Tagungsband zum 12. Milchviehtag
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- Calvin Hofmeister
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1 KOESLING ANDERSON Tagungsband zum 12. Milchviehtag 03. / 09. März 2010 Ihr Unternehmen für professionelles AGRAR MANAGEMENT
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3 Der MILCH MANAGER-Betriebsvergleich weist für das Jahr 2009 für die ausgewerteten Milcherzeuger eines der schwierigsten Jahre seit Beginn dieser Auswertung aus. Die weit über 100 ausgewerteten Betriebe haben einen Verlust je kg Milch von 6,8 ct hinnehmen müssen und sogar, und das ist besonders schmerzhaft, einen leicht negativen Deckungsbeitrag von 0,6 ct/kg Milch erwirtschaftet. Der Geldrohüberschuss war ebenfalls deutlich negativ. Er wies im Durchschnitt -4,0 ct/kg auf. Das Jahr hat erhebliche Löcher in die Betriebskassen gerissen, da ein massiver Geldabfluss in der Milchproduktion stattfand. Diese Dramatik wird etwas gedämpft dadurch, dass das Jahr 2008 für die Milcherzeugung und für andere Betriebszweige ein sehr gutes Jahr war. Außerdem zeigt sich nun, nachdem einige Monate im Jahr 2010 bereits vergangen sind, dass sich die Marktsituation bei Milch entspannt hat und zurzeit sogar als positiv und fest beschrieben werden kann. Der Vortrag auf unserem Milchrindtag von Herrn Brand, von der Rabobank, hat für die nächsten Jahre unsere Einschätzung bestätigt, dass der langfristige Erzeugerpreis für Milch zwischen 28 und 30 ct liegen könnte. Diese Aussage der Rabobank basiert im Wesentlichen auf einer Erzeugungs- und Verbrauchsanalyse innerhalb Europas, die davon ausgeht, dass Milch für bestimmte Sortimente nicht über Importe beschafft werden kann. Diese Milchmenge wird weiterhin in Europa erzeugt werden und sie wird auch zu Erzeugerpreisen produziert, für die eine entsprechende Anzahl von Betrieben bereit ist Milch zu erzeugen. Nach wir vor werden allerdings etwa 20 % der europäischen Milchproduktion auf dem Weltmarkt verkauft und steht dort im harten Preiswettbewerb mit Angeboten anderer Milchexportländern der Welt. Wenn die europäischen Produktionskapazitäten die heutige Größe behalten soll, müssen diese Exportmengen aus veredelte Sortimenten bestehen und nicht aus Magermilchpulver und Butter. Nur dann kann wettbewerbsfähig exportiert werden und auch entsprechende Mengen gewinnbringend vermarktet werden. Die heutigen Marktaussichten bedeuten jedoch keine Entspannung in den wirtschaftlichen Anstrengungen in der Milchproduktion, da es den Anschein hat, dass sich die Kostenseite der Produktion durch etwa 2 ct höhere Futterkosten gegenüber den vergangenen Jahren etwas verschärft hat. Die Betriebsauswertung zeigt wiederum, und wie schon in den vergangenen Jahren immer wieder, dass das erfolgreiche Viertel der ausgewerteten Betriebe selbst in diesem sehr schwierigen Jahr einen deutlich positiven Deckungsbeitrag von 3,5 ct/kg er- 3
4 wirtschaftet hat, auch noch einen positiven Geldrohüberschuss von 0,5 ct und nur noch einen erträglichen Verlust von 1,8 ct erleiden musste. Milcherzeugung wird also unter dem wirtschaftlichen Druck und unter Kostendruck bleiben und Milcherzeugung wird immer stärker ein Produktionszweig für Profis werden. Der Strukturwandel geht voran, obwohl wir immer wieder erstaunt sind, wie wenige Betriebe in solchen wirtschaftlich dramatischen Jahren wie 2009 nur ausscheiden. Auf der anderen Seite ist deutlich zu vermerken, dass eine nicht geringe Anzahl von Betriebsleitern auf den Betriebszweig Milchproduktion setzt und die Produktion ausweitet. Die immer größer werdende Milchquote wird beliefert und im Moment ist in Deutschland nicht zu bemerken, dass eine große Verunsicherung der Milcherzeuger über ihre Zukunft eingesetzt hätte. Europaweit ist allerdings die Situation differenziert. Länder wie Frankreich oder Großbritannien haben in den letzten Jahren ihre Produktion nicht gesteigert oder sogar leicht zurückgefahren. Das laufende Produktionsjahr 2010 kann man als Konsolidierungsjahr ansehen. Im vergangenen Jahr wurden verschiedene produktionstechnische Maßnahmen ergriffen, um den Liquiditätsabfluss nicht zu groß werden zu lassen. Dazu gehörten natürlich immer Maßnahmen zur Verbilligung der Futterrationen oder die Umstellung von 3x auf 2x Melken, aber auch andere Parameter für die Abmelkgrenzen von Selektionskühen bzw. die Leistungsselektion. Diese Notmaßnahmen müssen wieder an die heutigen Parameter angepasst werden. Ein Milcherzeugerpreis von 27 oder 28 ct, wie er auch im Durchschnitt der letzten 10 Jahre erwirtschaftet wurde, erfordert wieder die Einführung der alten ökonomischen Parameter bei all diesen Maßnahmen. Im Rückblick auf das Jahr 2009 und mit den Kenntnissen der ersten Monate der Jahres 2010 ist der Ausblick also für dieses Jahr wieder deutlich positiver. Wir wünschen Ihnen allen viel Erfolg in Ihren Betrieben auch in 2010 und bedanken uns für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ihr Koesling Anderson Team 4
5 So finden Sie uns: Koesling Anderson LEBG mbh Büro Dahlenwarsleben Mittagstraße Dahlenwarsleben Tel: / Fax: / dahlenwarsleben@koesling-anderson.de Internet: Wegbeschreibung: von Autobahn A2 kommend auf die A14 Richtung Salzwedel / Haldensleben verlassen Sie die A14 an der nächsten/1. Abfahrt Dahlenwarsleben biegen Sie links ab, der nächste Ort ist Dahlenwarsleben Büro Broderstorf Bornkoppelweg Broderstorf Tel: / Fax: / broderstorf@koesling-anderson.de Wegbeschreibung: Autobahn A19 AS Rostock-Süd abfahren auf B110 Richtung Sanitz Bürogebäude ca. 1 km vor Broderstorf an der B110 rechts (von A19 kommend) 5
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7 Inhaltsverzeichnis Rechnet sich der Einsatz von Bullen mit überdurchschnittlicher Leistungsveranlagung?... 9 Dr. Bernd Heidemann Koesling Anderson LEBG mbh Knackpunkte einer effizienten Behandlung von Mastitis...15 Dr. Volker Krömker Fachtierarzt für Milchhygiene und Epidemiologie, FH Hannover Entwicklung des Milchmarktes bis Jakob Brand Rabobank, Niederlande Wirtschaftlichkeit im Ackerbau Was hat sich seit 2007 verändert?...35 Tim Koesling, Geschäftsführer, ö.b.v. Sachverständiger Koesling Anderson LEBG mbh Wir in der Fachpresse...41 o Bullen mit hohem Profit einsetzen Dr. Bernd Heidemann, top agrar 8/2010 o Alle Posten durchleuchten (Kostenmanagement in der Milchproduktion) Dr. Michael Wendt, Neue Landwirtschaft 7/2010 o Ein Jahr des Absturzes (Artikel zum 12. Milchviehtag) Fritz Fleege, Bauernzeitung 13. Woche
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9 Rechnet sich der Einsatz von Bullen mit überdurchschnittlicher Leistungsveranlagung? Dr. Bernd Heidemann Koesling/Anderson LEBG mbh 9
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11 2009 war einerseits das schwierigste Jahr für die Milchproduzenten überhaupt. Andererseits zeigen die ökonomischen Auswertungen von jedoch, dass trotz der eingebrochenen Milchpreise die 25 % besten Koesling/Anderson-Beratungsbetriebe ihre Verluste mit nur -1,8 ct/kg Milch begrenzen konnten und mit einem Deckungsbeitrag von +3,5 ct, dass heißt, bei den laufenden Einnahmen und Ausgaben, kein Geld verloren haben. Analysiert man, was in dem schwierigen Jahr 2009 die Hauptursachen für die nur moderaten Verluste gut gemanagter Milchviehbetriebe war, ergibt sich folgende Rangierung der nachfolgend aufgeführten Maßnahmen: Aufstockung der Herde Steigerung der Leistung je Kuh niedrige Personalkosten geringe Zwangsabgänge leistungsbezogene Fütterung Insbesondere die Erhöhung der jährlichen Milchablieferung durch Aufstockung und Leistungssteigerung führt nicht nur zur Absenkung der Festkosten, sondern beeinflusst nahezu auch alle Positionen der variablen Kosten. Zwar haben die meisten Betriebe ein nennenswertes Aufstockungspotenzial, dieses ist jedoch zu gegebener Zeit erschöpft. Dem gegenüber ist die Leistungssteigerung je Kuh derzeitig praktisch noch unlimitiert. In diesem Zusammenhang wird im Mittel der Betriebe die Leistungssteigerung über Kuhkomfort und Fütterungsmaßnahmen zukünftig begrenzt bleiben, weil in den zurückliegenden 2 Jahrzehnten in vielen Betrieben diesbezüglich deutliche Fortschritte erzielt wurden, das entsprechende Potenzial jedoch nicht unbeschränkt ist. Dagegen ist nach unseren Analysen und Erfahrungen das schon jetzt vorhandene und zukünftig mögliche genetische Potenzial bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Allein die Differenz in der Herdenleistung eines Durchschnittsbetriebes mit ca kg (660 Fett- und Eiweiß-kg) und die von Spitzenbetrieben mit kg (880 Fett- und Eiweißkg) lässt sich keinesfalls mit dem Kuhkomfort und dem Fütterungsmanagement erklären. 11
12 Auch die typische Spanne in der Pro-Kuh-Leistung innerhalb von einer Herde von kg zwischen den besten und den schlechtesten Tieren, unabhängig vom Herdenniveau, lässt sich überwiegend nur mit einer unterschiedlichen genetischen Veranlagung erklären, da in einer Herde sämtliche Rahmenbedingungen für alle Tiere gleich sind. Für jeden Milchproduzenten ist es deshalb unerlässlich, auch ein genetisches Konzept einzuplanen, um von den ökonomischen Vorteilen einer überdurchschnittlichen Pro-Kuh- Leistung zu profitieren. Es kann beobachtet werden, dass die Kurve der jährlichen Leistungssteigerung in Deutschland abflacht. Während sie zwischen 1990 und 1995 noch um 250 kg je Kuh zunahm, sank der Zuwachs zwischen 2000 und 2005 auf 180 kg und zwischen 2005 und 2009 auf nur noch 130 kg. Einerseits erschöpft sich allmählich das Leistungssteigerungspotenzial aus Kuhkomfort und Fütterung, andererseits könnte das jährliche Steigerungspotenzial spürbar erhöht werden, wenn der Einsatz von deutlich überdurchschnittlichen Vererbern bei der Fett- und Eiweiß-kg- Leistung sowie der Nutzungsdauer erhöht werden würde. Oft wird darüber debattiert, ob sehr hohe Herdenleistungen ökonomisch sinnvoll sind. Sie sind dann sinnvoll, wenn eine hohe Herdenleistung zielgerichtet angestrebt und bewusst und planmäßig zur Kostensenkung genutzt wird. Wer sein ökonomisches Ergebnis verbessern will, muss also neben allen anderen Maßnahmen die verkauften Fett- und Eiweiß-kg maximieren kg mehr Milch je Kuh senkt die variablen Kosten je nach Leistungshöhe zwischen 1,8 ct/kg Milch (geringere Ausgangsleistung) und 1,0 ct/kg Milch (höhere Ausgangsleistung) ab. Das bedeutet, dass eine Liter-Herde gegenüber einer Liter-Herde einen Kostenvorteil von 2,6 ct/kg Milch (260 /Kuh und Laktation) sowie eine Liter-Herde einen von 4,4 ct kg/milch (530 /Kuh und Laktation) hat. Auch die verbreitete Auffassung, Hochleistungstiere seien für Krankheiten anfälliger, ist wissenschaftlich nicht nachweisbar, im Gegenteil, Hochleistungstiere müssen gesund sein, sonst könnten sie diese hohen Leistungen nicht realisieren. 12
13 Der Weg zu einer Hochleistungsherde führt also auch über eine genetische Strategie. In diesem Zusammenhang muss das genetische Potenzial ökonomisch bewertet werden. Der von entwickelte Zuchtwert-Profit bewertet die Vererbung der Bullen hinsichtlich Menge, Inhaltsstoffen und Nutzungsdauer in Euro je Kuh. Während unterdurchschnittliche Vererber einen Zuchtwert-Profit von 250 aufweisen, die im Mittel eingesetzten Bullen einen von 500, haben Spitzenbullen einen Zuchtwert-Profit von >700. Die Anhebung der Leistung über die Genetik der Bullen ist ein mittel- und langfristiger Weg. Die Zeitspanne kann verkürzt werden, wenn über die Anpaarungsstrategie hinaus weitere, die Genetik berücksichtigende Maßnahmen, planmäßig umgesetzt werden: Selektion von Leistungsnieten Zukauf von überdurchschnittlich leistenden Jungkühen und Einsatz von gesextem Sperma Tabelle zeigt die Zeitdauer für das Erreichen von überdurchschnittlichen Leistungen bei Einsatz verschiedener Niveaus von Besamungsbullen auf der Basis des Zuchtwert-Profites bei gleichzeitiger systematischer Leistungsselektion. Überdurchschnittliche Vererber reduzieren die Dauer für einen geplanten Leistungsfortschritt erheblich. Dabei zeigt die Auswertung von Bullen mit unterschiedlichem Leistungsniveau, dass bei deren mit einem hohen Zuchtwert-Profit nicht grundsätzlich von einer systematischen Verschlechterung aller anderen Leistungsmerkmale ausgegangen werden muss. Im Gegenteil, die Streuung der Daten der Relativzuchtwerte und der weiteren Einzelmerkmale erlaubt es, Mängel bei Kühen auch mit Spitzenbullen auszugleichen. Die verbreitete Auffassung besser weniger Leistung, dafür aber ein besseres Exterieur ist so nicht richtig, weil beides möglich ist: hohe Leistungen und ein korrektes Exterieur. Auch die häufig angeführte Kritik, die Top-Bullen seien zu teuer, ist nicht korrekt. Einerseits wird übersehen, dass die Besamungskosten mit 0,6 ct/kg Milch (Sperma + Leistung) eine der kleinsten Kostenpositionen ist. Andererseits lässt sich errechnen, dass die Portionspreise von Spitzenbullen gegenüber Durchschnittsbullen bis zu 60 teurer sind dürfen, wenn man den zusätzlichen Gewinn berücksichtigt, den die Töchter der besten Bullen realisieren. Mit /Portion liegen die Kosten jedoch deutlich darunter. 13
14 Fazit: In Verbindung mit einem guten Kuhkomfort, korrekter Fütterung und einem professionellen Fruchtbarkeitsmanagement stellt der Einsatz von Bullen mit hohem Zuchtwert-Profit eine wichtige Managementaufgabe dar, die Ökonomie der Milchproduktion zu verbessern. Bei zukünftig eher knappen Milchpreisen gewinnt die systematische Leistungssteigerung bei gleichzeitig langer Nutzungsdauer zur Senkung der Kosten an Bedeutung. Dauer (in Jahren) für das Erreichen von kg Herdenleistung beim Einsatz von Bullen mit unterschiedlichem ZWP ZWP kg kg kg > >
15 Knackpunkte einer effizienten Behandlung von Mastitis (Prioritäten bei der praktischen Mastitisbekämpfung) Prof. Dr. Volker Krömker Fachtierarzt für Milchhygiene und Epidemiologie, FH Hannover 15
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17 Herr Prof. Krömker stellt heraus, dass die Bekämpfung von Mastitis und die Verbesserung der Eutergesundheit als eine strategische Aufgabe im Betrieb zu begreifen ist. Hierbei sollte wie folgt vorgegangen werden: Problembereiche finden Risikofaktoren ermitteln Arbeitsabläufe überprüfen und ändern (Standards) Kontrolle der Veränderungen Kontrolle der Kennwerte Vor Beginn der Bekämpfung müssen die folgenden Größen bekannt sein: Subklinische Mastitissituation Klinische Mastitissituation Färsenmastitiden Unheilbar kranke Kühe Darüber hinaus bedarf es einer Abklärung, ob die Mastitiden aus der Trockenphase heraus oder in der Laktation entstehen. Für eine Einschätzung der Mastitissituation im Betrieb sind die Daten aus der Milchleistungsprüfung von großer Hilfe. Entsprechend der nachfolgenden Tabelle lässt sich das Mastitisgeschehen im Betrieb einordnen: Beschreibung des Mastitisproblems anhand der MLP-Daten* - Subklinische und klinische Mastitiden Kennzahlen n (%) Tiere EZZ > Zellen/ml n (%) klinische Fälle pro Jahr Norm / Soll (%) ~50 / ~25 ~50 / ~12 MLP-Milch HSM = ~ 8 / ~2,5 *unter Berücksichtigung des Herdenalters (bessere Werte bei einer effektiven Nutzungsdauer von < 27 Monaten erforderlich) Während per Definition bei einem Zellzahlwert einer Kuh von > eine subklinische Mastitis vorliegt, kann für die Beurteilung, ob eine Mastitis unheilbar ist, folgende Fastregel angewendet werden: Bei einer Zellzahl > und 3mal in Folge gilt eine Kuh als unheilbar. 17
18 Beschreibung des Mastitisproblems anhand der MLP-Daten* - Färsenmastitis und unheilbarkranke Tiere Kennzahlen n (%) Erstlaktierende > Zellen/ml 1. MLP n (%) Tiere EZZ 3 x in Folge > Zellen/ml Norm/Soll (%) ~40/~ 5 < 5 % *unter Berücksichtigung des Herdenalters (bessere Werte bei einer effektiven Nutzungsdauer von < 27 Monaten erforderlich) Um zu klären, in welcher Laktationsphase die Mastitisprobleme schwerpunktmäßig ihren Ursprung haben, sollte eine Überprüfung der Herde gemäß der folgenden Kennzahlen erfolgen: Beschreibung des Mastitisproblems anhand der MLP-Daten* - Trockenperiode Kennzahlen Soll (%) Letzte Kontrolle vs. erste Kontrolle: Heilungsrate in der Trockenperiode > Zellen/ml zu < Zellen/ml Neuinfektionsrate in der Trockenperiode < Zellen/ml zu > Zellen/ml > 50 < 15 * unter Berücksichtigung des Herdenalters Die folgende Grafik stellt dar, in welcher Phase der Laktation die Mastitiswahrscheinlichkeit erhöht ist. Es zeigt sich, dass nach Überstehen der sensiblen Phase unmittelbar nach der Abkalbung dann wieder im 3. und 4. Laktationsmonat die Mastitisrate ansteigt. Dieses ist vor allem auf Fütterungsprobleme in der Hochlaktationsphase zurückzuführen. Ein Anstieg der Mastitisfälle ab dem 7. Monat kann auf eine verschlechterte Zitzenkondition zu Ende der Laktation zurückgeführt werden. 18
19 Verteilung der Mastitiserkrankungen über den Lauf der Laktation Bei einer Analyse der speziellen Situation in sachsen-anhaltinischen Betrieben konnten folgende Kennzahlen ermittelt werden: Eutergesundheit in Sachsen-Anhalt (2009) Produktionszeit: 25 Monate Merzungsrate: 35 % % eutergesunde Kühe (< Zellen/ml): 44,8 % % Kühe > Zellen/ml: 8,8 % Klinische Mastitisrate (31 Betriebe): 50 % ( %) Färsenmastitisrate: 35 % (22 46 %) Neuinfektionsrate Trockenperiode: 34 % (21 52 %) Heilungsrate Trockenperiode: 52 % (38 66 %) Besonders auffällig ist, dass die Infektionsrate in der Trockenstehphase sehr hoch ist. Für eine weitergehende Analyse sollten die vorhandenen Mastitiserreger in der Herde ermittelt werden. Die einzelnen Erregergruppen sind wie folgt gekennzeichnet: Epidemiologische Aspekte wichtiger Mastitiserreger Erreger Infektionsdauer Herkunft Zielort Ausscheidung S. aureus Monate-Jahre Euter, Haut, Wunden Gewebe Gering-Mittel Sc. agalactiae Monate-Jahre Milch Milchgänge Hoch KNS Wochen Haut Milchgänge Mittel Sc. uberis Tage -Monate Einstreu, Kot, Haut Gänge/Gewebe Mittel-Hoch Coliforme K. Tage-Wochen Kot, Einstreu Kuh Gering 19
20 Während aufgrund der Verbreitung der Staph. aureus-erreger (Hautwunden) eine völlige Eliminierung im Betrieb nicht möglich erscheint und der Status eines Staph. aureus-freien Betriebes somit kaum zu erlangen ist, kann Streptokokkus agalactiae (gelber Galt) tatsächlich gemerzt werden. KNS-Erreger zeichnen sich durch eine kurze Infektionsdauer aus. Vor diesem Hintergrund ist eine Behandlung bei Erregernachweis in der Regel nicht sinnvoll. KNS ist ein Erreger, welcher in höherer Konzentration auf der Zitzenhaut vorkommt. Die Kondition der Zitzenhaut ist somit ein sehr großer Einflussfaktor für die Infektionsrate. Insbesondere in der Winterperiode, in welcher die Zitzenkonditionen oftmals schlecht ist, ist die KNS-Infektionsrate erhöht. Die wesentliche Herkunft für Streptokokkus uberis ist die Einstreu. Hierbei birgt Stroh ein erhöhtes Risiko. Der Verlauf der Mastitiden ist oft kurz, aber klinisch. Der Nachweis von koliformen Keimen ist im Betrieb oftmals schwierig. Daher werden viele koliforme Mastitiden als solche nicht erkannt. Die Risikofaktoren für die einzelnen Erreger lassen sich wie folgt zusammenfassen: Galt vorhanden: 9 % der Betriebe S. aureus: Hygiene, Separation unzureichend, bei Anteil von weniger als 5 % der Kühe keine Separation notwendig E. coli: Vorbereitung, Strukturversorgung, Stallhygienemängel, Klima, Mischgenauigkeit Sc. uberis: Stallhygiene, Pansenfermentationsstörungen KNS: Zitzenkondition unzureichend, Melkdauer Maßnahmen zur Verbesserung der Eutergesundheit können wie folgt gegliedert werden: 20
21 Einer besonderen Bedeutung bei der Mastitisbekämpfung muss der Melkhygiene zugesprochen werden. Hier sind die Bedingungen in Großbetrieben jedoch oft als bereits gut zu bezeichnen. Ziel ist es, die Keimdichte im Melkzeug und auf der Hand der Melker zu senken. Hierfür sind folgende Maßnahmen zu ergreifen: 1. Einmalhandschuhe (ein Paar pro Melkzeit) 2. Anzahl der gemolkenen Tiere pro Melkzeug, Melkreihenfolge 3. Zwischendesinfektion (Peressigsäurelösung ppm + 35 sec.) (Schleppwanne, Airwash, Eimer, Sprühsystem/Blumenspritze, Kontrolle mit Teststreifen) 4. Vermeidung des Vormelkens auf die Klauen oder Melkbecher 5. DIN/ISO gerechte Anlage 6. Geringe Vakuumschwankungen In der Praxis als wesentlich problematischer zu bezeichnen sind die melktechnischen Voraussetzungen. Hierbei sind Vakuumschwankungen von besonderer Bedeutung. Auf folgende Punkte ist in besonderer Weise zu achten, um eine Verminderung von Vakuumschwankungen unter den Zitzen zur Senkung der Keimdichte zu erreichen: 1. Ansetzen/Abnehmen ohne massive Lufteinbrüche Zwangsbelüftung des Melkzeuges von Hand Technische Fehler in der Abnahmeautomatik 2. Belüftungsloch am Sammelstück zu klein 3. Lufteinbrüche gegen Ende des Melkaktes ( Liner Slip max. 5% der Tiere) Unzureichende Stimulation Passform des Zitzengummis Höhe des zitzenendigen Vakuums Positionierung des Melkzeuges / Euterform <5 kpa Vakuumverlust bei max. Milchfluss In Abhängigkeit von den verursachenden Mikroorganismen (kuhassoziiert) sind die strategischen Konzepte bei der Mastitisbekämpfung zu unterscheiden. Diese lässt sich für die kuhassoziierten Erreger wie folgt zusammenfassen: Sc. agalactiae: Untersuchen, Behandeln, Merzen, Nachuntersuchen, Ziel: Frei Mykoplasmen: Klin. Fälle merzen, Separieren, Rahmenbedingungen verbessern, Ziel: keine klinischen Fälle S. aureus: Untersuchen, Separieren, Trockensteller, positiv = lebenslang positiv Ziel: < 5 % infizierte Tiere 21
22 Für die Infektion mit KNS-Erregern ist insbesondere die Kondition der Zitzenhaut, der Verschmutzungsgrad und die Öffnung des Zitzenkanals von Bedeutung. Eine hohe Anzahl an Erregern in der Herde ist oftmals ein Zeichen für schlechtes Dippen. Neben dem Dippen ist die Melkhygiene (Melkerhände, Zitzenvorreinigung) von erheblicher Bedeutung zur Reduzierung der KNS-Infektionen. Zur Verbesserung der lokalen Abwehr der Zitze ist folgendes von Bedeutung: Verbesserung der akuten Zitzenkondition (Ziel: < 20 % der Zitzen mit Ringen an der Zitzenbasis, Verfärbung der Zitzen u./o. < 10 % der Zitzen mit Blutungen) Verbesserung der chronischen Zitzenkondition (Ziel: < 15 % der Zitzen mit Hyperkeratosen (mehr als ein kleiner weißer Ring)) Verbesserung des Ausmelkgrades (Ziel: < 10 % der Tiere mit losen Restgemelk > 300 g) Zur Senkung der Keimdichte auf der Zitzenhaut sind Maßnahmen zur Verbesserung des Liegebereiches und des Melkprozesses zu unterscheiden: Liegebereich: 1. Optimierung der Hygiene im Abkalbestall (Misten, Reinigen & Einstreu nach Kalbung) 2. Sorgfältige Boxen- und Laufflächenreinigung (Kühe im Melkstand sind sauber) 3. Kurzes Nachstreuintervall (max. 2 Tage) 4. Einstreustroh/Späne bester Qualität und Lagerung (trocken und unter Dach) 5. Keine Zwischenlagerung von Einstreumaterial im Kopfraum der Box Sind die Beine/Unterbauch/Euter sauber? In wie vielen Boxen liegt Kot zu Melkzeitbeginn? (< 5%) 22
23 Vorreinigung vor dem Melken: 1. Haare kurz 2. Im Melkstand überwiegend nur grober Schmutz 3. Trockene Reinigung reicht aus 4. Einwegpapier (trocken/feucht) o. Mehrweglappen 1x pro Tier und Melkzeit 5. Zitzenkuppen reinigen (mind. 5 sec.) 6. Injektorpapiertest 95 % max. etwas grau kein sichtbarer Schmutz Beim Melken sollten Standardarbeitsabläufe definiert werden. Die Zielwerte hierfür lassen sich wie folgt beschreiben: Haltungshygiene Kühe weisen nur wenig groben Schmutz an den Zitzen auf, Einzelabkalbestall Euterreinigung Trockene Reinigung in 6 Sekunden führt zu sauberen Zitzen (Injektorpapiertest) Melkhygiene Einweghandschuhe, Tierarzneidippmittel, Zitzengummiwechsel nach Betriebsstunden, Ansetzen ohne Luft, Zwischendesinfektion bei mehr als 6 Kühen pro Melkzeug und Melkzeit Melktechnik DIN/ISO, Abweichungen der akuten/chron. Zitzenkondition < 20 %, Melkgeschwindigkeit 80 % im Soll, Ausmelkgrad 80 % < 300g Körperabwehr Maximierte TS-Aufnahme, F/E-Quotient im Sollbereich, HST im Soll, Leistung entspricht Erwartung, Mittlere Abweichung von der Ration < 5 % Therapie Trockensteller zwischen und Zellen/ml (letzte Kontrolle a.p.) Verlängerte Therapie aller 1. Mastitisfälle in der Laktation Monitoring Immer S-Klasse, kein Galt/Mycoplasmen, S. aureus < 5 %, kein BCS-Verlust in der Trockenperiode, Milchfieber ggr. Entscheidend für das Mastitisgeschehen in der Herde ist jedoch in erster Linie die Fitness der Kuh. Diese hängt stark von der Fütterung ab. Die Fütterungseinfluss auf die Verbesserung der Körperabwehr lassen sich wie folgt zusammenfassen: Verhinderung hypocalcämischer Situationen Wenig Zitzenödeme (nxp, Kalium, Natrium, DCAB) Maximierung der Trockenmasseaufnahme (H2O, Klauen, Schmackhaftigkeit) 23
24 Geringe Entgleisungen der Nährstoffversorgung Fett-Eiweiß-Quotient (bis Tag 100) <= 5 % > 1,5 Fett-Eiweiß-Quotient <= 5 % < 1,0 Harnstoff < 300 ppm (sd < 20 ppm) Keine Überbelegung Geringe Krankheitsinzidenz (v.a. Klauenerkrankungen) Entscheidend ist, dass die Anzahl der Mastitiden, welche chronisch werden können, reduziert werden. Somit empfiehlt es sich, bei der Erstbehandlung einen hohen Aufwand zu betreiben (5 Tage Therapiedauer) statt einen hohen Medikamentenaufwand für Kühe mit bereits einer chronischen Mastitis zu akzeptieren. Für die Behandlung Staph. aureaus gilt es folgendes zu beachten: Heilungsrate - höher bei: < 1 Mio. Zellen, Vorderviertel, 1 Viertel, jüngere Tiere (TS), verlängerte Therapiedauer - 75 % (TS), > 75 % (< 30 Tage p.p.) Behandlung i. d. Laktation - nur < 3 Lakt. und < 30 Tage p.p. Bei der Therapie sind in Abhängigkeit von den Erregern folgende Handlungsempfehlungen zu geben. Klinische Fälle: Immer behandeln! Trockenstellen unter Antibiose/Zitzenversiegler: Wenn Herdensammelmilch > Zellen/ml Effektivste antibiotische Therapie = höchste HR Behandlung in der Laktation (subklinisch): Sc. agalactiae u. Sc. dysgalactiae KNS, Sc. uberis, E. coli: Nach Optimierung der Rahmenbedingungen Hohe Heilungsraten nur bei guter Körperabwehr und guter Anwendungshygiene! Letztlich muss es das Ziel sein, die Anzahl der Mastitisabgänge zu reduzieren und somit gleichzeitig das produktive Leben einer Kuh zu verlängern. Für eine erfolgreiche Mastitisbekämpfungsstrategie müssen hierbei folgende Ziele verfolgt werden: Eutergesundheit der Färsen optimieren - wenig Färsenmastitis Früh therapeutisch eingreifen Trockensteller einsetzen wenn > Zellen Keine kuhassoziierten Erreger Hohes Niveau bei Standardmaßnahmen 24
25 Entwicklung des Milchmarktes bis 2020 Jakob Brand Rabobank Niederlande 25
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27 Überblick über die letzten Ereignisse auf dem Milchmarkt Herr Brand berichtete, dass Europas Selbstversorgungsgrad für Milchprodukte bei 115% liege. Eine europäische Milcherzeugung in dem bestehenden Umfang wäre also ohne Weltmarkt nicht möglich! In den Jahren 2004 bis Anfang 2009 verlief der EU-Exportpreis für Milchprodukte (Butter, (Magermilchpulver) SMP, Vollmilchpulver WMP und whey powder) gleichbleibend parallel. Nach der Niedrigpreisphase im Jahr 2008/2009 sind die Preise im Verlauf der 2. Jahreshälfte 2009 deutlich an gestiegen. Exportpreise für Milchprodukte (f.o.b. West Europe) in USD/Tonne Folgende Ursachen waren für diese ansteigende Entwicklung verantwortlich: In der EU waren 2009 die Interventionsvorräte aufgebraucht. Starker Import von Milchprodukten in China im Jahr 2009 (Melanin-Skandal) zur Vorratsbildung. (Der Selbstversorgungsgrad in China liegt bei 100%) Handelsgesellschaften haben 2009 Vorräte angelegt. Schlechtes Wetter (Hitze, wenig Regen) verknappte die Futtergrundlage in Ozeanien in 2009 und führte zu einem verstärkten Import von Milchprodukten in diese Region. 27
28 Der niedrige Erzeugerpreis in der 1. Hälfte 2009 hatte zunächst keinen Einfluss auf den Umfang der Milchproduktion in der EU. Der schnelle Preisanstieg in der 2. Jahreshälfte wurde hauptsächlich durch getätigte Interventionsankäufe von Seiten der EU und der USA und nicht durch eine Erhöhung der Nachfrage von Milchprodukten ausgelöst. Für 2010 ist aus folgenden Gründen von stabilen Weltmarktpreisen auszugehen: China wird weiterhin Importeur von Milchprodukten bleiben (Neuseeländer haben langfristige Exportverträge mit China abgeschlossen). Die weltweite Milchproduktion wird sich etwas verringern. Insgesamt ist mit einem stabilen Weltmarktpreis im Jahr 2010 (ca. + 2 ct/kg im Vergleich zu 2009) zu rechnen. Die Prognose bezüglich des durchschnittlichen Milchpreises für das Gesamtjahr 2010 in den Niederlanden liegt bei etwa 27 ct/kg. Dieser dürfte in Ostdeutschland nur unwesentlich höher liegen. Allerdings kommen in diesem Jahr wieder Interventionsvorräte auf den Markt, so dass hierdurch das Preispotenzial nach oben begrenzt erscheint. Mittelfristiger Ausblick Nachfrage: Seit 2002 ist die weltweite Nachfrage nach Milchprodukten um 2% / Jahr gewachsen. Das entspricht der jährlichen Milchproduktion der Niederlande ( = 10 Milliarden kg Milch)! Es ist zu vermuten, dass dieser Trend in den nächsten Jahren bestehen bleibt. Von insgesamt 630 Milliarden kg Milch entfallen 100 Milliarden kg auf Pferde-, Büffel-, Schaf-, Ziegenmilch u.a. Derzeit werden weltweit 530 Milliarden kg Kuhmilch produziert. Höhere Marktpreise sind dabei stärker von einer höheren Nachfrage als von einem knappen Angebot getrieben. Somit ist zu erwarten, dass der Export weiterhin steigen wird, da inzwischen 15% der Weltbevölkerung in Städten lebt. Insbesondere gilt dies für die Länder wie China, Indien und Pakistan, die allein 60% des jährlichen Nachfragewachstums ausmachen. 28
29 Die folgende Grafik verdeutlicht, dass China und Indien für insgesamt 60% Nachfragewachstum stehen: absolutes Nachfragewachstum Angebot: Jährlich werden nur 7% der weltweiten Milchproduktion auf dem Weltmarkt gehandelt (= 45 Milliarden kg). Dies entspricht in etwa dem Schweinefleisch-Markt mit 8%. Die gleiche Menge (45 Milliarden kg) wird auch innerhalb der EU gehandelt. Somit werden 86 % der produzierten Milch vor Ort auf lokalen Märkten gehandelt. Die weltweit bedeutendsten Milcherzeugerländer sind: Europa, USA, Australien und Neuseeland. Europa produziert jährlich 140 Milliarden kg Milch. Danach folgt die USA (80 Milliarden kg). Neuseeland produziert jährlich nur 14 Milliarden kg und Australien 10 Milliarden kg Milch. Diese Länder haben auch den größten Anteil am weltweiten Exporthandel mit Milchprodukten. 29
30 Anteil am Weltmarkt für Milch Nur diese Länder könnten weiterhin die jährlich weltweit steigende Netto-Nachfrage nach Milchprodukten (2 Milliarden kg) beliefern. Im Einzelnen ist die Situation bzgl. der weltweiten Exportsteigerung aber wie folgt einzuschätzen. Australien hat kaum Steigerungspotenzial, hier herrschen dauerhafte Wasserprobleme Neuseeland nur möglich, wenn ein intensiveres Produktionssystem installiert wird Dies bedeutet Investitionen. Somit ist Wachstum wirtschaftlich begrenzt. Brasilien und Argentinien: nur bei politisch stabilen Verhältnissen. Ukraine und Weißrussland sind politisch zu instabil. Somit bestehen insbesondere für die EU und USA große Chancen dieses Nachfrageplus abzudecken. Würde sich die politische Situation in den neuen osteuropäischen EU-Ländern entspannen, so käme die EU auf einen Selbstversorgungsgrad von 100%, da sie den EU- Binnenmarkt dorthin ausweiten könnte. Demzufolge bleibt die Sicherung der weltweiten Nachfrage nach Milchprodukten nicht zu 100% abgesichert! 30
31 Produktionskosten Die nachfolgende Grafik gibt Aufschluss darüber, zu welchen Vollkosten die Erzeuger in den unterschiedlichen Regionen Milch produzieren können: Durchschnittliche Produktionskosten von Milchviehbetrieben in unterschiedlichen Regionen Anmerkung: 40 $ct/kg entsprechen 30 ct/kg Die Grafik zeigt, dass Irland, Deutschland, UK, Frankreich und Kalifornien es zukünftig nicht schaffen werden, zu Vollkosten in Höhe von 30 ct/kg Milch zu produzieren. Australien, Argentinien und Brasilien sind hingegen wesentlich wettbewerbsfähiger. Die unterschiedlichen Kosten der Milcherzeugung werden das regionale Wachstum in Europa nach 2015 steuern. Es ist zu erwarten, dass hochqualitative Grünlandstandorte besonders wettbewerbsfähig sind. Hier sind zu allererst Südirland, Westengland, Dänemark, Nordfrankreich, sowie NW-Deutschland, NN- und NO-Deutschland zu nennen. Aber auch der Süden Deutschlands (z.b. Allgäu) verfügt über günstige naturräumliche Voraussetzungen. In diesem Gürtel (von England bis in den Süden Deutschlands) erscheint es möglich, Milch zu 30 ct/kg Vollkosten zu erzeugen. Südeuropa wird weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, da hier das Wasser begrenzt ist (Es werden 150 l/kuh und Tag benötigt!). 31
32 Für Deutschland ist zu erwarten, dass sich insgesamt die Milchproduktion weiter in den Norden Deutschlands (Niedersachsen, NRW, Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Vorpommern) verlagert. Bei dem letzten Börsentermin im Jahr 2009 wurden in diesen Regionen 120 Mio. kg mehr Milchquote gekauft als verkauft. Schlussfolgerungen Zwar sei mit einer kurzfristigen Verbesserung der Preise zu rechnen, jedoch müssen die Überschüsse in der EU und den USA noch abgebaut werden. Nach Beendigung der aktuellen Wirtschaftskrise ist anzunehmen, dass die Nachfrage zu historischen Wachstumsraten oder etwas darunter zurückkehren wird. Der globale Milchmarkt braucht die USA und die EU, um diese steigende Nachfrage beliefern zu können. Zu beachten gilt, dass in den USA aufgrund des Einsatzes von gesextem Sperma in Zukunft viele weibliche Kälber geboren werden. Wie sehr sich dieses letztlich auf die Entwicklung des Kuhbestandes und der Milchmenge und damit auf den Milchpreis auswirkt ist noch offen. In Europa kam die Milchpreiserhöhung in 2009 gerade noch rechtzeitig, um eine verstärkte Aufgabewelle der Betrieb zu verhindern. Allerdings bleibt im Frühjahr 2010 die Situation in den landwirtschaftlichen Betrieben hinsichtlich ihrer Liquidität weiter sehr angespannt, da im Jahr 2009 keine Möglichkeit zur Bildung von finanziellen Reserven gegeben war. Die Milcherzeugung in Europa ist nicht preissensibel. Das bedeutet, dass der Umfang der Milchproduktion nicht kurzfristig auf niedrige Preise reagiert und somit sinkt. Die Molkereistruktur wird sich ändern müssen: Die derzeit 120 Molkereien in Deutschland werden nicht dauerhaft bestehen bleiben können. Im Hinblick auf das Ende der Milchquote im Jahr 2015 werden die Molkereien mit ihren Mitgliedern intensive Gespräche führen, um langfristig ihre Verarbeitungskapazitäten zu planen. Somit sollen auch nur die Liefermengen, welche vorher mit den Betrieben besprochen wurden, zum üblichen Molkereipreis vergütet werden. Wenn Landwirte erst nach dem Jahr 2015 mit Auslaufen der Milchquote investieren, kann auch die Molkerei erst anschließend ihre Kapazitäten anpassen. Die damit einhergehende Planungs- und Kapazitätsunsicherheit wird sich dann auf den Milchpreis der nicht eingeplanten Zusatzmilch auswirken. 32
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