Armut in Rheinland-Pfalz

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Transkript:

Wege zur Überwindung aus Sicht des DGB 16. Seniorenforum, 9. Dezember 2015, Rathaus Mainz

1 Zahlen, Daten, Fakten 2 Gründe für Armut in Rheinland-Pfalz 3 Einkommensarmut 4 Langzeitarbeitslosigkeit 5 Altersarmut 6 Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen 2

1 Zahlen, Daten, Fakten 3

1 Zahlen, Daten, Fakten 4

1 Zahlen, Daten, Fakten Merkmal Bevölkerungsgruppe Armutsgefährdungsquote 2014 (in Prozent) Haushaltstyp Alleinerziehend 47,8 2 Erwachsene und 2 Kinder 9,7 2 Erwachsene mit 3 oder mehr Kindern 28,3 Qualifikationsniveau Geringqualifizierte Personen ab 25 Jahre 29,7 Mittelqualifizierte Personen ab 25 Jahre 11,7 Hochqualifizierte Personen ab 25 Jahre 5,3 Staatsangehörigkeit Deutsch 13,9 Ohne deutsche Staatsangehörigkeit 34,3 Migrationshintergrund Mit 27,2 Ohne 12,5 Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz 5

1 Zahlen, Daten, Fakten Merkmal Bevölkerungsgruppe Armutsgefährdungsquote 2014 (in Prozent) Erwerbsstatus Erwerbstätige 7,7 Selbständige 9,2 abhängig Erwerbstätige 7,6 Erwerbslose 52,4 Nichterwerbspersonen 22,3 Rentner/innen und Pensionär/innen 18,3 Personen im Alter von unter 18 20 sonstige Nichterwerbspersonen 31,5 Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz 6

2 Gründe für Armut in Rheinland-Pfalz 7

2 Gründe für Armut in Rheinland-Pfalz 8

3 Einkommensarmut Wie sieht es auf dem rheinland-pfälzischen Arbeitsmarkt aus? Arbeitslosenquote immer um die 5 Prozent 26 Prozent arbeiteten in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis (befristete, geringfügige Beschäftigung, Teilzeitarbeit mit 20 oder weniger Wochenstunden, Zeitarbeitsverhältnisse) Die Armutsrisikoquote für Erwerbstätige liegt bei 7,7 Prozent, die für Teilzeitbeschäftigte bei 15 Prozent Die Armutsrisikoquote für Erwerbslose liegt bei 52,4 Prozent Arbeitslosigkeit und Niedriglöhne zählen zu den wichtigsten Ursachen von Armut. Auch die Aufgabe einer Erwerbstätigkeit wegen mangelnder Vereinbarkeit Familie und Beruf steigert das Risiko der Einkommensarmut. 9

3 Einkommensarmut Forderungen des DGB: prekäre Beschäftigung und Niedriglöhne bekämpfen ein Gesetz gegen Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen Sozialversicherungspflicht ab dem ersten Euro sachgrundlose Befristungen abschaffen Förderung der beruflichen Weiterqualifizierung Förderung von Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf Zusammenfassend kann man sagen, dass nur der Ausbau existenzsichernder Arbeitsverhältnisse mit einer vernünftigen Entlohnung eine wirkliche Armutsbekämpfung ist. 10

4 Langzeitarbeitslosigkeit Wie sieht es auf dem rheinland-pfälzischen Arbeitsmarkt aus? Im Januar 2015 gab es in RLP etwa 124.000 Arbeitslose 18,6 Prozent waren zu diesem Zeitpunkt länger als 12 Monate arbeitslos Das Risiko der Langzeitarbeitslosigkeit ist für diejenigen hoch, die über (mehrere) vermittlungshemmende Merkmale verfügen. Dazu gehören: die Betreuung eines Kindes unter 3 Jahren eine fehlende oder geringe Qualifikation sprachliche Defizite gesundheitliche Einschränkung ein hohes Lebensalter Die Armutsrisikoquote für Erwerbslose liegt bei 52,4 Prozent 11

4 Langzeitarbeitslosigkeit Die Qualifizierung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen stellt eine vordringliche Aufgabe dar. Die Vernetzung von sozialen Dienstleistungen und Beratungsstellen sowie deren verlässliche Finanzierung ist dabei Teil dieser Aufgabe. Forderungen des DGB: frühe und gute Unterstützung bei der Jobsuche bessere Qualität von Beratung und Vermittlung Verbesserung der Verzahnung von beruflichen und sozialen Hilfen Weiterbildung für Arbeitslose Sprachförderung für Migranten öffentlich geförderte Beschäftigung 12

5 Altersarmut Durchschnittliche Rentenzahlbeträge Jahr Altersrenten Frauen (West) Altersrenten Frauen (Ost) 2010 479 Euro 683 Euro 2015 566 Euro 824 Euro Jahr Altersrenten Männer (West) Altersrenten Männer (Ost) 2010 857 Euro 878 Euro 2015 1020 Euro 1111 Euro Quelle: Deutsche Rentenversicherung: Rentenversicherung in Zahlen 2015, Stand: 12. Juni 2015 Die Armutsrisikoquote Älterer (ab 65 Jahren) liegt in Rheinland-Pfalz bei 18,8 Prozent. 13

5 Erwerbsminderungsrenten Jahr Volle EMR Frauen (West) Volle EMR Frauen (Ost) 2010 601 Euro 667 Euro 2015 716 Euro 778 Euro Jahr Volle EMR Männer (West) Volle EMR Männer (Ost) 2010 697 Euro 621 Euro 2015 754 Euro 705 Euro Jede/r Fünfte muss mit einer Erwerbsminderung vorzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden. 14

5 Altersarmut Ursachen: sinkendes Rentenniveau Defizite bei der zusätzlichen Altersvorsorge Deregulierung und Prekarisierung des Arbeitsmarktes, d.h. die Nettoeinkommen gehen zurück die Vollzeitbeschäftigung schwindet die Erwerbstätigkeit wird für Familienbetreuung unterbrochen Lohndiskriminierung von Frauen 15

5 Altersarmut Forderungen des DGB: Ordnung auf dem Arbeitsmarkt wiederherstellen (siehe Folie 10) die Weiterentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung die Erhöhung des Rentenniveaus (DGB-Rentenmodell) einen Rechtsanspruch auf sozialversicherungspflichtige Teilzeitarbeit ab 60 Jahren 16

6 Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen Einkommensreichtumsquote = Anteil der Personen, deren Einkommen 200 Prozent des mittleren Einkommens übersteigt 17

6 Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen Das Vermögen in Rheinland-Pfalz ist nur auf wenige Schultern verteilt. Dieses Vermögen ist hauptsächlich durch Schenkungen und Erbschaften zu Stande gekommen. Die soziale Ausgleichsfunktion durch Steuern und Sozialtransfers hat im Zeitverlauf an Wirkung verloren. Forderungen des DGB: Vermögenssteuer höhere Erbschaftssteuer höherer Spitzensteuersatz 18

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Susanne Wagner DGB Rheinland-Pfalz / Saarland Gesundheit und Soziales, Frauen und Gleichstellung Kaiserstraße 26-30 55116 Mainz Telefon (+49) 6131-2816-34 Mobil (+49) 171-2281687 E-Mail Susanne.Wagner@dgb.de