Auf dem Weg zu neuen Ufern Den Übergang in die Grundschule seelisch gesund meistern

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Transkript:

Auf dem Weg zu neuen Ufern Den Übergang in die Grundschule seelisch gesund meistern Fachtagung zum Elternprogramm Schatzsuche 22. September 2017 Dagmar Lettner Gesundheit Berlin-Brandenburg e.v.

Was Sie erwartet Warum ist es so wichtig, dass wir uns mit dem Übergang beschäftigen? Ein sezierender Blick: Einordnung der Begriffe Übergang, beteiligter Personen und der verschiedenen Ebenen Den Übergang seelisch gesund meistern was bedeutet das für uns als Fachkräfte?

Erfahrungen und Hintergründe Es werden seit 200 Jahren Kinder eingeschult und dies ist immer noch kompliziert und es wird nicht einfacher. Es wird von Mal zu Mal komplizierter. Zitat aus einer Fokusgruppe mit Eltern in Marzahn-Hellersdorf

Es gibt nichts Gutes. Außer: man tut es. Erich Kästner

Worum geht's hier eigentlich? Kinder kommen in die Schule, Jahr für Jahr. Alle Kinder sollen die gleichen Chancen auf Bildung und Gesundheit haben. Eltern sind Experten für ihre Kinder und ihre wichtigsten Begleiter. Entwicklungszuversicht Vertrauen Professionalität

Der erste Schultag Tag der Chancengerechtigkeit für alle Kinder!

Chancengerechtigkeit bieten Gesundheits- und Sozialberichtsdaten belegen, dass die Chancen auf Bildung und Gesundheit ungleich verteilt sind. Von sozialer Lage der Eltern abhängig. Enger Zusammenhang von Gesundheit und Bildung. Das Einlösen von Chancengerechtigkeit muss in den zentralen Settings Kita und Schule stattfinden. Strukturelle und politische Rahmenbedingungen schaffen!

Vom Wesen des Übergangs Abschied von Vertrautem und sich auf Neues einlassen - neue Personen, neue Einrichtungen, neue Abläufe. Für die Einzelnen als auch für ihre (soziales) Umfeld mit Veränderungen und Herausforderungen verbunden, dauerhaft und unumkehrbar. Beschleunigte Prozesse und intensiviertes Lernen Bedeutsame biographische Erfahrung

Vom Wesen des Übergangs Normative und nicht-normative Übergänge: kulturspezifische Lebenslaufereignisse (wie z.b. Bildungsübergänge) nicht entwicklungsspezifisch, unvorhergesehen und unerwartet (Flucht, Scheidung, ) Individuell und institutionell Fotonachweis: Cornelia Schulze / pixelio.de

Vom Wesen des Übergangs Chance und Risiko: Positive Bewältigung insbesondere der ersten Übergänge ist bedeutsam für die weitere Entwicklung. Konstruktive Weiterentwicklung der Persönlichkeit in einem jeweils neuen sozialen und kulturellen Kontext Kompetenzgewinn Vertrauen in eigene Kräfte, Resilienz Ernsthafte Verletzungen ihrer Bedürfnisse Überlagerung von Übergängen Übergangsverlierer BMFSFJ, 2006, S. 221 Griebel & Niesel, 2011

Übergang und Transition Ebenen des Übergangs und Anforderungen Übergang als der Schritt, Transition umfasst den gesamten Prozess der Bewältigung übergangsbedingter Veränderungen auf mehreren Ebenen der individuellen (Ebene des Einzelnen) vom Kitakind zum Schulkind der interaktionellen (Ebene der Beziehungen) neue Beziehungen aufbauen, (familiärer) Rollenzuwachs, dauerhaft und unumkehrbar der kontextuellen Ebene (Ebene der Lebensumwelten) neue Anforderungen in Schule und Hort, neue Regeln, geschriebene und ungeschriebene

Schulfähigkeit Nicht nur den Stift halten können Verlust von jüngeren Freunden Verlust der Erzieherin Schulweg Hausaufgaben Längeres Sitzen Früheres Aufstehen Neue Freunde Pünktlich sein müssen Kognitive Anforderung Geschriebene und ungeschriebene Regeln in der Schule und im Hort Fotonachweis: Günter Havlena / pixelio.de

Am Übergang beteiligt Sozialsystem Fachkräfte Eltern Kind Graphik: eigene Darstellung, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.v.

Am Übergang beteiligt Das Kind ist der Bewältiger des Übergangs. Eltern begleiten den Übergang und erleben ihren eigenen. Fachkräfte moderieren den Prozess und tragen die Verantwortung für die Gestaltung Sozialsystem Fachkräfte Eltern Kind

Übergang als Ko-Konstruktiver Prozess pädagogischer Ansatz Lernen findet durch Zusammenarbeit statt. Ko-Konstruktion = gemeinsame Gestaltung in allen Phasen des Übergangsprozesses (Vorbereitung Bewältigung - Abschluss) Kommunikation und Partizipation aller beteiligten Akteure wesentlich für eine gelingende Transition Transitionskompetenz ist eine Kompetenz des sozialen Systems und nicht des Kindes allein. Transitionen als ko-konstruktiver Prozess am Beispiel des Übergangs in die Grundschule (Griebel & Niesel, 2004, S. 120)

Was können wir als Fachkräfte dazu beitragen, dass Kinder und ihre Eltern den Übergang in die Schule seelisch gesund meistern? Fotonachweis: Francesca Schellhaas / photocase.de

Ko-Konstruktiver Prozess Natürlich und zuerst: Der Blick aufs Kind als der Bewältiger des Übergangs 1. Sichere Bindung 2. Positives Selbstbild 3. Selbstwirksamkeitserwartung 4. Optimistische Grundhaltung Anschlussfähigkeit?

Ko-Konstruktiver Prozess Erziehungspartnerschaft mit Eltern: Ins Gespräch kommen und sie in ihrer Rolle stärken, Ängste und Sorgen nehmen, ihre Ideen und Ressourcen aufnehmen (zentral auch beim Programm Schatzsuche ) Entwicklungszuversicht Oggi Enderlein, Große Kinder, 2017

Eltern als Ressource und ohne Alternative Eltern sind die Expert/inn/en ihrer Kinder. Zu 80% hat die Familie einen Einfluss auf das Kind. Eltern: haben die Hauptverantwortung. sind die gesetzlichen Vertreter. sind erste Dialogpartner für Kinder. Fachkräfte: kommen später als bedeutungsvolle Dritte hinzu. eröffnen Kindern und ihren Familien neue (Bildungs)möglichkeiten und Beziehungsangebote.

Eltern sind ohne Alternative. Eltern als Erziehungspartner: Der Umgang ist für Fachkräfte oft herausfordernd. Sie arbeiten ihre eigene Schulkarriere an uns ab. Institution: Hierarchie und Machtgefälle Es gibt sprachliche Barrieren. Es ist nicht immer ersichtlich, wie sie das Beste für ihr Kind wollen. Es gibt oft keine Luft und keinen Rückhalt, um sich mit den Eltern zu beschäftigen.

Ko-Konstruktiver Prozess Zusammenarbeit von Kita und Schule: Strukturell oft vorausgesetzt (Übergangsbeauftragte, Kooperationsvereinbarungen, ), jedoch oft nicht mit Ressourcen untersetzt. geregelte praktische und pragmatische Zusammenarbeit: Bezogen auf Kinder und Eltern (drei Ebenen) Ressourcen von Kindern und Eltern: Peer-Modelle entwickeln Leitbildentwicklung zur Zusammenarbeit mit Familien, Abschieds- und Willkommenskultur, Zusammenarbeit zwischen den Institutionen, gemeinsame Fortbildungen

Ko-Konstruktiver Prozess Transitionskompetenz des Systems: Anschlussfähigkeit von Bildungssystemen, Vernetzung mit Unterstützungssystemen des Sozialraums, ressortübergreifende Zusammenarbeit mit Blick auf die Familien, Chancengerechtigkeit schaffen!

Übergang als Chance Beschleunigte Prozesse und intensiviertes Lernen Bedeutsame biographische Erfahrung Hohe Emotionalität, fruchtbarer Boden Empfänglichkeit, Interesse, Offenheit, Fragen, Freude auf Kommendes! Es gibt kaum etwas Schöneres, als das Wachsen und die Entwicklung eines Kindes zu beobachten und begleiten.

Vielen Dank für s Zuhören! Dagmar Lettner Gesundheit Berlin-Brandenburg e.v. Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Berlin Telefon: 030-443190-71 Mail: lettner@gesundheitbb.de www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/berlin