Betriebliches Gesundheitsmanagement in der Pflege - Damit der Stress die Freude am Beruf nicht nimmt DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 1
Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft ihre Arbeit und Freizeit organisiert, sollte eine Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit sein (Ottawa Charta WHO) DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 2
Gesunde Arbeit in der Pflege? Arbeitsbedingungen in der Pflege kaum eine Quelle von Gesundheit Dennoch: viele Pflegende mögen ihren Beruf Erwartungen, Wunschvorstellungen über das Berufsbild und beruflicher Alltag stimmen nicht mehr überein Es erfordert Kraft, eine positive berufliche Identität zu erhalten DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 3
Höhere Belastungen in der Pflege als anderen Berufen! Häufig an die Grenzen der Leistungsfähigkeit gehen zu müssen (BiBB/BAuA 2007) Schmerzen im Rücken (BiBB/BAuA 2007) Pflegende schleppen offenbar mehr als Bauarbeiter (BAuA 2007) Arbeit wird generell überdurchschnittlich häufig als schlecht bewertet (DGB Index Gute Arbeit 2011) Mehr Beschäftigte arbeiten gehetzt als in jeder anderen Berufsgruppe (DGB Index Gute Arbeit 2011) Deutlich erhöhte Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen (Bundestagsdrucksache 17/9478, 2012) Helfer in der Pflege gehören zu den Berufen mit der höchsten AU-Quote überhaupt ( BKK Gesundheitsbericht 2012) DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 4
Gesundheitsbezogene Herausforderungen im Sozial- und Gesundheitswesen - Arbeitsintensivierung durch Kostendruck - Zunehmend höherer Anteil älterer Mitarbeitender, die z.t. sehr lange in Pflege, Betreuung etc. tätig sind - Die Tätigkeiten erfordern generell gesunde und mental starke Mitarbeitende - Positive gesellschaftliche Anerkennung Sozialer Berufe ist nicht mehr selbstverständlich - Zunehmend häufiger: Strukturelle und fachliche Anpassungen mit entsprechenden Anforderungen an Flexibilität - Anpassung an ökonomische Rahmenbedingungen erzeugt Gefühl von nicht gerecht werden DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 5
Befunde ohne Wirkung? Träger, Management und politisch Verantwortliche setzen keine Priorität bei den Arbeitsbedingungen Hege und Pflege des Personals als wichtigste Ressourcen Ökonomischer Druck auf Träger ist unbestritten Interessenvertretung der Pflege scheint im Vergleich zu anderen Berufsgruppen geringer DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 6
Präsentismus Fehlzeiten Vergiftetes Klima Hohe Fluktuation Wenig Kooperationsbereitschaft Konsumentenhaltung Schlechter Umgang mit Patienten Nicht eingebrachte Leistungsfähigkeit / Leistungsbereitschaft Fehler Überdruss Kaum Verbesserungsvorschläge DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 7
Was verstehen wir eigentlich unter Gesundheit? Gesundheit wird hergestellt durch körperliche, psychische und soziale Einflussfaktoren Gesundheit ist nicht absolut: Menschen sind nicht gesund oder krank sondern gesund und krank Eine salutogenetische Sichtweise nimmt in den Blick, durch welche Faktoren die Gesundheit der Menschen gestärkt werden kann Die Stärkung von Gesundheit kann u.a erfolgen durch die Fähigkeit, dem Leben Freude und Sinn abzugewinnen die Fähigkeit, nicht vermeidbare(chronische) Krankheiten anzunehmen und in das Leben (und arbeiten) zu integrieren einen Zugang zu Arbeits- und Lebensbedingungen, in denen die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen gefragt sind (vgl.: K. Hurrelmann 2003) Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt wird, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben. (Ottawa Charta ) DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 8
Studie: Was erhält Mitarbeitende gesund? Eine positive berufliche Identität benötigt Entwicklungsräume Berufliches Leben als sinnhaft erfahren und gestalten Unterstützung in guten Teams erfahren und gestalten Handlungsmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume erhalten Berufliche Karriere ist mehr als Aufstieg Gleichgewicht von Arbeit und Freizeit, Distanz zur Arbeit muss gewahrt sein Keine Verklärung der Vergangenheit für den Umgang mit gegenwärtigen Problemen DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 9
Gute Arbeit aus Sicht von MA: ein festes, verlässliches Einkommen zu erhalten, unbefristet beschäftigt zu sein kreative Fähigkeiten in die Arbeit einbringen und entwickeln zu können Anerkennung zu erhalten soziale Beziehungen entwickeln zu können die Achtung beziehungsweise der Schutz der Gesundheit (Vgl. INQA 2008: Was ist gute Arbeit?). DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 10
Erhalt der Arbeitsfähigkeit Gesellschaft Familie / Freunde DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte nach: J. Ilmarinen 2002 11
Was ist BGM? Entwicklung betrieblicher Strukturen und Prozesse Quelle: Badura 2010 Gesundheitsförderliche Gestaltung von Arbeit und Organisation Befähigung zu einem gesundheitsförderlichem Verhalten DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 12
Modellvorstellungen zum BGM Systematische Prozesse (Diagnostik, Planung, Intervention, Evaluation) Gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen und Befähigung zum gesundheitsfördernden Verhalten der Mitarbeitenden bedingen sich gegenseitig Weil Mitarbeitende Experten für ihre Gesundheit sind, werden Prozesse partizipativ gestaltet Genderbezug Langfristigkeit und Nachhaltigkeit Integration in bestehende Managementfunktionen DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 13
Handlungsfelder des BGM Positive Unternehmenskultur Qualifiziertes Führungsverhalten Arbeitsorganisation Arbeitsumgebung Arbeitsklima, Unterstützung Selbstsorge, gesundheitsförderliches Verhalten DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 14
Die Kernprozesse im BGM: Diagnostik Evaluation Planung Intervention DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 15
Diagnostik: Die MitarbeiterInnen fragen, wo der Schuh drückt Themen einer Mitarbeitendenbefragung Entscheidungsspielräume Aufgabenvielfalt Kollegiale Unterstützung Führungsverhalten Fort- und Weiterbildung Partizipation Sicherheitskultur Arbeitszufriedenheit Zeitdruck und Überbelastung Überforderung Qualität der Arbeitslogistik Ausstattung Fluktuationsneigung Arbeitsplatzunsicherheit DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 16
Diagnostik und Maßnahmen Mitarbeitende als Experten: Themen einer Arbeitssituationanalyse Arbeitsumgebung Tätigkeit Arbeitsorganisation Führungsverhalten Betriebsklima DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 17
Vorgehensweise Zirkelarbeit 1 Sammlung von gesundheitsfördernden und gesundheitsbelastenden Aspekten der Arbeit 2 Analyse der gesundheitsbelastenden Aspekte 3 Entwicklung von Lösungsideen 4 Erstellen eines Maßnahmenplans 5 Umsetzung u. Umsetzungskontrolle in der Linie DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 18
Bausteine für eine (erste) Diagnostik: Altersstruktur Arbeitsunfähigkeitsgeschehen Die Ergebnisse eines Gesundheitsberichtes der Krankenkasse Arbeitsmedizinische Daten Ergebnisse einer Mitarbeitendenbefragung Ergebnisse von Gefährdungsbeurteilungen Arbeitsplatzbegehungen Arbeitsunfälle Anzahl und Ursachen Fluktuation Strukturierte Gruppeninterviews DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 19
Mögliche Maßnahmen im BGM: Mitarbeiterbefragung Fehlzeitenanalyse / Gesundheitsbericht von GKV Altersstruktur-Check / Demographie Check, Altersgerechte Arbeit gestalten Arbeitsorganisation bewerten und verbessern Gesundheitsworkshops, Arbeitssituationsanalysen (ASitA) usw. Leitbild erarbeiten Qualifizierungsmaßnahmen BGM für Führungskräfte Moderationskompetenz usw. Prävention von Rückenbeschwerden, Hilfsmittel, Kinaesthetics Kurse zur Stressreduktion, Bewegung, Ernährung usw. Arbeitsschutz, Gefährdungsbeurteilungen, Begehungen, Ergonomieberatung usw. DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 20
Mögliche Maßnahmen im BGM: Mitarbeiterbefragung Fehlzeitenanalyse / Gesundheitsbericht von GKV Altersstruktur-Check / Demographie Check, Altersgerechte Arbeit gestalten Arbeitsorganisation bewerten und verbessern Gesundheitsworkshops, Arbeitssituationsanalysen (ASitA) usw. Leitbild erarbeiten Qualifizierungsmaßnah men BGM für Führungskräfte Moderationskompetenz usw. Arbeitsschutz, Gefährdungsbeurteilungen, Begehungen, Ergonomieberatung usw. Prävention von Rückenbeschwerden, Hilfsmittel, Kinaesthetics Kurse zur Stressreduktion, Bewegung, Ernährung usw. DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 21
Beispiel für den Ablauf eines BGM-Projektes 8.2008 12.2010 Ein Steuerkreis BGF koordiniert Erst e Diagnost ik: Fehlzeit en, Alt ers- St rukt ur, St udie, usw. Ein Gesundheit sw orkshop: Ressourcen / Belast ungen insgesamt Arbeit ssit uat ionsanalysen in jedem Team: Ressourcen / Belast ungen Kurse (z.b. St ressbew ält igung, Kinaest het ics) Qualif izierung Führungskräf t e Int egrat ion in die allt ägliche Arbeit Informationen DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte Evaluat ion 22
Bedingungen für BGM Gesundes Verhalten fördern Rahmenbedingungen Arbeits- Bedingungen gestalten DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 23
Jürgen Lempert-Horstkotte Gesunde Arbeit und Betriebliches Gesundheitsmanagement Kampheide 5a 33619 Bielefeld lempert.horstkotte@web.de www.lemperthorstkotte.de fon 05203/6557 mob 0177 4440 110 DRK Bundeskongress 23.5.2013 - J. Lempert-Horstkotte 24