Globale Assekuranz 2013: Auf Erholungskurs. Nr. 3 /2014

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Transkript:

Nr. 3 /2014 Globale Assekuranz 2013: Auf Erholungskurs 01 Zusammenfassung 03 Die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte im Jahr 2013 07 Lebens- und Nichtlebenversicherungen: Langsameres Wachstum im Jahr 2013 16 Zinssätze als Altlast für den Versicherungssektor 20 Entwickelte Märkte: Prämienwachstum hinkt der Konjunktur hinterher 28 Schwellenländer: Stabiles Wachstum im Nichtlebengeschäft, Lebengeschäft unter Vorkrisentrend 36 Methodisches Vorgehen und Datenmaterial 38 Statistischer Anhang

Zusammenfassung Die Weltwirtschaft ist 2013 stetig gewachsen, aber hinter dem Trend zurückgeblieben. Die Zinsen blieben tief, die Börsen in den entwickelten Märkten erholten sich. Die Weltwirtschaft ist 2013 ungefähr gleich stark gewachsen wie 2012, das Wachstum lag aber weiterhin unter dem langfristigen Trend. Von den entwickelten Märkten legte die Region Nordamerika am stärksten zu, und dies trotz einer Konjunkturverlangsamung in den USA. Westeuropa hat zu einem moderaten Wachstum zurückgefunden. Für die Schwellenländer war 2013 ein schwieriges Jahr, weil die Nachfrage aus den entwickelten Märkten nach wie vor schwach war. Zudem löste die Ankündigung der Fed, die amerikanische Geldpolitik zu normalisieren, eine gewisse Unruhe an den Finanzmärkten aus, was wiederum die Währungen und Aktienkurse der Schwellenländer schwächte. Im Gegensatz dazu erholten sich die Aktienkurse in den entwickelten Märkten. Zum Jahresende lagen die langfristigen Zinssätze in den USA und Grossbritannien mehr als 100 Basispunkte über dem historischen Tief von Ende 2012. Abbildung 1 Reales Gesamtprämienwachstum 2013 Leben Nichtleben Total Entwickelte Märkte 0,2% 1,1% 0,3% Schwellenländer 6,4% 8,3% 7,4% Welt 0,7% 2,3% 1,4% Keine Daten verfügbar < 10,0% 10,0% bis 5,0% 5,0% bis 2,5% 2,5% bis 0,0% 0,0% bis 2,5% 2,5% bis 5,0% 5,0% bis 10,0% > 10,0% Quelle: Swiss Re Economic Research & Consulting Das weltweite Prämienvolumen im Lebensektor erhöhte sich 2013 nur unwesentlich, doch es gab enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Märkten. Im Jahr 2013 betrugen die gebuchten Prämien im Lebensversicherungsgeschäft weltweit 2608 Mrd. USD. Das Wachstum verlangsamte sich auf 0,7%, gegenüber 2,3% im Jahr 2012. 1 Das kräftige Wachstum in Westeuropa und Ozeanien wurde durch den Abschwung in Nordamerika und stagnierende Umsätze in den entwickelten Märkten Asiens ausgeglichen. In den USA ging das Prämienvolumen um 7,7% zurück. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass grosse Transaktionen, die 2012 das Geschäft mit Gruppenrentenversicherungen angetrieben hatten, ausblieben. In den Schwellenländern erhöhte sich das Prämienwachstum im Lebensektor 2013 auf 6,4%. Lateinamerika und Afrika verzeichneten ein stabiles Wachstum, China und Indien kamen langsam wieder in Fahrt. In den entwickelten Märkten lag das durchschnittliche 2 Prämienwachstum nach der Krise weit unter dem Vorkrisenniveau. In den Schwellenländern gilt dies nur für die asiatischen Länder, weil in China und Indien die Prämien aufgrund neuer Regulierungsbestimmungen stark zurückgegangen sind. 1 Falls nichts anderes vermerkt ist, handelt es sich bei allen angegebenen Wachstumsraten um inflationsbereinigte (reale) Werte. 2 Vorkrisenwachstum: 2003 bis 2007; Nachkrisenwachstum: 2009 bis 2013. Swiss Re sigma Nr. 3 /2014 1

Zusammenfassung Das Prämienwachstum im Nichtlebengeschäft verlangsamte sich, in den entwickelten Märkten nahm das Prämienvolumen nur leicht zu. Die Kapitalausstattung im Leben- und Nichtlebensektor ist gut, doch im aktuellen Umfeld tiefer Zinsen bleibt die Profitabilität schwach. Die wirtschaftliche Erholung in den entwickelten Märkten dürfte das Prämienwachstum im Leben- und Nichtlebensektor antreiben. Die Zinssätze beginnen zu steigen, doch dies stellt für die Versicherer keine sofortige Lösung dar. Denn steigende Zinssätze bringen auch Probleme mit sich...... weil die durchschnittliche Rendite auf Anleihenportfolios zunächst weiter sinkt, bevor sie schliesslich steigt. Die Daten in dieser Studie entsprechen den neuesten Daten, die bei Redaktionsschluss verfügbar waren. Das Prämienwachstum im Nichtlebengeschäft verlangsamte sich 2013 weltweit auf 2,3%, gegenüber 2,7% im Jahr 2012. Das gesamte Prämienvolumen betrug 2033 Mrd. USD. Die entwickelten Märkte bewegten sich kaum: Aufgrund der Stagnation in Westeuropa und einer Konjunkturverlangsamung in den entwickelten Märkten Asiens nahm das Prämienvolumen um nur gerade 1,1% zu (2012: +1,5%). Das Wachstum in Ozeanien blieb mit 5,1% stabil. In Nordamerika blieb es mit 1,9% nahezu unverändert. Die Schwellenländer trieben das Wachstum weiter an. Mit Ausnahme von Mittel- und Osteuropa wiesen alle aufstrebenden Regionen weiterhin kräftige Steigerungen der Prämieneinnahmen auf. Die Expansion in den asiatischen Schwellenländern basierte auf dem anhaltend kräftigen Wachstum in Südostasien und China. Auch Lateinamerika verzeichnete ein robustes Wachstum (Zunahme des Prämienvolumens um 7,2%). In den entwickelten Märkten lag das durchschnittliche Prämienwachstum in der Nachkrisenperiode 2009 bis 2013 weit unter den Wachstumsraten vor der Krise. In den Schwellenländern lag das durchschnittliche Prämienwachstum in den Jahren nach der Krise ebenfalls tiefer, mit 7,6% war es aber insgesamt weiterhin kräftig. Insgesamt hat sich die Profitabilität im Leben- und Nichtlebensektor verbessert. Sie ist aber immer noch tiefer als vor der Krise, auch wenn die versicherungstechnischen Ergebnisse im Nichtlebengeschäft besser ausgefallen sind. Die Anlagerenditen der Versicherer bleiben im aktuellen Umfeld tiefer Zinsen bescheiden. Sowohl der Leben- als auch der Nichtlebensektor sind gut kapitalisiert. Es wird erwartet, dass sich das Prämienwachstum im Lebensversicherungsgeschäft in den entwickelten Märkten fortsetzen und in den Schwellenländern verbessern wird. Die erstarkende Konjunktur und der anziehende Arbeitsmarkt in Nordamerika und Westeuropa unterstützen das Wachstum im Leben- und Nichtlebensektor. Auch in den Schwellenländern dürfte das Wachstum anhalten. Im Lebensversicherungsgeschäft dürften insbesondere China und Indien ein wesentlich stärkeres Prämienwachstum verzeichnen. Seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 verharren die Zinssätze weltweit auf einem sehr tiefen Niveau. Dies hat sich massiv auf die Erträge der Versicherungsgesellschaften ausgewirkt, deren Finanzanlagen sich auf rund 27 000 Mrd. USD belaufen. 3 Im Jahr 2013 begannen die Zinssätze in den entwickelten Märkten insbesondere in den USA und in Grossbritannien zu steigen. Sie dürften in den nächsten vier Jahren weiter zunehmen, doch bis sich die positiven Effekte steigender Zinsen auf die Anlagerenditen durchschlagen, wird es einige Jahre dauern. Diese stellen für die Versicherer aber auch eine unmittelbare Herausforderung dar. Lebensversicherungsgesellschaften reinvestieren jährlich nur einen kleinen Teil ihrer Anlageportfolios (rund 10%), und deshalb wirken sich steigende Zinsen nur unwesentlich und verzögert auf die Anlageportfolios aus. Ein typischer deutscher Lebensversicherer, der ein Portfolio mit zehnjährigen Staatsanleihen reinvestiert, wird einen weiteren Rückgang seiner Anlagerendite hinnehmen müssen: von 3,2% im Jahr 2012 auf 2,7% im Jahr 2017. Ausserdem wird der Marktwert des Anleihenportfolios, der durch sinkende Zinssätze aufgebläht worden ist, wieder unter seinen Höchststand fallen. Beim typischen deutschen Lebensversicherer dürfte der Wertverlust des Anleihenportfolios bis zu 50% des Eigenkapitals betragen. Nichtlebenversicherer, die im langfristigen HUK-Geschäft tätig sind, sind ebenfalls betroffen, während Anbieter von kurzfristigen (Sach-)Versicherungen am wenigsten Probleme haben werden. Die vorliegende sigma-studie enthält die neuesten Daten des Versicherungssektors, die bei Redaktionsschluss verfügbar waren. Für die meisten Märkte waren die definitiven Zahlen für 2013 indes noch nicht vorhanden. Daher wurden für diese Studie auch Schätzungen von Swiss Re Economic Research & Consulting sowie vorläufige Daten von Aufsichtsbehörden und Versicherungsverbänden verwendet. 3 Gemäss Schätzungen von sigma für 2012. 2 Swiss Re sigma Nr. 3 /2014

Die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte im Jahr 2013 Die Weltwirtschaft wuchs 2013 um 2,5%, während das BIP in den USA um 1,9% und in Westeuropa um 0,3% zunahm. Das Wachstum in den USA basierte auf dem Binnenkonsum und den im Inland getätigten Investitionen. Die Wachstumsunterschiede zwischen den Kern- und den Peripheriestaaten Westeuropas halten an. In Japan trieb die Abenomics-Politik das Wachstum und die Inflation an, sie könnte jedoch höhere Finanzierungskosten mit sich bringen. Die im April 2014 eingeführte Mehrwertsteuer wird das Wachstum ebenfalls hemmen. Weltwirtschaft konstant unter dem langfristigen Wachstumstrend Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) 4 nahm 2013 weltweit um 2,5% zu. Das Wachstum hat sich gegenüber 2012 nur leicht verändert und blieb auch unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 2,8%. Das Wirtschaftswachstum in den entwickelten Märkten blieb unverändert bei 1,3%. Die USA verzeichneten eine Verlangsamung auf 1,9%, gegenüber 2,8% im Jahr 2012, während Westeuropa mit 0,3% gegenüber dem Vorjahr ( 0,2%) leicht zulegte. Deutschland und Grossbritannien wiesen eine stabile Konjunktur auf. Das Wachstum in Frankreich und in den südlichen Peripheriestaaten (Griechenland, Italien, Portugal und Spanien) verbesserte sich, hinkte aber immer noch hinterher. Die USA führten die entwickelten Märkte im Jahr 2013 an. Ihr Wachstum basierte auf dem sich erholenden Binnenkonsum und höheren Investitionsausgaben und dies trotz einer strafferen Finanzpolitik und des Government-Shutdown, der das Land im Oktober 2013 während 16 Tagen in Atem hielt. In Westeuropa wurden wesentliche Fortschritte bei den Verhandlungen über die Schaffung einer Bankenunion erzielt. Dadurch liessen die Sorgen über die Zukunft des Euro etwas nach. Eine Bankenunion würde neben anderen Reformen einen gemeinsamen Aufsichtsrahmen und einen einheitlichen Abwicklungsmechanismus umfassen. Die Wachstumsunterschiede zwischen den Kern- und den Peripheriestaaten Westeuropas halten indes weiter an. Insgesamt verzeichnete die Region der Peripheriestaaten über das ganze Jahr gesehen einen Rückgang, obwohl einige südliche Länder in der zweiten Jahreshälfte aus der Rezession herausfanden. Derweil stieg die Arbeitslosigkeit in der gesamten Eurozone auf 11% an, und die soziale Unzufriedenheit aufgrund der drastischen Sparmassnahmen nahm zu. In Japan führte Premierminister Abe eine beispiellos expansive Fiskal- und Geldpolitik ein, um das Wirtschaftswachstum neu zu entfachen und der seit zwei Jahrzehnten andauernden Stagnation zu entkommen. Auf der fiskalischen Seite leitete die Regierung den zweitgrössten Nachtragshaushalt in der Geschichte des Landes ein. Neben dieser Erweiterung der Geldbasis hat die Bank of Japan (BoJ) für die nächsten zwei Jahre ein Inflationsziel von 2% festgelegt. Das schwächt den Yen und stärkt die Exporte, doch wenn die Inflationserwartungen zunehmen, könnte dies auch zu steigenden Renditen führen, was wiederum höhere Finanzierungskosten bedeuten würde. Die Erhöhung der Verbrauchssteuern im April 2014 bei gleichzeitiger Verringerung des Haushaltsdefizits könnte das Wirtschaftswachstum ebenfalls dämpfen. Abbildung 2 Reales BIP-Wachstum nach Regionen, 2013 und Durchschnitt 2003 bis 2012 Welt Entwickelte Märkte Nordamerika Westeuropa Entwickelte Märkte in Asien Ozeanien Schwellenländer Schwellenländer in Asien Lateinamerika und Karibik Mittel- und Osteuropa Afrika Naher Osten und Zentralasien 0% 2% 4% 6% 8% 10% Wachstumsraten 2013 Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate 2003 2012 Bemerkung: BIP der einzelnen Länder, gewichtet mit Marktwechselkursen Quellen: Oxford Economics, WIIW, Swiss Re Economic Research & Consulting 4 Die Aggregation der einzelnen Länder der Weltwirtschaft ist anhand des BIP in USD auf Basis von Devisenmarktkursen gewichtet. Internationale Statistiken, die auf der Kaufkraftparität basieren, legen mehr Gewicht auf wachstumsstarke Länder wie China oder Indien und weisen deshalb höhere globale BIP-Wachstumsraten aus. Swiss Re sigma Nr. 3 /2014 3

Die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte im Jahr 2013 Die Schwellenländer büssten wegen der allgemeinen Exportschwäche und Kapitalabflüssen an Wachstum ein. Die asiatischen Schwellenländer übertrafen Mittel- und Osteuropa sowie Lateinamerika, und dies obwohl China einen langsameren Wachstumskurs eingeschlagen hatte. Strukturschwächen und Streiks der Minenarbeiter drückten das Wachstum in Südafrika. Für die Schwellenländer war 2013 ein schwieriges Jahr. Die Nachfrage aus den entwickelten Ländern war nach wie vor schwach. Zudem erfuhren die Währungen und Finanzvermögenswerte der Schwellenländer ab Mai eine Abwertung, nachdem die Fed ihre Absicht bekannt gegeben hatte, das Tempo der Anleihenkäufe zu drosseln (Tapering) und damit die Normalisierung ihrer Geldpolitik einzuleiten. Die daraus resultierenden Kapitalabflüsse deckten länderspezifische Risiken und insbesondere strukturelle Mängel auf. Das Wachstum in Mittel- und Osteuropa lag weit unter dem Zehnjahresdurchschnitt, was grösstenteils auf die hohe Abhängigkeit der Region von Exporten in das nach wie vor schwache Westeuropa zurückzuführen ist. Die asiatischen Schwellenländer zeigten weiterhin eine stärkere Leistung als andere Regionen, und dies obwohl China den Weg eines geringeren, aber immer noch ausserordentlichen Wachstums von rund 7,5% eingeschlagen hatte. Auch in Lateinamerika blieb das Wachstum hinter dem Trend zurück, denn Brasilien hatte mit Inflation, sozialer Unzufriedenheit und einer schwachen Rohstoffnachfrage zu kämpfen. In Venezuela und Argentinien führten innenpolitische Unruhen zu einer weiteren Erosion des Anlegervertrauens, einer Beschleunigung der Kapitalflucht und zweistelligen Inflationsraten. Afrika wurde vom schleppenden Wachstum in Südafrika zurückgehalten. Grund dafür waren strukturelle Schwächen und anhaltende Streikaktionen in der bedeutenden Bergbauindustrie. Im Nahen Osten führten geopolitische Unruhen und eine schwache Exportnachfrage zu einer Wachstumsverlangsamung. Die ölexportierenden Länder in dieser Region konnten hingegen weiter zulegen. Sie profitierten von hohen Energiepreisen und und der verstärkten Diversifikation der Volkswirtschaften. Erholung der Börsen in entwickelten Ländern, fallende Kurse in Schwellenländern Die Aktienmärkte in den entwickelten Ländern legten 2013 eine stärkere Performance hin. Die Aktienmärkte in den entwickelten Ländern erholten sich im Jahr 2013; an der Spitze lag Japan, vor den USA, Grossbritannien und der Eurozone. Umgekehrt gaben die Börsenindizes in den Schwellenländern ab Mai stark nach, denn nachdem die Fed erstmals ein mögliches Tapering angedeutet hatte, reduzierten die Anleger ihr Engagement. Die politische Unsicherheit in verschiedenen Ländern war ebenfalls ein Grund für die Kapitalflucht aus den Schwellenländern. Abbildung 3 Die Börsen erholten sich im Jahr 2013, Japan übertraf die anderen Märkte. 160 150 140 Aktienindex in Lokalwährung, Dezember 2012 = 100 M Fr 130 120 110 100 90 G M Ja U 80 Jan. 2012 Febr. 2012 Mrz. 2012 Apr. 2012 Mai 2012 Juni 2012 Juli 2012 Aug. 2012 Sept. 2012 Okt. 2012 Nov. 2012 Dez. 2012 Jan. 2013 Feb. 2013 Mrz. 2013 Apr. 2013 Mai 2013 Juni 2013 July 2013 Aug. 2013 Sep. 2013 Okt. 2013 Nov. 2013 Dez. 2013 Frankreich (MSCI France) Deutschland (DAX 30) Japan (Nikkei 225) Schwellenländer (MSCI Emerging Markets) USA (S&P 500) Vereinigtes Königreich (MSCI UK) Quelle: Datastream 4 Swiss Re sigma Nr. 3 /2014

Die Geldpolitik in den entwickelten Märkten blieb expansiv, doch ab Mai nahmen die Renditen in Erwartung des Tapering der Fed zu. Die Anleihenspreads der Peripheriestaaten der Eurozone verringerten sich im Jahr 2013, während sich die Spreads der Schwellenländer ausweiteten. Die Geldpolitik der entwickelten Volkswirtschaften blieb im ganzen Jahr 2013 expansiv, was die Aktienmärkte unterstützte und die Renditen langfristiger Anleihen auf rekordtiefen Werten hielt. Doch die Renditen der Staatsanleihen vor allem in den USA und in Grossbritannien erhöhten sich ab Mai, weil der Beginn des Tapering der amerikanischen Fed erwartet wurde. Die steigenden Renditen der Staatsanleihen dürften längerfristig den Druck auf die Anlagerenditen der Versicherer mindern. Für weitere Informationen wird auf das Kapitel «Zinssätze als Altlast für den Versicherungssektor» verwiesen. Gleichzeitig verringerten sich die Länderrisiken und die Spreads der Unternehmensanleihen in den Peripheriestaaten der Eurozone, da mit den besseren Wachstumsaussichten auch das Anlegervertrauen zurückkehrte. Im Gegensatz dazu weiteten sich die Spreads der Schwellenländeranleihen aus, was auf politische Risiken und Kapitalabflüsse im Zusammenhang mit dem möglichen Tapering der Fed zurückzuführen ist. Infolgedessen haben die Zentralbanken in vielen Schwellenländern wie Indien und Brasilien die Zinssätze erhöht, um ihre schwächelnde Währung zu stützen und die Kapitalabflüsse zu stoppen. Aussichten: Das Wachstum verstärkt sich, das Deflationsrisiko in Europa bleibt bestehen In den entwickelten Ländern wird sich das Wachstum 2014 beschleunigen. Das Wachstum in den Schwellenländern dürfte mässig bis schwach ausfallen, da die globale Geldpolitik straffer wird. Das Tapering der Fed wird wahrscheinlich bis Ende Jahr abgeschlossen sein. Die USA und Grossbritannien dürften 2015 ihre Geldpolitik anpassen und die Zinssätze erhöhen. In den entwickelten Ländern wird sich das Wachstum 2014 verstärken, da die weltweit steigende Nachfrage den Handel antreibt und viele Länder ihre Fiskalpolitik lockern. Die US-Wirtschaft dürfte dieses Jahr an Stärke gewinnen und im nächsten Jahr um rund 3,5% wachsen. Angesichts der zu Ende gehenden staatlichen Ausgabenkürzungen, der Expansion im Wohnungsbau sowie des ermutigenden Investitionsund Beschäftigungswachstums könnte sogar ein noch stärkerer Aufschwung bevorstehen. Grossbritannien dürfte mit einem Wachstum von rund 3% die anderen europäischen Staaten übertreffen, denn die Reallöhne und der Konsum nehmen zu. Die Volkswirtschaften der Eurozone werden aufgrund der nach wie vor hohen Staatsschulden und der knappen Kredite weiterhin unterschiedlich rasch wachsen. In Japan war die Abenomics-Politik von mässigem Erfolg gekrönt. Die expansive Geldpolitik hat den JPY geschwächt und die Exporte angekurbelt. Steuerliche Anreize haben ebenfalls zum Wachstum beigetragen. Doch der dritte wichtige Aspekt der Politik Abes, nämlich die für ein nachhaltigeres Wachstum notwendige Strukturreform, muss erst noch umgesetzt werden. Die aufstrebenden Volkswirtschaften werden mässig bis schwach wachsen, denn dieses und nächstes Jahr werden die geldpolitischen Zügel weltweit gestrafft. China dürfte sein neues Wachstumsziel von 7,5% knapp erreichen, während die Behörden mit Schuldenproblemen zu kämpfen haben und finanzielle Reformen in Angriff nehmen. Dennoch wird in allen aufstrebenden Regionen eine Verbesserung erwartet, da das stärkere Wachstum in den entwickelten Ländern die Exporte ankurbelt. Die asiatischen Schwellenländer und Afrika dürften die anderen Regionen übertreffen. Vor allem die Länder südlich der Sahara werden wohl weiterhin ein kräftiges Wachstum verzeichnen, das mindestens ihrem Zehnjahresdurchschnitt entspricht. Die Region Mittel- und Osteuropa wird wahrscheinlich vom stärkeren Wachstum in der Eurozone und der zunehmenden Investitionstätigkeit profitieren. Die Fed wird ihr Tapering-Programm wahrscheinlich bis Ende Jahr abschliessen und 2015 die Zinssätze erhöhen, falls sich die Konjunktur wie erwartet als stabil erweist. Die Bank of England wird diesem Beispiel angesichts der nachlassenden Konjunkturflaute und des nach wie vor stabilen Wachstums wahrscheinlich folgen. Bis 2016 werden keine Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank erwartet, da das Wachstum schwach, die Arbeitslosigkeit hoch und die Inflation tief bleiben dürften. Die BoJ wird ihre expansive Geldpolitik weiterführen, um Abes Fiskalpolitik und Strukturreformprogramm zu unterstützen. Swiss Re sigma Nr. 3 /2014 5

Die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte im Jahr 2013 Die Inflationsrisiken in der Eurozone haben sich in Deflationsängste gewandelt, da die wirtschaftliche Flaute anhält und sich die Peripheriestaaten entsprechend anpassen. Geldpolitische Fehler in der Eurozone und eine Ansteckung der Schwellenländer sind die grössten Wachstumsrisiken. Die übermässige Verschuldung könnte zu einer harten Landung in China führen. Zudem gilt es, die Krise in der Ukraine zu lösen. In der Eurozone sind die Inflationsängste gewichen und haben der allgemeinen Befürchtung einer Deflation Platz gemacht. Die Konsumentenpreisinflation ist zurückgegangen und dürfte tief bleiben. Eine Deflation ist jedoch unwahrscheinlich. Gemäss Umfragen bleiben die mittel- bis langfristigen Inflationserwartungen in der Eurozone fest im positiven Bereich verankert, und die Konsumentenpreisinflation dürfte steigen, sobald das Wachstum wieder in Schwung kommt. Die Inflation in Grossbritannien und den USA wird wahrscheinlich nahe beim angestrebten Wert von 2% liegen. Wirtschaftspolitische Fehler in der Eurozone stellen das grösste Risiko für das künftige Wachstum dar. Die Finanzämter und Währungshüter müssen sorgfältig und umsichtig handeln, um sicherzustellen, dass die notwendigen Reformen auch umgesetzt werden. Die Ansteckung der Schwellenländer ist ein weiteres Abwärtsrisiko. Während die Fed beginnt, ihre Geldpolitik zu normalisieren, haben sich in den Schwellenländern die Kapitalflucht und die Währungsabschwächung fortgesetzt. Dies zeigt deutlich, dass die länderspezifischen Strukturschwächen noch nicht überwunden sind. Falls die Krise in der Ukraine eskaliert und die Öl- oder Gaslieferungen unterbrochen werden, könnte dies das Wachstum Mittel- und Osteuropas sowie der Eurozone beeinträchtigen. Je länger der Konflikt anhält, desto stärker wird er sich auf die russische Wirtschaft und infolgedessen auf die europäischen Exporte nach Russland auswirken. Nicht zuletzt besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft Chinas eine harte Landung vollziehen könnte. Denn die Fähigkeit der Behörden, mit den Schulden aus dem Schattenbankensystem, den Immobilienpreisen und der Finanzreform fertigzuwerden, steht auf dem Prüfstand. 6 Swiss Re sigma Nr. 3 /2014

Lebens- und Nichtlebenversicherungen: Langsameres Wachstum im Jahr 2013 Das Gesamtwachstum der Versicherungsprämien verlangsamte sich im Jahr 2013 Das weltweite Prämienvolumen nahm 2013 um 1,4% auf 4641 Mrd. USD zu. Während der Trend in den Schwellenländern fortbesteht, hat das Prämienwachstum in den entwickelten Märkten seit 2000 nachgelassen. Die gebuchten Erstversicherungsprämien in der weltweiten Versicherungsbranche nahmen 2013 um 1,4% auf 4641 Mrd. USD zu; im Jahr 2012 betrug das Prämienwachstum noch 2,5%. In den Schwellenländern nahm das Prämienvolumen 2013 um 7,4% zu und wuchs damit leicht stärker als im Vorjahr. Hingegen stagnierte das Prämienwachstum in den entwickelten Märkten bei 0,3%. Dies widerspiegelt den längerfristigen Trend. Während sich die Schwellenländer gut hielten, ist in den entwickelten Ländern das Prämienvolumen seit dem Jahr 2000 weniger kräftig gewachsen. Es gab zwar Unterschiede auf Sektor- und Länderebene, doch das Ausbleiben einer anhaltenden Erholung in den entwickelten Volkswirtschaften hat den Versicherungssektor in den letzten fünf Jahren gesamthaft strapaziert. Abbildung 4 Reales Gesamtprämienwachstum in entwickelten und Schwellenländern seit 1980 20% Reale Wachstumsraten 15% 10% 5% 0% 5% 10% 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 Total Schwellenländer Schwellenländer: Gleitender Zehnjahresdurchschnitt Entwickelte Märkte: Gleitender Zehnjahresdurchschnitt Entwickelte Märkte Quelle: Economic Research & Consulting Lebensversicherung: Flaue Umsätze in den entwickelten Märkten verlangsamen das Wachstum weltweit Das weltweite Prämienvolumen in der Lebensversicherung nahm 2013 nur geringfügig zu, und in den verschiedenen Märkten gab es erhebliche Unterschiede. Die Entwicklung der Lebensversicherungsprämien Im Jahr 2013 betrugen die gebuchten Prämien im Lebensversicherungsgeschäft weltweit 2608 Mrd. USD. Das Wachstum verlangsamte sich auf 0,7%, gegenüber 2,3% im Vorjahr. Dies ist vor allem auf die flauen Umsätze in den entwickelten Märkten sowie auf das stärkere Prämienwachstum in den Schwellenländern zurückzuführen, das aber unter dem Trend liegt. Die verschiedenen Länder wiesen ganz unterschiedliche Wachstumsmuster auf. Swiss Re sigma Nr. 3 /2014 7

Lebens- und Nichtlebenversicherungen: Langsameres Wachstum im Jahr 2013 Abbildung 5 Leben: reales Prämienwachstum 2013 Keine Daten verfügbar < 10,0% 10,0% bis 5,0% 5,0% bis 2,5% 2,5% bis 0,0% 0,0% bis 2,5% 2,5% bis 5,0% 5,0% bis 10,0% > 10,0% Quelle: Swiss Re Economic Research & Consulting Im Jahr 2013 wurde das kräftige Wachstum in Westeuropa und Ozeanien durch den Abschwung in Nordamerika und flaue Umsätze in den entwickelten Märkten Asiens ausgeglichen. Portugal, Italien und Schweden waren die Wachstumstreiber in Westeuropa. Die starken Umsätze in Australien belebten die Region Ozeanien. Das durchschnittliche Nachkrisenwachstum war in allen entwickelten Märkten negativ, ausser in den entwickelten Märkten Asiens. In den entwickelten Ländern stagnieren die Lebensversicherungsprämien In den entwickelten Märkten stagnierten die Lebensversicherungsprämien ( 0,2% im Jahr 2013 gegenüber +1,9% im Jahr 2012). Der Abschwung in Nordamerika und flaue Umsätze in den entwickelten Märkten Asiens glichen das kräftige Wachstum in Westeuropa und Ozeanien aus. In den USA ging das Prämienvolumen um 7,7% zurück, da grosse Transaktionen, die 2012 das Geschäft mit Gruppenrentenversicherungen angetrieben hatten, im Jahr 2013 ausblieben. Doch auch wenn man die Auswirkungen dieser Transaktionen ausser Betracht lässt, liegt das US-Prämienvolumen 2013 immer noch 1,6% unter dem Vorjahreswert. In Kanada wuchs das Prämienvolumen 2013 um 2%, gegenüber 0,3% im Vorjahr. In Westeuropa nahmen die Prämieneinnahmen 2013 wieder zu (+4%), nachdem es in den drei vorangegangenen Jahren jeweils zurückgegangen war. Das Wachstum wurde vor allem von hohen Erträgen in Portugal, Italien und Schweden sowie von Prämienerhöhungen in Frankreich und Grossbritannien angetrieben. In anderen südlichen Peripheriestaaten gingen die Umsätze weiter zurück. In Ozeanien nahm das Prämienvolumen wieder zu (+9%), nachdem im Vorjahr ein Rückgang von 5% zu verzeichnen war. Diese Zunahme ging von Australien aus. In den entwickelten Ländern Asiens bewegten sich die Prämien kaum. Das langsamere, aber noch immer solide Wachstum in den meisten Märkten dieser Region wurde überschattet von einem starken Rückgang in Südkorea ( 12%), wo wegen des Wegfalls der Steuererleichterungen weniger kapitalbildende Lebensversicherungsprodukte mit Einmalprämie verkauft wurden. Seit der Finanzkrise 2008 stagnieren die Prämien in den entwickelten Ländern mit durchschnittlichen Wachstumsraten von 0,2%. Besonders schwach war das durchschnittliche Wachstum in Nordamerika ( 2,9%) und Ozeanien ( 3,7%), in Westeuropa lag es nur wenig höher ( 0,6%). Im Gegensatz dazu wiesen die entwickelten Märkte Asiens nach der Krise ein durchschnittliches jährliches Prämienwachstum von 3% auf. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass der japanische Lebensektor aus dem Modus des Prämienrückgangs ausgebrochen ist. 8 Swiss Re sigma Nr. 3 /2014

Abbildung 6 Das Prämienvolumen im Lebensversicherungsgeschäft ging in Nordamerika sowie Mittel- und Osteuropa zurück, während es in Lateinamerika und Afrika stark zunahm. Welt Entwickelte Märkte Nordamerika Westeuropa Entwickelte Märkte in Asien Ozeanien Schwellenländer Schwellenländer in Asien Lateinamerika und Karibik Mittel- und Osteuropa Afrika Naher Osten und Zentralasien 10% 5% 0% 5% 10% 15% 20% Wachstumsrate 2013 Durchschnittliches Vorkrisenwachstum 2003 2007 Durchschnittliches Nachkrisenwachstum 2009 2013 Quelle: Swiss Re Economic Research & Consulting Das Prämienvolumen im Lebensversicherungsgeschäft nahm in allen Schwellenländern zu, ausser in Mittel- und Osteuropa. In den asiatischen Schwellenländern bleibt das Nachkrisenwachstum unter den Wachstumsraten vor der Krise, während es sich in Lateinamerika, im Nahen Osten und in Afrika verbessert hat. Die Profitabilität der Lebensversicherer hat sich 2013 leicht verbessert, die Branche ist weiterhin gut kapitalisiert. Die Schwellenländer haben 2013 zugelegt, aber das Wachstum lag immer noch unter dem Vorkrisenniveau In den Schwellenländern stieg das Prämienwachstum im Lebensversicherungsgeschäft 2013 auf 6,4% an, gegenüber 5,2% im Jahr 2012; es lag aber immer noch weit unter dem langfristigen Vorkrisenwert von durchschnittlich 11%. Diese Verbesserung ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass China und Indien, die zwei grössten Lebensversicherungsmärkte, zu einem langsamen Wachstum zurückgefunden haben. Dort passten sich die Versicherer den 2011 eingeführten regulatorischen Änderungen im Allfinanzvertrieb an, wodurch der Umsatz stark zurückging. In Lateinamerika und in der Karibik wuchs das Prämienvolumen 2013 um solide 12% an, was unter dem Vorjahreswert von 18%, aber immer noch über dem langfristigen Durchschnitt liegt. Verantwortlich für diese Verlangsamung waren Schlüsselmärkte wie Brasilien, Chile, Mexiko und Argentinien. Die Prämieneinnahmen erhöhten sich in Afrika um 13%, im Nahen Osten und in Zentralasien um 5,6%. Im Gegensatz dazu nahmen die Prämien in Mittel- und Osteuropa um 3,2% ab. Dies ist auf einen starken Rückgang in Polen zurückzuführen ( 17%), wo das Geschäft mit kapitalbildenden Produkten mit Einmalprämie nach der Schliessung eines Steuerschlupflochs zurückgegangen ist. Das Prämienvolumen in anderen Schlüsselmärkten Mittel- und Osteuropas erholte sich. Russland verzeichnete weiterhin ein kräftiges Wachstum (+47%), da die stark zunehmenden Konsumkredite den Verkauf von kreditbezogenen Produkten unterstützte. Insgesamt sind die Lebensversicherungsprämien in den Schwellenländern in den letzten fünf Jahren langsamer gewachsen als vor der Finanzkrise von 2008, doch die regionalen Unterschiede sind erheblich. In den asiatischen Schwellenländern ging das durchschnittliche jährliche Prämienwachstum von 16% im Zeitraum 2003 bis 2007 auf 3,8% im Zeitraum 2009 bis 2013 zurück. Dies ist vor allem auf regulatorische Änderungen zurückzuführen, die das Wachstum in China und Indien beeinträchtigten. In Lateinamerika, im Nahen Osten und in Afrika hingegen war das durchschnittliche Wachstum in den Nachkrisenjahren höher als vor der Krise. Profitabilität und Kapitalausstattung der Lebensversicherer Die Profitabilität der Lebensversicherer hat sich 2013 leicht verbessert, denn die Erträge profitierten von den steigenden Aktienmärkten, blieben aber unter dem Vorkrisenniveau. Die Kapitalausstattung der Branche hat sich mit dem stärker werdenden Markt und dank der regulatorischen Unterstützung in vielen Ländern seit der Finanzkrise erholt. Die Kapitalstärke ist zum Teil auch auf nicht realisierte Gewinne Swiss Re sigma Nr. 3 /2014 9

Lebens- und Nichtlebenversicherungen: Langsameres Wachstum im Jahr 2013 nach den GAAP(Generally Accepted Accounting Principles)-Rechnungslegungsstandards infolge sinkender Zinssätze zurückzuführen. Im Jahr 2013 wirkten sich die steigenden Zinssätze jedoch negativ auf das Eigenkapital aus, da die nicht realisierten Gewinne auf Anleihen zurückgingen (siehe Kapitel «Zinssätze als Altlast für den Versicherungssektor» weiter unten). Abbildung 7 Eigenkapitalrendite (links) und Eigenkapital (rechts) von grossen Lebensversicherern und globalen Unternehmen mit Lebensversicherungsgeschäft 25% 20% 15% 10% 5% 0% 5% 10% Eigenkapitalrendite 175 Eigenkapital (Index 4Q 2007 = 100) 150 125 100 75 50 07Q4 08Q2 08Q4 09Q2 09Q4 10Q2 10Q4 11Q2 11Q4 12Q2 12Q4 13Q2 13Q4 07Q4 08Q2 08Q4 09Q2 09Q4 10Q2 10Q4 11Q2 11Q4 12Q2 12Q4 13Q2 13Q4 3 kanadische Unternehmen 6 britische Unternehmen 12 US-Unternehmen 7 europäische Unternehmen Durchschnitt (gewichtet mit Marktkapitalisierung) 2 chinesische Unternehmen Bemerkung: basierend auf einer Auswahl Unternehmen 5, fehlende Werte für Q1/Q3 sind interpoliert Quellen: Geschäftsberichte, Bloomberg, Swiss Re Economic Research & Consulting Das Wachstum der Lebensversicherungsprämien wird sich 2014 sowohl in den entwickelten Märkten als auch in den Schwellenländern verbessern. Aussichten für die Lebensversicherungsbranche Für 2014 wird erwartet, dass sich das Prämienwachstum im Lebensversicherungsgeschäft in den entwickelten Märkten fortsetzen und in den Schwellenländern verbessern wird. In Nordamerika wird das Prämienwachstum mit der erstarkenden Konjunktur und der besseren Arbeitsmarktsituation zurückkehren, während in den entwickelten Ländern Asiens und in Ozeanien das Prämienvolumen weiterhin kontinuierlich zunehmen wird. In Japan bleiben die Aussichten für kapitalbildende Produkte schwierig, nachdem die japanische Agentur für Finanzdienstleistungen die garantieren Zinssätze gesenkt hat (für weitere Informationen siehe Abschnitt «Entwickelte Märkte Asiens»). In den Schwellenländern wird die Erholung in China und Indien an Schwung gewinnen. In China dürften die strengeren Regulierungsbestimmungen für Vermögensverwaltungsprodukte die Nachfrage nach Lebensversicherungen stützen, während in Indien die bessere Konsumentenstimmung und günstigere Finanzmarktkonditionen die Nachfrage nach fondsgebundenen und Rentenprodukten ankurbeln werden. Das Wachstum in Lateinamerika wird gestützt durch einen Aufschwung in Mexiko und ein stabiles Wachstum in der gesamten übrigen Region. Afrika und der Nahe Osten profitieren von der sich verbessernden Konjunktur und einem wachsenden Bewusstsein für Versicherungsdeckungen. Das Prämienwachstum in Mittel- und Osteuropa nimmt zu, was vor allem durch die stärkere Konjunktur und die sinkende Arbeitslosigkeit in Polen gestützt wird. 5 AFLAC; Allianz; Assurant Inc; Aviva; AXA; China Life; CNP; Delphi Financial; Generali; Genworth Financial; Great-West Lifeco; Hartford; Legal & General; Lincoln National; Manulife; Metlife Group; Old Mutual; Phoenix Companies; Ping An; Principal Financial Group; Protective Life; Prudential (UK); Prudential (US); St. James Place; StanCorp Financial Group; Standard Life; Storebrand ASA; Sun Life; Swiss Life; Torchmark; UNUM Group; Zurich. 10 Swiss Re sigma Nr. 3 /2014

Die Profitabilität des Versicherungssektors bleibt aufgrund der tiefen Zinsen, des schleppenden Wirtschaftswachstums und regulatorischer Änderungen unter Druck. Die Profitabilität des Versicherungssektors bleibt aufgrund von Altlasten im Bestandsgeschäft und des schleppenden Wirtschaftswachstums unter Druck. Es wird erwartet, dass die Zinssätze steigen werden, doch bis sich diese auf die Anlagerenditen auswirken, wird es einige Jahre dauern. Regulatorische Änderungen wie höhere Kapital- und Reserveanforderungen könnten sich ebenfalls negativ auf die Gewinne auswirken. Nichtlebengeschäft: Entwickelte Märkte hemmen das Prämienwachstum weltweit Das Prämienwachstum im Nichtlebensektor verlangsamte sich 2013, in den entwickelten Märkten nahm es nur leicht zu. Die Entwicklung der Lebensversicherungsprämien Das weltweite Prämienvolumen im Nichtlebensektor verlangsamte sich 2013 auf 2,3%, gegenüber 2,7% im Jahr 2012. Das gesamte Prämienvolumen betrug 2033 Mrd. USD. Das Prämienwachstum fiel in den entwickelten Märkten schwächer aus. Das Wachstum verlangsamte sich auch in den Schwellenländern, war mit 8,3% aber immer noch kräftig. Abbildung 8 Nichtleben: reales Prämienwachstum 2013 Keine Daten verfügbar < 10,0% 10,0% bis 5,0% 5,0% bis 2,5% 2,5% bis 0,0% 0,0% bis 2,5% 2,5% bis 5,0% 5,0% bis 10,0% > 10,0% Quelle: Swiss Re Economic Research & Consulting Das Prämienwachstum in Westeuropa war schwach, und die entwickelten Länder Asiens verzeichneten eine Wachstumsverlangsamung. In den entwickelten Märkten verlangsamt sich das Prämienwachstum im Nichtlebensektor auf 1,1% In den entwickelten Märkten nahmen die Prämien 2013 um 1,1% zu, gegenüber 1,5% im Jahr 2012. In Nordamerika blieb das Wachstum 2013 mit 1,9% nahezu unverändert (2012: +1,8%) und lag nach wie vor unter dem langfristigen Trend. Das Prämienwachstum in Kanada verbesserte sich auf 3,2%, während die Prämien in den USA stetig um 1,7% zulegten. In Westeuropa war das Prämienvolumen wegen des schwachen Konjunkturumfelds rückläufig ( 0,3%). In den entwickelten Märkten Asiens verringerte sich das Wachstum auf 1,7%, gegenüber 4,7% im Jahr 2012. Dies ist vor allem auf eine erhebliche Verlangsamung in Südkorea zurückzuführen. Dort ging das Wachstum von 11% im Jahr 2012 auf 0,3% im Jahr 2013 zurück, als der Verkauf von Produkten mit langer Laufzeit nach der Steuerreform spürbar abnahm (siehe Abschnitt «Entwickelte Märkte Asiens»). In Japan (+2%), Taiwan (+4,5%) und Hongkong (+3,5%) war das Prämienwachstum ebenfalls schwächer, Swiss Re sigma Nr. 3 /2014 11

Lebens- und Nichtlebenversicherungen: Langsameres Wachstum im Jahr 2013 aber immer noch ganz ordentlich. Singapur hingegen wies ein Wachstum von nur gerade 0,5% aus. Das stabile Prämienwachstum in Ozeanien wurde gestützt durch eine starke Expansion im Sachversicherungsgeschäft sowie höhere Prämiensätze für Feuer- und Hausratversicherungen. Das durchschnittliche Prämienwachstum im Nichtlebensektor verlangsamte sich nach der Krise in den meisten entwickelten Märkten, ausser in Japan. Die Schwellenländer verzeichneten 2013 ein kräftiges Prämienwachstum im Nichtlebensektor. In den Schwellenländern verlangsamte sich das durchschnittliche Prämienwachstum im Nichtlebengeschäft nach der Krise; eine Ausnahme bildeten die asiatischen Schwellenländer. In den entwickelten Märkten ist das Wachstum im Nichtlebengeschäft seit der Finanzkrise bescheiden geblieben. Das Prämienvolumen nahm in der Nachkrisenperiode um durchschnittlich 0,7% zu, gegenüber 1,9% vor der Krise. Die Abschwächung fiel in Westeuropa um einiges deutlicher aus: Die durchschnittliche Wachstumsrate war vom Vorkrisenwert von 2,9% nach der Krise praktisch auf null gefallen. In Nordamerika ist das durchschnittliche Wachstum von 1,6% vor der Krise auf 0,5% nach der Krise zurückgegangen. Eine Ausnahme bildeten dank Japan die entwickelten Länder Asiens. Nach dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami im Jahr 2011 trieben die Prämienerhöhungen in der Sach- und Motorfahrzeugsparte das Prämienwachstum in Japan in die Höhe. Dadurch ist das durchschnittliche Nachkrisenwachstum in der Region auf insgesamt 3,5% gestiegen, ausgehend von einem Wert von 0,5% vor der Krise. In den Schwellenländern ist das Prämienwachstum im Nichtlebengeschäft nach wie vor hoch In den Schwellenländern war das Prämienwachstum im Nichtlebenbereich im Jahr 2013 mit 8,3% weiterhin kräftig, gegenüber 9,3% im Jahr 2012. Das Wachstum war in allen Regionen stabil, ausser in Mittel- und Osteuropa. Die Zunahme in den asiatischen Schwellenländern wurde durch das anhaltend kräftige Wachstum in Südostasien und China gestützt. In Indien hingegen wirkten sich das schwächere Wirtschaftswachstum und das schlechtere Geschäftsklima negativ auf das Prämienwachstum aus (+4,1% nach +8,9% im Jahr 2012). In Lateinamerika präsentierte sich der Nichtlebensektor weiterhin stark. Das Prämienvolumen nahm 2013 um 7,2% zu (2012: 7,8%), doch die Muster in den verschiedenen Ländern waren sehr unterschiedlich. Brasilien, Mexiko und Argentinien verzeichneten ein höheres Prämienwachstum, während Kolumbien und Chile leicht nachgaben und in Venezuela die Prämien stagnierten. Das Prämienwachstum in Mittel- und Osteuropa verlangsamte sich 2013 auf 2,5% (2012: +4,2%), in Russland ging es erheblich zurück (+1,5% gegenüber +13%). Die mittel- und osteuropäischen Mitgliedstaaten der Europäischen Union verzeichneten zumeist eine Abnahme des Prämienvolumens. Auch in Afrika verlangsamte sich das Prämienwachstum infolge der schwachen Wirtschaftsleistung in Südafrika. In den Schwellenländern war das Wachstum nach der Finanzkrise ebenfalls tiefer als zuvor: Die Jahresprämien nahmen im Zeitraum 2009 bis 2013 um durchschnittlich 7,6% zu, nachdem sie in den Jahren vor der Krise um durchschnittlich 11% gestiegen waren. In Mittel- und Osteuropa gingen die Nichtlebenprämien nach der Krise im Vergleich zum stabilen Wachstum im Vorkrisenzeitraum sogar zurück. Das Wachstum verlangsamte sich auch in Lateinamerika und noch stärker in Afrika und im Nahen Osten. Eine Ausnahme bildeten die asiatischen Schwellenländer: Dort wuchs das Prämienvolumen in den Nachkrisenjahren etwas kräftiger als in den Jahren vor der Krise. Dies ist jedoch hauptsächlich auf das sehr kräftige Wachstum in China im Jahr 2010 zurückzuführen. Lässt man dieses ausser Betracht, würden sich die Wachstumsraten vor und nach der Krise in etwa die Waage halten. 12 Swiss Re sigma Nr. 3 /2014

Abbildung 9 Weiterhin stabiles Wachstum im Nichtlebengeschäft Welt Entwickelte Märkte Nordamerika Westeuropa Entwickelte Märkte in Asien Ozeanien Schwellenländer Schwellenländer in Asien Lateinamerika und Karibik Mittel- und Osteuropa Afrika Naher Osten und Zentralasien Growth rate 2013 Durchschnittliches Vorkrisenwachstum 2003 2007 Durchschnittliches Nachkrisenwachstum 2009 2013 4% 0% 4% 8% 12% 16% Quelle: Swiss Re Economic Research & Consulting Verglichen mit dem zehnjährigen Durchschnitt fielen die Katastrophenschäden 2013 moderat aus. Die Profitabilität verbesserte sich 2013 aufgrund von geringeren Schadenforderungen, höheren Prämiensätzen und der Auflösung von Rückstellungen. Die Anlagerenditen gingen hingegen zurück. Katastrophenschäden 6 Im Jahr 2013 belief sich der wirtschaftliche Gesamtschaden aus Katastrophenereignissen auf rund 140 Mrd. USD. Dieser Wert liegt nicht nur unter dem Schadenvolumen von 2012 mit 196 Mrd. USD, sondern auch deutlich unter dem inflationsbereinigten Zehnjahresdurchschnitt von 190 Mrd. USD. Am stärksten betroffen war Asien, wo sich die Schäden auf 62 Mrd. USD beliefen. Haiyan, einer der stärksten je aufgetretenen Taifune, traf im November 2013 die Philippinen. Insgesamt deckte der Versicherungssektor Schäden von 37 Mrd. USD durch Naturkatastrophen und 8 Mrd. USD durch Man-made-Katastrophen. Die grössten versicherten Schäden entstanden durch Überschwemmungen in Europa und Kanada, Hagelschäden und mehrere Sturmereignisse in Europa, Gewitter und Tornadoereignisse in den USA sowie den Taifun Haiyan auf den Philippinen. Die grosse Lücke von 95 Mrd. USD zwischen Gesamtschaden und versichertem Schaden zeigt auf, wie weit es an Versicherungsschutz mangelt. Dies gilt insbesondere für die Schwellenländer, aber auch für die entwickelten Märkte. Profitabilität des Nichtlebengeschäfts 7 Insgesamt hat sich die Profitabilität im Nichtlebensektor 2013 leicht verbessert. Das günstigere wirtschaftliche Umfeld und steigende Versicherungsprämien stützten die Erträge und technischen Gewinne. Die versicherungstechnische Profitabilität lag bei nahezu null, und der durchschnittliche Schaden-Kosten-Satz verbesserte sich auf 100%, gegenüber 101% im Jahr 2012. In den USA kehrte die versicherungstechnische Profitabilität wieder in den positiven Bereich zurück, nachdem sie in den vorangegangenen fünf Jahren negativ gewesen war. In Westeuropa verbesserten sich die versicherungstechnischen Ergebnisse nur leicht: Der markant bessere Schadenverlauf in Italien wurde durch höhere Schadenforderungen aufgrund von Naturkatastrophen in Deutschland und Grossbritannien ausgeglichen. In Japan blieb die Profitabilität stabil, da grössere Schäden aus Naturkatastrophen ausgeblieben waren. Die tiefen Zinssätze wirkten weiterhin hemmend auf die Anlagerenditen weltweit. Insgesamt fielen die durchschnittlichen Kapitalerträge in Prozent der verdienten Nettoprämien in den acht grössten Versicherungsmärkten um einen Prozentpunkt auf 9%. Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite nach Steuern verbesserte sich von 7% im Jahr 2012 auf 8% im Jahr 2013. 6 «Natur- und Man-made-Katastrophen im Jahr 2013: Massive Schäden aus Überschwemmungen und Hagelstürmen; Haiyan verwüstet die Philippinen» (2014), sigma Nr. 1/2014, Swiss Re. 7 Die in den folgenden Abschnitten erläuterte Entwicklung des Nichtlebensektors basiert auf den aggregierten Zahlen von acht grossen Versicherungsmärkten: USA, Kanada, Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan und Australien. Swiss Re sigma Nr. 3 /2014 13

Lebens- und Nichtlebenversicherungen: Langsameres Wachstum im Jahr 2013 Abbildung 10 Das technische Ergebnis verbesserte sich 2013 dank geringerer Schadenforderungen und der Auflösung von Rückstellungen. 20% 15% 10% 5% 0% 5% 10% 15% Gesamtergebnis für USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Grossbritannien, Japan und Australien Schätzung/ Prognose 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Versicherungstechnisches Ergebnis in % der verdienten Nettoprämien Laufendes Anlageergebnis in % der verdienten Nettoprämien Kapitalgewinne/-verluste in % der verdienten Nettoprämien Eigenkapitalrendite nach Steuern (%) Quelle: Swiss Re Economic Research & Consulting Der Nichtlebensektor ist gut kapitalisiert, doch die Herausforderungen bleiben bestehen. Kapitalausstattung des Nichtlebensektors Die Kapitalausstattung des Nichtlebensektors verbesserte sich 2013 weiter auf 123% (Eigenkapital/Prämieneinnahmen) und fand damit zurück auf das Rekordhoch von 2010. Doch die Herausforderungen bleiben bestehen. Im Jahr 2013 wirkten sich die steigenden Zinssätze negativ auf das Eigenkapital aus, weil die nicht realisierten Gewinne auf Anleihen zurückgingen. Ausserdem haben sich die Kapitalanforderungen aufgrund von verschiedenen Faktoren beispielsweise dem hohen Risiko von Naturkatastrophen, Kapitalmarktrisiken und höheren Risikozuschlägen im Zusammenhang mit den Reserven vor Kurzem erhöht. Nicht zuletzt haben sich die erheblichen Auflösungen von Rückstellungen in den vergangenen Jahren auf die Angemessenheit der Reserven ausgewirkt und die Stabilität des potenziellen Kapitalniveaus geschwächt. Abbildung 11 Höhere Solvabilität der Nichtlebenversicherer im Jahr 2013 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 Mrd. USD Gesamtergebnis für USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Vereinigtes Königkreich, Japan und Australien 140% Schätzung / Prognose 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Eigenkapital Verdiente Nettoprämien Solvabilität (Kapital/Prämien, rechte Skala) Quelle: Swiss Re Economic Research & Consulting 14 Swiss Re sigma Nr. 3 /2014

Moderate Preiserhöhungen und das Wirtschaftswachstum werden den globalen Nichtlebensektor stützen. Insgesamt bleibt die Profitabilität schwach. Aussichten für den Nichtlebensektor Der globale Nichtlebensektor dürfte sich 2014 verbessern, unterstützt durch das Wirtschaftswachstum und moderate Prämiensatzerhöhungen. In Nordamerika wird das anhaltende Wirtschaftswachstum die Nachfrage stützen, aber die nachlassenden Preiserhöhungen in den USA werden das Prämienwachstum beeinträchtigen. Die Aussichten für Westeuropa bleiben getrübt, da sich das schwache Wirtschaftswachstum limitierend auf die Versicherungsnachfrage auswirkt. Die Wachstumsaussichten für die entwickelten Länder Asiens und Ozeanien werden dort zu einer stärkeren Nachfrage nach Versicherungsprodukten führen, obwohl in Ozeanien die Versicherungsbranche vor regulatorischen Herausforderungen steht. In den Schwellenländern dürfte das Wachstum stabil bleiben, denn die Konjunkturprognosen sind gut, und die Versicherungsdurchdringung nimmt zu. In China könnte sich das Prämienwachstum verlangsamen. Grund dafür ist der zunehmende Wettbewerb in der Motorfahrzeugsparte, der wiederum auf die Öffnung des Marktes für obligatorische Motorfahrzeug-Haftpflichtversicherungen für ausländische Versicherungsgesellschaften zurückzuführen ist. In Lateinamerika dürfte das Prämienwachstum nicht nur wegen des nachlassenden Wirtschaftswachstums schwach bleiben, sondern auch weil die Steuererleichterungen für Autokäufe in Brasilien auslaufen und mit geldpolitischen Massnahmen die Kreditvergabe eingeschränkt werden soll. Die Profitabilität der Nichtlebenversicherer bleibt unter Druck, weil die Preiserhöhungen geringer ausfallen und weniger Rückstellungen aufgelöst werden. Gleichzeitig bleiben die Anlagerenditen bescheiden (siehe das folgende Kapitel «Zinssätze als Altlast für den Versicherungssektor»). Swiss Re sigma Nr. 3 /2014 15

Zinssätze als Altlast für den Versicherungssektor Tiefe Zinsen sind für die Versicherer im Leben- und Nichtlebensektor von grosser Bedeutung. Die Zinssätze sind in den letzten drei Jahrzehnten zurückgegangen und liegen heute nahe bei den historischen Tiefstwerten, was die Versicherungsbranche belastet. Die Zinssätze haben in vielen Märkten in den letzten 30 Jahren nach unten tendiert. Die Renditen von zehnjährigen Staatsanleihen lagen in den USA, Grossbritannien und Deutschland im letzten Jahr unter 2%, die japanischen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit werfen seit über einem Jahrzehnt weniger als 2% ab. Die aktuell tiefen Zinssätze haben überschuldeten Kreditnehmern geholfen, ihren Verschuldungsgrad zu reduzieren, doch als Grossanleger haben die Versicherer unter den tiefen Anlagerenditen gelitten. Gemäss Schätzungen von sigma hat die Versicherungsbranche im Jahr 2012 weltweit Vermögen von rund 27 000 Mrd. USD (rund 12% der globalen Finanzvermögen) verwaltet und angelegt. Somit würde eine Senkung der Zinssätze um einen Prozentpunkt die Kapitalerträge der Versicherer um rund 270 Mrd. USD pro Jahr verringern. Dies entspricht etwa 6% der jährlichen Prämieneinnahmen weltweit (in Bezug auf das Jahr 2012). Abbildung 12 Renditen von langfristigen Staatsanleihen in den fünf grössten entwickelten Versicherungsmärkten 14% 12% 10% 8% Langfristige Zinssätze UK Jap Fra 6% Ge 4% US 2% 0% 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Deutschland Frankreich Japan USA Vereinigtes Königreich Quelle: Datastream Die Zinssätze wirken sich auf alle Versicherer aus, auch wenn die Auswirkungen auf kurzfristige Verträge beschränkt sind. Für langfristige Verträge wie Haftpflichtversicherungen hingegen sind die Kapitalerträge eine wichtige Einnahmequelle. Die Versicherer mindern dieses Problem, indem sie die Laufzeit von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten aufeinander abstimmen. Während sich Zinsänderungen auf alle Versicherer auswirken, sind nicht alle Geschäftssparten gleichermassen davon betroffen. Im Geschäft mit kurzer Laufzeit, beispielsweise im Bereich Sachversicherungen, ist der Zeitraum zwischen der Prämienzahlung und allfälligen Forderungen relativ kurz. Dieses Geschäft kann in der Regel jährlich neu kalkuliert werden, weshalb die Anfälligkeit gegenüber Zinsschwankungen gering ist. Im Gegensatz dazu haben die Zinssätze einen erheblichen Einfluss auf langfristige Geschäftsparten, denn dort sind Kapitalerträge eine wichtige Einnahmequelle. Im Nichtlebengeschäft (zum Beispiel im HUK) können zwischen dem Zeitpunkt der Prämieneinnahme und der Auszahlung im Schadenfall viele Jahre vergehen. Um das Wiederanlagerisiko zu minimieren, versuchen die Versicherer, die Laufzeit ihrer Vermögenswerte und Verbindlichkeiten aufeinander abzustimmen. In einer idealen Welt, in der die Laufzeit der Verbindlichkeiten perfekt vorweggenommen und auf die Laufzeit der Vermögenswerte abgestimmt würde, wären die Versicherer aus wirtschaftlicher Sicht immun gegen Zinssatzänderungen. 16 Swiss Re sigma Nr. 3 /2014