2. Theoretischer Hintergrund

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1 T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d Theoretischer Hintergrund Der kindliche Spracherwerb ist ein faszinierender Prozess, der innerhalb kürzester Zeit abläuft und mühelos zum Erfolg führt. Obwohl das Kind keine dauerhaft expliziten Korrekturen von den Erwachsenen erfährt und die Umstände oft sehr stark variieren, haben die Kinder durchschnittlich im Alter von fünf Jahren die meisten Strukturen erworben (vgl. Guasti 2002: 4). Die generative Theorie der Universalen Grammatik (z.b. Chomsky 1986) geht davon aus, dass Sprache angeboren ist und die möglichen Sätze einer Sprache durch Constraints 6 beschränkt sind. Diese Constraints vereinfachen den Spracherwerb in dem Maße, dass sie die Kinder befähigen, innerhalb weniger Jahre im Umgang mit sprachlichen Konstruktionen, trotz der zahlreichen Ambiguitäten, die den Spracherwerb verkomplizieren, zu kompetenten Sprechern heranzuwachsen. Um der sprachspezifischen Merkmale seiner Muttersprache gerecht zu werden, muss das Kind die jeweiligen Parameter erkennen. Diese Parameter spezifizieren für die unterschiedlichen Sprachen die Prinzipien, die die universalen Merkmale der Sprache bestimmen. Die Parameter sind demnach für die Sprachspezifizität zuständig. Eben dies ist auch ein entscheidender Punkt in Bezug auf den Fragenerwerb, welcher im Folgenden näher dargelegt werden soll. Um zu verdeutlichen, vor welche Herausforderungen Kinder beim Erwerb von exhaustiven w-fragen gestellt werden, sollen in den folgenden Punkten die entscheidenden theoretischen Grundlagen dargestellt werden. Während zunächst das Phänomen einer w-frage und deren syntaktischen Eigenschaften erläutert werden, befassen sich die letzten Abschnitte mit den spezifischen Merkmalen der exhaustiven w-fragen. 2.1 Typen von w-fragen Sowohl in den oberen Abschnitten als auch in der Literatur ist durchgängig die Rede von w- Fragen. Bei diesem Fragetyp handelt es sich um eine Ergänzungsfrage, welche durch ein Interrogativpronomen (wer?, was?) oder durch Interrogativadverbien (wann?, wohin?) eingeleitet wird (vgl. Bußmann 2002: 197). Allerdings kann eine Unterscheidung in verschiedene Typen von w-fragen vorgenommen werden (Beispiel 1). Hinsichtlich der syntaktischen Funktion des erfragten Elements kann man zwischen Argument- und Adjunktfragen unterscheiden, wobei die Argumentfragen weiter in Subjekt- und Objektfragen unterteilt werden können. Des Weiteren kann zwischen direkten und indirekten Fragen, wie auch nach der Art der Bewegung des w-elements (lange oder kurze Bewegung) unterschieden werden. 6 Constraints sind linguistische Beschränkungen, die bestimmte Anordnungen, Operationen und Bedeutungen verbieten, andere hingegen zulassen. Sätze müssen diesen Constraints entsprechen, um wohlgeformt zu sein.

2 T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d 11 Beispiel 1: Argumentfragen: a. Subjektfrage: Wer t isst einen Apfel? b. Objektfrage: Was isst Peter t? Adjunktfrage: c. Wann fährt Lisa in den Urlaub t? Direkte / Indirekte Frage: d. Wer kommt zur Geburtstagsfeier? e. Ich frage mich, wer zur Geburtstagsfeier kommt. Kurze / lange w-bewegung: f. Wen hat Lise t angerufen? W-Element wird innerhalb des Satzes, in dem es basisgeneriert wurde, bewegt. g. Wen meint Lise, hätte Ibo t angerufen? Echofrage: W-Element wird aus dem Satz, in dem es basisgeneriert wurde, heraus bewegt und in Matrixsatz eingebettet. h. Peter isst WAS? Während in den Beispielsätzen 1 bis 7 das w-element immer bewegt wurde, gibt es im Deutschen durchaus Fragen, in denen keine Bewegung des w-elements stattfindet. Bei diesen Echofragen (vgl. z.b. Bierwisch 1966: 152) bleibt das w-element in seiner Basisposition. Da sich das folgende Experiment auf die Untersuchung von Subjektfragen konzentriert, werden die restlichen Fragetypen im Weiteren nicht näher betrachtet Syntax von w-fragen Nachdem die verschiedenen Typen von w-fragen veranschaulicht wurden, soll nun auf die syntaktischen Aspekte der w-fragen eingegangen werden. Die entscheidende Beschränkung im Bezug auf Fragen ist das sogenannte w-kriterium 8, welches die Fragenbildung kontrolliert. 7 Näheres zum Erwerb von Adjunktfragen, Objektfragen und langen w-fragen z.b. bei Guasti (2002). 8 W-Kriterium nach Rizzi (1996: 64): a. Ein w-operator muss sich in einer Spezifikator-Kopf-Relation mit dem Kopf befinden, der Tröger des w-merkmals ist b. Ein Kopf, der das w-merkmal trägt, muss sich in einer Spezifikator-Kopf-Relation mit einem w- Operator befinden für nähere Erläuterungen siehe auch Guasti (2002: )

3 T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d 12 Um diesem gerecht zu werden, müssen sowohl der w-operator (w-element), als auch das w- Merkmal (wird vom Verb getragen) bewegt werden, um eine adjazente Stellung zwischen Verb und w-operator zu erzielen. Die Bildung von Fragen geht demnach mit einer Bewegungsoperation des w-operators und des Verbs 9 einher. Hierbei handelt es sich um eine Phrasenbewegung, die auch als A -Bewegung klassifiziert wird. Dabei wird die w-phrase aus der Basisposition in die höchste Spezifikatorposition und, das vom Verb bewegte, w-merkmal in C bewegt. CP Spec-CP C Wer C IP füttert Spec-IP I t wer VP Spec-VP V t wer NP I t füttert V ein Pferd t füttert Abbildung 1: w-bewegung bei einer einfachen w-frage Erst nach dieser w-bewegung 10 gilt die Frage als zielsprachlich und kann entsprechend interpretiert bzw. beantwortet werden. Jedoch kann diese sichtbare Bewegung nicht für jede Sprache verallgemeinert werden, vor allem für asiatische Sprachen wie Japanisch oder Chinesisch ist dies nicht zutreffend. Bei diesen findet die Bewegung der w-phrase nicht overt, sondern kovert statt. Das w-pronomen bleibt in der Position zurück, in der es basisgeneriert wurde. Es bleibt also in-situ. Hiermit muss für eine zielsprachliche Produktion einer w-frage ein Parameter verwendet werden, der bestimmt, ob die zu erlernende Sprache eine w-in-situ- Sprache ist oder nicht. Wie schon erwähnt, verbleibt das w-element in Echofragen in situ. Demnach unterliegt dieser Fragetyp keiner w-bewegung. Roeper und de Villiers (1991) zufolge bereiten diese Echofragen im Spracherwerb aufgrund der sogenannten Unique Triggering Hypothese keine 9 Diese Bewegung wird als I-to-C-Bewegung bezeichnet. 10 Diese Bewegungsoperation ist jedoch nicht nur bei Fragen vorzufinden, sondern taucht auch bei Relativsätzen auf.

4 T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d 13 Probleme. Diese besagt, dass wenn die w-bewegung einmal erkannt wurde, diese auch operativ ist und davon abweichende Strukturen als Ausnahmen gelten. Folglich zeigt sich, dass beim Fragenerwerb die erste Aufgabe des Kindes darin besteht, die Parameter 11 bzw. die sogenannten Regeln für Fragen zu erkennen. Für Sprachen wie Deutsch oder Englisch wird durch den Parameter festgelegt, dass die w-bewegung obligatorisch ist. Sollte diese nicht vorgenommen werden, resultiert ein ungrammatischer Satz. Darüber hinaus muss das Kind fähig sein, die syntaktische Repräsentation der Bewegung und die Verbindung zwischen dem bewegten Element und seiner Basisposition zu konstruieren, um w-fragen interpretieren zu können (vgl. Friedman et al. 2006: 198). Guasti (2002: 192) zufolge sind universale Beschränkungen von Beginn an greifbar, während die sprachspezifischen Aspekte etwas später erworben werden. Dadurch kommt es vereinzelt zu abweichenden Konstruktionen hinsichtlich der w-bewegung. 2.3 Exhaustivität Abgesehen von den syntaktischen Aspekten, werden die w-fragen von weiteren Aspekten beeinflusst. W-Pronomen sind keine Konstanten, d.h. mit einer Frage kann man auf eine unterschiedliche Anzahl von Individuen referieren (vgl. Roeper et al. 2007). Die Nennung eines einzelnen Individuums ist nicht obligatorisch. Dementsprechend wird das w-pronomen als variabel betrachtet und die w-frage trägt das Merkmal [+variabel], weil die Referenz nicht auf eine Anzahl von Individuen festgelegt ist, sondern je nach Situation variieren kann. Beispiel 2: Zwei Kinder schauen zusammen ein Bilderbuch an, dabei fragt das eine Kind: Wer fährt mit dem Fahrrad? Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei w-pronomen um eine Variable handelt, ist die Antwort auf die Frage in Beispiel 2 nicht festgelegt, sondern abhängig davon, wie viele Personen auf dem Bild Fahrrad fahren. Für den Fall, dass das zweite Kind dieses Merkmal [+variabel] noch nicht erworben hat und davon ausgeht, dass es sich um eine Konstante handelt, zählt es lediglich eine Person auf. Da Variablen üblicherweise durch einen Operator gebunden werden müssen, muss dies auch bei den w-fragen der Fall sein. Dieser Operator, der sogenannte w-operator (w-element), bindet dementsprechend die in w-fragen enthaltene Variable (Tracy 1994: 23). 11 Erfüllung des w-kriteriums kann durch overte oder kovert Bewegung des w-operators und durch Anwendung oder Nicht-Anwendung der I-to-C-Bewegung des Verbs erfolgen.

5 T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d 14 Ein weiterer grundlegender Aspekt, den es bei w-fragen zu beachten gibt, ist das semantische Exhaustivitätsmerkmal. Wie bereits deutlich wurde, kann die Antwort auf w-fragen variabel sein. Dementsprechend ist es in einem bestimmten Kontext nicht ausreichend, wenn man nur eine Person nennt. Zielsprachlich ist hierbei ausschließlich die Nennung aller Individuen (Personen, Gegenstände etc.), auf die die erfragte Eigenschaft zutrifft. In diesem Fall schreibt man der w-frage ein weiteres Merkmal, das sogenannte Exhaustivitätsmerkmal [+exhaustiv] zu. Exhaustiv zu sein bedeutet, immer die Gesamtheit einer Menge in Betracht zu ziehen (vgl. Heizmann 2008) und demnach alle Personen oder Objekte aufzuzählen, die erfragt wurden. Um als treffende Antwort klassifiziert zu werden, muss diese eine vollständige Liste enthalten. Im Folgenden gilt es zu klären, wie es zu diesem Merkmal [+exhaustiv] kommt. Grundlegend hierfür ist, dass der w-operator ähnlich einem lexikalischen Quantor fungiert. Dieser Quantor, der genau genommen ein verborgener Allquantor 12 ist (Nelken und Shan 2008), verleiht der w-frage den exhaustiven Charakter Exhaustivität in einfachen w-fragen In der semantischen Theorie von w-fragen gelten einfache w-fragen als schwach exhaustiv (Beck und Rullmann 1999). Eine w-frage ist in dem Sinne exhaustiv, dass sie über eine Variable universell quantifiziert. Dies bedeutet, dass man für jedes Individuum wissen muss, ob die erfragte Eigenschaft zutreffend ist oder nicht. Demnach sind bei einfachen w-fragen weder Singular- noch Pluralantworten treffend, sondern ausschließlich exhaustive Listen akzeptabel (vgl. Groenendijk und Stokhof 1984; Beck und Rullmann 1999). Infolgedessen, dass als Antwort eine vollständige Liste aller erfragten Individuen verlangt wird, verwendet man in der semantischen Repräsentation den universellen Quantor (vgl. Nelken und Shan 2008). Die Frage Wer fährt Fahrrad? wird folgendermaßen repräsentiert: x n.p" p (wenn p = Fx) (vgl. Schulz und Reckling 2005). Die Annahme, dass w-fragen stets eine exhaustive Lesart erfordern, kann jedoch durch bestimmte pragmatische Abweichungen widerlegt werden: 12 Durch den Allquantor im w-wort, der besagt: Nenne mir alle X für die Y zutrifft. wird die exhaustive Antwort hervorgerufen.

6 T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d 15 Beispiel 3: Ausnahmen a. Mention-some-Frage: Wo gibt es hier in der Nähe eine Tankstelle? b. Singleton-Antwort: Wer hat einen Stift für mich? c. Plural-Antwort: Wo gibt es hier in der Nähe eine Tankstelle? d. Exhaustive Menge = 1: Wer ist dein Vater? e. Akkomodation: Wer war denn gestern auf der Geburtstagsparty? Bei mention-some-fragen (3a.) sind sowohl singleton-antworten (3b.) möglich als auch unter Umständen Pluralantworten (3c) angemessen (Groenendijk und Stokhof 1984; Beck und Rullmann 1999). Im Gegensatz zu exhaustiven Fragen wird dieser Fragetyp durch eine existentielle Quantifikation repräsentiert, sodass eine einzelne Antwort ausreichend ist. Die Frage Wo gibt es in der Nähe eine Tankstelle? wird folgendermaßen repräsentiert: "x. p (wenn p = Tx) (vgl. Schulz und Reckling 2005). In diesem Fall wäre eine exhaustive Liste aus pragmatischer Sicht sogar inkorrekt. Der Typ der Mention-some-Fragen ist der einzige Fragetyp, bei dem eine Pluralantwort akzeptabel erscheint. Während in Beispiel 3d. das Weltwissen die Anzahl der in der Antwort vorkommenden Individuen bestimmt, ist die Frage in 3e. auf den Hörer abgestimmt, indem der Fragende als Antwort nur die Personen verlangt, die sowohl er als auch der Befragte kennen. Ein Argument gegen die Annahme, w-fragen als grundsätzlich exhaustiv zu betrachten, sind zahlreiche linguistische Ausdrücke, nach deren Gebrauch eine Antwort entweder explizit exhaustiv oder nicht-exhaustiv sein muss (siehe Kapitel 2.3.2). Diese lexikalischen Marker verdeutlichen, dass Fragen grundsätzlich auch nicht-exhaustiv interpretiert werden können 13. Laut Beck und Rullmann (1999) gibt die Tatsache, dass solche Marker verwendet werden können, Aufschluss darüber, dass Exhaustivität den Fragen nicht innewohnt, also die Grundbedeutung der Fragen nicht von Grund auf exhaustiv sein kann. Ansonsten wäre die 13 Eine ausführliche Diskussion ist Beck und Rullmann (1999) und Groenendijk und Stokhof (2004) zu entnehmen.

7 T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d 16 Verwendung von solchen Markern überflüssig. Zudem müsste eine Frage + alles gegebenenfalls den gleichen Interpretationsbereich haben wie die entsprechende Frage ohne alles. Dadurch, dass die Bedeutung der Frage mit alles und der Frage ohne alles eine andere ist, da eine Frage + alles unmöglich nicht-exhaustiv interpretiert werden kann, ist dies nicht der Fall. Bleibt die Frage zu klären, wie dieses Exhaustivitätsmerkmal im w-operator verankert ist, da sowohl in einfachen als auch in mehrfachen w-fragen eine exhaustive Lesart möglich sein muss. Diese Frage kann zum Einen mit Hilfe des pragmatischen Ansatzes 14, der sich auf die Sichtweise der semantischen Unterspezifizierung bezieht, erläutert werden. Van Rooy (2003: 749) schreibt Fragen, egal ob exhaustiv oder nicht exhaustiv, eine einheitliche Bedeutung zu. Auf der anderen Seite kann dies auch mit dem semantischen Ansatz, nach welchem w-fragen ambig sein können, verdeutlicht werden. Wie bereits in Reckling (2005) soll auch in dieser Arbeit der semantische Ansatz verfolgt werden. Aus der Sicht des semantischen Ansatzes können einer w-frage verschiedene Interpretationen zukommen, sodass sie als ambig zu betrachten sind. Dies bedeutet, dass verschiedene Strukturen möglich sind, sofern eine Interpretation nicht durch bestimmte Marker festgelegt wird. Dieser Ansatz wird durch die Tatsache unterstützt, dass in einigen Sprachen bestimmte Marker verwendet werden, um Exhaustivität zusätzlich zu kennzeichnen. Offen bleibt nun noch, wie und wann es ein Kind schafft, von der Defaultannahme zu der zielsprachlichen exhaustiven Interpretation zu gelangen. Anfänglich nehmen die Kinder an, dass eine Frage die Existenz einer einzelnen Person und nicht mehrerer Personen voraussetzt. Da die Exhaustivität nunmehr in gewisser Weise von dem Merkmal [+variabel] abhängt, kann dies die mögliche Ursache dafür sein, dass Kinder anfänglich nicht exhaustiv antworten. Heizmann (2007) zeigte mit dem Erwerbsverlauf für Exhaustivität, wie sich der Übergang von der Defaultannahme hin zur zielsprachlichen Interpretation entwickelt: 14 Für eine ausführliche Beschreibung wird auf van Rooy (2003) verwiesen.

8 T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d 17 Phase 1: Kinder erkennen das Exhautsivitätsmerkmal in Form einer quantifizierenden Variable nicht. Deshalb sind Fehler hinsichtlich der Exhaustiviät in Fragen vorherrschend. Die Studie von Strauss (2006) bestätigt, dass SU-Kinder mit einer nichtexhaustiven Phase beginnen: 45% Fehler bei 4- Jährigen und 25% Fehler bei 5-Jährigen Phase 2: Kinder erkennen universelle Quantoren, aber wissen nicht, wie sie mit ihnen umgehen sollen Phase 3: Kinder erreichen die zielsprachliche Phase und wissen, wie sie das Exhaustivitätsmerk mal auf Fragen anwenden müssen. Abbildung 2: Erwerbsverlauf für Exhaustivität in w-fragen nach Heizmann (2007) Möglicherweise nimmt der zusätzliche Marker alles hierbei eine Art leitende Funktion beim Übergang von Phase 1 in Phase 2 ein, da er verdeutlicht, dass eine nicht-exhaustive Antwort in diesem Fall nicht angemessen ist (vgl. Roeper et al. 2007) Exhaustivitäts- und Nicht-Exhaustivitätsmarker Das Merkmal [+exhaustiv] lässt sich in verschiedenen Sprachen durch spezielle Ausdrücke markieren. Im Deutschen erfolgt dies durch Partikel. Durch diese Partikel wird verdeutlicht, dass die Antwort entweder (schwach) exhaustiv oder nicht-exhaustiv sein muss (vgl. Beck und Rullmann 1999). Zimmermann (2007: 630) zufolge spezifiziert alles die Bedeutung der w-frage und beeinflusst deren semantische Repräsentation. Demnach wird der verborgene Allquantor hervorgehoben und der exhaustive Charakter erkennbar, sodass die w-frage nicht mehr mit einer mention-some-interpretation vereinbar ist. Es gibt jedoch auch Marker wie zum Beispiel und so, welche die Nicht-Exhaustivität unterstützen (vgl. Beck und Rullmann 1999). Beispiel 4: a. Wer spielt alles Flöte? b. Wer spielt zum Beispiel Flöte? In (4a) muss die Antwort die maximale Menge einschließen, da alles einen Hinweis für Maximalität liefert. In (4b.) hingegen genügt als Antwort eine einzelne Person, da zum Beispiel verdeutlicht, dass dem Fragenden eine Antwort genügt, die Antwort also nicht exhaustiv sein muss.

9 T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d Exhaustivität in mehrfachen w-fragen In Sprachen wie Deutsch oder Englisch besteht die Möglichkeit mehrfache Fragen zu bilden, in denen zwei oder mehr w-pronomen enthalten sind. Auch in diesen Konstruktionen tritt das Exhaustivitätsmerkmal in Erscheinung. Im Gegensatz zu einfachen Fragen wird bei den doppelten w-fragen eine exhaustive Listenantwort für alle w-elemente 15 vorausgesetzt (vgl. Krifka 2001). Diese Listenantwort besteht aus einer exhaustiven Menge von Paaren, die in einer bestimmten Relation zueinander stehen. Bei doppelten w-fragen muss zusätzlich zu dem Merkmal [+exhaustiv] das Merkmal [+gepaart] erworben werden. Diese Merkmale bestimmen schließlich, dass die Antwort eine exhaustive Liste von Paaren darstellt. Die Frage Wer trinkt was? wird folgendermaßen repräsentiert: x n y m.p" p (wenn p = Txy) (vgl. Schulz und Reckling 2005). Folglich ist es nicht verwunderlich, dass Kinder beim Erwerb dieser komplexen mehrfachen w-fragen mehr Schwierigkeiten haben als beim Erwerb von einfachen w-fragen. Zur Semantik von dreifachen w-fragen liegen meines Wissen nach bis dato keine Arbeiten vor. Dementsprechend können lediglich Vermutungen angestellt werden, dass dreifache w- Fragen wiederum das eigenes Merkmal [+triple] enthalten, welches in etwa dem Merkmal [+gepaart] der doppelten w-fragen entspricht. Geht man von einem Merkmal [+triple] für die dreifachen w-fragen aus, welches in Verbindung mit dem Exhaustivitätsmerkmal erkannt werden muss, müsste dieser Fragetyp am komplexesten sein. Da die Antwort nicht nur eine exhaustive Liste von Paaren, sondern von Tripeln enthalten müsste, müssten die Kinder hiermit die meisten Schwierigkeiten haben. Die Frage Wer gibt wem was? könnte demnach durch die folgende Repräsentation dargestellt werden: x n y m z r.p" p (wenn p = Gxyz). Ein solches Triple stellt eine Verbindungen aus Subjekt, Objekt und einer weiteren Angabe dar. Der Unterschied zwischen doppelten und dreifachen w-fragen sollte jedoch nicht derart extrem ausfallen, wie zwischen einfachen und gepaarten w-fragen, da es nicht erforderlich ist, dass Kinder zusätzlich ein drittes Merkmal erwerben. Sie müssen dem Paar lediglich eine weitere Angabe hinzufügen. Dies kann jedoch nur rein spekulativ betrachtet werden und beruft sich nicht auf theoretische Grundlagen. 15 Ausgenommen davon sind Echofragen, die auch eine singleton-antwort erlauben.

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