21.So n.trin 2017 RT Kreuzkirche Matth 10, 34-39
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- Sigrid Brinkerhoff
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1 21.So n.trin 2017 RT Kreuzkirche Matth 10, Predigttext lesen Liebe Gemeinde, Habe ich Sie jetzt aus Ihrer Sonntagsgemütlichkeit gerissen? (Richtung Tauffamilien) Letzte Woche habe ich mir ernsthaft überlegt, ob ich Ihnen diesen Text ausgerechnet bei der Taufe Ihrer Kinder zumuten kann. Das klingt schon heftig: Schwert Kreuz Feinde sein Leben verlieren und Gott in einem Atemzug! Das klingt eher wie das Vokabular der Kreuzritter oder von Gotteskriegern aber nicht wie der Predigttext an einem gemütlichen Sonntag in Reutlingen. Bald ist wieder Advent in den Schaufenstern und Läden strahlt uns die Weihnachtsharmonie jetzt schon an Menschen ersehnen Ruhe, Frieden und Harmonie und keine Gewalt. Das halbe AT kündigt den Messias an, den Heilsbringer für die Welt. Aber wie passt Jesus, der Friedefürst, mit einem Jesus zusammen, der das Schwert unter die Leute wirft? Ertragen wir solche Aussagen? Ist die Welt nicht schon genug gefüllt mit Kämpfen um Religion, die Wahrheit o.ä. leidenschaftliche Themen? Muss da jetzt auch noch das Christentum mitmachen? Nein! Es geht nicht um Gewalt sondern um Ent-scheidung, Klarheit und Leidenschaft. Ganz oder gar nicht! 1
2 Bild: Schwert, das durchtrennt = eindeutig. keine halben Sachen. Hören Sie den Text noch einmal in der Übersetzung der Volxbibel: Predigttext Variante Volxbibel Die Schärfe, die Kompromisslosigkeit, die JX hier erwartet sie ist für uns schwer nachvollziehbar. Für kaum jemand von uns ist es eine schwerwiegende Entscheidung, Christ zu sein oder nicht. Für uns geht es nicht um alles zumindest nicht auf den ersten Blick. Christsein kostet uns nichts außer vielleicht Kirchensteuer. Und mal ehrlich: Interessiert es irgendjemand, ob ich Christ bin oder nicht? Wie ernst oder wenig ernst es mir damit ist? Fast nirgends werden Sie schräg angesehen, wenn Sie aus der Kirche austreten Sie haben keine Nachteile dadurch und auch keinen, wenn Sie eintreten. Die meisten Chefs lesen es immer noch erfreut, wenn Bewerber kirchlich engagiert sind. Seine Kinder zu taufen für die meisten Familien gehört es selbstverständlich dazu. Ganz anders geht es Christen in Nigeria (wir haben an Pfingsten hier den erschütternden Bericht unserer Gäste gehört) oder in China oder im Nahen Osten oder früher in der DDR und Sowjetunion. Dort ist Glaube kein persönlicher Luxus als Sahnehäubchen einer bürgerlichen Existenz oder die persönliche Wohlfühloase dort ist es ein großes Risiko, Christ zu sein. Sprengstoff für die Machthaber und Zustände im Land. 2
3 Man muss sich gut überlegen und klar entscheiden, ob man getauft werden will oder nicht. Taufe bedeutet oft: Von der Familie verstoßen zu werden nicht den gewünschten Beruf ausüben zu dürfen vom Staat benachteiligt zu werden, seine Rechte und den Schutz zu verlieren. Das Schwert, das Jesus meint, ist keine Waffe, die Christen aktiv benutzen sondern es ist die Schärfe der Entscheidung, die Christen zu spüren bekommen durch andere. In Deutschland müssen wir weder um unseren Job noch um unser Leben bangen, wenn wir uns offen zu Christus bekennen. Vielleicht werden wir ein bisschen mitleidig belächelt, weil wir immer noch hoffen, von Liebe und Barmherzigkeit reden Ach, wie weltfremd seid ihr! So läuft das nicht. Und Gutmensch ist auch keine wirklich schmeichelhafte Bezeichnung. Trotzdem: Auch wenn es in Deutschland nicht um Leben und Tod geht es geht trotzdem um viel. Leben mit Christus ist keine Verzierung, sondern kompromisslos und leidenschaftlich. In Klarheit für mich und leidenschaftlich für die Welt. Für uns sehe ich zwei Bereiche, wo es um mehr Klarheit gehen könnte: 1. Kirche = lau und wenig mutig 2. unser Leben erhalten um jeden Preis und es dabei verlieren Unser Predigttext stellt die unbequeme Frage: Wo ist bei euch Christen das Feuer? Reicht es uns, wenn die Dinge in unseren 3
4 Kirchengemeinden, in unserer Landeskirche ruhig und friedlich verlaufen, in Harmonie und Eintracht? Ist Christentum Ruhe und Frieden? Martin Luther meint: Die Kirche verfehlt sich nirgends mehr als da, wo sie Ruhe und Frieden hat. Denn das sei das beste Zeichen, dass sie den Kampf mit den widergöttlichen Mächten (Luther sagt Teufel ) aufgegeben hat. Und ich ergänze: wo die Kirche zahm, harmlos und angepasst ist. Dietrich Bonhoeffer stellt folgende Diagnose: Die Religion spielt für die meisten heute die Rolle des sogenannten guten Zimmers, in das man sich gern auf ein paar Stunden zurückzieht, um dann aber wieder gleich darauf in seine Arbeitsstube zu treten. Eins aber ist klar, dass wir Christus nur verstehen, wenn wir uns zu ihm in einem schroffen Entweder- Oder entscheiden. Zur Verzierung und Verschönerung unseres Lebens ist er nicht ans Kreuz gegangen. Sein Kreuz auf sich nehmen sein Leben verlieren um Jesu willen das verstehe ich 2017 unter anderem so: Von Herzen mit Gott leben und deshalb einen kritischen Blick auf unseren Lebensmodus wagen. Wir sind ständig damit befasst, unser Leben zu sichern, es abzurunden, ihm eine persönliche Note und was Besonderes zu geben. Wir positionieren unsere Kinder möglichst optimal im Leben. Wir wollen mithalten, was gelten und sind moderne Sklaven der Aktienkurse. Wir lassen Leben gelingen. So manchen unter uns beschleicht dabei das Gefühl, dabei nicht mehr, sondern eher weniger Leben zu haben. 4
5 Mangel an Zeit an Lebenszeit. Mangel an gemeinsamem Leben. Nachfolge könnte heißen: Verzicht auf das Motto Mein Leben gehört mir und Verzicht auf Allmachtsphantasien jeglicher Art. Stattdessen: fragen, was dem Leben wirklich dient. Akzeptieren, dass unser Leben fragmentarisch und fragil ist und bleibt. Und in Gott alles hat, was es braucht. Lassen wir Christen uns nicht einlullen vom Wohlstand und der Tradition. Entschieden in der Nachfolge zu leben, bedeutet: wach zu bleiben. In aller Selbstverständlichkeit, die christliches Leben bei uns hat, nicht stumpf werden sondern die kraftvolle Wirkung Gottes in Anspruch nehmen für mich selber und für überall da, wo wir uns deshalb einmischen sollten. Leisten wir unserer Zeit nicht einfach blinden Gehorsam. Ent-scheiden wir uns. 5
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