Wohnatlas Nicht die kompletten Wohnungen sondern nur ein zelne Teilbereiche, Übergänge und Raumfluchten wurden im Modell nachgestellt. Foto: Stefan Imhof Die dringliche Nachfrage nach städtischem, bezahlbarem Wohnraum wird viel zu selten begleitet von der Frage: Wie können neue Wohnmodelle heute eigentlich aussehen? Auf der Suche nach Neuem lohnt der Blick zurück. Vanessa Lehner und Ludwig Zitzelsberger haben dies mit einem Seminar am Lehrstuhl für Städtische Archi - tektur von Dietrich Fink an der TU München getan. Charakteristische Eigenheiten von herausragenden Wohnungen des zurückliegenden Jahrhunderts wurden in Model len nachgebaut und anschließend fotografisch festgehalten. Wir dokumentieren zehn Beispiele aus der Sammlung Domestic Journal. 40 THEMA THEMA 41
Haus Vodroffsvej in Kopenhagen Appartement Témoin in Le Havre Auguste Perret 1946 Place de l Hôtel de Ville, Le Havre Entwerfen bedeutet zunächst einmal Dingen eine Ordnung zu geben. ur ist Organisation Kay Fisker Julia Ellen Häußer, Anna Klein In die Gemeinschaftsräume gelangt viel Tageslicht dank des offen, flexibel und modular gestalteten Grundrisses. en Kay Fisker, C.F. Møller 1930 Vodroffsvej, Kopenhagen Felix Dick, David Stanzel Blick durch die Enfilade Beweglich oder unbeweglich alles, was sich auf den Raum auswirkt, hat mit Archi - tek tur zu tun Auguste Perret 42 THEMA THEMA 43
Edifício Louveira in São Paulo Casa d Ercole in Mailand Ich bewundere Dichter. Um auszudrücken, was sie mit zwei Worten sagen, brauchen wir tausende Ziegelsteine Vilanova Artigas Ich habe mich vom dogmatischen Rationalismus entfernt, da ich immer geglaubt habe, dass mehr hinter der ur steckt, etwas, das mit Rationalismus schwer zu erreichen ist Ignazio Gardella en João Batista, Vilanova Artigas, Carlos Cascaldi 1946 Praça Vilaboim, São Paulo Philipp Mumme, Ralph Höchster Die verglaste Loggia im Wohnzimmer verleiht der Wohnung ihren besonderen Charakter. Ignazio Gardella 1954 Via Paolo Marchiondi, Mailand Christina Teodora Pascu, Georgija Slavova Der Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Flächen als auch Innenräumen dient einem zentra - len Prinzip: der Flexibilität. Dachgeschoss 1:200 44 THEMA THEMA 45
Casa de la Marina in Barcelona Alvar-Aalto-Haus in Berlin José Antonio Coderch 1954 Passeig de Joan de Borbó, Barcelona Flavia Maria Fagugli, Lara Puricelli Das kleine Schlafzimmer mit Einbauschrank wird seitlich über zwei Loggien belichtet. 1. Obergeschoss 1:200 Es sind nicht Genies, die wir jetzt brauchen José Antonio Coderch Alvar Aalto 1957 Hansaviertel, Berlin Marion Montiel-Cabrera, Stephan Mauser Ein Gebäude [...] muss alles Positive aufnehmen und alles Negative und Schädliche abstoßen. Dieses Ziel lässt sich nur erreichen, wenn das Gebäude genauso fein nuanciert ist wie das Umfeld, in dem es steht Alvar Aalto Die Räume jeder Wohnung sind um die schmalen Balkone organisiert, die zu Innenhöfen erweitert wer - den können. Die Bewohner bekommen so einen kleinen, privaten Garten. 46 THEMA THEMA 47
Wohngebäude Via Quadronno in Mailand Wohnhaus Herter in München Die an die Loggia angrenzenden Räume haben unterschiedliche Abstufungen von Privatsphäre. en Hilmer Sattler en 1979 Schwabing, München Sophie Ramm, Maria Schlüter Glück kommt von Genauigkeit Studio Mangiarotti Das Öffnen der Türen verbindet Essbereich, Lobby, Wohnbereich und Loggia axial miteinander. 1. Obergeschoss 1:200 Angelo Mangiarotti 1962 Via Quadronno, Mailand Anna Gehringer, Paul Machedon Entwerfen hat weniger mit Erfinden als mit dem Neukombinieren von gespeicherten architektonischen Erinnerungen zu tun Hilmer Sattler en 48 THEMA THEMA 49
Haus 8 in Berlin Wohnbebauung Seesener Straße in Berlin Hans Kollhoff 1994 Seesener Straße, Berlin Rodrigo Alonso Pereyra Rivera, Lluis Daniel Durá Hans Hollein Alles ist ur Hans Hollein 1985 Rauchstraße, Berlin León Lesoine, Meike Kohler Die Anordnung der Räume und die Möglichkeit sie aus unterschiedlichen Richtungen zu betreten, las - sen die Wohnung groß und geräumig wirken. 2. Obergeschoss 1:200 Die beiden Geschosse der Maisonettewohnung sind über eine verglaste Loggia vertikal verbunden. Erdgeschoss und 1. Obergeschoss 1:200 Zudem sollte, wer städtisch bauen will, noch einige Gepflogenheiten berücksichtigen: etwa eine klare Trennung zwischen öffentlichem Raum und privater Wohnung Hans Kollhoff 50 THEMA THEMA 51