URBAN-SMS - Böden in der Stadt
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- Götz Waldfogel
- vor 5 Jahren
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1 URBAN-SMS - Böden in der Stadt Bodenschutz als kommunale Aufgabe und in der Arbeit von ELSA e. V. Detlef Gerdts Stellv. Vorsitzender ELSA e. V. / Fachbereichsleiter Umwelt Stadt Osnabrück
2 Bodenschutz als kommunale Aufgabe Flächenverbrauch Zerschneidung Versiegelung Zersiedelung Hochwasser Altlasten Mikroklima Trinkwassergewinnung Trinkwassergewinnung Stern.de
3 Gesunde Böden sind wichtig, als... Lebensraum und -grundlage für Mensch, Flora und Fauna Produktionsgrundlage für Land-, Forstwirtschaft und Gartenbau Speicher- und Filtermedium für Wasser Speicher für CO 2 Hochwasserwasserschutz Speichermedium für Nährstoffe und den Abbau von Schadstoffen Mittel zum Schutz des Mikroklimas Medium zur Archivierung der Geschichte Ressource, die nicht vermehrbar ist...ohne gesunde Böden ist Leben auf der Erde nicht möglich
4 Boden braucht Schutz und Schützer! Besonders in den Kommunen, weil......die meisten Entscheidungen, die den Boden betreffen, auf der lokalen Ebene getroffen werden. z. B.: Räumliche Planung (Flächennutzungsplanung / Bauleitplanung) Verkehrsplanung Grundstücksverkehr Altlastenbearbeitung Hochwasserschutz Grundwasserschutz
5 Böden wurden bisher im kommunalen Handeln nur mittelbar wahrgenommen, als... Baugrund Träger der Vegetation (land- und forstwirtschaftlicher Produktionsfaktor) Filter und Speicher für Niederschlagswasser Archiv der Geschichte
6 90 % aller kommunalen Bodenaktivitäten der letzten 20 Jahre dienten allerdings nur einem Ziel......dem Aufspüren, Bewerten und der Sanierung von Altlasten und Altlastverdachtsflächen
7 Seit ca. 10 Jahren Thema in Deutschland: Flächenverbrauch / Versiegelung in der Bundesrepublik Deutschland werden täglich ca. 87 ha Boden ( ) verbraucht, davon sind mehr als 50 % versiegelt zum Vergleich: Österreich: 24 ha/tag, Schweiz: 10 ha/tag, Großbrit.: 30 ha/tag dem gegenüber liegen in Deutschland Industrie- und Gewerbeflächen in einer Größenordnung von ha brach diese Flächen verfügen in der Regel über eine gute Anbindung an die vorhandene Infrastruktur
8 Tag für Tag werden in Deutschland 87 ha neu in Anspruch genommen Beispiel Esslingen am Neckar, Talaue 1958 und 1988 Brugger 1990 Brugger 1990 vorwiegend auf Kosten der landwirtschaftlichen Fläche Ziel der Bundesregierung: Reduzierung auf 30 ha/tag bis 2020 REFINA - Initiative
9 Versiegelungsgrad nimmt ständig zu 1970: durchschnittliche Grundstücksgröße m² 2005: durchschnittliche Grundstücksgröße 350 m² (Großstadt) 2000: durchschnittliche Grundstücksgröße 600 m²
10 BBodschG und BBodschVO Funktionen des Bodens, die geschützt werden sollen ( 2 BBodschG): 1. Natürliche Bodenfunktionen Lebensgrundlage und Lebensraum Bestandteil des Naturhaushaltes (Wasser- und Nährstoffkreisläufe) Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium 2. Funktionen als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte 3. Nutzungsfunktionen Rohstofflagerstätte, Siedlung und Erholung, land- und forstwirtschaftliche Nutzung, wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr, Ver- und Entsorgung
11 Weitere rechtliche Regelungen zum Schutz des Bodens finden sich im... Baugesetzbuch ( 19, Abs. 2, Nr. 2): sparsamer Umgang mit Boden, Eingriff und Ausgleich, Innen- vor Außenentwicklung Bundesnaturschutzgesetz ( 18 20): insbesondere. Problematik des Ausgleichs und Ersatzes bei Inanspruchnahme von Böden in Baugenehmigungs- und Bauleitplanungsverfahren seit 2005 explizite Berücksichtigung in der EU-weiten Strategischen Umweltprüfung als zu erfassendes und zu bewertendes Medium
12 Voraussetzungen für erfolgreichen kommunalen Bodenschutz sind: Den Wert des Bodens kennen und schätzen!! Bewertung der Funktionen, insbesondere - Biotopentwicklungspotenzial - natürliche Bodenfruchtbarkeit - Regelungsfunktion im Wasserhaushalt - Regelungsfunktion im Stoffkreislauf - Archivfunktion Erfolgreiche Implementierung von Bodenbelangen in kommunalen Planungsvorhaben in alle
13 Vorsorgender Bodenschutz am Beispiel Osnabrück (ELSA-Gründungsmitglied) Öffentlichkeitsarbeit : z. B. Ausstellung unter.welten Entsiegelungsmaßnahmen Sparsamer Umgang mit Boden in der Bauleitplanung: z. B. Konversion Baulückenkonzept Bodenfunktionsbewertung in der Bauleitplanung Kleinflächige Entsiegelungen
14 Bodenschutz und Klimaschutz in Osnabrück
15 Bodenschutz und Klimaschutz in Osnabrück Kartierung von Böden mit hoher CO 2 Bindung Waldböden, Moore, Gleye ( t CO 2 /ha) Ziel: Grünflächen sichern Wasserhaushalt erhalten (Drainagen/Entwässerungen führen bei Gleyen zur Lachgasbildung!) Humusgehalt erhalten (org. C) Die Osnabrücker Bodenfunktionsbewertung berücksichtigt dies.
16 Nachsorgender Bodenschutz am Beispiel Osnabrück Bislang vorwiegend: nachsorgend (Altlastenbereich) stoffliche Bewertung Altlastverdachtskataster mit: Altlablagerungen Altstandorten ca. 100 Sanierungsmaßnahmen (Boden / Grundwasser) bisher durchgeführt
17 Vorsorgender Bodenschutz am Beispiel Osnabrück Seit 2007: Entwicklung eines Bewertungs-schlüssels für die Bodenfunktionen Priorisierung der Bodenfunktionen und Bodenbewertung Anwendung in der Bauleitplanung Eigenständige Kompensation des Mediums Boden
18 Anforderungen an das Bewertungssystem Abbildung aller Bodenteilfunktionen nach BBodSchG Berücksichtigung der Stadtböden neben den natürlichen Böden Nachvollziehbarkeit der Bewertung Berücksichtigung der lokalen Situation durch Erfassung von ca. 20 Parametern Reduzierung des Kartieraufwandes auf das notwendige Maß Reduzierung der Untersuchungskosten Einbeziehung von vorhandenen Fachinformationen aus anderen Bereichen (Naturschutz, Wasserbehörde, Altlastenkartierung etc.) Eignung zum Aufbau einer Bodenbewertungskarte Kleine Maßstabsebene 1:5.000 / 1: Gute Unterscheidung zwischen schützenswerten und bebaubaren Flächen
19 Bodenfunktionsbewertung eines Baugebietes Kosten pro Hektar: ca inkl. Feldarbeit
20 Modell für die Bodenfunktionsbewertung (OS) Gruppe A: Verbindliche Bewertung folgender Teilfunktionen: 1. Lebensgrundlage für Pflanzen und Tiere 2. Ausgleichskörper im Wasserhaushalt 3. Eignungsfähigkeit für die Niederschlagswasserversickerung 4. Land- / Forstwirtschaft. Ertragsfähigkeit 5. Seltenheit des Bodens 6. Naturnähe / Regenerierbarkeit des Bodens (Verknüpfungsmatrix) Bedingung Bewertung Stufe mindestens 1x Bewertungsklasse 5 sehr hoch 5 mindestens 2x Bewertungsklasse 4 hoch 4 1x Bewertungsklasse 4 oder mindestens 2x Bewertungsklasse 3 mittel 3 1x Bewertungsklasse 3 oder mindestens 2x Bewertungsklasse 2 gering 2 maximal 1x Bewertungsklasse 2 sehr gering 1 Gruppe B: Zusätzliche Bewertung der Teilfunktionen 1. Lebensgrundlage für Bodenorganismen 2. Filtereigenschaften für grobdisperse Stoffe (Stäube) 3. Filter- und Puffereigenschaften für Schwermetalle 4. Rückhaltevermögen für nicht sorbierbare Stoffe mindestens 2x Bewertungsklasse 5 Erhöhung der Gesamtbewertung um eine Stufe Optionale Bewertung ausgewählter Teilfunktionen der übrigen 12 Teilfunktionen nach gutachterlicher Begründung mindestens 2x Bewertungsklasse 5 Erhöhung der Gesamtbewertung um eine Stufe
21 Bodenfunktionsbewertung eines Baugebietes Teilfläche Nutzung W W A A A A A G W W G A A* 1 Lebensgrundlage für den Menschen Nicht bewertet 2 2 Lebensgrundlage für Pflanzen und Tiere Lebensgrundlage für Bodenorganismen Ausgleichskörper im Wasserhaushalt Filtereigenschafen für kolloiddisperse Stoffe Stoffumwandlungseigenschaften für organ. Schadstoffe 1/1 1/1 4/4 4/4 4/4 5/3 4/2 1/2 2/3 1/2 1/2 4/2 1/2 12 Seltenheit von Böden Naturnähe von Böden Regenerierbarkeit von Böden Kulturgeschichtliche Bedeutung Eignung als Rohstofflagerstätte Land- und forstwirtschaftliche Ertragsfähigkeit Empfindlichkeit gegenüber Wassererosion Empfindlichkeit gegenüber Verschlämmung Empfindlichkeit gegenüber Deflation Empfindlichkeit gegenüber Verdichtung Baugrundeignung Wiederverwertbarkeit von Aushubmaterial Nicht bewertet 24 Eignungsfähigkeit Niederschlagswasserversickerung
22 Bodenfunktionsbewertung eines Baugebietes
23 Erfahrungen der Stadt Osnabrück Erfordernis der Bewertung in ökologischen Bauleitkriterien verankert Konzept an 5 potenziellen Baugebieten mit 33 Teilflächen getestet (3 45 ha) bisher in 25 Baugebieten angewendet gute Differenzierbarkeit schnell und kostengünstig für Stadtplanung und Politik nachvollziehbar Unterstützung auch für den Naturschutz Wichtig: Klare Bewertung und Aussagen, kein wenn und aber
24 Wie ist die Situation in Deutschland? 16 Länder 16 Ansätze der Bodenbewertung Seit 2010 Bodenbewertungssystem der LABO als Empfehlung für die Länder Problem: Boden ist ein außergewöhnlich heterogenes Medium (räumlich) Böden in urbanen Gebieten sind häufig umgelagert/überprägt => 90 % der Böden in Großstädten sind überformt => schwierige Bewertung!
25 Bodenschutz - Die Situation in Europa Zahlreiche Aktivitäten, die günstige Voraussetzungen für den vorsorgenden Bodenschutz schaffen können, z. B. Strategische Umweltprüfung (SUP) - Instrument des Umweltrechtes mit Relevanz für den Bodenschutz (seit 2004 in allen EU-Staaten verpflichtend, seit 2005 im deutschen Recht integriert) Thematische Strategien - befassen sich mit Teilaspekten des Bodens - z. B. Flächenverbrauch in der Thematischen Strategie zur Städtischen Umwelt, Versiegelung im Technical Document on Soil Sealing
26 aber bis heute gibt es keine Europäische Bodenrahmenrichtlinie! zum Schutz des Bodens zum Schutz der Bodenbiodiversität zum Schutz der Umwelt (Wasser, Hochwasser.) zum Schutz des Klimas zum Schutz des Menschen Nur wenige EU-Mitgliedstaaten besitzen bodenschutzrechtliche Regelungen!
27 Bodenschutz - Die Situation in Europa Fazit... zahlreiche theoretische Ansätze für einen interdisziplinären, qualitativen, vorsorgenden Bodenschutz (z. B. Bodenschutzstrategie) vorhanden, jedoch kaum verbindliche, praxisorientierte Umsetzungsstrategien / Instrumente zur Implementierung und Bewertung von Bodenaspekten in Planungen detaillierte Gesetzgebung nur für wenige Teilbereiche keine einheitliche Methodik keine Vergleichbarkeit Kluft zwischen Wissenschaft und kommunaler Wirklichkeit => Boden ist das einzige Umweltmedium, das keinen europaweiten Schutz genießt!
28 Bodenschutz - Die Situation in Europa Fazit... Projekte wie URBAN-SMS, TUSEC-IP und SONDAR setzen Forderungen der EU um und stellen anwendbare Instrumente zur Verfügung Eine europaweite Anwendung ohne gesetzliche Grundlage ist nicht machbar Das Bewusstsein für den hohen Wert von Boden und Bodenfunktionen ist der Schlüssel bei der Umsetzung eines qualitativen und integrativen Bodenschutzes Gründung von ELSA und ENSA vorbildliche Aktivitäten z. B. in NÖ und OÖ (Lehrpfade, Aktionstage, Wettbewerbe uvm.) Auch auf europäischer Ebene hat der Boden (bisher) keine Lobby!
29 Boden braucht Schutz und Schützer! Das Bodenbündnis europäischer Städte, Kreise und Gemeinden / mit fast 200 Mitgliedern in 7 EU-Staaten setzt sich für den Schutz des Bodens auf kommunaler Ebene ein. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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