim Sport (Trainer) beginnen Dabei geht die Forschung prinzipiell davon aus, dass der Erwerb neuen Wissens und neuer Fertigkeiten ein Leben lang möglich ist, wenn eine entsprechende Lernbereitschaft vorhanden ist (Day, Harrison & Halpin, 2009) Entsprechend können Führungskräfte, egal welchen Alters, einen Nutzen aus Führungskräfteentwicklung ziehen Persönlichkeit und Kompetenzerwerb ergänzen einander 7 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden Aus J Felfe und F Franke Führungskräftetrainings (ISBN 9783840923883) 2014 Hogrefe, Göttingen