Preisgewichtung und Preiskurve - zwei wichtige Erfolgsfaktoren bei der Ausschreibung
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- Oswalda Baumann
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1 Preisgewichtung und Preiskurve - zwei wichtige Erfolgsfaktoren bei der Ausschreibung 29. August 2018 Oskar Däppen, Projektleiter Eidgenössische Finanzverwaltung (EFV) Abteilung Finanz- und Rechnungswesen Sektion Informatik EFV
2 Agenda Grundsätzliches zur Preisgewichtung Selektivität der Zuschlagskriterien Selektivität der Qualitätskriterien Selektivität des Zuschlagskriteriums Preis Qualität versus Preis Preiskurven (Eigenschaften und Gefahren) Asymptotische Preiskurven Linear verkürzte Preiskurven Alternative Preiskurven Kurvendesign in der Praxis Gute Preiskurven führen zur gesuchten Qualität Fazit Beispiele aus der Praxis Fragen 2
3 Grundsätzliches zur Preisgewichtung Das BBL legt Wert darauf, dass die Gewichtung des Preises in der Regel mindestens 30% aller Zuschlagkriterien beträgt (Wunsch der EFK). Beispiel: Erfüllung des Anforderungskatalogs (Qualitätskriterien): max Punkte erreichbar Zuschlagskriterium Preis (Preise und Kosten): Punkte für das günstigste Angebot Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) Art. 21, Abs. 3: Der Zuschlag für weitgehend standardisierte Güter kann auch ausschliesslich nach dem Kriterium des niedrigsten Preises erfolgen. Beispiel: Motorenöl, welches einer gewissen Spezifikation genügt. SAE: 5W-40, Spezifikation API: SN/CF, ACEA: A3/B4 3
4 Selektivität der Zuschlagskriterien (1) Die Selektivität der Qualitätskriterien und die Selektivität des Zuschlagskriteriums Preis beeinflussen massgeblich die tatsächliche Gewichtung der Qualitäts- und Preiskriterien. Selektivität der Qualitätskriterien Ein einzelnes Qualitätskriterium ist nur dann selektiv, wenn die verschiedenen Anbieter es in unterschiedlichem Masse erfüllen. Ein Kriterium, welches alle oder keiner der Anbieter erfüllen kann, ist nicht selektiv und somit im Prinzip für die Ausschreibung wertlos. Das Gleiche gilt für ein Kriterium, welches die Anbieter alle in gleichem Masse erfüllen. Die Taxonomie beeinflusst die Selektivität (Abstufung von x %) In der Praxis ist es so, dass sich nicht selektive Qualitätskriterien nicht vermeiden lassen. Die Gründe dafür sind: Die Beschaffungsstelle kann im Voraus nicht wissen, was die Anbieter in welchem Masse erfüllen werden. Die Auflistung der Musskriterien Technische Spezifikationen (TS), welche sich auf den Beschaffungsgegenstand beziehen, darf nicht zu lang sein, da sonst das Beschwerderisiko unnötig ansteigt. 4
5 Selektivität der Zuschlagskriterien (2) Selektivität des Zuschlagskriteriums Preis Das preislich günstigste Angebot wird in jedem Fall die volle Punktzahl für den Preis erhalten, also z.b Punkte. Die Selektivität des Preises hängt entscheidend davon ab, wie die Preiskurve verläuft, d.h. welche Preiskurve für die Ausschreibung gewählt wird. Je mehr die Preise der verschiedenen Anbieter differieren, um so stärker wird die Selektivität des Preiskriteriums gegeben sein. Je nach Beschaffungsgegenstand kann es sehr schwierig sein abzuschätzen, wie viel die Preise der verschiedenen Anbieter differieren werden. Eine gründliche Marktanalyse kann bestehende Unsicherheiten bis zu einem gewissen Grad beseitigen und begünstigt ganz generell eine bedarfsgerechte Ausschreibung. Fazit: Eine hohe Selektivität der Qualitätskriterien unterstützt die Gewichtung der Qualitätskriterien. Für den Preis gilt analog das Gleiche. 5
6 Qualität versus Preis (1) Was man sich bewusst sein sollte: In der Regel wird man mit einem Beschaffungsgegenstand, welcher die Qualitätskriterien nur gerade knapp genügend erfüllt, nicht wirklich zufrieden sein. Dies auch dann nicht, wenn der Preis sehr günstig ist. Umgekehrt möchte man sich auch nicht eine Luxuslösung zu einem sehr hohen Preis leisten müssen. Damit der Qualität des Beschaffungsgegenstandes gegenüber dem Preis eine genügend hohe Priorität eingeräumt werden kann, gilt es die folgenden Punkte zu beachten: Die Gewichtung des Preises sollte möglichst tief sein (z.b. 30%). Der Verlauf der Preiskurve sollte im Bereich der moderat teureren Angebote möglichst flach gewählt werden, d.h. die teureren Anbieter sollen nicht gleich von Anfang an sehr viele Punkte verlieren. Die Selektivität der Qualitätskriterien sollte so hoch wie immer möglich sein. Dies sorgt für eine hohe Gewichtung der Qualität. Die Selektivität des Preises soll im Bereich der sehr teuren Angebote voll zum Tragen kommen. 6
7 Qualität versus Preis (2) Die Ausschreibung ist so zu gestalten, dass ein Ausschreibungsgegenstand mit einem stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnis beschafft werden kann. Preis: 2 = sehr günstig, 10 = sehr teuer Beschaffungen mit einem stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnis Erfüllung der Qualitätskriterien in Schulnoten ausgedrückt Qualitätskriterien Total = Pkt =??? = = = = = 4.0 < = ungenüg. Die Punktespanne der in Frage kommenden Angebote beträgt im Beispiel , also ca Pkt. Dies relativiert die mathematische Preisgewichtung von 30%. Die Preisgewichtung ist nun höher als berechnet! 7
8 Preiskurven (1) Asymptotische Preiskurven: Die Preisselektivität wird nicht ausgenutzt, da keine Kurve durch Null geht..=( ) M : maximal erreichbare Punktzahl : bester Preis bzw. günstigstes Angebot : zu bewertender Preis eines Anbieters z : Exponent Exponent z = 1 Mangels starker Konkurrenz muss ggf. eine extrem teure Luxuslösung beschafft werden! Exponent z = 2 Ein gutes aber vertretbar teureres Angebot kann ggf. nicht berücksichtigt werden, weil schon relativ geringe Abweichungen zum besten Preis hohe Punktverluste generieren! Exponent z = 3 8
9 Preiskurven (2) Linear verkürzte Preiskurven:.= ( ) M : maximal erreichbare Punktzahl : bester Preis bzw. günstigstes Angebot : zu bewertender Preis eines Anbieters z : Faktor zum besten Preis für das Festlegen des Nullpunktes Die Preisselektivität kommt bei flachen Kurven nur dann voll zum Tragen, wenn entsprechend teure Angebote abgegeben werden. Flache Kurven unterstützen eine tiefe Preisgewichtung! Steile Kurven widersprechen einer tiefen Preisgewichtung! Faktor z = 1.5 Faktor z = 2 Faktor z = 2.5 Faktor z = 3 9
10 Preiskurven (3) Alternative Preiskurven I: (Basis ist eine Asymptote).= ( ) ( ) Exponent x = 1 Variable y = 15 Variable z = 8 M : maximal erreichbare Punktzahl : bester Preis bzw. günstigstes Angebot : zu bewertender Preis eines Anbieters x : Exponent für den 1. Formelteil (Asymptote) y : 1. Variable für das Kurvendesign z : 2. Variable für das Kurvendesign Die Preisselektivität kann durch das individuelle Kurvendesign im Idealfall hoch gehalten werden. Exponent = 0.7 Exponent = 1.=.= ( ). Exponent x = 0.7 Variable y = 19 Variable z = 4 Faktor = 3 10
11 Preiskurven (4) Alternative Preiskurven II: (Basis ist eine linear verkürzte Kurve).= ( ) ( ) Faktor x = 3 Variable y = 56 Variable z = 6 Faktor x = 2.5 Variable y = 23 Variable z = 6 M : maximal erreichbare Punktzahl : bester Preis bzw. günstigstes Angebot : zu bewertender Preis eines Anbieters x : Faktor zum besten Preis für das Festlegen des Nullpunktes (1. Formelteil) y : 1. Variable für das Kurvendesign z : 2. Variable für das Kurvendesign Die Preisselektivität kann durch das individuelle Kurvendesign im Idealfall hoch gehalten werden. Exponent = 1.=...= Faktor = 2.5 Faktor = 3 11
12 Kurvendesign in der Praxis Das Kurvendesign erfolgt im entsprechenden Excel-Tool: 12
13 Gute Preiskurven führen zur gesuchten Qualität 13
14 Fazit (1) Dem Preis eine hohe Priorität zu geben ist ganz einfach: 1. Preiskriterium hoch gewichten (z.b. 50% oder höher) 2. Eine steile Preiskurve wählen (Asymptote mit Exponent 2 oder 3 wählen oder als Alternative eine linear gekürzte Kurve mit Faktor 2, 1.5 oder noch kleiner: Exponent = 3 Exponent = 2 Faktor = 1.5 Faktor = 2 14
15 Fazit (2) Der Qualität eine hohe Priorität zu geben ist mit durchdachten Preiskurven ohne grosse Risiken möglich: 1. Qualitätskriterien so hoch wie möglich gewichten (70%) 2. Eine Preiskurve wählen, welche bis zu einer zu definierenden Toleranzgrenze relativ flach verläuft (alternative Preiskurven oder allenfalls eine linear gekürzte Preiskurve mit Faktor 2.5 bis 3): Alternative Preiskurve auf Basis linear gekürzt mit Faktor 3 Alternative Preiskurve auf Basis Asymptote mit Exponent 1 Alternative Preiskurve auf Basis Asymptote mit Exponent 0.7 Alternative Preiskurve auf Basis linear gekürzt mit Faktor 2.5 Faktor = 2.5 Faktor = 3 15
16 Beispiele aus der Praxis Preisgewichtung 30%, Preiskurve linear gekürzt mit Faktor 3: Preisgewichtung 30%, Preiskurve linear gekürzt mit Faktor 2: 16
17 Fragen 17
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