Schnellerer Spracherwerb

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1 Report Schnellerer Spracherwerb... bei Kindern mit Migrationshintergrund durch Einsatz eines dreidimensional aufgebauten Leselehrganges 10

2 Report Sprache und Lesen lernen Kinder mit Migrationshintergrund haben es meist schwer, die deutsche Sprache und Lesen zu lernen. Ein Grund dafür mag sein, dass sie aus Familien kommen, in denen ich sich alle Familienmitglieder häufig nur in der Muttersprache unterhalten. Ein anderer Grund liegt darin, dass die Familienmitglieder selber die deutsche Sprache Foto: shutterstock.com [Helder Almeida] nicht richtig beherrschen und somit für ihre Kinder, auch wenn sie sehr bemüht sind, keine Hilfe darstellen. Wenn dann diese Kinder in den Kindergarten oder die Schule kommen, so sind sie häufig schon von vornherein durch die fehlenden Sprachkenntnisse in diesem System vollkommen überfordert. 300 Stunden lernen Von Seiten der Politik werden derzeit 300 Stunden für das Lernen der deutschen Sprache bei Migrantenkindern veranschlagt. Was dabei übersehen wird, ist, dass Sprachunterricht für Kinder grundsätzlich sehr lebensnah gestaltet sein muss. Kinder wollen die Sprache, also Deutsch direkt anwenden, miteinander praktizieren können und sie soll für sie angreifbar sein. Außerdem sollten die schon vorhandene Sprache und Bildung, die die Migrantenkinder mitbringen, durch die Lehrpersonen und die gewählten Unterrichtsmethoden Wertschätzung und gleichzeitige Anwendung erfahren. Dies sind auch die neuesten Erkenntnisse aus der Sprachwissenschaft (vgl. Astrid Kuffner, 2008). Aus dem Erwähnten Wie kann man erkennen, dass diese Leistungen für den Spracherwerb der Migrantenkinder innerhalb der vorgegebenen 300 Stunden nicht zu verwirklichen sind.

3 Report Emotionen Weiterhin ist dabei nicht außer Acht zu lassen, dass beim Spracherwerb wie auch beim Lesen lernen ohne Emotionen nichts läuft. Wie schon Spitzer sehr treffend bemerkte, sind es nicht Fakten und Daten, sondern Gefühle, Geschichten und vor allem andere Menschen, die die Menschen (hier die Kinder) veranlassen, etwas zu tun. Emotionen spielen also beim Lernen eine große Rolle und je positiver die Emotionen beim Lernen sind, desto besser werden die Lernergebnisse sein. Lernen bei guter Laune funktioniert demnach am besten (Spitzer, 2000, S.167). Und gerade beim Spracherwerb, wie auch beim Lesen lernen, sind positive Emotionen, die mit dem Lernvorgang verbunden werden können, besonders wichtig. Denn Sprache, wie auch das Lesen, sind äußerst komplexe Fähigkeiten, die im späteren Berufs- und Arbeitsleben nahezu unverzichtbar sind. Bei Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund werden diese Fähigkeiten, das Sprachverständnis, die Fähigkeit richtiges Deutsch zu sprechen, wie auch die Lesekompetenz, häufig erst mit Beginn der Vorschule oder der Grundschule erworben. Zwar haben diese Kinder auch schon Erfahrungen mit Symbolen gemacht, die für verschiedene Worte oder bestimmte Begriffe stehen, aber diese Erfahrungen haben sie halt meistens in ihrer Heimatsprache gemacht. Sie müssen jetzt erst lernen, diese Symbole mit deutschen Worten oder Begriffen in Verbindung zu bringen. Deshalb ist es auch zu begrüßen, dass es inzwischen das verpflichtende Kindergartenjahr gibt, denn gerade bei Kindern aus Familien mit einem Migrationshintergrund wird dies zu einem besseren Sprachverständnis und Spracherwerb führen, da sie im Rahmen dieses Jahres, um es mit Spitzer auszudrücken, verstärkt komplexe Muster erkennen und auf diese spezifisch zu reagieren lernen (Spitzer, 2000, S. 23). Das Sprachverständnis und die Beherrschung der Sprache sind aber die Fundamente für das richtige Lesen. Erst wenn ein Kind Buchstaben erkennt und kennt und diese zu Wörtern und später dann zu vollständigen Sätzen zusammenbauen kann, kann man vom richtigen Lesen sprechen. Wenn dann das Kind noch den Sinn hinter den einzelnen Worten erkennen kann, kann man von einem großen Schritt auf dem Weg zum endgültigen Leseprozess sprechen. Wie man hier erkennen kann, vollzieht sich der Leseprozess in verschiedenen Schritten, die im besten Fall dazu führen, dass das Kind zu einem sicheren Leser geworden ist. Richtiges Sprachverständnis wie auch Lesekompetenz führen im weiteren Verlauf der Entwicklung des Kindes dazu, dass: Sich der Wortschatz des Kindes durch das Lesen erweitert. Die Allgemeinbildung sich verbessert. Die Fantasie des Kindes durch das Lesen angeregt wird. Die Konzentrationsfähigkeit des Kindes durch regelmäßiges Lesen gefördert wird. Dies alles sind dann auch die Voraussetzungen für die Teilhabe an gesellschaftlicher Kommunikation. Lernphase Um dies aber bei Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund zu erreichen, sollte der Spracherwerb wie auch das Lesen lernen die aktuellen Erkenntnisse aus der Lernpsychologie (Hirnforschung) berücksichtigen und diese mit einfließen lassen. Spitzer schrieb dazu: Ein sich während der Lernphase in Entwicklung befindliches 12 Foto: istock.com [skynesher]

4 Wie plane ich Wie betreibe ich Wie gestalte ich meine Schule bewegungsfreundlich? Oktober und Gehirn erlaubt das Erlernen komplexer Strukturen besser als ein bereits ausgereiftes Gehirn. Im Hinblick auf die Situation des Spracherwerbs beim Kind bedeutet dies, dass sein bei Geburt noch nicht vollständig entwickeltes Frontalhirn nicht Hindernis, sondern Voraussetzung dafür ist, dass es komplexe grammatische Strukturen lernen kann. Durch die Gehirnentwicklung werden die zu lernenden komplexen Sachverhalte in dem Sinn gefiltert, dass zunächst nur einfache, aber grundlegende Sachverhalte überhaupt gelernt werden können, wohingegen später das Netzwerk in der Lage ist, auch komplexe Strukturen zu verarbeiten. (Spitzer, 2000, S. 205). Deshalb sind auch an einen Leselehrgang, der gleichzeitig zum Erlernen der deutschen Sprache dienen soll, folgende Anforderungen zu stellen: Der Lehrgang muss sehr einfach aufgebaut sein und klare Strukturen beinhalten. Er sollte möglichst multisensorisch aufgebaut sein. Die Lerngeschwindigkeit sollte an das individuelle Arbeitstempo des Kindes angepasst werden können. Die Arbeitsanweisungen sollten in der Heimatsprache des Kindes erfolgen, damit die Eltern die Möglichkeit haben, ihre Kinder beim Lesen- und Spracherlernen unterstützen zu können. Es sollte das Verständnis für das Ganze gefördert werden, so dass vom Kind erkannt wird, wie die Details miteinander zu verbinden sind. Es sollte die Möglichkeit eines individuellen Einstiegs in das Lernprogramm geben, das die Reife, die vorhandenen Kenntnisse und die Fertigkeiten des Kindes berücksichtigt. Es sollte die Möglichkeit innerhalb der Lernprozesse zu sozialen Interaktionen geben. Und vor allen Dingen muss das Lernen mit diesem Lehrgang Spaß machen. Report Salzburg Messezentrum Eine Veranstaltung des Holzbuchstaben als Hilfestellung Alle diese Anforderungen wurden in einem Leselernprogramm verwirklicht, dass an der Pädagogischen Hochschule Salzburg entwickelt wurde. Dieser Leselehrgang, der BOB - die Leseratte heißt (Hersteller Platus Learning Systems GmbH), besteht aus mehreren Teilen (Software-Programm, Lesegerät für die Buchstaben und Holzbuchstaben). Besonders anzumerken sind die Holzbuchstaben, die bei diesem Programm eine wichtige Rolle spielen. Denn diese dreidimensionalen Holzbuchstaben ermöglichen es letztlich dem Kind, nicht nur visuell und auditiv, wie dies ja meistens der Fall ist, einen Buchstaben wahrzunehmen, sondern diese beiden Sinneseindrücke gleichzeitig auch mit einem taktilen Österreichisches Institut für Schul- und Sportstättenbau Informationen unter 13

5 Report Eindruck zu verbinden. Je mehr Sinneskanäle aber letztlich beim Spracherwerb und Lesen lernen angesprochen werden, desto eher bilden sich neuronale Verknüpfungen im Gehirn und desto eher kann das Gelernte verinnerlicht und für immer behalten werden. Deshalb ist es auch bei diesem dreidimensional aufgebauten Leselehrgang von Vorteil, dass in der Stufe 1 alle Buchstaben einzeln gelernt und geübt werden können, das Kind also immer wieder die einzelnen Buchstaben in die Hand nehmen muss und dann, nach dem Auflegen des Buchstabens auf dem Lesegerät, vom Programm eine auditive Bestätigung des Buchstaben erhält. Erst nachdem diese Stufe von dem Kind beherrscht wird, kommen Wörter mit schwierigen Buchstabenverbindungen an die Reihe. In den letzten beiden Stufen werden dann Lesetexte aus verschiedenen Lebensbereichen angeboten. Der ganze Lernprozess, der sich über die einzelnen Stufen vollzieht, wird dabei mit verschiedenen Anreizen verbunden, die die Lust aufs Lernen immer wieder erneut erwecken. So bietet dieses Lernprogramm verschiedene Videos zu den Lebensbereichen, wie auch ausmalbare Zeichnungen und weitere Möglichkeiten. Was man bei dem Einsatz dieses Leselernprogramms in der Praxis erkennen kann ist, dass die der aus Familien mit Migrationshintergrund Kindurch die direkte Ansprache in ihrer Heimatsprache und das spielerische Lernen, wie auch das Anwenden der Holzbuchstaben, schneller und mit mehr Freude die deutsche Sprache wie auch das Lesen erlernen. Hier wäre sicherlich noch von Vorteil, wenn sich diese Erfahrungen nicht nur auf die subjektive Betrachtung des Autors stützen würde, sondern es zu diesem Thema eine wissenschaftliche Studie geben würde. Literatur EKMAN Paul (2004): Gefühle lesen. Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg, Berlin. FARTACEK Herbert (2003): Überlegungen zur neurowissenschaftlichen Didaktik des Lesens JAMPERT Karin et al. (2006): Sprachliche Förderung in der Kita. Verlag das netz. Weimar, Berlin. KLICPERA Christian et al. (2010): Legasthenie LRS 3. Auflage. Ernst Reinhardt Verlag. München, Basel. KUFFNER Astrid (2008): Sprachförderung: Wie Migranten Deutsch lernen. Science.ORF.at SUCHODOLETZ Waldemar von (2007): Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) Fragen und Antworten.1. Auflage. W. Kohlhammer Verlag. Stuttgart SPITZER Manfred (2002): Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg, Berlin. SPITZER Manfred (2000): Geist im Netz. Modelle für Lernen, Denken und Handeln. Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg, Berlin. Autor: Foto: istock.com [chrisboy2004] Andreas Peters MSc. MBA 55 Jahre alt, verheiratet. Hat bis 1990 als Diplom Krankenpfleger in verschiedenen Einrichtungen gearbeitet. War danach jahrelange als Angestellter im Außendienst in mehreren leitenden Stellungen tätig und hat im Rahmen seiner Tätigkeit auch mit Kindern von Familien mit Migrationshintergrund gearbeitet. Ist seit 2012 selbstständig mit einer eigenen Medizinproduktefirma 14