Verpflichtendes Kindergartenjahr: Screening für österreichische Pilot-GFA

Ähnliche Dokumente
Gesundheitsfolgenabschätzung (Health Impact Assessment)

Health Impact Assessment (Gesundheitsfolgenabschätzung) in Österreich

Gesundheitsfolgenabschätzung zum verpflichtenden Kindergartenjahr in Österreich

Fundstellen der Rechtsvorschrift Datum Publ.Blatt Fundstelle LGBl 2009/ LGBl 2011/

Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA) HealthImpact Assessment (HIA)

-1- gemäß Art. 15a B-VG. Vereinbarung. über die Einführung. der halbtägig kostenlosen und verpflichtenden frühen Förderung

Landesgesetzblatt für Wien

BUNDESGESETZBLATT FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH. Jahrgang 2015 Ausgegeben am 2. Dezember 2015 Teil I

Abmeldung vom verpflichtenden Kindergartenjahr gesetzliche Grundlagen:

Für das Kinderbetreuungsjahr 2019/20 ergehen bereits jetzt folgende Informationen:

I N F O R M A T I O N

Gesetz über die verpflichtende frühe Förderung in Kinderbetreuungseinrichtungen (Wiener Frühförderungsgesetz WFfG) Zielsetzung

Beilage 1573/2008 zum kurzschriftlichen Bericht des Oö. Landtags, XXVI. Gesetzgebungsperiode

Oö. Landtag: Beilage 145/2016, XXVIII. Gesetzgebungsperiode. Bericht

AMT DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG Gruppe Kultur, Wissenschaft und Unterricht Abteilung Kindergärten

Kindergesundheitsstrategie

5. September 2014 Nr Das Gute-Kita-Gesetz. Fragen und Antworten

Wieviel Gesundheitsförderung macht das Präventionsgesetz möglich?

Gute-KiTa-Checkliste. Gesetzliche Anforderungen an die Umsetzung des KiTa-Qualitätsund Teilhabeverbesserungsgesetzes in den Ländern

71. Beilage im Jahre 2009 zu den Sitzungsberichten des XXVIII. Vorarlberger Landtages. Regierungsvorlage Beilage 71/2009. Gesetz

Schriftliche Anfragebeantwortung

Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA)

Studie zum Nutzen frühkindlicher Förderung - Zusammenfassung

Was ist Gesundheitskompetenz, und wie kann sie gefördert werden?

Herzlich Willkommen! Steirisches Netzwerk Gesundheitsförderung. 3. Netzwerktreffen :00-16:00 Uhr

Highlights aus der Arbeitsgruppe Gesundheitsförderung und Prävention mit Fokus auf Personen mit Migrationshintergrund - überarbeitet nach Protokoll

GESUNDHEITSZIELE FÜR KÄRNTEN

Sprachliche Initiativen Österreichs für r Zuwanderer und Personen mit Migrationshintergrund

HIA - Perspektiven für Österreich. Sabine Haas (Gesundheit Österreich) HIA-Fachtagung, 9. Juni 2011, Wien

Gemeindeorientierte Frühintervention bei Sucht, Gewalt und sozialer Ausgrenzung Jugendlicher Ein Programm im Auftrag des BAG

GFA Sichtung. Gesetzlichen Verankerung von Mindeststandards in der Gemeinschaftsverpflegung auf steirischer Landesebene

1406 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXIV. GP

Das Präventionsgesetz als Chance?

Gesund leben und älter werden in Eving Workshop: Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten älteren Menschen

Klimapolitikintegration in Österreich & der EU: Welche Fortschritte sind zu verzeichnen?

Künstliche Befruchtung aus juristischer Sicht

GFA Ganztagsschule. 3. österreichische Fachtagung zur Gesundheitsfolgenabschätzung, , Graz

Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung

Armut und Gesundheit Was tut sich in Deutschland? Prof. Dr. Rolf Rosenbrock. Tagung Gesundheit und Armut Fachhochschule Bern 09.

Kita-Besuch als förderlicher Einflussfaktor auf die vorschulische kindliche Entwicklung

Elternarbeit im Setting Kita unter besonderer Berücksichtigung kultureller Differenzen

voja Projekt ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung

Nationaler Aktionsplan

Gesund alt werden im Quartier

Kinderrechte Kindesschutz in der Heilpädagogische Früherziehung

2. Sitzung des Fachbeirats. Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre

Guter Start ins Kinderleben. 4. Netzwerktreffen

DIE KOMMUNE ALS GESTALTUNGSRAUM

Einbringende Stelle: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend Laufendes Finanzjahr: 2013 Inkrafttreten/ Wirksamwerden: Vorblatt.

Ressourcen und Potenziale Ihre Gemeinde als Ort der Gesundheit

Zielgruppenorientierung in der Betrieblichen Gesundheitsförderung

Begutachtungsentwurf zu Zl. 01-VD-LG-1739/ Gesetz vom.., mit dem das Kärntner Kinderbetreuungsgesetz geändert wird

Gesundheitsfolgenabschätzung Pilotprojekt Ausbau der B 68

Gesundheitsberichterstattung zu Bewegung und bewegungsförderlichen Rahmenbedingungen

Verordnung des EDI über das Förderungskonzept für die Leseförderung

Inhalt. Aufgaben der Gesundheitsberichterstattung (GB) Inhalt. Gesundheitspolitischer Regelkreis. Empfehlungen des GÖG/ÖBIG I (2007)

Gesetz vom , mit dem das Kärntner Kinderbetreuungsgesetz geändert wird

WEITERENTWICKLUNG DER PATIENTENBETEILIGUNG IM ÖSTERREICHISCHEN GESUNDHEITSWESEN

Finanzhilfen Kinder- und Jugendförderungsgesetz (KJFG)

Gesundheitskompetenz stärken

Gesundheitsförderung in den Schulen Österreichs

voja Projekt ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung

Sprachliche Bildung und Sprachförderung: Bedarfe, Bemühungen und Barrieren

Ausschreibung für Primokiz 2

Checkliste 1: Der Evaluationsauftrag

Erfa- und Impulstagung. Best Practice. Technopark, 21. September Fachstelle Suchtprävention Mittelschulen und Berufsbildung

Vorblatt. Ziel(e) Inhalt

Verbundprojekt Gesundheitsförderung in Lebenswelten Entwicklung und Sicherung von Qualität

Änderung Finanzausgleichsgesetz 2017 (370 d.b.)

Qualitätsrichtlinien. für die Bewilligung und Aufsicht. der Tagesfamilienorganisationen. in der Stadt Luzern

Kinderschutz Schweiz. Fachtagung Partizipative Prävention erzieherischer Körperstrafen. 11. November 2015

Friedrichshain-Kreuzberg Gesunder Bezirk

medieninformation 13. Juni 2014

Datenlage Kindergesundheit in Kiel und Schleswig-Holstein

Das Bildungssystem in Deutschland Gleiche Chancen für alle?

Sprachförderbedarfe im vorschulischen Bereich

3. Sitzung des Fachbeirats. Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre

Vorblatt. Ziel(e) Inhalt

Konzept Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) der Stadt Zug. Kurzfassung

Qualitative Analyse gesundheitlicher Auswirkungen im Rahmen des GFA Pilotprojektes Ausbau B 68 im kommunalen Setting

2. Gesundheitskonferenz im Landkreis Böblingen

UNSER AUFTRAG UNSERE INSTITUTION

KOMBINE. Bewegungsförderung was wirkt? Aktueller Stand der Wissenschaft

Verordnung über die Förderung der ausserschulischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Welche Veränderungen bringt das Jugendcoaching für die Bildungsberatung

Vorblatt. Ziel(e) Inhalt. Wesentliche Auswirkungen

Was ist der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ)? Was ist Gesundheitsförderung? Warum eine Kooperation zwischen Jugendhilfe und Gesundheitsförderung?

Bericht zur Überprüfung des Maßnahme-Plans zur UN-Behindertenrechts-Konvention im Bundes-Land Mecklenburg-Vorpommern

MIT FOTOS GEMEINSAM FORSCHEN. IKT-Forum, 05. Juli 2017 Theresa Allweiss

Nr 81 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages. (4. Session der 15. Gesetzgebungsperiode) Vorlage der Landesregierung

(Selbst-)Evaluation und Qualitätssicherung am Beispiel Familienzentren in Salzgitter

Frauengesundheit. Es geht um dich! Frauengesundheitszentrum

Adaption des Selbstmanagementprogramms Evivo «Gesund und aktiv leben» für Menschen mit Migrationshintergrund

I N F O R M A T I O N

Primäre Prävention Was ist das und was soll das? Prof. Dr. Rolf Rosenbrock

Gesundheit: Vier Faktoren, die für die Gesundheit wichtiger sind als Behandlungen und Therapie

Regierungsprogramm 2017 bis 2022 Kapitel Integration Deutsch vor Regelunterricht flächendeckend für ganz Österreich: Kinder, die keine ausreichenden

Transkript:

Verpflichtendes Kindergartenjahr: Screening für österreichische Pilot-GFA Zur Umsetzung einer gesundheitsförderlichen Gesamtstrategie (in der Fachliteratur oftmals auch als Health in All Policies bezeichnet) hat sich international das Instrument der Gesundheitsfolgenabschätzung (int. Health Impact Assessment = HIA) etabliert, dessen Praktikabilität nun auch in Österreich in Form eines Pilotprojektes zur Kindergesundheit erprobt werden soll. Die Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA) beginnt immer mit einem Selektionsprozess, einem sogenannten Screening-Prozess. Geprüft wird - vornehmlich auf Basis von Expertenmeinungen -, welche politischen Vorhaben vermutlich hohe Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung bzw. einzelner Bevölkerungsgruppen haben und ob die Durchführung einer GFA erforderlich bzw. sinnvoll erscheint. In Österreich identifizierte im Herbst 2010 eine Gruppe von GFA-interessierten Fachleuten insgesamt acht relevante Politik-Themen zur Kindergesundheit, die anschließend anhand folgender Kriterien priorisiert wurden: verfügbare Evidenz, parteipolitische Neutralität / Anschlussfähigkeit, generelle Konsensusfähigkeit, Komplexität und Emotionalität. Zu einem der priorisierten Themen - verpflichtendes Kindergartenjahr - wurde Ende des Jahres ein Screening durchgeführt. Eckpunkte zum verpflichtenden Kindergartenjahr: Seit Beginn des Schuljahres 2010/2011 ist die halbtägige, kostenlose frühe Förderung an institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen für alle Fünfjährigen verpflichtend. Ziel dieser Bund-Länder-Vereinbarung ist es, allen Kindern ein Optimum an Bildungsmöglichkeiten und gute Startchancen für das spätere Berufsleben zu bieten.» Hintergrund: In Österreich werden rund 90 Prozent der Fünfjährigen frühinstitutionell betreut. Daten aus anderen Ländern (u. a. aus Deutschland) lassen vermuten, dass Kinder von Eltern mit niedrigerem Einkommen und Bildungsniveau sowie Kinder mit Migrationshintergrund vergleichsweise seltener vorschulisch betreut werden als Kinder aus sozioökonomisch höher gestellten Gesellschaftsschichten bzw. aus Familien ohne Migrationshintergrund.» Nutzen frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung: Die psychische, kognitive und soziale Entwicklung des Kindes sowie seine sprachlichen und motorischen Fähigkeiten werden gefördert und unterstützen es bei der Erreichung der Schulfähigkeit.

» Ausnahme von der Besuchspflicht: Laut Regierungsvorlage sind jene Kinder von der Besuchspflicht ausgenommen, die vorzeitig die Schule besuchen sowie jene Kinder, denen auf Grund einer Behinderung oder aus medizinischen Gründen bzw. auf Grund eines

» sonderpädagogischen Förderbedarfes oder auf Grund der Entfernung bzw. schwieriger Wegeverhältnisse zwischen Wohnort und nächstgelegener geeigneter institutioneller Kinderbetreuungseinrichtung der Besuch nicht zugemutet werden kann. Ausgenommen sind auch jene Kinder, bei denen die Verpflichtung im Rahmen der häuslichen Erziehung bzw. durch eine Tagesmutter/einen Tagesvater erfolgt, sofern die Bildungsaufgaben und Zielsetzungen gemäß Artikel 2 erfüllt werden.» Kostenlose, halbtägige Betreuung: Der halbtägige Besuch im Ausmaß von 20 Stunden pro Woche ist kostenlos. Nicht inkludiert sind die Kosten für die Verabreichung von Mahlzeiten oder die Teilnahme an Spezialangeboten.» Bildungsaufgaben: Die gesetzlich definierten Bildungsaufgaben der Kinderbetreuungseinrichtung umfassen die Förderung der Persönlichkeitsbildung und die Unterstützung beim Erreichen der Schulreife unter Berücksichtigung von frühkindlichen Lernformen, die Einhaltung des zwischen den Vertragspartnern einvernehmlich erarbeiteten Bildungsplans sowie des Leitfadens zur Betreuung durch Tagesmütter. Vorbereitungsarbeiten des Screenings: Auf Basis einer Internetrecherche wurden relevante Regierungsdokumente, Stellungnahmen und Zeitungsartikel zum verpflichtenden Kindergartenjahr aufbereitet und an die Teilnehmer/innen - neun Personen von Bundes- und Landesverwaltung, Sozialversicherung, Forschungsinstitutionen sowie aus dem Public-Health-Bereich 1 - des Screenings-Workshops vorab übermittelt. Nach kurzer Präsentation der Eckdaten zum verpflichtenden Kindergartenjahr wurden in der Expertenrunde die einzelnen Fragen anhand ausgewählter Checklisten diskutiert. Der Einbezug wichtiger Stakeholder und Fachleute am Screening-Prozess wird in der GFA- Methodik empfohlen, um praxisnahes und fachliches Wissen bereits zu Prozessbeginn zu berücksichtigen. Die Partizipation der betroffenen Bevölkerung ist ein weiterer zentraler Grundsatz für die GFA. Entsprechend dem Ziel, mittelfristig österreichspezifische GFA-Instrumente zu entwickeln, wurden im Zuge des Screening-Workshops zwei unterschiedliche Screening-Tools erprobt: das Raster zur Identifizierung potenzieller Gesundheitsfolgen aus dem Kanton Jura (Schweizer GFA- Plattform 2010, 55-56) und eine auf Basis internationaler GFA-Guides individuell erstellte Checkliste (Public Health Advisory Committee 2004; Harris et al. 2007). Der Fokus der verwendeten Instrumente lag zum einen auf den potenziellen Auswirkungen der geplanten Maßnahme auf die einzelnen Determinanten der Kindergesundheit und zum anderen auf den generellen Gesundheitsauswirkungen der Maßnahme auf den Kontext, in dem GFA umgesetzt wird, und auf die Kompetenzen der umsetzenden Organisation. 1 Fachexpertinnen zum verpflichtenden Kindergartenjahr wurden angefragt, konnten aber aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen.

Es gibt länderspezifische Unterschiede bezüglich der im Screening-Prozess verwendeten Instrumente. Sogenannte Screening-Tools (Checklisten für systematisierte Entscheidungsfindung, ob eine GFA durchgeführt werden soll) basieren großteils auf internationalen Guides (z. B. EPHIA-Guide zu Policies auf EU-Ebene) und werden jeweils nur an die spezifischen Gegebenheiten des Landes angepasst. Ergebnisse des Screenings: Aus Sicht der Expertinnen und Experten birgt das verpflichtende Kindergartenjahr potenziell positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder. Im Rahmen einer GFA könnte man die positiven Effekte des verpflichtenden Kindergartenjahres aufzeigen und Empfehlungen zur Optimierung abgeben. Die potenziell negativen Effekte des verpflichtenden Kindergartenjahres bzw. deren Auswirkungen auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen konnten von den Expertinnen und Experten im Rahmen des Screenings nicht eindeutig beurteilt werden. Beispielsweise könnte die Einführung des verpflichtenden Kindergartenjahrs dazu führen, dass die verfügbaren Plätze verstärkt für das letzte Kindergartenjahr benötigt werden und damit jüngere Kinder keinen Platz bekommen. Einen vertiefenden Eindruck erlauben einige ausgewählte Diskussionspunkte: Lebensstil/Ernährung: Der halbtägige Besuch in Kinderbetreuungseinrichtungen (KBE) dürfte sich entsprechende Qualität des Angebote vorausgesetzt - grundsätzlich positiv auf den Lebensstil der Fünfjährigen auswirken (insbesondere in Hinblick auf gesunde Ernährung und körperliche Bewegung). Empowerment: Aus Sicht der Expertinnen und Experten könnte die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstwertgefühl der Kindes durch das verpflichtende Kindergartenjahr positiv beeinflusst werden. Diskriminierung: Das verpflichtende Kindergartenjahr könnte die Integration von Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Gesellschaftsschichten oder aus Familien mit Migrationshintergrund verbessern. Soziale Bindungen: Die Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass sich das verpflichtende Kindergartenjahr positiv auf die sozialen Bindungen des Kindes auswirken könnte. Beschäftigung/Einkommen: Laut Experteneinschätzung wirkt sich das verpflichtende Kindergartenjahr positiv auf das Einkommen der Eltern aus, da Elternbeiträge entfallen und die Möglichkeit gegeben wird, einer (Teilzeit-)Berufsausübung nachzugehen. Zugang zu Information: Das Setting Kindergarten würde die Möglichkeit bieten, Informationen für Eltern über pädagogische und gesundheitliche Fragen zur Verfügung zu stellen (z. B. sprachliche Frühförderung, Kariesprophylaxe, Information über Beißen, Zwicken und Kratzen der Kinder) und damit könnte der Zugang zu Information positiv beeinflusst werden.

Zugang zu Dienstleistungen: Bei sozial auffälligen Kindern könnte über die Kindergärten der Kontakt zum Sozialamt bzw. zur Jugendwohlfahrt hergestellt werden. Resümee: Da der Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit unbestritten ist, waren sich die Expertinnen und Experten einig, dass das verpflichtende Kindergartenjahr mittelund langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Fünfjährigen, wie auch auf Pädagoginnen und Pädagogen und Eltern hat. Um das Screening abzuschließen zu können, waren aus Sicht der Expertinnen und Experten keine weiteren Recherchen notwendig. Die Vereinbarung gemäß Art 15a B-VG über die Einführung der halbtägigen, kostenlosen und verpflichtenden frühen Förderung in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen wird von der Expertengruppe als geeignet für die Durchführung einer Pilot-GFA angesehen. Um das Ausmaß der Gesundheitsauswirkungen auf die identifizierten Zielgruppen zu präzisieren, wie auch Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Auswirkungen ausarbeiten zu können, sind die nächsten Schritte der GFA notwendig. So bestünde etwa im Rahmen des eigentlichen Assessments Recherchebedarf hinsichtlich der Umsetzung der Vereinbarung (Überprüfung der Erfüllung, Umsetzung in die Praxis, Ausnahme von Besuchspflicht im Praxiszusammenhang). Folgende nächste Schritte sind daher notwendig: Potentielle positive wie auch negative Gesundheitsauswirkungen des verpflichtenden Kindergartenjahres sollen auf Basis der GFA- Methodologie identifiziert und kontextualisiert werden. Ob sich das verpflichtende Kindergartenjahr auf die primären Zielgruppen (Kinder, Eltern und Erziehungsberechtigte sowie Kindergartenpädagogen/-innen) im gleichen Maße auswirkt oder ob es gesundheitliche Ungleichheiten verstärkt, ist im Rahmen des Pilot-GFA zu beleuchten. In Hinblick auf die aktuelle Prüfung des verpflichtenden Kindergartenjahrs durch den Verfassungsgerichtshof (APA 2011) erscheint es erforderlich, die Wahrung bzw. Verletzung des elterlichen Erziehungsrechtes durch das verpflichtende Kindergartenjahr im Rahmen des GFA-Assessments näher zu betrachten. Ergebnisse der Pilot-GFA werden Empfehlungen zur Optimierung der Gesundheitsauswirkungen beinhalten. Durch eine externe Supervision des Prozesses soll sichergestellt werden, dass die österreichische Pilot-GFA dem internationalen Standard entspricht. Eine Evaluation soll die Erfahrungen der Pilot-GFA für zukünftige GFA-Projekte sichern.

Quellen: APA (2011): Verpflichtendes Kindergartenjahr beim VfGH angefochten. http://derstandard.at/1313024250869/verpflichtendes-kindergartenjahr-beim-vfghangefochten (25.08.2011) Harris, P.; Harris-Roxas, B.; Harris, E.; Kemp, L. (2007): Health Impact Assessment: A Practical Guide, Sydney: Centre for Health Equity Training, Research and Evaluation (CHETRE), S. 36 Public Health Advisory Committee, 2004, S. 22 Regierungsvorlage (2010): 205 Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXIV. GP. Roedenbeck, Maja (o.d.): Brauchen wir eine Kindergartenpflicht?; http://www.urbia.de/magazin/kindergartenkind/brauchen-wir-eine-kindergartenpflicht (21. 4. 2010) Schweizer GFA-Plattform 2010: Leitfaden für die Gesundheitsfolgenabschätzung in der Schweiz. Genf Vorblatt (2010): 205 der Beilagen XXIV. GP Vereinbarung Art. 15a B-VG - Materialien