Gewalt- und Aggressionerfahrungen als Thema der Gefährdungsbeurteilung

Ähnliche Dokumente
Gewalt in der Pflege ein Tabuthema

Alcointerlocks in der Logistik. Ulrich Süßner, Fachtagung Warenlogistik 2015

III. A Sichere Einrichtung der Betriebsstätte

Gewalt gegen Pflegende

Mitarbeitergesundheit und Arbeitsschutz

Wege zur effektiven Gewaltprävention. Das Aachener Modell zur Reduzierung von Bedrohungen und Übergriffen an Arbeitsplätzen mit Publikumsverkehr

Zwang und Gewalt in der Pflege

- herzlich Willkommen -

Erst- und Folgeunterweisung. Arbeitssicherheit. Musterhausen, den

Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung im Pflegeberuf

Das Kreuz mit dem Kreuz Muskel-Skelett-Erkrankungen

2 Grundlagen für den Arbeitsschutz in Bildungseinrichtungen. 2/1 Allgemeines zum Arbeitsschutz in Bildungseinrichtungen

gesund-pflegen-online.de Arbeitsprogramm für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Pflege

gesund pflegen Arbeitsprogramm Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Pflege

PARSAG-Kongress Arbeits- und Gesundheitsschutz. Aufsicht. Fürsorge. Maria Elisabeth Berner Leiterin des Referates C März 2010 Guten Tag!

Betriebliche Gesundheitsförderung - Sozialer Arbeitsschutz

Gesunde Pflege gemeinsam gestalten

Konfliktmanagement. Aufgaben im Betrieb. Theo Blättler Unfallkasse NNRW

ver.di-online-handlungshilfe zur Gefährdungsbeurteilung

Der Arbeitsplatz von ErzieherInnen und Lehrkräften - Umsetzung der Arbeitsstättenverordnung. Jutta Busch, BUK, München,

Warum lohnt sich kollegiale Nachsorge für die Betroffenen und die Einrichtung?

Dienstvorschrift Jährliche Unterweisungen in der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (DV Jährliche Unterweisungen)

Gewaltprävention in der Pflege. Interprofessioneller Pflegekongress Dresden, April 2014

Organisationsverpflichtung und Haftung des Managements, finanzielle Risiken

VSL Speditionskreis Beratung Konzepte Durchführung

Arbeitswelt Kirche Arbeits- und Gesundheitsschutz eine Last? Dresden, Patrick Aligbe P. Aligbe Dresden 2016

Verantwortung und Haftung im Arbeitsschutz

Das Drei-Ebenen-Interventionsmodell

Biologische Arbeitsstoffe. Matthias Schillo, Fachkraft für Arbeitssicherheit

Vom Stellenwert staatlicher Kontrolle - Betriebsärzte rzte und Umsetzung der BioStoffV in den 219 niedersächs

ver.di-online-handlungshilfe zur Gefährdungsbeurteilung

BGI/GUV-I Suchtprobleme im Betrieb. Information. Alkohol, Medikamente, illegale Drogen. April 2008

Präventionspotential Unfall. - Absturz von der obersten Gerüstlage

Erfolgsfaktoren der betrieblichen Gesundheitsförderung - passgenaue Angebote der Krankenkassen

Gesunde Bildschirmarbeitsplätze. TL Tag Donaueschingen, Manfred Franz

Bürgernähe und aggressive Kunden: Anforderung an die Beschäftigten, Verantwortung des Arbeitgebers

Unterweisungsmodul. Arbeitsschutz & Unfallverhütung

Arbeitszeit und Gesundheit

Mobile Arbeitswelt 4.0 erste Ergebnisse einer Unternehmensbefragung Prof. Dr. Jochen Prümper HTW Berlin

Arbeitsschutz auf Baustellen

Länderübergreifender Gesundheitsbericht Berlin-Brandenburg 2015

W 5 Gesundheitsförderndes Führen

Stürze im Alter Die Bundesinitiative Sturzprävention stellt sich vor

MEDIZIN UND TECHNIK. Sicherheit und Gesundheitsschutz in Fahrschulen 2001

Nur ein sicherer und gesunder Bibliothekar ist ein guter Bibliothekar?! - Bausteine für Arbeits- und Gesundheitsschutz in Bibliotheken

Handlungsanleitung für die arbeitsmedizinische Vorsorge BGI/GUV-I Information

BGW trialog Dresden,

am Beispiel der Gefährdungsbeurteilung

Betriebliche Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung

Führungskräfte als Verantwortliche und Zielgruppe

Professioneller Umgang mit Gewalt und Aggression im Krankenhaus

Kooperation von Aufsichts- und Prüfinstitutionen für die stationäre Pflege

Arbeitsunfall beim Entladen von Paletten mit einem Flurförderzeug. Alexander Gaupp TLV, Arbeitsschutz Regionalinspektion Mittelthüringen

Die Umsetzung des gesetzlichen Auftrags zum Arbeitsschutz ist mehr als die Erfüllung einer Pflichtaufgabe

Français Deutsch Português. retrace. English. Recueil d Informations sur les Traumatismes et Accidents au Luxembourg

Neue Wege zu Sicherheit und Gesundheit. Der Leuchtturm sticht in See, Frankfurt am Main, 26.August

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz Definition & Umsetzung

Workshop Eckpunkte einer Betriebs- bzw. Dienstvereinbarung

Herausforderndes Verhalten eine GEWALT-ige Herausforderung? NEVAP Jahrestagung 2013

Das GDA-Arbeitsprogramm ORGANISATION

GDA was ist das? Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie. Hintergründe, Ziele, Projekte Wie werden sie umgesetzt?

Gesund und sicher arbeiten

Statistik 2015 der Kantonspolizei Wallis. Medienkonferenz vom Kommandant Christian Varone

Hoch gelegene Arbeitsplätze. für niedrige Arbeitshöhen ( 5 m) - Unfallschwerpunkt Leiter

Tagung für Sicherheitsfachkräfte und Betriebsärztinnen und -ärzte am 19. und 20. Oktober 2016 in Pforzheim

2. Newsletter zur BGW-Studie Führung & Gesundheit in der Sozialwirtschaft

Die Azubi-Formel: sicher + richtig + gut = TOP AUSBILDUNG. Kopiervorlage Arbeitsblatt A1

Soziodemografische Angaben

Ingenieur- Dienstleistungen für die Energieversorgung Dipl.-Ing. Gerrit Brunken. nplan engineering GmbH Celler Straße Celle

Gesundheitsschutz im Handwerk

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in der Arztpraxis

Hirndoping am Arbeitsplatz. Dr. Marlen Cosmar, Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung

Gefährdungsbeurteilung in Arbeitsstätten was ist zu tun?

Mitarbeitergesundheit und Arbeitsschutz

Inhalt. Basiswissen. Grundlegende Informationen 11. Alkohol: Zahlen und Fakten 32. Vorwort 9. Was Sie über Alkoholismus wissen sollten 12

Mobbing am Arbeitsplatz Strukturelle Ursachen und Präventionsmöglichkeiten

Barrierefreie Gestaltung von Arbeitsstätten

Health on Top März Seminar D Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. 10:00 13:00 Uhr

Betriebliche Prävention psychischer Erkrankungen aus Krankenkassensicht

Arbeitsschutz in der 4.0-Welt

Arbeitsprogramm GDA Psyche - Sachsen

Allein lebende Menschen mit Demenz. Helga Schneider-Schelte

Allgemeine Unterstützungspflicht

Unterweisungsmodul. Erste Hilfe

Sicherheitskennzeichnung. Sicherheitsunterweisung

Klaus Pickshaus Regelungslücke psychische Belastungen schließen

Frühintervention: Zielgruppen und Zuständigkeiten. Frühintervention bei jugendlichen Rauschtrinkern

Vom Umgang mit gewalttätigen Konflikten im sozialen Arbeitsfeld. Uta Grünhagen-Jüttner

eine ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung muss auch die psychischen Belastungen erfassen RAK Lüneburg 23. September 2010 Dr.

Wenn Alkohol zum Problem wird

Herzlich Willkommen zur Tagung für Sicherheitsfachkräfte in Boltenhagen. Spartenprävention Sparte 2 Chemie- Papier- Zucker

Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie - GDA

Arbeitsmarkt Perspektive der Arbeitnehmer. Stories für Journalisten

Gefährdungsbeurteilungen für die Arbeitsgestaltung nutzen Erfolgsfaktoren und gängige Verfahren

Ergebnisse der bundesweiten Umfrage im Bodenverkehrsdienst (BVD)

APEIRON AKADEMIE Forschung & Beratung für Leadership, Achtsamkeit, Ethik und Meditation

Gesundheit von Menschen mit Behinderung Die Menschenrechtsperspektive. Vergessene Patienten, Düsseldorf, 17. April 2013 Susanne Schwalen 1

Transkript:

Gewalt- und Aggressionerfahrungen als Thema der Gefährdungsbeurteilung Rechtliche Grundlagen GG Artikel 2 Absatz 2 Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit BGB 618 Fürsorgepflicht des Arbeitgebers ArbSchG 3 Absatz 1 Pflicht des AG, für die Sicherheit bei der Arbeit zu sorgen. 1

Zahlen Daten- Fakten 1 BGW - RiRe (Nienhaus 2014) 56% der Befragten erlebten körperliche Gewalt 78% der Befragten erlebten verbale Gewalt 33% der Befragten fühlen sich diesbezüglich stark belastet Spector et al. (2014) 36 % der Krankenschwestern körperliche Gewalt 67 % der Krankenschwestern psychische Gewalt 50% der Pflegekräfte schon Opfer von Gewalt Zahlen Daten- Fakten 2 DGUV Arbeitsunfallgeschehen 2014 (DGUV 2015) 15.360 meldepflichtige Unfälle aufgrund von Gewalt, Angriff, Bedrohung durch betriebsfremde Personen bzw. o.n.a. (davon 11 tödlich) Verteilung der Arbeitsunfälle Gewalt auf BG / UVTöH BG: Gesundheitswesen 4,7%, Heime 11%, Sozialwesen (ohne Heime) 4,6%% UVTöH: Krankenhäuser 6%, psych. Krankenhäuser 39,7%, Heime (Altenpflege) 9,5% (jeweiliger Anteil an allen AU für die Betriebsart) 2

Zahlen Daten- Fakten 3 Folgen von Gewalt für Beschäftigte (DGUV 2015) 61%: Prellungen, Verstauchungen, oberflächliche Hautverletzungen 16%: Schockzustände erlebnisreaktiver/psychischer Art Folgen von Gewalt für das Unternehmen (Schieron 2015) Kosten (Ausfalltage, verminderte Arbeitsleistung ) Arbeitsqualität (unsicheres Verhalten gegenüber Klienten ) Ursachen von Gewalt psychiatrische oder neurologische Erkrankungen der Klienten Verhaltensveränderung durch die Einnahme psychoaktiver Drogen wie Alkohol oder best. Medikamente Stress (auf Seiten von Klienten und Angehörigen) Sich als Klient / Angehöriger nicht ernstgenommen oder unfreundlich behandelt fühlen Gezieltes Begehen von Straftaten (eher selten, aber oft mit dramatischen Folgen).. 3

Prävention von Gewalt und Aggression gegen Beschäftigte das ArbSchG fordert, baulich-technische Maßnahmen, vorrangig vor organisatorischen und personenbezogen Maßnahmen einzuleiten (T-O-P) die Gefährdungsbeurteilung muss sich an den Ursachen der Gewalt / Aggression orientieren d.h.: in verschiedenen Bereichen eines Unternehmens können unterschiedliche Maßnahmen notwendig sein Maßnahmen der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention müssen ineinandergreifen Baulich-technische Maßnahmen, z.b. geeignete, gut erreichbare und ausreichende Fluchtwege geeignete Alarmierungssysteme sicherheitsgerechte Gestaltung der Arbeitsumgebung und Raumplanung Zutrittskontrollsysteme Überwachungssysteme 4

Organisatorische Maßnahmen, z.b. geeignete Gefährdungsbeurteilung Unternehmensleitbilder, Grundsätze ( zero tolerance ) Unterweisungen, Leitlinien mit u.a. klaren Verfahrens- und Verhaltensanweisungen Dokumentation des Notfallmanagements inklusive eines geeigneten Nachsorgekonzeptes Personenbezogene Maßnahmen, z.b. Qualifizierung der Führungskräfte in Bezug auf Rechte und Pflichten Qualifizierung der Beschäftigten (Ursachen von Gewalt, Deeskalation, Eigensicherung etc.) Ausstattung gefährdeter Beschäftigter mit Personennotrufsystemen Beratungsangebote etc. 5

Quellen: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2015): Arbeitsunfallgeschehen 2014; München Nienhaus, A. (Hrsg.) (2014): RiRe Risiken und Ressourcen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege; Landsberg openconsulting GmbH (2014): Gewalt an Mitarbeiternn in der Notaufnahme; http://www.ascom.de/de-de/index-de/savie.html (letzter Zugriff 10.03.2016) Richter, D. (2007): Patientenübergriffe Psychische Folgen für Mitarbeiter: Theorie, Empirie, Prävention; Bonn Schieron, M. (2015): Gewaltprävention im Krankenhaus; In: Das Krankenhaus, 7.2015; S. 679-681; Stuttgart http://www.heilberufe-online.de/pflegeaktuell/meldungen/2014/140128.php (zuletzt aufgerufen 10.03.2016) 6