Motivation. Andreas Grassi. Lernschienenveranstaltung , Liestal

Ähnliche Dokumente
Die Einflussgrösse Motivation vier Zugänge

Kausalattribution und Leistungsmotivation

Schluss mit dem ewigen Aufschieben beginnt etwas später...

Selbststeuerungskompetenzen und Potenzialanalyse. PSI/TOP-Verfahren nach Prof. Dr. Julius Kuhl

Die Variablen der Motivation im Instrument «Fragen zum Lernen»

3. St. Galler Demenz-Kongress, 25. November 2015

Sportpsychologie. Leistungsmotivation im Sport. Vorlesung/Übung. 2 Gliederung. 1. Definition. 2. Komponenten. 3. Prozessmodell

Agenda. 2. Einfluss der Zielorientierung auf die Motivation. 3. Thematische Begründung als Motivation

TOP-360 Diagnostik. Ein flexibles Instrument für Seminare, Coaching und Personalauswahl

Motivation im Kinder- & Jugendsport

Anreizgestaltung in Organisationen. Die Prinzipal-Agenten-Theorie und die Verdrängung intrinsischer Motivation

Grundlagen der Psychologie des Lehrens und Lernens Leistungsmotivation Stolz auf die eigene Tüchtigkeit. Susanne Narciss TU Dresden

A. Was sind Lernprozessbegleiter, und warum braucht man sie heute in der Berufsbildung?

Das Handlungs- steuerungsmodell

Lern-, Problemlöse-, und Arbeitsstrategien verändern

Lernjournal als Förderinstrument. Katy Rhiner Grassi CAS PFM/FiB BL Dezember 2011

Bernhard Schmitz & Franziska Pereis. Einführung in die Pädagogische Psychologie. Für Studierende der Psychologie und Lehramts studierende

Einige Ergebnisse der Unterrichtsforschung

Ein Ausflug mit der Sportpsychologie nach Rio 2016

Warum es uns so schwerfällt, loszulassen

Mehr Power und Klarheit durch Resilienz

Schluss mit dem ewigen Aufschieben beginnt etwas später...

LSN Schule: Fragebogen zur Lernstrategie-Nutzung Skalenübersicht und Codierleitfaden

Praxis der Selbstmotivierung

Univ. Doz. Dr. Ralph Sichler Fachhochschule Wiener Neustadt Fachbereich Management-, Organisations- und Personalentwicklung

Hochbegabte Schulversager Underachievement

Lernbegleitung am Salvatorkolleg

Mensch konstruiert aktiv und zielgerichtet sich selbst und seine Umwelt.

Die Theorie der erlernten Hilflosigkeit

he?n, A. Was sind Lernprozessbegleiter, und warum braucht man sie heute I. Vom Unterweiser zum Lernprozessbegleiter Ausbilders Abschied zu nehmen, 17

MOTIVATION (Teil 1) Integration aktuell. Was versteht man unter Motivation? Liebe Eltern

Einführung in die Pädagogische Psychologie I HS 13: Vorlesung 8b Mo#va#on. Prof. Dr. F. Baeriswyl

Motivation. Intensität und Ausdauer, mit der bestimmte Zustände angestrebt oder gemieden werden.

Basiswissen Pädagogische Psychologie

Die Kraft der Psyche Motivation zur Bewegung Vortragsreihe der NÖGKK in Kooperation mit Dr. Schmid & Dr. Schmid

Förderung von Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit

Atkinson nimmt an, dass die Zielsetzung sowohl von der Erfolgswahrscheinlichkeit als auch vom Erfolgsanreiz abhängt.

VBK-/VSAV-Fachtagung vom 4./5. September 2008 Wirksame Handlungskonzepte im Kindes- und Erwachsenenschutz. * Abstract *

GUTE VORSÄTZE WIRKLICH UMSETZEN ZIELE WIRKLICH ERREICHEN

Dipl. Psych. N. Tahmassebi Psych. Psychotherapeutin und Supervisorin. Friedrichsdorf

FAQ/ Mehrwert EOS-Potenzialanalyse

Praxishandbuch: Methoden der allgemeinen Berufs und Arbeitsmarktorientierung

Motivationsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter: Wenn Hänschen nicht das Lernen lernt

Selbstreguliertes Lernen

Interindividuelle Unterschiede in der Selbststeuerung im Beruf

Projekt: Arbeit und Gesundheit im Schulkontext. - Zwischenbericht -

Erfolgsfaktor Gehirn

Die Theorie der Matakognition. Andreas Grassi, mandatierter Projektverantwortlicher IFM

Persönlichkeitsorientierte Psychotherapie

Motivation im Unterricht

Führen - motivieren lehren

Schluss mit dem ewigen Aufschieben beginnt etwas später...

Zukunftsperspektiven der medizinischen Rehabilitation aus Sicht der Rentenversicherung

Von der Wissensorientierung zur Kompetenzorientierung. Was heisst das für die didaktische Arbeit in der Berufsbildung?

CBT in der Volksschule Herzogenburg

Praxis trifft Sportwissenschaft Sport mit Spaß Möglichkeiten & Grenzen von Emotionen im Sport. Dr. Peter Kovar

Erfolgsfaktoren der Strategieimplementierung

Selbstregulation. Theresa Sextl & Lena Schuch, Katholische Universität Eichstätt, Sozialpsychologie: Vertiefung

Am Anfang war das Ziel! Zur Funktion von Zielen und Coaching im Kontext des Fremdsprachenlernens

Internetkurse für die Klausur. 1. Psychologie 2. Methoden 3. Lernen 4. Problemlösen 5. Piaget 6. Personenwahrnehmung

Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Seminar "Methoden der Motivationspsychologie I" WS 06/ Seminar "Methoden der Motivationspsychologie I" WS 06/07 4

Grundlagen der Psychologie des Lehrens und Lernens Motivation Integratives Rahmenmodell

BPLB. Begabungs- Psychologischer. Lern- Begleiter. Weiterbildungsreihe des Deutschen Zentrums für Begabungsforschung und Begabungsförderung (DZBF)

Value of Failure! Students Course! Modul 6: Umgang mit Misserfolgen!

Psychologische Grundlagen im Führungsprozess. Prof. Dr. Ekkehard Crisand Dipl.-Kfm., Dipl.-Bw. Horst-Joachim Rahn. 3., überarbeitete Auflage 2010

Mitarbeitermotivation Möglichkeiten & Grenzen Einblicke in die Wirtschaftspsychologie. Dörthe Dehe, Geschäftsführerin, Senior Consultant

Motivationsbooster Mottoziel

Mit persönlichen Ressourcen das Selbstmanagement stärken. Unser Gehirn schützt uns!

2. Motivationale und emotionale Einflussfaktoren. Tab. 1: Vier-Felder Schema der Ursachenzuschreibungen (nach Weiner 1994) Lokation der Ursache

Johanna Zingg Rohner. Wulf-Uwe Meyer

Selbstmotivierung durch Selbstvertrauen

Mach s selber produzieren statt konsumieren!

Selbststeuerung als wichtige Fähigkeit für Leitungspersonen, Lehrpersonen, Schüler/innen, Eltern

Vorlesung 4: Motivation Prof. Dr. F. Baeriswyl

Update. Lehrende und Lernende bewegen. Eine Definition von Motivation

Krank durch Schule? Aspekte zur Lehrergesundheit

Behandle Menschen so, wie sie sein könnten und du hilfst ihnen das zu werden, was sie sein können. (Goethe)

Die Schule muss ein Ort sein, den die Lernenden als erfolgreich erleben. Denn: Zum Erfolg gibt es schlichtweg keine Alternative. Andreas Müller, 2008

2 Freuds psychoanalytische Theorie der Motivation 27

Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangspunkt und Einstieg 2 Die Führungskraft im Spannungsfeld 3 Die verändernde Kraft des Menschenbildes

Modelle zum Handlungslernen

Die Theorie Piagets: ein Paradigma für die Psychoanalyse?

WETTBEWERBSFAKTOR MITARBEITER

selbst.steuern.lernen

Motivation und Volition

Herzlich Willkommen!!

und Dropout-Prävention

Wissen. Positiv lernen Erfrischende Erkenntnisse aus der Gehirnforschung

Konflikt und die adaptive Regulation kognitiver Kontrolle

Mit Kindern lernen. Fabienne Marbach 13. März

Maßnahmen zur Verbesserung der Lernmotivation in der Schule

MOTIVATION UND LEISTUNG

Nicolas Hoffmann Birgit Hofmann. Arbeitsstörungen. Ursachen, Selbsthilfe, Rehabilitationstraining BEUZPVU

Handbuch für das Erstellen einer Diplomarbeit an Höheren Fachschulen

Anerkennung: Was macht gutes Feedback aus?

Arbeitsmotivation Theorie Teil II

Lernpsychologische Grundsätze des instrumentalen Lernens. Wie erlernt man ein Instrument? Pädagogisches Dreieck. Schüler/in

11. Sozial-kognitive Persönlichkeitstheorien. Rotter und Bandura. Teil 11.b: Bandura

Motivationsförderung. Kontakt: Thomas Künne / / Inhalte

Transkript:

Motivation Andreas Grassi Lernschienenveranstaltung 3 13.11.2008, Liestal

Inhaltsverzeichnis Was ist Motivation Motivation im Instrument Fragen zum Lernen von Büchel Motivation im Vierphasenmodell der Handlung nach Ziegler Zuschreibung von Erfolg und Misserfolg (Kausalattribution) nach Weiner PAM und DAM positives und deprimierendes Attributionsmuster Reattributionstraining Was ist das? Wie geht das? Selbststeuerung (Selbstregulation) und Selbstkontrolle nach Kuhl Andreas Grassi 2

Was ist Motivation Lat. movere heisst bewegen Definition: Motivation bezeichnet diejenigen Prozesse, die die Einleitung und Aufrechterhaltung zielbezogenen Handelns leisten. Andreas Grassi 3

Die Lehrperson kündigt eine Notenarbeit an Attribution Zuschreibung von Erfolg und Misserfolg beeinflusst die nächste Situation Situation Handlung Ergebnis Folgen Die Lehrperson kündigt eine Notenarbeit an. Die Lehrperson verfasst die Notenarbeit. Die Lehrperson führt die Noten arbeit durch. Die Lehrperson korrigiert die Arbeit. Note X Situation einschätzen Metawissen Lernhandlung planen Zielsetzung Lernstrategien kognitive und emotionale Regulation, Prüfungsstrategien Handlungsbewertung Lernen lohnt sich Lernen lohnt sich nicht Lernhandlung überwachen Handlungskontrolle Andreas Grassi 4

Motivation nach Heckhausen Attribution Zuschreibung von Erfolg und Misserfolg (Weiner) Situation Handlung Ergebnis Folgen Selbstwirksamkeit Handlungskontrolle planen, überwachen, kontrollieren Ziele Meisterungsziele Vermeidungsziele Handlungsbewertung + positiv (Erfolg) - negativ (Misserfolg) Lernbegleitung Andreas Grassi 5

Die vier Phasen im Handlungsprozess (nach Ziegler) Abwägephase Handlungsplanung Handlungsausführung Handlungsbewertung Andreas Grassi 6

Abwägen Planen Ausführen Bewerten Handlungsablauf Andreas Grassi 7

Abwägephase Den Lernenden stehen in der Abwägephase. Es bestehen verschiedene Handlungsalternativen. Handlungsanreiz. Subjektive Erfolgserwartung. Entscheidung Attraktivität des Handlungsziels Erfolgswahrscheinlichkeit Handlungsalternativen Andreas Grassi 8

Handlungsplanung Wie soll ich handeln? Welche konkreten Handlungsschritte muss ich unternehmen? Weiss ich, was zu tun ist? Scheitern aus Mangel an Klarheit über die Aufgabe/den Auftrag Mangel an strategischem Wissen Mangel an Planungswissen Andreas Grassi 9

Handlungsausführung Störungen von aussen Bedürfnisaufschub Überwinden von kognitiven und emotionalen Widerständen Scheitern aus Mangel an Lern- und Problemlösetechniken Mangel an Selbstbeobachtung Mangel an Durchhaltevermögen Andreas Grassi 10

Handlungsbewertung Wie schreibe ich Erfolg und Misserfolg meiner Lernhandlungen zu? Hat es sich gelohnt? (Lernaufwand und ertrag) War das, was ich getan habe, sinnvoll? Die Handlungsbewertung ist in der nächsten Abwägephase mitentscheidend, wie ich mich verhalte. Andreas Grassi 11

Handlungsbewertung Kausalattribution: Ursache für Erfolg oder Misserfolg (nach Weiner) aussen innen veränderlich Glück/Pech Anstrengung unveränderlich Schwierigkeit Begabung Weiner, B.; Motivationspsychologie; Weinheim: Beltz, Psychologie-Verl.-Union, 1994 Andreas Grassi 12

Die Kunst der Selbstmotivierung nach Kuhl Soll lebenslanges Lernen Tatsache werden, müssen die Lernende die Kunst der Selbstmotivierung lernen. Martens, J.U. & Kuhl, J. (2005). Die Kunst der Selbstmotivierung. Neue Erkenntnisse der Motivationsforschung praktisch nutzen. Stuttgart: Kohlhammer. Andreas Grassi 13

Persönlichkeits-System-Interaktionen nach Kuhl Linke Hirnhälfte (bewusst, analytisch) rechte Hirnhälfte (unbewusst, wenig bewusst, intuitiv) Intentionsgedächtnis (Absicht) Aufrechterhalten von schwierigen Absichten Extensionsgedächtnis Selbst (Lernbiografische Erfahrungen) Kontakt zu allen persönlichen Lebenserfahrung Wiederherstellen positiver Gefühle Willensbahnung Selbstwachstum Bewältigen von negativen Gefühlen Ausführungssystem Mit intuitiven Handlungsprogrammen Objekterkennungssystem Fehler, Probleme, Gefahren erkennen Andreas Grassi 14

Zusammenfassung Wollen wir von aussen unabhängiger werden müssen wir - Lob und Anerkennung von aussen durch Selbstmotivation ersetzen. - Trost und Zureden von aussen durch Selbstregulation der eigenen negativen Gefühle ersetzen. Das bedeutet: Wir müssen kritische Situationen erkennen (Metawissen über sich selbst) und dafür sorgen, dass wir unsere missliebigen Erstreaktionen unter Kontrolle bekommen. Das gelingt uns, wenn wir eine Kultur des guten Umgangs mit sich selber aufbauen können. (Mit sich selber sprechen Selbstregulation) Selbstregulation verspricht die besseren Ergebnisse als die strengere und härtere Selbstkontrolle (du musst, du sollst). Die Selbstkontrolle kommt aus dem Absichtsgedächtnis (Intensionsgedächtnis) und wird in der Regel von negativen Gefühlen begleitet. Andreas Grassi 15

Tipps für das Motivationstraining in fünf Schritten 1. Setzen Sie sich ein realistisches, nahe gelegenes Ziel, bei dem die Chance gross (80%) ist, dass Sie es erreichen. Fassen Sie dieses Ziel in eine für Sie verbindliche Form. 2. Stellen Sie sich vor, wie es sein wird, wenn Sie das Ziel erreicht haben. Was wird sich ereignen? Von welchen Gefühlen ist diese Zielerreichung begleitet? 3. Stellen Sie sich anschliessend vor, wie es sein würde, wenn sie das Ziel verfehlen oder nicht erreichen würden. Was würde sich ereignen? Von welchen Gefühlen wäre diese Zielverfehlung begleitet? 4. Stellen Sie sich jetzt erneut vor, sie werden das Ziel erreichen. Was wäre ihre persönliche Belohnung für diesen Erfolg? 5. Welchen ersten konkreten Schritt müssen Sie tun, um das Ziel zu erreichen? Kuhl, J., Martens, J.U. (2005). Die Kunst der Selbstmotivation. Stuttgart: Kohlhammer Andreas Grassi 16