Perspektivenwechsel: Schattentage und simulierter Heimeinzug für Mitarbeiter
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- Angelika Kohler
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1 Perspektivenwechsel: Schattentage und simulierter Heimeinzug für Mitarbeiter Elisabeth-Seniorenzentrum, Bergfelde Rudolf-Schloer-Stift, Grafschafter Diakonie Juni 2008 Seite 1
2 Schatten bringen Licht Die Ausgangsfrage: Wie erkennt man die Haltung eines Mitarbeiters? Was sind die Schattentage? Wer ist der Schattenmann/frau? Simulierter Heimeinzug Was zeigen uns die Schatten? Juni 2008 Seite 2
3 Ausgangssituation Wahrung der Grundrechte ist nicht nur eine Frage von Instrumenten, Konzepten oder Methoden sondern auch eine Sache von Haltung und Einstellung Nicht Rezepte und Regeln, sondern Dialog ist gefragt Hinterfragen von Regeln und Routinen Umgang mit Grundrechten und Grundwerten sichtbar machen Juni 2008 Seite 3
4 Was sind die Schattentage? Systematische Beobachtung von Pflege- und Alltagssituationen Feedbackinstrument zur Reflektion von Routinen und persönlichem Verhalten Teil des Qualitätsmanagements Anlass zum Dialog zwischen Organisation und Kunden Juni 2008 Seite 4
5 Grundidee des Projektes Mitarbeiter treten heraus aus ihrer Rolle als Helfender in die Rolle des Beobachtenden, d.h. Positionierung außerhalb des Prozesses Perspektivwechsel Keine Betriebsblindheit Keine Belastung durch eigene Aktivitäten Konzentration auf die Aufgabe der Beobachtung Mitarbeiter bewerten das Gesehene anhand von Kriterien und eigenen Empfindungen entlang der grundlegenden Fragen Ist das was dort getan/ nicht getan wird angemessen? Ist das was dort getan / nicht getan wird teilweise angemessen? Ist das was dort getan / nicht getan wird unangemessen? Juni 2008 Seite 5
6 Bewertungskriterien aus den Artikeln der Pflege-Charta Wird die Selbstbestimmung des Bewohners beachtet und gefördert? Wird der Bewohner respektvoll und wertschätzend angesprochen? Bewegen sich die Mitarbeiter respektvoll im persönlichen Lebensbereich? Wird der Bewohner der Situation angemessen, verständlich informiert? Erhält der Bewohner notwendige, angeforderte Hilfe rechtzeitig? Wird die vom Bewohner angeforderte Hilfe angemessen erbracht? Wird die Privat- und Intimsphäre des Bewohners gewahrt? Werden Speisen und Getränke so dargeboten, dass sie gut erreichbar sind? Wird der Bewohner beim Essen und Trinken angemessen unterstützt? Werden Bewegungsbedürfnisse des Bewohners erkannt und berücksichtigt? Juni 2008 Seite 6
7 Umsetzung des Projektes - Kunden Information der Bewohner und Angehörigen Angehörigenabend Persönliche Ansprache der betreffenden Bewohner Information / Einbindung des Heimbeirates Auswahl der Bewohner Vorauswahl Einverständnis einholen Abschließende Auswahl / Festlegung Juni 2008 Seite 7
8 Umsetzung des Projektes - Mitarbeiter Beobachtungskriterien besprechen, ggf. ergänzen und festlegen Auswahl der Mitarbeiter die als Schatten fungieren wollen Instruktion der Mitarbeiter Erläuterung der Abläufe Erläuterung der Beobachtungskriterien Hinweise zu Verhaltensweisen und zum Protokollieren Dienstpläne für die Durchführung der Schattentage Vereinbarung über den Umgang mit den Ergebnissen Juni 2008 Seite 8
9 Beobachtungsbogen Schattentage im Rahmen des Charta-Projekts Beschreiben Sie hier in Stichworten die Situation, das Verhalten und die Reaktionen der Beteiligten! Beteiligte in der Situation Beurteilen Sie hier die Angemessenheit des Vorgehens/des Verhaltens der Mitarbeiter im Hinblick auf die Charta Beobachtungskriterien! 1 = unangemessen 2 = teilweise angemessen 3 = angemessen Begründen Sie kurz Ihre Einschätzung! Juni 2008 Seite 9
10 Beobachtungsergebnisse / positiv Bei dem bettlägerigen Bewohner wird das Essen und Trinken in Reichweite gestellt und es wird gefragt, was der Bewohner essen und trinken möchte. Pflegekraft kommuniziert mit dem Bewohner in jeder Situation ausführlich. Erklärt, dass sie jetzt auf einer anderen Etage ist, jedoch wenn die Klingel bedient wird, dann würde sie kommen. Bewohnerin wurde gefragt, wo sie das Abendbrot einnehmen möchte. Bewohnerin möchte im Zimmer zu Abend essen, sie wäre dann so zufrieden. Juni 2008 Seite 10
11 Beobachtungsergebnisse / positiv Eine Bewohnerin ging auf dem Flur spazieren. Eine Pflegekraft bot ein Gespräch an und informierte über das Wetter, notwendige Bekleidung dazu und das Frühlingsanfang ist. Bewohner wurde gefragt, ob er Medikamente einnehmen möchte. Es wurde ihm erklärt, warum die Medikamente eingenommen werden müssen, Krankheitsbild anschaulich erklärt. Pflegefachkraft kommt ins Zimmer und stellt den Speiseplan vor. Bewohnerin kann sich aussuchen, was sie essen möchte, als Zimmerservice. Juni 2008 Seite 11
12 Beobachtungsergebnisse / negativ Eine erste Bewohnerin wird in den Aufenthaltsraum gebracht und bekommt ein Glas Tee auf den Tisch gestellt. MA geht wieder. Bewohnerin sitzt hier bis zum Frühstück, welches 1 ½ Stunde später gereicht wird. Die Bewohner sitzen noch am Tisch und warten auf das Frühstück. Eine Reinigungskraft kommt in den Aufenthaltsraum, stellt den Staubsauger an und beginnt den Teppich zu saugen, mit dem Saugrohr teilweise zwischen den Beinen der sitzenden Bewohner. Juni 2008 Seite 12
13 Beobachtungsergebnisse / negativ MA kommt in den Aufenthaltsraum mit einem Tablett und Insulin PEN. Sie macht bei den in der Runde sitzenden Bewohnern den Bauch frei und spritzt im Beisein aller Bewohner das Insulin. Pflegemitarbeiter betritt den Aufenthaltsraum und stellt Bewohner wortlos an den Tisch (mehrmals mit mehreren Bewohnern). Von 7.00 Uhr bis Uhr werden mit einzelnen Bewohnern keine Toilettengänge durchgeführt. Bewohner hört schwer. Das Hilfsmittel Hörgerät wird vom Pflegepersonal nicht eingesetzt. Bewohner wird dadurch isoliert. Juni 2008 Seite 13
14 Vom Umgang mit den Ergebnissen Beobachtungsergebnisse der einzelnen Schatten werden zusammengefasst Im Mitarbeiterteam und mit dem Heimbeirat werden die einzelnen Beobachtungsergebnisse besprochen und heiß diskutiert. Was war gut? Was war nicht gut? Was könnte besser gemacht werden? Gemeinsame Festlegung von Maßnahmen zur Verbesserung, ein Handlungsplan wurde erstellt. Kommunikation der Beobachtungen und Konsequenzen mit Bewohnern und Angehörigen Keine disziplinarischen Konsequenzen sondern Hinweise zu anderen Verhaltensweisen!!!! Juni 2008 Seite 14
15 Was? Wer mit wem? Bis wann? Sensibilisierung und Schulung von Service- Kräften und Pflegekräften für Speise- und Getränkeversorgung sowie das Verhalten der dafür verantwortlichen Mitarbeiter. Küchenleiter (Herr Vogelsberger) Aufnahme Speisen und Getränkeversorgung in der Einarbeitungscheckliste aller Mitarbeiter Klärung: Welcher Bewohner möchte wann aufstehen und wann, wo und wie frühstücken Gewährleistung: Intimsphäre, Privatsphäre, Wertschätzung, durch Präsentation der Ergebnisse Schattentage bezüglich -Was müssen wir ändern? -Was gehört in die Angehörigenarbeit? Namenskennzeichnung mit Herr oder Frau versehen Aktuelle Zeitschriften bereitstellen: Als Spenden einwerben PDL (Frau Rothe) Qualitätszirkel Bewohner, Bezugspfleger Wohnbereichsleiter PDL(Frau Rothe) Qualitätsbeauftragte (Frau Haker) Bezugspfleger Praktikantin (Frau Höger) Heimleitung (Frau Albrecht) Juni 2008 Seite 15
16 Fazit Hohe Akzeptanz des Vorgehens bei Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeiter Viele unglaubliche Dinge sichtbar geworden Zahlreiche Verbesserungsbereiche erkannt, die leicht zu bearbeiten sind Sensibilität für Grundwerte und Grundrechte steigt Die Pflege-Charta wird mit Leben gefüllt und besser verstanden Großes öffentliches Aufsehen und positive Resonanz Ausblick Integration ins Qualitätsmanagement-System Anwendung auch in den anderen Häusern der Stiftung geplant Weitere Aktionen wie z.b. simulierte Heimeinzüge geplant Juni 2008 Seite 16
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