Stellungnahme zum Geänderten Entwurf des Landesentwicklungsplanes

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Transkript:

Bundesverband Beruflicher Naturschutz e. V Regionalgruppe Sachsen c/o Dr. Nils M. Franke/Herloßsohnstr. 17/04155 Leipzig 7. Januar 2013 Sächsisches Staatsministerium des Innern Abteilung Landesentwicklung, Vermessungswesen, Sport 01095 Dresden mailto:landesentwicklungsplan@smi.sachsen.de Stellungnahme zum Geänderten Entwurf des Landesentwicklungsplanes 2012 1. Zum allgemeinen Verhältnis LEP/LAPRO Der Landesentwicklungsplan in Sachsen übernimmt zugleich die Funktion des Landschaftsprogramms im Sinne des BNatSchG. Nach 5 SächsNatSchG sind Grundlagen und die Inhalte der Landschaftsplanung für das Gebiet des Freistaates Sachsen als Fachbeitrag zusammenhängend darzustellen. Darüber hinaus sind die den Raumordnungsplänen beigefügten Inhalte der Landschaftsplanung in Verwaltungsverfahren sowie in den Planungen und Maßnahmen von öffentlichen Stellen, die sich auf Natur und Landschaft auswirken können, zu berücksichtigen. Wenn den Inhalten der Landschaftsplanung nach nicht Rechnung getragen werden, ist dies zu begründen. Die Inhalte der Landschaftsplanung bestimmen sich aus 9 BNatSchG und aus 4 SächsNatSchG. Formell wird im Entwurf des LEP 2012 dem zwar Rechnung getragen, indem mit anderen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen abgestimmt Inhalte der Landschaftsplanung in den LEP-Entwurf nach 2 SächsLPlG aufgenommen wurden und durch Ziele oder Grundsätze der Raumordnung gesichert werden. Darüber hinaus wurden im Anhang A 1 Fachplanerische Inhalte des Landschaftsprogramms beigefügt. Allerdings bleibt festzustellen, dass ausgehend vom Inhalte-Kanon sowohl des 9 BNatSchG und des 4 SächsNatSchG die Ausführungen (LEP-Teil und Anhangteil 1) weder für sich, noch in der Gesamtschau die Inhalte der Landschafts-

planung umfassend genug darstellen. Insbesondere die kartografischen Darstellungen im Anhang 1 sind nicht umfassend. Ebenso werden u. a. keine Leitbilder (ggf. für Landschaftseinheiten) formuliert. Insbesondere die Zielbereiche nach 1 BNatSchG, Sicherung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Naturgüter und das Erleben und Wahrnehmen von Natur und Landschaft, werden ebenso zu kurz behandelt. Das kommt auch in der Wahl des Begriffspaares Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Arten- und Biotopschutz anstelle Natur und Landschaft (siehe unter 2.3 dieser Stellungnahme) zum Ausdruck. 2. Allgemeine Hinweise 2.1 Zur Gewährleistung der Rechtssicherheit und Nachvollziehbarkeit der zeichnerischen Festlegungen sind Nachbesserungen erforderlich (vgl. u.a. unter Abschnitt 3 dieser Stellungnahme). 2.2 Querverweise zum Umweltbericht sollten in die Begründungen zu Zielen und Grundsätzen (insbesondere im Kapitel Verkehr) eingefügt werden, das betrifft insbesondere das sehr detailliert abgehandelte Kapitel Verkehr. Dabei wäre die Aufnahme von Empfehlungen aus der Umweltprüfung in die unmittelbare Planbegründung von besonderem Vorteil. 2.3 Es wird angeregt, die namentliche Bezeichnung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten wie in früheren LEP bei zu behalten. Neue Bezeichnungen sind für eine Verstetigung raumordnerischer Begriffe nicht förderlich. Zudem beinhalten z.b. Vorranggebiete Natur und Landschaft inhaltlich mehr als der neue Begriff Vorranggebiete Arten- und Biotopschutz. Vorrangebiete Natur und Landschaft verkörpern nämlich den gesamten Ansatz des 1 BNatSchG, also die Zielbereiche Sicherung der Diversität, der Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Naturgüter und das Erleben und Wahrnehmen von Natur und Landschaft. 3. Besondere Hinweise 3.1 Zum Kapitel 3 Verkehrsentwicklung Gemäß LEP-Entwurf und Karte 4 Verkehrsinfrastruktur sollen für die Verkehrsinfrastruktur zu sichernde Standorte, Trassen und Korridore als Vorrang- oder Vorbehaltsgebiete festgelegt werden. Es steht außer Frage, dass das Straßennetz ein wichtiger Bestandteil eines integrierten Verkehrssystems ist. In der Begründung zu Grundsatz 3.1 wird zudem konstatiert, dass Sachsen über ein dichtes und weit ver-

zweigtes, überörtliches Verkehrswegenetz und damit eine bedarfsgerechte Straßenverkehrsinfrastruktur verfügt (vgl. LEP-E, S. 83). Vor diesem Hintergrund verwundert die Vielzahl von textlich beschriebenen und kartografisch dargestellten Neu- und Ausbauvorhaben der Straßeninfrastruktur. Es handelt sich offenbar um eine weitgehend vollständige Übernahme des Landesverkehrswegeplanes. Allerdings bleibt in der schriftlichen Begründung des LEP-E offen, ob und inwieweit der Bedarf dieser jetzt eingestellten Projekte tatsächlich gerechtfertigt ist. Mit Bezug auf die Projekte des Bundesautobahn- und -fernstraßennetzes muss die Bedarfsrechtfertigung in Frage gestellt werden, da das Bundesverkehrsministerium bereits 2012 die Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) eingeleitet hat (vgl. BMVBS-PM 113/2012 vom 13.06.2012). Demnach werden alle Projekte, die nicht zum 01. Januar 2015 in Bau sind oder Baureife haben, einer Neubewertung hinsichtlich verkehrlicher und wirtschaftlicher Nutzen unterzogen. Eine bloße Übernahme des BVWP 2003 bzw. des gültigen Bedarfsplans Straße in den LEP, so wie mit den jetzigen Projekten geschehen, entspricht nicht dem Gebot der planerischen Aktualität. In den LEP-E wurden Projekte der Bundesebene aufgenommen, die mit einem besonderen naturschutzfachlichen Planungsauftrag (nfp) versehen sind. Für diese Projekte wurde schon im BVWP 2003 das sehr hohe Umweltrisiko festgestellt und auch durch den Umweltbericht zum LEP-E bestätigt. Im Einzelnen betrifft das folgende Projekte der Bundesfernstraßen, die zudem im Umweltbericht hinsichtlich der FFH-Konfliktträchtigkeit kritisch eingestuft wurden. BFernStr Bezeichnung (mit nfp) Vordringlicher Bedarf FFH-Konfliktträchtigkeit (lt. Umweltbericht) B 87 n Leipzig Mitte - Eilenburg II B 87 n OU Eilenburg I B 87 n Eilenburg - Torgau I B 87 n OU Torgau I B 96 LGR SN/BB - Hoyerswerda - B 169 OU Gröditz I B 174 OU Großolbersdorf/Holmdorf - B 174 OU Hirtstein/Reitzenhain (Marienberg) II Weiterer Bedarf B 2 OU Bad Düben, 2. BA I B 2 OU Groitzsch/Audigast I

B 6 n Verl. SW Torgau I B 6 n OU Bad Düben - B 6 n OU Kossa (Görschlitz u. Pressel) I B 96 Groß Särchen Königswarthe I B 98 OU Glaubitz I B 98 OU Wildenhain I B 107 OU Trebsen II B 107 OU Colditz mit Muldebrücke I B 170 OU Dippoldiswalde Altenberg I B 171 OU Zöblitz II B 173 OU Mohorn I B 175/B 180 OU Waldenburg, 2. + 3. BA 2.: II, 3.: - B 175 OU Rochlitz I B 182 OU Dommitzsch, Greudnitz - B 282 OU Mehlteuer - B 282 OU Mühltroff I B 282 OU Syrau - Die Begründung zu Grundsatz 3.1 postuliert, die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme sei ebenso zu berücksichtigen, wie die Belange von Naturhaushalt, Landschaftsbild und die funktionalen Zusammenhänge der biologischen Vielfalt (Biotopverbund). Die im Umweltbericht und in Anlage 1 und 2 dazu für die Straßenbauprojekte ermittelten erheblichen, nachteiligen Umweltauswirkungen lassen gravierende Konflikte mit den Schutzgütern des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie mit den maßgeblichen Bestandteilen des europäischen ökologischen Netzes Natura 2000 erkennen. Aus dem LEP-E wird aber nicht erkennbar, wie sich der Planaufsteller mit diesen erheblichen nachteiligen Auswirkungen auseinandergesetzt bzw. wie er diese mit anderen Belangen sachgerecht abgewogen hat. Im Übrigen ist gemäß Maßgabe des BVWP 2003 bei Projekten des besonderen naturschutzfachlichen Planungsauftrags folgendes zu beachten: Bei den insofern noch nicht entscheidungsreifen Projekten wird auch untersucht, inwieweit die bisherigen Planungen oder aber Alternativplanungen, vor allem der Ausbau des vorhandenen Straßennetzes, verwirklicht werden können. (vgl. Kap. 3.4.6.2, BVWP 2003). Aus dem LEP- E wird auch nicht erkennbar, wie sich der Planaufsteller mit dieser Vorgabe differenziert auseinander gesetzt hat. Gemäß Art. 6 Abs. 3 FFH-Richtlinie i. V. m. 34 BNatschG dürfen Pläne und Projekte nur zugelassen werden, wenn vorher nachgewiesen ist, dass sie nicht zu erhebli-

chen Beeinträchtigungen der für die Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteile von Natura 2000 führen. Diesem Gebot wohnt auch der planerische Grundsatz inne, dass Planungen der vorgelagerten Ebene nicht zu Konflikten bei der Projektzulassung führen dürfen, wenn sie vorher absehbar gewesen sind. Die zulassende Behörde hat sich demnach vor Annahme oder Genehmigung Gewissheit darüber zu verschaffen, dass der Plan oder das Projekt keine nachteiligen Auswirkungen hat (vgl. dazu EuGH C-127/02 vom 7.9.2005). Für die überwiegende Zahl der o. g. Projekte mit besonderem naturschutzfachlichem Planungsauftrag trifft außerdem der Sachverhalt zu, dass sie hinsichtlich der FFH- Konfliktträchtigkeit in die Klassen I oder II eingestuft wurden. Zusätzlich sind die Konfliktklassen insgesamt bei diesen Projekten in hoch bis sehr hoch eingestuft. Damit steht fest, dass eine Vielzahl von Bundesfernstraßenprojekten in den LEP aufgenommen werden sollen, deren erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen einschließlich erheblicher Beeinträchtigungen im FFH-Sinne nicht soweit bewältigt wurden, dass sie in den nachfolgenden Planungsebenen nicht zu unüberwindbaren Konflikten führen. Ein wesentlicher Zweck der FFH-VP auf einer vorgelagerten Planungsebene besteht aber gerade darin zu verhindern, dass durch Entscheidungen oder Festsetzungen des Plans das Spektrum möglicher Projektgestaltungen so eingeschränkt wird, dass keine FFH-verträglichen Lösungen mehr möglich sind, also FFH-verträgliche Alternativen durch vorgelagerte Entscheidungen ausgeschlossen werden. Es ist auch im Interesse der Planungsträger bzw. der zuständigen Behörden, bereits im vorgelagerten Planungsstadium die Weichen so zu stellen, dass den rechtlichen Erfordernissen genügt werden kann und eine ausreichende Rechts- und Planungssicherheit für die weitere Planung besteht. Der BBN hält das im LEP gewählte Vorgehen hinsichtlich der Straßenbauprojekte nicht für sachgerecht. Insbesondere wird dadurch keine steuernde Wirkung des LEP erreicht, weil Trassen oder Korridore festgelegt werden sollen, deren Konfliktträchtigkeit offensichtlich ist, die Konflikte in der Sache nicht gelöst wurden und eine Alternativenprüfung nicht im erforderlichen Ausmaß gewährleistet wird. Vor diesem Hintergrund ist es zweifelhaft, ob die geplanten Vorrang- und Vorbehaltsgebiete bestandskräftig sein können. Darüber hinaus bleibt ungeklärt, welches Binnenverhältnis der LEP und der Landesverkehrswegeplan aufweisen, wenn sie identische Projekte enthalten. Jegliche Änderung des einen Plans würde die Änderung des jeweils anderen Plans nach sich ziehen, was im Sinne des effizienten Verwaltungsvollzugs nicht akzeptabel ist. Zur Lösung dieser Problematik ist eine Löschung von besonders konfliktträchtigen Straßenbauprojekten vorzusehen, um den LEP vollzugsfähig zu machen.

Für die Projekte der Bundesfernstraßen hat dann zu gelten: die Projekte des Vordringlichen Bedarfs, die einen besonderen naturschutzfachlichen Planungsauftrag und FFH-Konfliktträchtigkeit II aufweisen, entfallen aus dem LEP, die Projekte des Vordringlichen Bedarfs, die einen besonderen naturschutzfachlichen Planungsauftrag und FFH-Konfliktträchtigkeit I aufweisen, entfallen aus dem LEP, die Projekte des Vordringlichen Bedarfs, die einen besonderen naturschutzfachlichen Planungsauftrag aufweisen, entfallen aus dem LEP, die Projekte des Vordringlichen Bedarfs, die FFH-Konfliktträchtigkeit II aufweisen, werden mit einem Vorbehalt für eine verträgliche Lösung auf der nachfolgenden Planungsebene versehen, die Projekte des Vordringlichen Bedarfs, die FFH-Konfliktträchtigkeit I aufweisen, werden mit einem Vorbehalt für eine verträgliche Lösung auf der nachfolgenden Planungsebene versehen, die Projekte des Weiteren Bedarfs entfallen. Für weitere Projekte des nachgeordneten Straßennetzes sollte ähnlich verfahren werden. 3.2 Zu einzelnen Zielen und Grundsätzen Zu G 3.1.6 (S. 82) i. V. m. Karte 4, hier: B 6n u. a. Vorhaben G 3.1.6 bezieht sich u. a. auch auf die Maßnahme B6n. Demnach sollen Für Neubaumaßnahmen des Bedarfsplanes für Bundesfernstraßen und des Landesverkehrsplanes, für die seitens der Fachplanung die Planungen erst noch weiter zu konkretisieren sind, ( ) Korridore festgelegt werden. Vorbehaltsgebiete (G) als Korridore sollen laut Kartenlegende (Karte 4) durch punktierte Linien dargestellt werden. Der Korridor u.a. der B 6n sowie weitere Straßenbauvorhaben werden in der Karte selbst aber mit einer durchgehenden Linie (demnach als Ziel) dargestellt. Das wird auch nicht geheilt, indem zusätzlich die Symbolik (hier B6n) angeführt ist. Damit wird im Gegensatz zur textlichen Festlegung in der zeichnerischen Fassung impliziert, dass es sich hier um eine Zielfestlegung handelt. Insofern ist ein Abgleich der unterschiedlichen Darstellungen vorzunehmen. Zudem wird darauf zu verwiesen, dass das Vorhaben B 6n mit einem besonderen naturschutzfachlichen Planungsauftrag versehen wurde (s.o.) und unvermeidbare Beeinträchtigungen von FFH- und SPA-Gebieten insbesondere im Raum Pressel

nach sich zieht. Hinsichtlich der Konsequenzen der Aufnahme eines solchen Projektes in den LEP vgl. ebenfalls oben Abschnitt 3.1 dieser Stellungnahme. Zu Z 3.1.2 hier: A 72 AK 38 / A 72-AS Leipzig-Connewitz Z 3.1.2 gibt vor, dass die Neubaustrecke der Autobahn A 72 Chemnitz Leipzig (A 38) schnellstmöglich zu realisieren ist. Die Fortführung ab der Autobahn A 38 bis zur Anschlussstelle Leipzig/Connewitz sei bedarfsgerecht zu realisieren. Laut Umweltbericht besitzt diese Fortführung die FFH-Konfliktträchtigkeit I. Zudem ist diese Fortführung mit sehr hohen Umweltrisiken verbunden. Neben den Schutzgütern Flora/Fauna/Biodiversität, Boden, Wasser, Klima/Luft, Landschaft sowie Kultur- und Sachgütern ist auch das Schutzgut Mensch/menschliche Gesundheit mit der Konfliktklasse 2-3 versehen. Damit zeigt sich allein schon aus dem Umweltbericht, dass es sich um ein hoch konfliktträchtiges Projekt handelt. Die Vorgabe einer bedarfsgerechten Realisierung mit 4-streifigem Neubau und Standstreifen im LEP entspricht nicht dem Anspruch einer vorausschauenden, konfliktarmen Planvorgabe. Das Projekt ist deshalb aus dem LEP zurückzustellen. Zu Z 4.1.1.3 (1. Satz) Nicht nachvollziehbar ist, warum die Freihaltung von Gewässern von Be- und Verbauung nur für naturnahe Gewässer gelten soll, zumal im Weiteren ohnehin eingeschränkt wird, dass das ( ) nicht für Vorhaben, die typischerweise in Flussauen, Flusslandschaften oder Uferbereichen von Standgewässern ihren Standort haben gilt. Im Sinne des Gewässerschutzes, insbesondere auch des Hochwasserschutzes, sollte dieser Aspekt des Plansatzes auf alle Gewässer ausgeweitet werden und daher Naturnah am Satzanfang gestrichen werden. Zu G 4.1.1.14 Der hier formulierte Grundsatz umreist letztlich die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege nach 1 BNatSchG. Der 1 BNatSchG ist eine unmittelbar geltende Vorschrift und soll daher als Ziel formuliert werden. Zu G 4.2.3.1 Grundsätzlich lassen die Absätze mit Bezug auf die Braunkohlenutzung eine Auseinandersetzung mit Flächeninanspruchnahme und Klimawirksamkeit dieser Energiegewinnungsform weitgehend vermissen. Diese Aspekte (insb. Klimaschutz) sollten bei der Auflistung der Belange für die Festlegung von Vorranggebieten deutlicher aufgenommen werden.

Auch im Umweltbericht (Klimacheck) wird die Braunkohle nicht angemessen bewertet. Dieser lässt insofern eine Auseinandersetzung mit der Thematik vermissen. Zu Z 5.1.1 Insgesamt sollte die Zielsetzung der Energieversorgung durch die Nennung von Zahlen für die Energieversorgung der Zukunft in Sachsen (Anteile fossile/ erneuerbare) konkretisiert werden. Dies würde auch einen Beitrag zu den bundesweit gesteckten Ausbauzielen erneuerbarer Energien bzw. auch entsprechend vorgesehener Braunkohlenutzung leisten. Die dominante Rolle der Braunkohle ist zudem aus Verbandssicht zu kritisieren. Vielmehr sollte diese Technologie zumindest hinsichtlich technischer Optionen der Verminderung von Eingriffen sowie der Vermeidung von Treibhausgasen sowie für den Energiemix der Zukunft optimiert werden. Eine derartige Auseinandersetzung fehlt weitgehend. Zu Z 5.1.3 Es fällt auf, dass lediglich auf die geltenden Ziele der Sächsischen Staatsregierung in der jeweils geltenden Fassung verwiesen wird, anstelle einer Benennung des konkreten Ausbauziels. Dies sollte entsprechend der geltenden Zielsetzung geändert werden. Die Beibehaltung der abschließenden flächendeckenden Planung auf der regionalen Ebene wird ausdrücklich begrüßt. Damit ist eine effiziente Steuerung auf die optimalen Standorte im Sinne einer Abwägung zu realisieren. Eine Definition der Raumbedeutsamkeit von Windkraftanlagen sollte aufgenommen werden. Zu Z 5.1.8 Mit Blick auf die starke Zunahme von Bioenergieanlagen, insb. Biogasanlagen, wird der Ansatz räumlicher Steuerung im Zuge der Bauleitplanung für zielführend gehalten. Er sollte weiter untersetzt werden. Sinnvoll wäre eine Definition von raumbedeutsamen Anlagen, z.b. ab einer bestimmten installierten Leistung z.b. 1 MW. Zu Z 5.1.11 Für den Ausbau der Energienetze sollten grundsätzliche Prinzipien festgelegt werden, um die Findung von Fein- und Grobkorridoren (im Sinne des XY NABEG) für die Zukunft zu erleichtern. Die Bundesnetzagentur hat dafür das sogenannten NOVA- Prinzip (Netz-Optimierung vor Verstärkung vor Ausbau) etabliert, dass von den Übertragungsnetzbetreibern so akzeptiert und bei der Erstellung des Netzentwicklungsplans 2012 berücksichtigt wurde. Im Übrigen ist im Sinne der Grundsätze des Bundesnaturschutzgesetzes der Schutz von Freiräumen durch die

Bündelung von Freileitungen mit Infrastrukturen (Straße, Eisenbahn, sonstige Freileitungen) sicherzustellen. Zu den weiteren Planungsgrundsätzen zählt die frühzeitige Vermeidung von Schutzgebieten des Naturschutzes und der Landschaftspflege bzw. frühzeitige Alternativenprüfung unter Einbeziehung von Erdkabeln. Diese Prinzipien sind im LEP zu verankern.