Seniorenpolitisches Gesamtkonzept



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Transkript:

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen - Pflege und Pflegebedarfsplanung - - Entwurf April 2012 - Augsburg und München, im April 2012 Arbeitsgemeinschaft Sozialplanung in Bayern Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung (AfA) & Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS)

Herausgeber Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen Bahnhofstr. 2 91781 Weißenburg Telefon: 09141 / 902-0 Telefax: 09141 / 902-108 E-Mail: poststelle.lra@landkreis-wug.de Internet: www.landkreis-wug.de Ansprechpartner Sebastian Münch Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen Sachgebiet 23 Soziales und Senioren Niederhofener Str. 3 91781 Weißenburg Telefon: 09141 / 902 360 E-Mail: Sebastian.Muench@landkreis-wug.de Zusammenstellung und Bearbeitung durch: Arbeitsgemeinschaft Sozialplanung in Bayern Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung (AfA) Spiegelstraße 4 81241 München Telefon: 089/896230-44 Telefax: 089/896230-46 E-Mail: info@afa-sozialplanung.de Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) Theodor-Heuss-Platz 1 86150 Augsburg Telefon: 0821/346 298-0 Telefax: 0821/346 298-8 E-Mail: institut@sags-consult.de II

Verzeichnisse Gliederung Darstellungsverzeichnis... IV Vorbemerkung... VII 1. Handlungsfeld Betreuung und Pflege...1 1.1 Ambulante Dienste im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen...4 1.2 Kurzzeitpflege im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 19 1.3 Tagespflege im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 25 1.4 Vollstationäre Pflegeeinrichtungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 30 1.5 Einschätzung der Pflege und Betreuung im Landkreis durch lokale Expertinnen und Experten... 46 2. Pflegebedarfsplanung für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 51 2.1 Pflegebedürftige Personen und ihre derzeitige Versorgung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Ergebnisse der Pflegestatistik... 51 2.2 Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen bis zum Jahr 2030... 56 2.3 Varianten der Bedarfsdeckung... 57 2.4 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen... 65 2.5 Fazit... 69 2.6 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen... 71 III

Verzeichnisse Darstellungsverzeichnis Darstellung 1-1: Darstellung 1-2: Darstellung 1-3: Darstellung 1-4: Entwicklung der Zahl der Empfängerinnen und Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 1999 2009... 2 Inanspruchnahme von Pflegeleistungen nach Art der Leistung Ende 2009, Vergleich Bayern, Regierungsbezirk Mittelfranken und Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 3 Ambulante Pflegedienste im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 5 Regionale Verteilung der vorwiegend im Landkreis tätigen Ambulanten Dienste... 7 Darstellung 1-5: Anzahl der Kunden Ambulanter Dienste im Landkreis... 8 Darstellung 1-6: Altersverteilung im Vergleich ambulant stationär... 10 Darstellung 1-7: Geschlechterverteilung der Kunden Ambulanter Dienste... 11 Darstellung 1-8: Pflegestufen der Kundinnen und Kunden Ambulanter Pflegedienste... 12 Darstellung 1-9: Weitere Angebote der Ambulanten Pflegedienste... 13 Darstellung 1-10: Pflegepersonal der Ambulanten Dienste nach Anzahl der Personen und Vollzeitstellen... 15 Darstellung 1-11: Niedrigschwellige Angebote... 17 Darstellung 1-12: Darstellung 1-13: Darstellung 1-14: Darstellung 1-15: Darstellung 1-16: Darstellung 1-17: Darstellung 1-18: Angebote der Kurzzeitpflege in Vollstationären Einrichtungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 20 Angebote der Kurzzeitpflege im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 24 Tagespflegeangebote im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen I... 26 Tagespflegeangebote im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen II... 29 Einrichtungen der vollstationären Dauerpflege im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 31 Pflegeheime für psychisch Kranke im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 32 Auslastung der Einrichtungen der vollstationären Dauerpflege im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 33 Darstellung 1-19: Angebote für Nicht-Heimbewohner/innen... 35 Darstellung 1-20: Einrichtung der vollstationären Altenpflege im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 37 IV

Verzeichnisse Darstellung 1-21a: Darstellung 1-21b: Darstellung 1-22: Darstellung 1-23: Darstellung 1-24: Altersstruktur der Bewohnerinnen und Bewohner der Alten- und Pflegeheime... 38 Altersstruktur der Bewohnerinnen und Bewohner der Alten- und Pflegeheime... 39 Altersstruktur der Bewohnerinnen und Bewohner der Altenund Pflegeheime im Landkreis im Vergleich zu Bayern... 39 Pflegestufen der Bewohnerinnen und Bewohner im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen... 41 Vergleich der Pflegestufen stationär und ambulant (SGB XI-Leistungen)... 41 Darstellung 1-25a: Herkunft der Bewohnerinnen und Bewohner I... 42 Darstellung 1-25b: Herkunft der Bewohnerinnen und Bewohner II... 43 Darstellung 1-26: Darstellung 1-27: Darstellung 1-28: Darstellung 1-29: Darstellung 1-30: Darstellung 2-1: Darstellung 2-2: Darstellung 2-3: Darstellung 2-4: Darstellung 2-5: Darstellung 2-6: Belegungszahlen der Stationären Einrichtungen nach Herkunft... 44 Angebot an Ambulanten Diensten aus Sicht der Expertinnen und Experten... 46 Angebot an Kurzzeitpflege aus Sicht der Expertinnen und Experten... 46 Angebot an Tagespflege aus Sicht der Expertinnen und Experten... 47 Angebot an Stationären Einrichtungen aus Sicht der Expertinnen und Experten... 47 Index der Pflegebedürftigen im Regierungsbezirk Mittelfranken im Vergleich zu Bayern Ende 2009... 53 Wohnsituation pflegebedürftiger Personen in mittelfränkischen Landkreisen, Ende 2009... 54 Auslastung der Plätze für ältere Menschen in den Landkreisen des Regierungsbezirks Mittelfranken... 55 Schätzung des Bedarfs an Pflegeleistungen (alle Leistungsarten) im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2010-2030 auf der Basis regionaler Inanspruchnahmequoten... 57 Schätzung der Zahl zu Hause lebender Pflegebedürftiger im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2010 2030, Status Quo -Variante... 58 Schätzung des Bedarfs an vollstationärer Dauerpflege im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2010-2030, Status Quo -Variante... 59 V

Verzeichnisse Darstellung 2-7: Darstellung 2-8: Darstellung 2-9: Darstellung 2-10: Darstellung 2-11: Darstellung 2-12: Inanspruchnahme pflegerischer Leistungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2010 bis 2020 auf der Basis regionaler Inanspruchnahmequoten Status Quo -Variante... 60 Entwicklung der Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen nach Art der Leistungen 2010 bis 2020 Status Quo -Variante... 61 Inanspruchnahme pflegerischer Leistungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2010 bis 2020) auf der Basis regionaler Inanspruchnahmequoten Ambulant vor Stationär -Variante... 63 Entwicklung der Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen nach Art der Leistungen 2010 bis 2020 Ambulant vor Stationär -Variante... 64 Anteil der zu Hause lebenden Pflegebedürftige im Falle Status Quo und Ambulant vor Stationär... 65 Von ambulanten Diensten betreute pflegebedürftige Personen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2010 2020... 68 Darstellung 2-13: Betreute Personen zu Hause - Variantenvergleich... 70 Darstellung 2-14: Betreute Personen im Heim Variantenvergleich... 70 Darstellung 2-15: Schätzung der Zahl an Demenz Erkrankter im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2008 2028 auf der Basis von GKV-Prävalenzraten... 71 VI

Vorbemerkung Vorbemerkung Dieser gesonderte Band zum Thema Pflege und Pflegebedarfsplanung zum Seniorenpolitischen Gesamtkonzept enthält einerseits die Ergebnisse zum Handlungsfeld Betreuung und Pflege und andererseits die Pflegebedarfsplanung für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in zwei Varianten: Zum einen handelt es sich um eine Status Quo -Prognose, also eine Fortschreibung auf der Basis der aktuellen Situation, in Verbindung mit den demographischen Ergebnissen der Bevölkerungsprognose. Das Inanspruchnahmeverhalten der betroffenen Personen und ihrer Angehörigen im Hinblick auf Leistungen aus der Pflegeversicherung wird dabei als konstant unterstellt. Was sich verändert ist die Demographie, also der Altersaufbau der Bevölkerung in der Zukunft. Zum anderen und dies folgt tendenziell eher der Leitidee des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts und auch des SGB XI wird der Gedanke Ambulant vor Stationär für die zweite Prognosevariante unterlegt. In der zeitlichen Entwicklung zwischen beiden Prognosevarianten entsteht dadurch ein rechnerischer Korridor, der sich im Laufe der Zeit ausdehnt. Die Differenz stellt dann den Gestaltungsspielraum für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen dar, nämlich im Hinblick auf die zukünftige Schwerpunktsetzung in diesem wichtigen seniorenpolitischen Bereich. Nicht zuletzt ist durch die gesonderte Berichterstattung auch intendiert, diesen Teil des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts des Landkreises leichter und auch in einem kürzeren zeitlichen Takt fortschreiben zu können. VII

Vorbemerkung VIII

1. Handlungsfeld Betreuung und Pflege Betreuung und Pflege sind zentrale Themen bei der Versorgung älterer Bürgerinnen und Bürger. Standen früher vor allem die Stationären Pflegeeinrichtungen im Mittelpunkt der Pflegebedarfsplanung, so hat sich dies inzwischen geändert 1. Die ausreichende und angemessene Versorgung mit Ambulanten Diensten ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass dem sowohl vom Gesetzgeber als auch von der ganz überwiegenden Zahl der betroffenen älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger gewünschten möglichst langen Verbleib in der eigenen Wohnung und im heimischen Umfeld Rechnung getragen werden kann. Weiterhin bieten Tages- und Kurzzeitpflege Entlastungsmöglichkeiten, vor allem für die Angehörigen pflegebedürftiger Menschen. Eine angemessene Ausstattung mit stationären Pflegeplätzen ergänzt das Angebot für Pflegebedürftige, die zu Hause nicht mehr gepflegt werden können oder wollen. Zielsetzung ist es, im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass dem im Gesetz verankerten Grundsatz Ambulant vor Stationär künftig stärkeres Gewicht zukommt. Den Erhebungsergebnissen vorangestellt ist hier ein Blick in die amtliche Pflegestatistik. Zunächst ist die Gesamtzahl der Leistungsempfänger zwischen 1999 und 2009 nach einem leichten Rückgang zwischen 2001 bis 2003 um rund zehn Prozent angestiegen. Die Verteilung der Leistungsempfänger/innen auf die verschiedenen Leistungsarten zeigt Darstellung 1-1. Die Zahl der Empfänger/innen von Pflegegeldleistungen schwankte in den einzelnen Erhebungsjahren, lag jedoch stets zwischen rund 1.000 und 1.100 2. Zwischen 2007 und 2009 war die Zahl erneut leicht rückläufig. 1 Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (Hrsg.), Kommunale Seniorenpolitik, München 2009, S. 20 f. 2 Die angegebene Zahl beinhaltet ausschließlich Empfänger/innen von Pflegegeld nach SGB XI (Soziale Pflegeversicherung), die Zahlen der Empfänger/innen von Geldleistungen nach SGB XII (Sozialhilfe, Hilfe zur Pflege ) sind nicht enthalten. Leistungen nach SGB XI sind Leistungen aus der Sozialen Pflegeversicherung. Die Pflegeversicherung als eigenständiger Zweig der Sozialversicherung hat die Aufgabe, Pflegebedürftigen Hilfe zu leisten, die wegen der Schwere der Pflegebedürftigkeit auf solidarische Unterstützung angewiesen sind. Die Leistungen der Pflegeversicherung sind Sach- und Geldleistungen für den Bedarf an Grundpflege und hauswirtschaftlicher Versorgung sowie Kostenerstattung, soweit im Gesetz vorgesehen. Leistungen nach SGB XII sind Sozial- 1

Die Leistungen im ambulanten und teilstationären Bereich stiegen hingegen zwischen 1999 und 2009 kontinuierlich an. Ein besonders großer Sprung erfolgte zwischen 2005 und 2007, in dieser Zeit stieg die Zahl um über 130 Personen (gut 28 Prozent). Die Leistungen im vollstationären Bereich waren von 1999 bis 2003 zunächst rückläufig, erreichten jedoch schließlich 2007 mit 843 Personen ihren Höhepunkt. Bis 2009 ging die Zahl erneut leicht zurück. Darstellung 1-1: 3.000 Entwicklung der Zahl der Empfängerinnen und Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen im Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen 1999 2009 3 2.000 1.056 1.107 1.100 1.026 1.058 1.038 1.000 803 783 741 796 843 797 453 454 462 480 613 715 0 1999 2001 2003 2005 2007 2009*) Insgesamt 2.312 2.344 2.303 2.302 2.514 2.550 Ambulant & Teilstationär Vollstationär Pflegegeld *) In der Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung von 2009 ist die Zahl der Tagespflegegäste in den ambulanten Leistungen und den Pflegegeldleistungen enthalten, Kurzzeitpflege wird unter stationär geführt. In dieser Darstellung wurde die Kurzzeitpflege als teilstationäre Pflegeleistungen mit der ambulanten Pflege zusammengefasst. Quelle: AfA / SAGS 2011, nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung hilfeleistungen für Personen, die in erheblichem oder höherem Maße der Hilfe bedürfen, die finanziellen Mittel jedoch nicht selbst aufbringen können ( Hilfe zur Pflege ). Die Hilfe zur Pflege umfasst Pflege, Hilfsmittel, Kurzzeitpflege sowie teilstationäre Pflege. Der Inhalt der Leistungen wird bestimmt nach den Regelungen der Pflegeversicherung. 3 Die überhöhten Angaben für die ambulanten Leistungsempfänger in der Pflegestatistik 2007 für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wurden mit der E-Mail vom 27. Oktober 2011 durch das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung korrigiert. 2

Wie die Darstellung 1-2 zeigt, weichen die Anteile der verschiedenen Pflegeleistungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen teilweise stark von den Werten Gesamtbayerns und des Regierungsbezirks Mittelfranken ab. Über 40 Prozent der Pflegebedürftigen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen erhalten Pflegegeld. Dies entspricht weitestgehend dem Wert Mittelfrankens, liegt jedoch um fast vier Prozentpunkte unterhalb des Bayerns. Der Anteil vollstationär versorgter Personen entspricht mit knapp über 31 Prozent in etwa den Werten Gesamtbayerns, liegt aber deutlich unterhalb des Regierungsbezirks. Auffällig hoch ist im Landkreis demnach der Anteil an ambulant und teilstationär versorgten Personen mit 28 Prozent. In Bayern sowie in Mittelfranken sind dies mit jeweils knapp 24 Prozent weniger. Darstellung 1-2: Inanspruchnahme von Pflegeleistungen nach Art der Leistung Ende 2009, Vergleich Bayern, Regierungsbezirk Mittelfranken und Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 31,7% 101.038 141.365 44,4% 36,6% 15.382 16.644 39,7% 31,3% 797 1.038 40,7% 76.076 9.946 715 23,9% Bayern 318.479 Leistungsempfänger 23,7% Regierungsbezirk Mittelfranken 41.972 Leistungsempfänger 28,0% Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2.550 Leistungsempfänger Vollstationär Ambulant & Teilstat. Geldleistung Quelle: AfA / SAGS 2011, nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung 3

1.1 Ambulante Dienste im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 1.1.1 Bestand an Ambulanten Diensten und Zahl der Klienten Im Rahmen der Erstellung der Pflegebedarfsplanung für den Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen wurde Anfang / Mitte 2011 eine Erhebung bei den Ambulanten Diensten im Landkreis durchgeführt. Da wichtige Strukturdaten in der amtlichen Pflegestatistik nur für die als pflegebedürftig eingestuften Kundinnen und Kunden vorliegen, lag ein Hauptinteresse bei der schriftlichen Befragung darauf, Angaben zu erhalten, die in der amtlichen Statistik nicht verfügbar sind. Dabei geht es zum einen um Kundinnen und Kunden, die SGB V Leistungen, d.h. medizinische Sachleistungen, erhalten, aber auch um jene Personen, bei denen nur Pflegebesuche durchgeführt werden. Den Diensten wurden Fragen zu aktuellen Angeboten und Planungen gestellt. Auch wurde ein gesonderter Erhebungsbogen mit Informationen über den Bestand und die Struktur der derzeitig betreuten Personen beigelegt. Der Stichtag für alle Angaben war der 01. April 2011. Alle 14 im Landkreis ansässigen Ambulanten Pflegedienste nahmen an der schriftlichen Umfrage teil (vgl. Darstellung 1-3). Das BRK Kreisverband Südfranken begann mit seinem Ambulanten Dienst erst zum 01. September 2011 und konnte daher nur eingeschränkt Angaben zu Angebot und Bestand machen. Die Diakoniestation Jura gehört zum Diakonischen Werk Weißenburg-Gunzenhausen e.v., hat ihren Sitz jedoch in der Gemeinde Thalmässing (Landkreis Roth). 4

Darstellung 1-3: Ambulante Pflegedienste im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Name des Dienstes Sitz des Dienstes Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Ambulante Krankenpflege Lazarus Gunzenhausen Caritas-Sozialstation Gunzenhausen e.v. Gunzenhausen Zentrale Diakoniestation Gunzenhausen Gunzenhausen Diakoniestation Heidenheim Heidenheim Ambulanter Pflegedienst Evelyn Satzinger Muhr am See Altmühltal Diakoniestation Langenaltheim Langenaltheim Ambulanter Pflegedienst Pflege daheim Meinheim Gemeindeschwesternstation Treuchtlingen Treuchtlingen Rezattal / Jura Caritas-Sozialstation Pleinfeld Pleinfeld Conrad Ambulante Pflege Pleinfeld Ambulanter Pflegedienst Pflege mit Herz Weißenburg Ambulanter Pflegedienst des BRK Kreisverband Südfranken*) Weißenburg Diakoniestation Weißenburg Weißenburg Landkreis Roth Diakoniestation Jura Thalmässing *) Eröffnung erfolgte am 01. September 2011 Quelle: AfA / SAGS 2011 Regionale Verteilung und Einsatzgebiete der Ambulanten Dienste Der Großteil der Ambulanten Dienste mit Sitz im Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen befindet sich erwartungsgemäß auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen überwiegend in den großen und mittleren Gemeinden (dort sind neun der insgesamt 13 Dienste ansässig). Regional gesehen verteilen sich die Ambulanten Dienste über den gesamten Landkreis und sind in allen drei Versorgungsbereichen zu finden (vgl. Darstellung 1-5). In der bevölkerungsstärksten Versorgungsregion Rezattal / Jura (dort leben 37,4% aller Landkreisbewohner/innen mit 75-Jahren und älter) befinden sich fünf Dienste, verteilt auf die Stadt Weißenburg und die Gemeinde Pleinfeld. In der Versorgungsregion Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm (35,1% aller 75-Jährigen und älter leben dort) haben über fünf Dienste ihren Sitz, davon allein drei in der Stadt Gunzenhausen. 5

In der verhältnismäßig dünn besiedelten Versorgungsregion Altmühltal (27,5% aller 75-Jährigen und älter sind dort sesshaft) sind lediglich drei Dienste ansässig. Zwei ambulante Dienste mit Sitz in den Versorgungsregionen Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm sowie Rezattal / Jura gaben explizit an, auch Bewohnerinnen und Bewohner der Region Altmühltal zu versorgen. Es gilt jedoch zu beachten, dass sich die Ambulanten Dienste bei ihren Touren nicht direkt an den Versorgungsregionen orientieren. Zudem werden von der Diakoniestation Jura, die ihren Sitz in der Gemeinde Thalmässing (Landkreis Roth) hat, vornehmlich auch Pflegebedürftige innerhalb des Landkreises Weißenburg- Gunzenhausen (v.a. in der angrenzenden Versorgungsregion Rezattal / Jura) versorgt. Demnach kann davon ausgegangen werden, dass alle Gemeinden des Landkreises auch die kleinen Gemeinden und abgelegenen Gebiete durchaus von den ambulanten Diensten abgedeckt werden können. 6

Darstellung 1-4: Regionale Verteilung der vorwiegend im Landkreis tätigen Ambulanten Dienste Sitz des ambulanten Dienstes Landkreis Ansbach Haundorf Muhr am See Absberg Landkreis Roth Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Gunzenhausen Pfofeld Pleinfeld Theilenhofen Rezattal / Jura Ellingen Ettenstatt Bergen Thalmässing Gnotzheim Dittenheim Alesheim Höttingen Nennslingen Meinheim Weißenburg i.bay. Burgsalach Westheim Heidenheim Markt Berolzheim Raitenbuch Landkreis Donau-Ries Polsingen Treuchtlingen Pappenheim Altmühltal Solnhofen Langenaltheim Landkreis Eichstätt Quelle: AfA / SAGS 2011 7

Von 13 befragten Diensten 4, die detaillierte Angaben zu ihren Kundinnen und Kunden machten, wurden zum Stichtag insgesamt 1.776 Personen versorgt. Gut jede/r dritte Kundin bzw. Kunde (31 Prozent) erhält Pflegeleistungen und hauswirtschaftliche Versorgung nach SGB XI, fast 23 Prozent medizinische Sachleistungen ( Behandlungspflege ) auf Basis der Gesetzlichen Krankenversicherung SGB V. Bei über 800 Personen (46 Prozent) wurden im Jahr 2010 Pflegebesuche nach 37 Abs.3 SGB XI durchgeführt (vgl. Darstellung 1-5). Darstellung 1-5: Anzahl der Kunden Ambulanter Dienste im Landkreis Name des Dienstes Gemeinde Kunden aus dem Landkreis Davon: SGB XI- Leistungen Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Davon: ausschließ lich SGB V- Leistungen Davon: ausschließlich Pflegebesuche ( 37 Abs.3 SGB XI Ambulante Krankenpflege Lazarus Caritas-Sozialstation Gunzenhausen e.v. Zentrale Diakoniestation Gunzenhausen Gunzenhausen 67 9 23 35 Gunzenhausen 91 24 11 56 Gunzenhausen 305 134 78 93 Diakoniestation Heidenheim Heidenheim 114 41 33 40 Ambulanter Pflegedienst Evelyn Satzinger Muhr am See 13 3 4 6 Altmühltal Diakoniestation Langenaltheim Ambulanter Pflegedienst Pflege daheim Gemeindeschwesternstation Treuchtlingen Langenaltheim 174 31 54 89 Meinheim 109 37 21 51 Treuchtlingen 162 45 57 60 4 Ohne Angaben des Ambulanten Dienstes des BRK in Weißenburg, der erst am 01. September 2011 eröffnet wurde. 8

Name des Dienstes Gemeinde Kunden aus dem Landkreis Rezattal / Jura Davon: SGB XI- Leistungen Davon: ausschließ lich SGB V- Leistungen Davon: ausschließlich Pflegebesuche ( 37 Abs.3 SGB XI Caritas-Sozialstation Pleinfeld Pleinfeld 162 55 21 86 Conrad Ambulante Pflege Pleinfeld 62 14 32 16 Ambulanter Pflegedienst Pflege mit Herz Ambulanter Pflegedienst des BRK Kreisverband Südfranken*) Weißenburg 104 44 17 43 Weißenburg 0 0 0 0 Diakoniestation Weißenburg Weißenburg 332 75 45 212 Landkreis Roth Diakoniestation Jura Thalmässing 81 36 11 34 Insgesamt 1.776 548 407 821 *) Eröffnung erst am 01. September 2011 Quelle: AfA / SAGS 2011 9

1.1.2 Analyse der Strukturdaten von Kundinnen und Kunden Ambulanter Dienste Zwölf Ambulante Dienste gaben über 819 ihrer Kundinnen und Kunden detaillierte Auskünfte 5 (entspricht 46 Prozent aller Kunden aus dem Landkreis). Erfragt wurden Alter, Geschlecht, Wohnsituation (Wohnt der Kunde allein?), Pflegestufe und Wohnort. Darstellung 1-6: Altersverteilung im Vergleich ambulant stationär (vgl. dazu auch Abschnitt Vollstationäre Pflege ) Altersklassen in Jahren absolut Ambulante Pflege in Prozent Davon nur SGB XI- Leistungen*) in Prozent Stationäre Pflege absolut in Prozent unter 65 85 10,4 48 9,2 74 9,2 65 bis unter 70 20 2,4 9 1,7 33 4,1 70 bis unter 75 76 9,3 40 7,7 73 9,0 75 bis unter 80 123 15,0 75 14,4 80 9,9 80 bis unter 85 190 23,2 117 22,5 135 16,7 85 bis unter 90 200 24,4 139 26,7 215 26,6 90 bis unter 95 99 12,1 73 14,0 132 16,3 95 und älter 25 3,1 20 3,8 66 8,2 Gesamt 818 100,0 521 100,0 808 100,0 *) 297 Personen ohne Pflegestufe Eine Person ohne Altersangabe, von zwei Personen liegen keine Angaben zur Pflegestufe vor. Quelle: AfA / SAGS 2011 5 Berücksichtigt werden im Folgenden nur Personen aus dem Landkreis. Angaben zur Zahl der Pflegebesuche nach 37 Abs. 3 SGB XI gehen nicht in die Auswertung ein. 10

Wie in der Darstellung 1-6 ersichtlich, sind gut 63 Prozent der Kundinnen und Kunden der ambulanten Dienste 80 Jahre alt und älter. Betrachtet man diese Altersgruppe bei den Empfängerinnen und Empfänger von SGB XI-Leistungen (ohne keine Pflegestufe ) sowie bei den Bewohnerinnen und Bewohner der Stationären Einrichtungen, machen diese einen etwas höheren Anteil aus (67 % bzw. 67,8 %). Im ambulanten Bereich ist der Altersdurchschnitt mit 79,5 Jahren (80,3 Jahre bei SGB XI-Leistungsempfängern) erwartungsgemäß leicht niedriger als im stationären Bereich mit 81,5 Jahren. Geschlechterverteilung der Kundinnen und Kunden Darstellung 1-7: Geschlechterverteilung der Kunden Ambulanter Dienste 100% 80% 60% 542 40 13 44 79 123 148 73 22 40% 20% 0% 276 45 Gesamt unter 65 65 bis unter 70 7 32 70 bis unter 75 44 67 75 bis unter 80 80 bis unter 85 52 26 85 bis unter 90 90 bis unter 95 3 95 und älter Altersklasse in Jahren Geschlecht Männer Frauen Eine Person ohne Altersangabe Quelle: AfA / SAGS 2011 Erwartungsgemäß steigt der Anteil der pflegebedürftigen Frauen mit dem Alter an (vgl. Darstellung 1-7). Da die Lebenserwartung bei den Frauen höher ist als bei den Männern, sind sie in vielen Fällen der überlebende Teil, und benötigen im höheren Alter selbst Hilfe, die in vielen Fällen schließlich durch Unterstützung von Ambulanten Dienst erbracht werden kann. 11

Pflegestufen der Kundinnen und Kunden Darstellung 1-8: Pflegestufen der Kundinnen und Kunden Ambulanter Pflegedienste Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Pflegestufe absolut in Prozent Keine (nur Leistungen nach SGB V) 297 36,4 1 261 31,9 2 170 20,8 3 89 10,9 Insgesamt 817 100,0 Zwei Personen ohne Angabe zur Pflegestufe Quelle: AfA / SAGS 2011 297 der 817 Kundinnen und Kunden 6 also über ein Drittel haben keine Pflegestufe (vgl. Darstellung 1-8). Sie erhalten SGB V-Leistungen, d.h. medizinische Sachleistungen, bzw. auch Leistungen, die privat bezahlt werden. Die Verteilung der Leistungen für Personen mit Pflegestufe (SGB XI-Leistungen) zeigt das typische Bild für den ambulanten Bereich: Einstufungen in die Pflegestufe 3 (hier elf Prozent) sind bei der ambulanten Versorgung eher die Ausnahme. Bei den Stationären Einrichtungen ist der Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner mit höherer Einstufung deutlich größer (fast 19 Prozent mit Pflegestufe 3). Dies zeigt, dass eine pflegerische Versorgung von Personen mit Pflegestufe 3 im häuslichen Bereich eher an Grenzen stößt und Pflegearrangements komplex zu organisieren sind. 6 Über zwei Personen liegen keine Angaben zur Pflegestufe vor 12

Das Angebotsspektrum der Ambulanten Pflegedienste Darstellung 1-9: Weitere Angebote der Ambulanten Pflegedienste Anzahl der Dienste Hauswirtschaftliche Versorgung (ohne SGB XI) 13 Niedrigschwellige Betreuungsangebote 12 Essen auf Rädern (eigene Zustellung) 11 Fahrdienste 6 Hauskrankenpflegekurs 4 Anderes 3 Palliativpflege 1 0 2 4 6 8 10 12 14 Quelle: Bestandserhebung, AfA/SAGS 2011 Basis: Angaben von 14 Diensten Quelle: AfA / SAGS 2011 Wie die Darstellung 1-9 zeigt, gibt es neben der Grundpflege und der Behandlungspflege ein breites Spektrum von weiteren Leistungen, die von den Ambulanten Pflegediensten erbracht werden. Das Angebot zweier Einrichtungen geht über die genannten Leistungen hinaus. Die Caritas-Sozialstation Gunzenhausen e.v. organisiert wöchentliche Badetage. Die Ambulante Pflege Conrad bietet Ausflüge, Basteln und Gymnastik an. Zudem betreibt dieser Dienst seit Oktober 2011 eine ambulant betreute Wohngemeinschaft in Obermässing/Greding (Landkreis Roth) mit insgesamt 20 Plätzen (inkl. Kurzzeitund Verhinderungspflege). Geplante Veränderungen der Angebote Die Diakoniestation Weißenburg möchte das Angebot an Nachmittagsbetreuung weiter ausbauen und plant in diesem Zusammenhang auch räumliche Veränderungen. Der private Pflegedienst Conrad weist darauf hin, das eigene Angebot stets zu aktualisieren und zu erweitern. 13

Hauswirtschaftliche Versorgung Neben der Pflege sind hauswirtschaftliche Versorgungsangebote ein wichtiges ergänzendes Angebot für ältere Menschen, insbesondere dann, wenn keine Angehörigen im näheren Umfeld leben. Bei einer Einstufung in eine Pflegestufe werden Kosten für eine hauswirtschaftliche Grundversorgung durch die Pflegekasse übernommen. Sonst ist dies nur in Ausnahmefällen (Familienpflege nach SGB V) möglich. Im April 2011 wurden von neun Pflegediensten insgesamt 87 Kundinnen und Kunden hauswirtschaftlich versorgt, bei denen diese Leistungen nicht im Rahmen der Pflegeversicherung finanziert sind, sondern von den Kundinnen und Kunden selbst bzw. von der Krankenversicherung bezahlt werden. Allerdings ist davon auszugehen, dass viele Pflegebedürftige eine hauswirtschaftliche Versorgung durch Angehörige oder Hauswirtschaftshilfen erhalten, die hier allerdings nicht erfasst wurde. Betreuung durch ausländische Arbeitskräfte Pflege und Betreuung durch ausländische, meist osteuropäische Arbeitskräfte, entwickelten sich in den vergangenen Jahren als eine ergänzende Unterstützung oder Alternative zu den ambulanten Pflegediensten. Um den steigenden Bedarf an leichter finanzierbarem und zeitlich flexiblem Pflegepersonal zu decken, wird immer häufiger auf solche Kräfte zurückgegriffen. Diese leben dann mit den Betreuungsbedürftigen unter einem Dach und können somit eine 24-Stunden-Betreuung gewährleisten. Zehn der ambulanten Dienste sind insgesamt 47 Kundinnen und Kunden bekannt, die neben ihren professionellen Leistungen auch auf solche unterstützenden Hilfen zurückgreifen. Personalsituation Ambulanter Dienste Bei 12 befragten Ambulanten Diensten, die vollständige Angaben machten, arbeiteten zum Erhebungszeitpunkt insgesamt 190 (examinierte) Pflegefachkräfte, was rund 110 Vollzeitstellen entspricht. Zudem werden von acht Diensten 68 Pflegehilfskräfte (etwa 30 Vollzeitstellen) gemeldet. Folgende Darstellung verdeutlicht nochmals, wie sich diese Gesamtzahl an Pflegemitarbeiterinnen und Pflegemitarbeitern auf die unterschiedlichen Funktionsbereiche aufteilt (vgl. Darstellung 1-10). 14

Darstellung 1-10: Pflegepersonal der Ambulanten Dienste nach Anzahl der Personen und Vollzeitstellen Pflegepersonal Anzahl der Personen Vollzeitstellen insgesamt Pflegefachkräfte (examiniert)*) 190 109,3 Pflegehilfskräfte**) 68 30,1 Gesamt 258 139,1 *) Angaben von 12 Diensten **) Angaben von 8 Diensten, 4 Dienste beschäftigen ausschließlich (examinierte) Pflegefachkräfte Angaben von 12 Diensten, ein Dienst machte hierzu unvollständige Angaben, der Ambulante Pflegedienst des BRK in Weißenburg befindet sich noch im Aufbau. Quelle: AfA / SAGS 2011 Bei sechs Diensten sind insgesamt 76 Ehrenamtliche tätig, 57 davon gegen eine Aufwandsentschädigung. Eingesetzt werden sie im Bereich der Einzel- und / oder Gruppenbetreuung. Bei sechs Diensten sind ausschließlich Hauptamtliche angestellt. Neun Dienste äußerten einen Bedarf an (weiteren) ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Dienste wurden auch gefragt, ob es schwierig sei, Personal mit einer bestimmten Qualifikation zu finden. Die personelle Situation der Ambulanten Pflegedienste im Landkreis stellt sich aus Sicht der ambulanten Dienste tendenziell als schwierig dar. Neun von 13 Ambulanten Diensten 7 gaben an, Probleme beim Finden von geeignetem Fachpersonal zu haben, dabei acht allein bei der Suche nach examinierten Pflegefachkräften. Mit jeweils einer Nennung werden Pflegefachkräfte mit gerontopsychiatrischer Zusatzausbildung, Pflegehilfskräfte, Hauswirtschafts- (fach)kräfte gesucht. Die Caritas-Sozialstation Gunzenhausen benötigt zudem einen Fahrer für die angebotenen Badetage. 7 Der Ambulante Dienst des BRK kann kurz nach Eröffnung noch keine Aussagen zur Personalsituation treffen. 15

Versorgung von Kundinnen und Kunden mit psychischen Erkrankungen und einem erweiterten Leistungsbedarf 149 Kunden (entspricht rund 18 Prozent) von zwölf Diensten erhalten zusätzliche Leistungen aufgrund eines erheblichen Betreuungsbedarfs nach 45 a SGB XI. Vier Ambulante Dienste betreuen zudem insgesamt fünf Kundinnen / Kunden mit geistiger Behinderung. Die ambulanten Dienste wurden gefragt, wie viele der von ihnen Betreuten ihrer Einschätzung nach an einer mittleren bzw. schweren Demenz leiden. Von zehn Diensten werden insgesamt 181 Personen genannt. Bei zwei Diensten entspricht diese Zielgruppe zwischen zehn und 50 Prozent aller Kundinnen und Kunden. Niedrigschwellige Betreuungsleistungen, die sich speziell auch an diese Zielgruppe richten, bieten zwölf Ambulante Dienste. Eine detaillierte Übersicht dieser Angebote zeigt die nachfolgende Darstellung 1-11 (vgl. hierzu auch die Handlungsfelder Angebote für besondere Zielgruppen und Unterstützung pflegender Angehöriger ). 16

Darstellung 1-11: Niedrigschwellige Angebote Name des Dienstes Sitz des Dienstes Niedrigschwellige Angebote Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Ambulante Krankenpflege Lazarus Gunzenhausen Demenzbetreuung Caritas-Sozialstation Gunzenhausen e.v. Zentrale Diakoniestation Gunzenhausen Gunzenhausen Gunzenhausen Einzelbetreuung in der häuslichen Umgebung, Betreuungsgruppe für Demenzkranke und Hilfebedürftige Einzelbetreuung und Betreuungsgruppen Diakoniestation Heidenheim Heidenheim Stundenweise Betreuung in der häuslichen Umgebung, Monatliche Betreuungsgruppe in der Diakoniestation Altmühltal Diakoniestation Langenaltheim Langenaltheim Keine näheren Angaben Ambulanter Pflegedienst Pflege daheim Gemeindeschwesternstation Treuchtlingen Meinheim Treuchtlingen Rezattal / Jura Stundenweise Betreuung von Pflegebedürftige in der häuslichen Umgebung Betreuung Demenzkranker Caritas-Sozialstation Pleinfeld Pleinfeld Einzelbetreuung, Betreuungsgruppe zweimal wöchentlich Conrad Ambulante Pflege Pleinfeld Keine näheren Angaben Diakoniestation Weißenburg Ambulanter Pflegedienst Pflege mit Herz Weißenburg i.bay. Weißenburg i.bay. Landkreis Roth Senioren-Betreuungsgruppe, Betreuung einer ambulanten Wohngruppe, Einzelbetreuung Keine näheren Angaben Diakoniestation Jura Thalmässing Keine näheren Angaben Quelle: AfA / SAGS 2011 17

Sechs der 14 Dienste können nach eigenen Angaben trotz des großen Angebotsspektrums benötigte und gewünschte Hilfeleistungen nicht immer erbringen bzw. adäquat vermitteln. Dabei wurden die folgenden Nennungen erfasst: Begleitdienste (3 Dienste); Unterstützung im Haushalt (2 Dienste); Fahrdienste (2 Dienste); Tagespflege (2 Dienste); Beratung und Maßnahmen zur Wohnungsanpassung (ein Dienst); (Stundenweise) Betreuung (ein Dienst); Alltagsbegleiter (ein Dienst). Ablehnung von Kundinnen und Kunden Die Ambulanten Dienste wurden auch gefragt, ob es in den letzten vier Wochen vor Erhebungszeitpunkt dazu gekommen sei, dass sie Kundinnen oder Kunden zur Neuaufnahme ablehnen mussten. Bei keinem der befragten Dienste war dies der Fall, einer gab jedoch an, dass er von der Auslastung her mittlerweile an der oberen Grenze angelangt sei. Allein lebende Personen Für die Versorgung älterer, allein lebender Personen in ihrer häuslichen Umgebung ist die Hilfe von Ambulanten Diensten (zusätzlich auch zur Pflege und Betreuung durch Angehörige) von wesentlicher Bedeutung. Bei Alleinlebenden ist die Versorgung im Vergleich zu Personen, die mit Anderen (z.b. Partner oder Kindern) zusammen leben, aufwändiger und stößt zudem schneller an Grenzen. Oftmals wird neben der pflegerischen Versorgung eine kontinuierliche Betreuung über den Tag nötig, die auch der Ambulante Dienst durch mehrere Besuche im Laufe des Tages nicht oder nur schwer und mit hohen Kosten verbunden gewährleisten kann. Von 819 Kundinnen und Kunden der Ambulanten Dienste, über die hier Informationen vorliegen, leben 304 allein (37,1 %) und 515 (62,9 %) mit anderen Personen, in der Regel mit (Ehe-)Partner und / oder Kindern zusammen. Das macht aber auch deutlich, dass allein lebende und pflegebedürftige Personen von Ambulanten Diensten durchaus zu Hause versorgt werden können vorausgesetzt die Rahmenbedingungen stimmen. 18

1.2 Kurzzeitpflege im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Es werden im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen von 15 der 16 vollstationären Einrichtungen mindestens 27 Kurzzeitpflegeplätze angeboten, fast ausschließlich in eingestreuter Form 8. In 14 Einrichtungen stehen mindestens 26 eingestreute Kurzzeitpflegeplätze kontinuierlich zur Verfügung, davon bieten drei Heime Kurzzeitpflegeplätze bei Verfügbarkeit an, wenn vollstationäre Plätze nicht belegt sind. Landkreisweit wird lediglich vom Städtischen Pflegezentrum im Gesundheitszentrum Treuchtlingen ein fester Kurzzeitpflegeplatz ganzjährig offeriert. Diese hohe Zahl eingestreuter Kurzzeitpflegeplätze hat zur Folge, dass diese bei steigender Nachfrage nach Dauerpflegeplätzen in zunehmendem Maße für die Kurzzeitpflege nicht mehr zur Verfügung stehen. Für die pflegenden Angehörigen stellt sich somit das Problem, dass Plätze nicht immer lange im Voraus gebucht werden können, so dass es schwierig sein kann, einen Urlaub fest zu planen. Im gesamten Jahr 2010 wurden im Landkreis 460 Personen in der Kurzzeitpflege versorgt 9. Davon fiel allein die Hälfte auf die insgesamt sieben eingestreuten Plätze des Pflegezentrums Gunzenhausen und des Burckhard-von-Seckendorff-Heim in Gunzenhausen. In der Versorgungsregion Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm, in der es die meisten Kurzzeitpflegeplätze gibt, wurden fast 70 Prozent aller Gäste untergebracht. Im Zeitraum von vier Wochen vor dem Erhebungsstichtag wurden 95 Anfragen an jene 12 Pflegeheime gerichtet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Kundinnen und Kunden häufig in mehreren Einrichtungen anfragen müssen, um einen geeigneten Platz zu erhalten. Ohne eine zentrale Koordination ist dies ein oft aufwändiges Unterfangen. Das Bavaria Wohnstift in Weißenburg wird zum 30. April 2012 schließen, womit eingestreute Kurzzeitpflegeplätze in der Versorgungsregion Rezattal / Jura wegfallen. 8 Nach Definition des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung versteht man unter eingestreuten Plätzen jene vollstationären Dauerpflegeplätze, die kurzfristig flexibel für die Kurzzeitpflege genutzt werden können. Feste Plätze werden dauerhaft und ausschließlich für Zwecke der Kurzzeitpflege vorgehalten. 9 Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die 12 stationären Einrichtungen, die Kurzzeitpflege anbieten und sich an der Bestandserhebung beteiligten. 19

Darstellung 1-12: Angebote der Kurzzeitpflege in Vollstationären Einrichtungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Einrichtung Gemeinde Anzahl der festen oder eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze Anzahl der Gäste 2010 Anfragen in den letzten vier Wochen Kann die Nachfrage befriedigt werden? Zahl der abgewiesenen Interessenten Burkhard-von-Seckendorff- Heim*) Evang. Kranken- und Altenpflege gemeinnützige GmbH Pflegezentrum Gunzenhausen Evang. Kranken- und Altenpflege gemeinnützige GmbH Tagesstrukturierende Hausgemeinschaften AWO Alten- und Pflegeheim Heidenheim Haus Hahnenkamm Pflegeheim für Schwerkörperbehinderte Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Gunzenhausen 3, eingestreut 123 20 nein 5 Gunzenhausen 4, eingestreut 109 10 nein 19 Gunzenhausen 4, eingestreut 40 6 nein 14 Heidenheim 3, eingestreut 41 4 nein 5 Heidenheim 1, eingestreut 4 0 ja keine 15 317 40-43 20

Altmühltal AWO Pflegeheim Langenaltheim Seniorenheim Georg-Nestler- Haus Senioren Pflege- und Wohngemeinschaft Landhaus Altmühltal GmbH Städtisches Pflegezentrum im Gesundheitszentrum Treuchtlingen Langenaltheim Eingestreut, nach Verfügbarkeit 2 5 nein 10 Pappenheim 1, eingestreut k.a. k.a. ja k.a. Treuchtlingen 1, eingestreut 5 2 nein k.a.**) Treuchtlingen 1, fest 43 7 nein 20 Altmühltal 3 50 14-30+x Rezattal / Jura Seniorenhof Pleinfeld Pleinfeld Eingestreut, nach Verfügbarkeit k.a. k.a. k.a. k.a. Altenheim St. Elisabeth Ellingen 2, eingestreut 9 12 nein 20 AWO Else- und Heiner-Stöhr- Alten- und Pflegeheim Bavaria Wohnstift GmbH & Co. KG***) Weißenburg 2, eingestreut 50 15 ja keine Weißenburg eingestreut, nach Verfügbarkeit k.a. k.a. nein k.a. Caritas-Altenheim St. Walburg Weißenburg 3, eingestreut 16 8 nein 10 Evang. Altenheim St. Andreas Weißenburg 2, eingestreut 18 6 ja keine Rezattal / Jura 9 93 41-30 Gesamter Landkreis 27 460 95-103 *) Diese Einrichtung nannte 123 Gäste, von denen 68 Personen nach dem Kurzzeitpflegeaufenthalt direkt in die vollstationäre Pflege aufgenommen wurden. **) Die Zahl der abgelehnten Personen wurde von der Einrichtung nicht dokumentiert. ***) Diese Einrichtung schließt zum 30. April 2012. Quelle: AfA / SAGS 2011 21

Lediglich 4 der 15 Anbieter konnten nach eigenen Angaben im Jahr 2010 die Nachfrage nach Kurzzeitpflegeplätzen befriedigen und in der Regel alle Interessentinnen und Interessenten unterbringen 10. Zehn Einrichtungen hingegen konnten nicht alle Interessenten aufnehmen. Acht Anbieter mussten im Jahr 2010 in der Summe 103 Anfragen ablehnen. Vor allem zu Stoßzeiten (z.b. Ferienzeiten im Juli / August) oder wenn die Einrichtungen komplett belegt sind, gestaltete sich die Aufnahme schwierig. So bestätigten einige Einrichtungen, dass es vor allem zu Ferienzeiten zu Engpässen kam. Die meisten Stationären Einrichtungen, die Kurzzeitpflege anbieten, nehmen auch Demenzerkrankte auf. Bei den Gästen wird meist vorausgesetzt, dass keine Weglauftendenz zu erwarten ist, bzw. es darf kein Unterbringungsbeschluss vorliegen. Aggressives Verhalten, Fremd- und Eigengefährdung sind weitere Ausschlusskriterien sowie Beatmungspatienten. Regionale Verteilung der Kurzzeitpflegeplätze Mit insgesamt 15 Plätzen, ist die Versorgungsregion Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm am besten ausgestattet (209 Personen mit 75 Jahren und älter pro Kurzzeitpflegeplatz). Dennoch ist anzumerken, dass sich das Angebot ausschließlich auf die Stadt Gunzenhausen und die Gemeinde Heidenheim beschränkt. Die bevölkerungsstärkste Versorgungsregion Rezattal / Jura verfügt über mindestens 9 Plätze (zwei Einrichtungen boten zum Erhebungszeitpunkt Kurzzeitpflegeplätze nur bei Verfügbarkeit an). Diese verteilen sich auf die vollstationären Einrichtungen in den Gemeinden Weißenburg, Ellingen und Pleinfeld und sind somit über die gesamte Versorgungsregion verteilt zu finden (372 Personen mit 75 Jahren und älter pro Kurzzeitpflegeplatz). Das Bavaria Wohnstift in Weißenburg, das eingestreute Plätze bei Verfügbarkeit offeriert, wird zum 30. April 2012 geschlossen. 10 Die drei Einrichtungen, die sich nicht an der schriftlichen Befragung beteiligten, wurden hierzu telefonisch befragt, wobei eine keine deutliche Aussage machen konnte. 22

Innerhalb der vergleichsweise dünn besiedelten Versorgungsregion Altmühltal gibt es momentan lediglich 2 eingestreute Plätze sowie einen festen Platz (821 Personen mit 75 Jahren und älter pro Kurzzeitpflegeplatz) 11. Planungen zum Ausbau des Kurzzeitpflegeangebotes sind bis dato nicht bekannt, so dass man in naher Zukunft nicht von einer Verbesserung der Versorgungssituation ausgehen kann. 11 Das AWO Altenheim Langenaltheim bietet Plätze nur bei Verfügbarkeit an. 23

Darstellung 1-13: Angebote der Kurzzeitpflege im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Landkreis Ansbach Haundorf Muhr am See Landkreis Roth Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Gunzenhausen Absberg Pfofeld Pleinfeld Theilenhofen Ellingen Rezattal / Jura Ettenstatt Bergen Dittenheim Gnotzheim Alesheim Meinheim Höttingen Weißenburg i.bay. Burgsalach Nennslingen Westheim Markt Berolzheim Heidenheim Raitenbuch Treuchtlingen Pappenheim Polsingen Altmühltal Solnhofen Langenaltheim Landkreis Donau-Ries Landkreis Eichstätt Einrichtung mit eingestreuten Kurzzeitpflegeplätzen Einrichtung mit festen Kurzzeitpflegeplätzen Einrichtung mit eingesteuten Kurzzeitpflegeplätzen wird zum 30. April 2012 geschlossen Quelle: AfA / SAGS 2011 24

1.3 Tagespflege im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen standen zum Erhebungszeitpunkt 40 Tagespflegeplätze in sechs Einrichtungen zur Verfügung (vgl. Darstellung 1-14). Von den 40 Plätzen waren zwölf Plätze in drei vollstationären Einrichtungen eingestreut. Das Altenheim St. Elisabeth bietet in ihrem Erweiterungsbau, der Ende November 2011 eröffnet wurde, 10 feste Plätze, die ganzjährig und ausschließlich für die Tagespflege zur Verfügung stehen. Die Evangelische Krankenund Altenpflege Gunzenhausen e.v. offeriert zudem in Gunzenhausen und Dittenheim spezialisierte Tagespflegeeinrichtungen mit insgesamt 18 festen Plätzen. Das AWO Pflegeheim Langenaltheim möchte in Zukunft (voraussichtlich 2012) Tagespflegeplätze aufbauen, genaue Platzzahlen gibt es bislang noch nicht. Nach Informationen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Expertenrunde wird seit geraumer Zeit in Merkendorf stundenweise Verhinderungspflege (einmal wöchentlich) als niedrigschwelliges Angebot offeriert. Bei steigender Nachfrage soll das Angebot erweitert und möglicherweise in eine Tagespflege umgewandelt werden. Alle Einrichtungen sind bereit, Demenzkranke aufzunehmen, eine vorhandene Weglauftendenz ist dabei bei allen ein Ausschlusskriterium. Des Weiteren wurde angegeben, keine Interessentinnen und Interessenten mit aggressivem Verhalten, bei Eigen- oder Fremdgefährdung oder speziellen Krankheitsbildern aufzunehmen. In den beiden Häusern in Weißenburg stehen die eingestreuten Tagespflegeplätze täglich zur Verfügung, die Einrichtungen mit festen Plätzen sind montags bis freitags geöffnet. Häufig besuchen Pflegebedürftige die Tagespflege nicht täglich, weshalb einzelne Plätze im Laufe der Woche von mehreren Personen genutzt werden können. Alle Tagespflegeeinrichtungen können nach eigenen Angaben der Nachfrage gerecht werden. Ergänzend zu den nachfolgend aufgeführten Tagespflegeplätzen soll noch auf die im Landkreis vorhandenen niedrigschwelligen Betreuungsangebote hingewiesen werden. Diese bieten eine stundenweise Betreuung für pflegegebedürftige (in der Regel demenzkranke) Bürgerinnen und Bürger an und entlasten damit auch pflegende Angehörige. Diese Angebote werden in den Handlungsfeldern Unterstützung pflegender Angehöriger und Angebote für besondere Zielgruppen dargestellt. Das Bavaria Wohnstift in Weißenburg, das zum Erhebungszeitpunkt drei eingestreute Tagespflegeplätze täglich zur Verfügung stellte, wird zum 30. April 2012 geschlossen. Dadurch wird das landkreisweite Angebot auf 37 Plätze reduziert werden. 25

Darstellung 1-14: Tagespflegeangebote im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen I Einrichtung Evang. Kranken- und Altenpflege gemeinnützige GmbH Pflegezentrum Gunzenhausen Ort Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Gunzenhausen Zahl der Tagespflegeplätze / Informationen 3 eingestreute Plätze, 3 Tage pro Woche geöffnet, Ausschlusskriterien: aggressives Verhalten, Eigen- und Fremdgefährdung, Weglauftendenz, Nachfrage kann befriedigt werden, Fahrdienst Ökumenische Tagespflege Gunzenhausen 10 feste Plätze (wöchentlich 5 bis 10 Nutzer/innen), 5 Tage pro Woche geöffnet, Ausschlusskriterien: aggressives Verhalten, Fremd- und Eigengefährdung, Angebot nur für Erwachsene Nachfrage kann befriedigt werden, Fahrdienst Insgesamt Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Tagespflege Dittenheim Altmühltal Dittenheim 13 8 feste Plätze (wöchentlich 5 bis 8 Nutzer/innen), 5 Tage pro Woche geöffnet, Ausschlusskriterien: aggressives Verhalten, Fremd- und Eigengefährdung, Angebot nur für Erwachsene Nachfrage kann befriedigt werden, Fahrdienst Insgesamt Altmühltal 8 26

Einrichtung Altenheim St. Elisabeth Ort Rezattal / Jura Ellingen Zahl der Tagespflegeplätze / Informationen 10 feste Plätze (seit Nov. 2011) 5 Tage pro Woche geöffnet, Ausschlusskriterien: Weglauftendenz, Fahrdienst AWO Else- und Heiner-Stöhr- Altenund Pflegeheim Bavaria Wohnstift GmbH & Co. KG*) Weißenburg Weißenburg 6 eingestreute Plätze, täglich geöffnet, Ausschlusskriterien: Selbst- und Fremdgefährdung, diverse spezielle Krankheitsbilder, Nachfrage kann befriedigt werden, Fahrdienst 3 eingestreut Plätze, täglich geöffnet, Ausschlusskriterien: Weglauftendenz, Nachfrage kann befriedigt werden, kein Fahrdienst Insgesamt Rezattal / Jura 19 Landkreis insgesamt *) Diese Einrichtung wird zum 30. April geschlossen. 40 Ab Mai 2012: 37 Quelle: AfA / SAGS 2011 Regionale Verteilung der Tagespflegeplätze Bei der regionalen Verteilung wird ersichtlich, dass sich die Tagespflegeangebote auf lediglich vier Kommunen beschränken, jedoch in allen drei Versorgungsregionen (in unterschiedlichem Umfang) zu finden sind (Darstellung 1-15). In der bevölkerungsärmsten Versorgungsregion Altmühltal stehen in einer Einrichtung insgesamt 8 feste Plätze zur Verfügung (308 Bürger/innen mit 75 Jahren und älter pro Tagespflegeplatz). Auffällig ist, dass in Treuchtlingen, der drittgrößten Stadt des gesamten Landkreises, kein Angebot vorhanden ist. In der südlichsten Gemeinde Langenaltheim sollen voraussichtlich 2012 zusätzliche Tagespflegeplätze entstehen. 27

In der Versorgungsregion Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm beschränken sich die 13 Plätze (davon 10 feste Plätze) ausschließlich auf die Stadt Gunzenhausen (241,6 Bürger/innen mit 75 Jahren und älter pro Tagespflegeplatz). In der bevölkerungsstärksten Region Rezattal / Jura sind die 19 Plätze (davon 10 feste Plätze) in drei Einrichtungen in zwei Gemeinden zu finden (176,4 Bürger/innen mit 75 Jahren und älter pro Tagespflegeplatz). Durch die Schließung des Bavaria Wohnstifts in Weißenburg wird die Platzzahl auf 16 Plätze reduziert. Dies entspricht nunmehr 209,5 Bürger/innen mit 75 Jahren und älter pro Tagespflegeplatz. Die momentane ungleiche Verteilung der Tagespflegeplätze auf nur vier Gemeinden hat zur Folge, dass vor allem Personen aus den unterversorgten Gebieten (v.a. im Norden, Süden und Südwesten des Landkreises) täglich weite Fahrten auf sich nehmen müssen, um das Angebot wahrnehmen zu können. Fahrdienste werden von allen Anbietern organisiert. 28

Darstellung 1-15: Tagespflegeangebote im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen II Landkreis Ansbach Haundorf Muhr am See Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Gunzenhausen Absberg Pfofeld Theilenhofen Ellingen Pleinfeld Landkreis Roth Rezattal / Jura Ettenstatt Bergen Dittenheim Gnotzheim Alesheim Meinheim Höttingen Weißenburg i.bay. Burgsalach Nennslingen Westheim Heidenheim Markt Berolzheim Raitenbuch Stationäre Einrichtung mit eingestreuten Tagespflegeplätzen Landkreis Donau-Ries Quelle: AfA / SAGS 2011 Polsingen Treuchtlingen Pappenheim Altmühltal Solnhofen Langenaltheim Landkreis Eichstätt Einrichtung mit festen Tagespflegeplätzen Stationäre Einrichtung mit geplanten Tagespflegeplätzen Einrichtung mit eingestreuten Plätzen wird zum 30. April 2012 geschlossen 29

1.4 Vollstationäre Pflegeeinrichtungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 1.4.1 Auswertung der Strukturdaten der Vollstationären Alten- und Pflegeheime Im Rahmen der Erstellung der Pflegebedarfsplanung für den Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen wurde im Mai 2011 eine Erhebung bei den Vollstationären Pflegeheimen des Landkreises durchgeführt. Angeschrieben wurden die 16 zum damaligen Zeitpunkt im Landkreis vorhandenen Pflegeheime, von denen sich 13 an der Befragung beteiligten; drei taten dies trotz mehrmaliger schriftlicher und telefonischer Anfragen nicht und konnten daher nicht in der Auswertung berücksichtigt werden 12. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gab es zum Erhebungsstichtag 15. Dezember 2010 insgesamt 1.011 Pflegeplätze, davon waren 41 gerontopsychiatrische Plätze im beschützenden Bereich (mit eigenem Versorgungsvertrag). Diese machten einen Anteil von 4,1 % an allen vorhandenen Pflegeplätzen aus (vgl. Handlungsfeld Angebote für besondere Zielgruppen ). Durch den Erweiterungsbau des Altenheims St. Elisabeth in Ellingen (42 zusätzliche Plätze) beläuft sich die aktuelle Zahl (Stand November 2011) auf insgesamt 1.053 Pflegeplätze. Davon sind weiterhin 41 im beschützenden Bereich, was nunmehr einem Anteil von 3,9 % entspricht. Durch die geplante Schließung des Bavaria Wohnstifts in Weißenburg wird die Platzzahl bis Ende April 2012 um 37 Plätze auf 1.016 reduziert. Im Rahmen der Bestandserhebung wurde auch ersichtlich, dass die einzelnen Einrichtungen je nach Bedarf und Verfügbarkeit vollstationäre Pflegeplätze auch als Heimplätze (im Wohnbereich ohne SGB XI) anbieten (vgl. Darstellungen 1-16 und 1-17). 12 In diesem Fall wurden soweit erfasst die Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung verwendet (vgl. Statistischer Bericht Einrichtung für ältere Menschen und ambulant betreute Wohngemeinschaften in Bayern 2010, Oktober 2011). 30