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Berufliches Gymnasium (WG, EG, AG, SG, BTG) Hauptprüfung 2012 Teil 4, Lineare Optimierung, Aufgabe 2 Baden-Württemberg 2. Die Geschäfte einer Einkaufsstraße in einer Kleinstadt beschließen ein Straßenfest zu veranstalten und planen dafür verschiedene Aktivitäten. 2.1 (8 Punkte) Das Kaffeehaus arabica möchte Packungen mit einer eigenen Hochlandmischung verschenken. Es steht Kaffee aus Peru und aus Ecuador zur Verfügung. Je höher der Anteil des Kaffees aus Peru, umso höher ist die Qualität der Mischung. Jede Packung soll mindestens 20g Kaffee enthalten. Der Anteil des peruanischen Kaffees an der Mischung soll mindestens 25% betragen. Im Einkauf kosten 100g des peruanischen Kaffees 1,20 und der Kaffee aus Ecuador kostet 0,60 pro 100 g. Das Kaffeehaus möchte pro Packung nicht mehr als 0,30 ausgeben. Der Kaffeehausbesitzer möchte wissen, welche Möglichkeiten es für die Zusammensetzung der Hochlandmischung gibt. Zeichnen Sie das zugehörige Planungsvieleck und geben Sie die Koordinaten aller Eckpunkte des Planungsvielecks an, die eine Mischung beschreiben, die aus beiden Kaffeesorten besteht. Vergleichen Sie diese Mischungen hinsichtlich Gewicht, Kosten und Qualität. Geben Sie eine mögliche Mischung aus beiden Kaffeesorten an, die eine höhere Qualität hat. 2.2 (7 Punkte) In der Straße befindet sich auch ein Kiosk, der bei diesem Straßenfest die beiden frisch gepressten Obstsäfte Orango und Marange anbieten will. Beide Getränke werden aus Orangen und Mangos hergestellt. Das Verhältnis Orange zu Mango beträgt beim Getränk Orango drei zu eins und beim Getränk Marange zwei zu eins. Für die Herstellung der beiden Säfte kauft der Kioskbetreiber Orangen, aus denen maximal 60 Liter Saft gepresst werden können, und Mangos, aus denen maximal 25 Liter Saft gepresst werden können. Die Säfte werden in 0,25 Liter-Bechern angeboten. Aufgrund der Erfahrungen früherer Jahre sollen vom Getränk Orango nicht mehr als 300 Becher hergestellt werden. Der Gewinn je Becher beträgt beim Getränk Orango 0,90 und beim Getränk Marange 1,00. Ermitteln Sie mit Hilfe des Simplex-Verfahrens, wie viel Liter von jedem Getränk hergestellt und verkauft werden müssen, damit der Gesamtgewinn möglichst groß ist. Geben Sie den maximalen Gesamtgewinn an. Untersuchen Sie, inwieweit das eingekaufte Obst verbraucht wird. 1

Berufliches Gymnasium (WG, EG, AG, SG, BTG) Hauptprüfung 2012 Teil 4, Lineare Optimierung, Lösung zu Aufgabe 2 Baden-Württemberg 2.1 Folgende Variablen werden definiert: x = Menge des peruianischen Kaffees in Gramm y = Menge des ecuadorianischen Kaffees in Gramm Folgende Bedingungen ergeben sich aus der Aufgabe: 1.) Jede Packung enthält mindestens 20 g: x+ y 20 y 20 x (1) 2.) Anteil des peruanischen Kaffees mindestens 25%: x 0,25(x + y) y 3x (2) 3.) Pro Packung nicht mehr als 0,30 : 0,012x+ 0,006y 0,30 y 50 2x (3) Einzeichnen der drei Geraden in ein Koordinatensystem ergibt folgendes schraffiertes Planungsvieleck: Die Eckpunkte des Vielecks lauten wie folgt: S(5/15) (Schnitt der Geraden (1) und (2) ) R(10/30) (Schnitt der Geraden (2) und (3) ) P(25/0) (Schnitt der Geraden (3) mit der x-achse) Q(20/0) (Schnitt der Geraden (1) mit der x-achse) Nur die Punkte R und S stellen eine Mishung dar, die aus beiden Sorten besteht. Eckpunkt R mit x= 10g peruanischen Kaffees und y= 30g ecuadorianischen Kaffees: Gesamtgewicht: 10+ 30= 40 Gramm je Packung Kosten: 0,012 10+ 0,006 30= 0,30 Euro je Packung 2

Qualität: Da der Anteil des peruanischen Kaffees 25% beträgt (10 Gramm von 40 Gramm), ist die Mindestqualität erreicht. Eckpunkt S mit x = 5g peruanischen Kaffees und y = 15 g ecuadorianischen Kaffees: Gesamtgewicht: 5 + 15 = 20 Gramm je Packung (Mindestgewicht) Kosten: 0,012 5+ 0,006 15= 0,15 Euro je Packung (deutlich unter dem Höchstpreis) Qualität: Da der Anteil des peruanischen Kaffees 25% beträgt (5 Gramm von 20 Gramm), ist die Mindestqualität erreicht. Die Punkte R und S liegen beide auf der Gerade y = 3x, die die Restriktion hinsichtlich des Anteils in Höhe von 25% beschreibt. Wählt man einen Punkt des Planungsvielecks, der nicht auf dieser Gerade liegt, ergibt sich eine Mischung mit höherer Qualität. Beispiel: x = 10g peruanischer Kaffee und y = 20g ecuadorianischer Kaffee: Gesamtgewicht: 10+ 20= 30 Gramm je Packung Kosten: 0,012 10+ 0,006 20= 0,24 Euro je Packung Qualität: Da der Anteil des peruanischen Kaffees 33,3% beträgt (10 Gramm von 30 Gramm), ist die Mindestqualität überschritten. 2.2 Es werden folgende Variablen definiert: x = Menge der Becher vom Getränk Orango y = Menge der Becher vom Getränk Marange Beim Getränk Orango ist das Verhältnis Orange zu Mango 3 : 1 Das heißt 1 Becher (0,25 Liter) Orango enthält 1 3 Liter Mangosaft und 16 16 Liter Orangensaft. Beim Getränk Marange ist das Verhältnis Orange zu Mango 2 : 1 Das heißt 1 Becher (0,25 Liter) Marange enthält 1 12 Liter Mangosaft und 1 6 Liter Orangensaft. Folgende Ungleichungen ergeben sich: 1.) Maximal 300 Becher Orango : x 300 2.) Maximal 60 Liter Orangensaft: 3 x+ 1 y 60 3.) Maximal 25 Liter Mangosaft: 1 x+ 1 y 25 Zu maximieren ist der Gewinn: 0,9x+ y= G 3

Um den Simplex-Algorithmus anzuwenden, müssen Schliufvariablen eingeführt werden: x + u = 300 3 1 x + y + v = 60 1 1 x + y + w = 25 Damit ergibt sich nun folgendes Simplex-Tableau: x y u v w Erg. Quotient 1 0 1 0 0 300 3 1 0 1 0 60 1 60 : 360 6 = 1 1 0 0 1 25 1 25 : 300 12 = 0,9 1 0 0 0 G Die Pivotspalte ist die Spalte mit der größten positiven Zahlen in der letzten Zeile (oben markiert) Der kleinste positive Wert der Spalte Quotient legt die Pivotzeile fest. Das Simplextableau wird nun so umgeformt, dass das Pivotelement den Wert 1 annimmt (das heißt die komplette 3. Zeile wird mit 12 multipliziert) Nummer x y u v w Erg. Umformung (1) 1 0 1 0 0 300 keine (2) 3 1 0 1 0 60 1 (2) (3) 6 (3) 0,75 1 0 0 12 300 keine (4) 0,9 1 0 0 0 G (4) (3) Nach der Umformung erhält man folgendes Tableau: x y u v w Erg. Quotient 1 0 1 0 0 300 300:1 = 300 1 0 0 1-2 10 1 10 : 160 16 16 = 0,75 1 0 0 12 300 300:075=400 0,15 0 0 0-12 G-300 Die Pivotspalte ist die Spalte mit der größten positiven Zahlen in der letzten Zeile (oben markiert) Der kleinste positive Wert der Spalte Quotient legt die Pivotzeile fest. 4

Das Simplextableau wird nun so umgeformt, dass das Pivotelement den Wert 1 annimmt (das heißt die komplette 2. Zeile wird mit 16 multipliziert) Nummer x y u v w Erg. Umformung (1) 1 0 1 0 0 300 (1) (2) (2) 1 0 0 16-32 160 (3) 0,75 1 0 0 12 300 (3) 0,75 (2) (4) 0,15 0 0 0-12 G-300 (4) 0,15 (2) Nach der Umformung erhält man folgendes Tableau: x y u v w Erg. 0 0 1-16 32 140 1 0 0 16-32 160 0 1 0-12 36 180 0 0 0-2,4-7,2 G-324 Da die letzte Zeile keine positiven Elemente mehr besitzt, ist das Optimum erreicht. Als Lösung folgt: x = 160 und y = 180 und u = 140. Die Nichtbasisvariablen ergeben v = 0 und w = 0. Es müssen 160 Becher Orango (also 40 Liter) und 180 Becher Marange (also 45 Liter) hergestellt und verkauft werden. Der maximale Gesamtgewinn beträgt 324 Euro. Da v = w = 0 ist, wird das eingekaufte Obst komplett verbraucht. Die Variable u = 140 bedeutet, dass von den maximal möglichen 300 Bechern Orango 140 davon nicht verkauft werden, sondern nur 160. 5