4. Was ist Wissenschaft?
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- David Hofer
- vor 8 Jahren
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1 Einführung in das Studium der Management- und Wirtschaftswissenschaften WS 2013/14 4. Was ist Wissenschaft? Internationales Institut für Management und ökonomische Bildung Professur für ABWL, insbes. Personal & Organisation
2 Literatur FØLLESDAL, D./ ELSTER, J./ WALLØE, L. (1988): Rationale Argumentation: Ein Grundkurs in Argumentations- und Wissenschaftstheorie, Berlin/ New York, Kapitel I (S. 5-30) Im Semesterapparat verfügbar!
3 Drei grundlegende Fragen 1. Was ist das Charakteristische an Wissenschaft? Und wodurch unterscheiden sich Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft? 2. Wie vollzieht sich der wissenschaftliche Erkenntnisfortschritt? 3. Welche Einsichten lassen sich hieraus für die Managementwissenschaft (und praxis) gewinnen?
4 Agenda 1. Wiederholung: Der kritische Geist 2. Der Wissenschaftsbegriff 3. Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft 4. Überlegungen zum Verlauf des wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts 5. Der Erkenntnisstand der Managementforschung 6. Aufgabe
5 1. Wiederholung: Der kritische Geist Vier Facetten des kritischen Denkens a)kritik der Rhetorik Logik und Schlüssigkeit der Argumentation b) Kritik der Tradition Infragestellen des vermeintlich Bewährten c) Kritik der Autorität Skepsis gegenüber dominanten Sichtweisen und anerkannten Experten d) Kritik der Objektivität Misstrauen gegenüber verborgenen Interessen und vorgefertigten Interpretationen
6 2. Der Wissenschaftsbegriff Wissenschaft a) als Institution (Wissenschaftsbetrieb, der gesellschaftliche und institutionelle Rahmen, in dem Wissenschaft organisiert ist, z. B. Hochschulen, Forschungszentren etc.) b) als Ergebnis von Erkenntnisbemühungen c) als Methode ( Programmatik ; Geisteshaltung ) Ursprünge: Neugierde, Verwunderung, Skepsis, Erschütterung
7 3. Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft Was ist das Charakteristische an Wissenschaft? Wissenschaft strebt nach Erkenntnis und Wahrheit. sucht nach allgemein gültigen Einsichten und Zusammenhängen. ist frei und unabhängig. Sie ergreift nicht Partei, sondern ist um Objektivität bemüht. ist durch eine systematische Vorgehensweise / Methodik gekennzeichnet. bringt Einsichten und Ergebnisse hervor, die durch Dritte nachvollzogen und kritisiert werden können.
8 3. Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft Die Entzauberung der Welt Dem primitiven Menschen ist die Welt weder unbeseelt noch leer, sondern vielmehr lebensstrotzend; und seine Individualität beweist dieses Leben im Menschen, im Tier, in der Pflanze und in allen dem Menschen begegnenden Erscheinungen im Donnerschlag, im plötzlichen Schatten, in der unheimlich-öden Waldlichtung, im Stein, der ihn plötzlich stößt, wenn er auf der Jagd über ihn stolpert. Wo und wann ihm auch eine solche Erscheinung entgegentritt, immer ist sie ein Du, niemals ein Es (Frankfort u.a. 1954) Wissenschaft bzw. die wissenschaftliche Methode ist keine Erfindung! Der Übergang vom nicht-wissenschaftlichen zum wissenschaftlichen Denken vollzog (und vollzieht) sich fließend! Wissenschaft hat sich demnach aus Nicht-Wissenschaft entwickelt!
9 4. Überlegungen zum Verlauf des wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts Wissenssoziologie: Engagement und Distanzierung Norbert Elias ( ) Begründer der Figurations- bzw. Prozess-Soziologie Wissenssoziologische Überlegungen Menschen füllen wesentliche Bereiche ihres Nichtwissens durch emotional geladene Phantasien und Mythen Das Unbekannte wird auf der Grundlage des Bekannten gedeutet bzw. erklärt und auf diese Weise (vermeintlich) vertraut und handhabbar. Die egozentrische Sichtweise vorwissenschaftlichen Denkens
10 Naturwissenschaft und Menschenwissenschaft Wissenschaftliche Erkenntnisbereiche Das Verhältnis des Menschen zur Natur Das Verhältnis des Menschen zu sich selbst und anderen Naturwissenschaften Geistes- und Sozialwissenschaften Hoch entwickelt Statisch Eher jung Dynamisch
11 Im Wirbel des Mahlstroem (E. A. Poe 1841)
12 Engagement und Distanzierung (N. Elias) Allgemeiner psychologischer Verhaltensmechanismus verstärkt Ausmaß der wahrgenommenen Bedrohung Unfähigkeit zur rationalen Problemlösung verstärkt Übertragung auf soziologische Sachverhalte
13 Engagement und Distanzierung (N. Elias) Balance zwischen zwei elementaren Typen von Verhaltens und Erlebensimpulsen Ausmaß der emotionalen Betroffenheit Der Umweg der Distanzierung : Der Übergang vom nicht-wissenschaftlichen zum wissenschaftlichen Denken beruht auf einem Mehr an Distanzierung und einem Weniger an Engagement Nicht immer sollte gleich gefragt werden: Was ist gut für mich/uns?, sondern zunächst Was ist es, und warum ist es so?
14 Distanzierung : Der (Um-)Weg zur wissenschaftlichen Lösung praktischer Probleme DISTANZIERUNG Was ist es, und warum ist es so? Praxisproblem X Was wäre gut für mich/uns? Lösungsansatz
15 Engagement und Distanzierung (N. Elias) Balance zwischen zwei elementaren Typen von Verhaltens und Erlebensimpulsen Ausmaß der emotionalen Betroffenheit Der Umweg der Distanzierung : Der Übergang vom nicht-wissenschaftlichen zum wissenschaftlichen Denken beruht auf einem Mehr an Distanzierung und einem Weniger an Engagement Nicht immer sollte gleich gefragt werden: Was ist gut für mich/uns?, sondern zunächst Was ist es, und warum ist es so? Die Sozial- bzw. Menschenwissenschaften bedürfen eines weiteren Schubes der Selbstdistanzierung! ( vgl. die Naturwissenschaften)
16 5. Der Erkenntnisstand der Managementforschung These: Der Beitrag zur Lösung praktischer Probleme ist stets abhängig vom jeweiligen Erkenntnisstand einer Wissenschaft. Wie ist der gegenwärtige Erkenntnisstand der Managementforschung zu beurteilen?
17 Mythen und Management(forschung) Wie ist der gegenwärtige Erkenntnisstand der Managementforschung zu beurteilen? Praktiker, allen voran Manager, sind - zwangsläufig - in hohem Maße engagiert Die z. T. extreme Unsicherheit bei der Gestaltung der betrieblichen Praxis sowie der bestehende Erfolgsdruck fördern und festigen auch dort die Etablierung affektund phantasiegeladener (Management-)Mythen Viele Probleme (und auch Lösungskonzepte), die aus der Praxis stammen, sind daher in ihrer Grundstruktur oftmals (noch) durch die egozentrische Sichtweise vorwissenschaftlichen Denkens geprägt Gute Praktiker wie gute Wissenschaftler! - folgen aber nicht blindlings den jeweiligen Modeströmungen, sie zeichnen sich vielmehr durch ihre Fähigkeit aus, Situationen (distanziert) zu analysieren, in Alternativen zu denken und zu handeln
18 6. Aufgabe Laden Sie sich auf unserer Website die beiden unten angegebenen Radiobeiträge herunter, hören Sie sich diese aufmerksam an und denken Sie darüber nach insbesondere auch darüber, ob bzw. inwiefern das Gehörte Sie als (Management-)Studierende direkt betreffen könnte. Zum Ursprung der abendländischen Philosophie Sokrates, der große Frager Literaturtipp für besonders Interessierte: Elias, N. (1983): Die Fischer im Mahlstrom, in: ders.: Engagement und Distanzierung - Arbeiten zur Wissensoziologie I, Frankfurt/M, Seiten (eine aktuelle Ausgabe ist unter der Signatur MQ in der ZHB erhältlich.)
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