Die kurz- und mittelfristigen Perspektiven der deutschen Wirtschaft
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- Angela Melsbach
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1 Die kurz- und mittelfristigen Perspektiven der deutschen Wirtschaft Dr. Hermann-Josef Hansen Vortrag im Rahmen der Museumsabende, Frankfurt am Main, 18. Januar 2012
2 Die kurz- und mittelfristigen Perspektiven der deutschen Wirtschaft 1. Aktuelle Lage 2. Perspektiven für die Jahre 2012 und Mittelfristige Perspektiven 4. Zusammenfassung und Fazit Seite 2
3 Aktuelle Lage
4 Ein Blick zurück: Bruttoinlandsprodukt (BIP) Spürbarer Anstieg des BIP im 3. Vj. Reales BIP im 3. Vj um 0,5 % gestiegen. Zudem 2. Vj. um 0,2 PP auf 0,3 % nach oben korrigiert. Zyklische Grundtendenz damit im Sommer 2011 nicht wesentlich schwächer h als im 1. Hj Vorkrisenniveau überschritten. Produktionslücke geschlossen. Gemäß erstem vorläufigen Jahres- ergebnis BIP-Zuwachs im Jahr ,0 % nach +3,7 % im Jahr 2010 und -5,1 % im Jahr Seite 4
5 Ein Blick zurück: Verwendung des BIP Wachstum im 3. Vj. auf breiter Basis Außenhandel weiterhin sehr lebhaft. Kräftige Zunahme der Exporte (+2,5 %) und der Importe (+2,6 %). Hohe Investitionstätigkeit. Gewerbliche Investitionen: +1,9 %. Wohnungsbau: -0,3 %. Staat: -1,8 %. Privater Verbrauch nach schwachem Vorquartal deutlich gestiegen (+0,8 %). Vorratsdispositionen mit negativem Beitrag zum BIP-Wachstum (-0,4 PP). Seite 5
6 Aktuelle Lage: Industriekonjunktur Dämpfer für Industriekonjunktur Industrieproduktion im November ggü Vormonat gesunken. November ggü. Oktober -1%. Okt./Nov. ggü. 3. Vj. -2¼ %. Auftragseingang im November in der Breite nachgegeben. Okt./Nov. ggü 3. Vj. -1 %. Produktionserwartungen (ifo) im Dezember leicht unter langjährigem Durchschnitt. Seite 6
7 Aktuelle Lage: Bauhauptgewerbe Baukonjunktur weiterhin robust Produktion im Bauhauptgewerbe im November von hohem Niveau aus kräftig angezogen. Okt./Nov. ggü 3. Vj. +2½ %. Nachr.: Geräteauslastung im Bau- hauptgewerbe weiterhin hoch. Auftragseingang nochmals gesunken. Okt. ggü. 3. Vj. -4¾ %. Seite 7
8 Stimmung der gewerblichen Wirtschaft Erholung der Geschäftserwartungen bei unverändert positiver Lageeinschätzung Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft laut ifo im Dezember (wie schon im November) leicht verbessert (nach Rückgang von Juli bis Oktober). Lagebeurteilung unverändert und damit weiterhin klar im expansiven Bereich. Erwartungskomponente merklich erholt, aber weiter unter langjährigem Durchschnitt. Seite 8
9 Arbeitsmarkt Sehr günstige Arbeitsmarktlage Erwerbstätigkeit in den letzten Monaten weiter merklich gestiegen. Vor allem Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Arbeitslosigkeit bis zum Jahresende 2011 sb. spürbar gesunken. Im Jahresdurchschnitt 2011 unter drei Millionen Arbeitslose. Quote: 7,1 % (-0,6 PP ggü. 2010). Ausblick auf Jahresanfang 2012 positiv. Seite 9
10 Arbeitsentgelte Kräftiger Lohnanstieg Moderate Beschleunigungstendenz bei Tarifverdiensten (im 3. Vj ,9 % ggü. Vorjahr). Stark positive Lohndrift im Jahr 2011: Normalisierung der Arbeitszeiten, vor allem aber üppige Einmalzahlungen. Im Ergebnis kräftige Zunahme der Effektivverdienste (in ersten drei Quartalen ¼ % ggü. Vorjahr). Laut vorläufigem Jahresergebnis 2011 (+3,4 %) stärkster Zuwachs bei Effektivverdiensten seit Seite 10
11 Perspektiven für die Jahre 2012 und 2013
12 Wichtige Annahmen Position Wechselkurse für den Euro US-Dollar je Euro 1,33 1,40 1,36 1,36 Effektiv 1) 104,6 104,6 103,7 103,7 Zinssätze EURIBOR-Dreimonatsgeld 0,8 1,4 1,2 1,4 Umlaufsrendite öffentlicher Anleihen 2) 2,8 2,6 2,4 2,7 Internationales Umfeld Globales Wachstum 2012 gedämpft, 2013 aber wieder kräftiger. Absatzmärkte mit ähnlichem Profil. Spürbare Abwärtskorrektur k für 2012 ggü. Juni-Prognose (-3¼ PP). Rohstoffpreise Rohöl 0 Finanzmärkte, Rohstoffpreise 3) 79,6 111,5 109,4 104,0 Sonstige Rohstoffe 4) 5) 37,1 17,8-7,3 4,3 Absatzmärkte der deutschen Leicht fallende Rohölnotierungen. Exporteure 5) 6) 10,6 56 5,6 36 3,6 60 6,0 Moderat steigende langfristige Zinsen. 1 Gegenüber den Währungen der 20 wichtigsten Handelspartner des Euro-Raums (EWK-20-Gruppe),1. Vj = Umlaufsrendite deutscher Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von über neun bis zehn Jahren. - 3 US-Dollar je Fass der Sorte Brent. - 4 In US-Dollar. - 5 Veränderung gegenüber Vorjahr in %. - 6 Arbeitstäglich bereinigt. Keine Kreditklemme. Wechselkurse konstant t (technische Annahme). Deutsche Bundesbank Seite 12
13 BIP-Prognose Nach Seitwärtsbewegung Konjunktur ab Frühjahr 2012 wieder aufwärtsgerichtet Jahresverlaufsrate 2012 nur 1,3 %, nach 2,0 % im Jahr dann wieder 2,0 %. Im Jahresdurchschnitt Anstieg des realen BIP (kalenderbereinigt) um 0,8 % im Jahr 2012 und 1,9 % im Jahr 2013 nach 3,0 % im Jahr In Ursprungswerten ist die Zunahme sowohl 2012 als auch 2013 geringer: +0,6 % in 2012 und +1,8 % in 2013 (jeweils negativer Arbeitstageeffekt). Seite 13
14 Gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung Normalauslastung der deutschen Volkswirtschaft 2011 Produktionslücke geschlossen. Potenzialwachstum t im Prognosezeitraum leicht anziehend (von 1 % im Jahr 2010 auf 1¼ % im Jahr 2013). Bei erwartetem Profil des BIP- Wachstums deutsche Volkswirtschaft damit im Prognosezeitraum im Korridor der Normalauslastung. Seite 14
15 Verwendungsstruktur des BIP Veränderung gegenüber Vorjahr in % Position BIP (real) 3,7 3,0 0,6 1,8 desgl. arbeitstäglich bereinigt 3,6 3,0 0,8 1,9 Verwendung des realen BIP Private Konsumausgaben 0,6 1,4 1,2 1,4 Konsumausgaben des Staates 1,7 1,3 1,5 1,8 Bruttoanlageinvestitionen 5,5 6,9 2,2 4,1 Exporte 13,7 8,3 3,2 5,8 Importe 11,7 7,4 4,3 6,4 Beiträge zum BIP-Wachstum 1) Binnennachfrage vergleichsweise robust 2012 spürbare Abschwächung der Exporte, 2013 dann wieder Be- schleunigung (2012 und 2013 keine Marktanteilsgewinne mehr). Investitionen mit ähnlichem Profil. Stetige Ausweitung des privaten Verbrauchs bei unveränderter Sparquote. Inländische Endnachfrage 1,6 2,3 1,4 1,9 Vorratsveränderungen 0,6-0,1-0,4-0,1 Außenbeitrag 1,5 0,8-0,3 0,0 p Quellen: Statistisches Bundesamt; 2011 bis 2013 eigene Prognosen. - 1 In Prozentpunkten. Deutsche Bundesbank Vorratsinvestitionen 2012 dämpfend, 2013 weitgehend neutral. Seite 15
16 Arbeitsmarkt Veränderung gegenüber Vorjahr in % Position Erwerbspersonen 1) -0,2 0,2 0,1 0,2 Arbeitsvolumen 2) 2,3 1,6-0,1 0,4 Durchschn. Arbeitszeit 2) 1,8 0,4-0,4-0,1 2) Erwerbstätige 2) 0,5 1,2 0,3 0,4 Moderate Verbesserung am Arbeits- markt Beschäftigungsaufbau kommt wegen zyklischer Schwäche im Winterhalbjahr abja 2011/2012 temporär ins Stocken. Erst ab Ende 2012 wieder Zunahme der Beschäftigung zu erwarten. Im Jahresdurchschnitt Zunahme der 4) Zahl der Erwerbstätigen um03%im 0,3 Jahr 2012 (wegen statistischem Überhang) und 0,4 % im Jahr Arbeitslose 3) 3,2 3,0 3,0 2,9 Arbeitslosenquote 4) 7,7 7,1 7,0 6,8 Quellen: Statistisches Bundesamt; Bundesagentur für Arbeit; 2011 bis 2013 eigene Prognosen. - 1 Inländerkonzept. - 2 Inlandskonzept. - 3 In Millionen Personen (Definition der Bundesagentur für Arbeit). - 4 In % der zivilen Erwerbspersonen. Deutsche Bundesbank Arbeitslosigkeit 2013 unter 3 Mio (Quote: 6,8 %). Seite 16
17 Risikobeurteilung: BIP Abwärtsrisiken dominieren Basisszenario: Keine weitere Verschärfung der Staatsschuldenkrise. Verunsicherung der Investoren und Konsumenten bildet sich etwas zurück. Chance: Wenn Krise zügiger und nachhaltig überwunden wird, höheres BIP-Wachstum möglich. Risiko: Weitere Verschärfung der Staatsschuldenkrise. Zudem mögliche stärkere Abflachung der Wirtschafts- dynamik in Schwellenländern. Abwärtsrisiken sind stärker zu gewichten. Seite 17
18 Löhne, Arbeitskosten und Preise Veränderung gegenüber Vorjahr in % Position Tarifverdienste 1) 1,6 1,7 2,4 2,6 Lohndrift 1) 2) 0,5 1,3-0,3 0,3 Effektivverdienste 2,1 3,0 2,1 2,9 Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung 2) 3) -0,1-0,3-0,2-0,2 Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer 2,0 2,7 1,9 2,7 Nachr.: Reales BIP je Erwerbstätigen 4) 3,2 1,7 0,3 1,4 4) Lohnstückkosten 4) -1,2 1,0 1,5 1,3 BIP-Deflator zu Marktpreisen 0,6 0,8 1,5 1,7 Quellen: Statistisches Bundesamt; 2011 bis 2013 eigene Prognosen. - 1 Monatsbasis. - 2 Prozentpunkte. - 3 Einfluss von Veränderungen der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung auf das Arbeitnehmerentgelt. - 4 Kalendereinfluss nicht ausgeschaltet. Deutsche Bundesbank Moderat zunehmender inländischer Preisdruck Verstärkter Anstieg der Tarifentgelte. Effektivverdienste t 2012 mit geringerem Zuwachs, 2013 wieder stärkeres Plus. Anstieg der Lohnstückkosten 2012 um 1½ % und 2013 um 1¼ %. Erst 2013 wieder Ausweitung der Gewinnmargen. BIP-Deflator mit Beschleunigungstendenz (von ¾ % in 2011 auf 1½ % in 2012 und 1¾ % in 2013). Seite 18
19 Verbraucherpreise Preisanstieg flacht sich ab Nach Preisschock im Jahr 2011 rückläufige Teuerungsrate. HVPI-Rate 1,8 % im Jahr 2012 und 1,5 % im Jahr 2013, nach 2,5 % im Jahr Dabei gegenläufige Einflüsse: Deutlich abnehmende Zuwachsrate bei Energie (Rohölpreisannahme!). Rate ohne Energie moderat steigend von 1,4 % im Jahr 2011 auf 1,6 % im Jahr Seite 19
20 Risikobeurteilung: Preise Unwägbarkeiten auf internationalen Rohstoff und Devisenmärkten Rohölnotierungen? Durchaus möglich, dass bei anziehender globaler Konjunktur Rohölpreise auf hohem Niveau verharren. Andererseits bei schwächerem globalen Wachstum niedrigerer Ölpreis möglich. Wechselkurs des Euro? Seite 20
21 Mittelfristige Perspektiven
22 Bevölkerungsvorausberechnung Bevölkerung (15 65 Jahre) Demografische Herausforderung 54,5 54,0 53,5 53,0 52,5 52,0 51,5 Mio Deutlicher Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter gemäß 12. koordinierter Bevölkerungsvoraus- berechnung vom November 2009 zu erwarten. Auswirkungen auf Arbeitsangebot abfedern durch höhere Erwerbsbeteiligung 51,0 50,5 50, Quelle: Statistisches Bundesamt, Bevölkerung Deutschlands bis 2060, Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, November Variante 1 W1 (Geburtenhäufigkeit: 1,4 Kinder je Frau; Lebenserwartung: Basis annahme; Wanderungssaldo: ab 2014). verstärkte Netto-Zuwanderung. Vorläufige Ergebnisse für 2011 zeigen im Vergleich zu Vorausberechnungen günstigeren Wanderungssaldo an. Hinweis auf gestiegene Attraktivität Deutschlands als Arbeitsort. Seite 22
23 Produktionspotenzial 2 1 1/2 1 1/2 0 Veränderung gegen Vorjahr in % bzw. iprozentpunkten Prognose Potenzialwachstum erholt sich Produktionspotenzial: Maß für mittelfristige Wachstumsmöglichkeiten, determiniert durch verfügbare Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital sowie Stand des technischen Wissens. Potenzialrate 2008/2009 krisenbedingt geringer, anschließend allmähliche Verstärkung bis auf 1¼ % in / Arbeitsvolumen* Kapitalstock* Totale Faktorproduktivität* Restkomponente Potenzialwachstum * Unternehmenssektor Mittelfristig (2014 bis 2018) Potenzialrate von 1¼ % möglich, wenn Erwerbsbeteiligung weiter zunimmt und es zu stärkerer Netto-Zuwanderung kommt. Seite 23
24 Zusammenfassung und Fazit
25 Zusammenfassung und Fazit BIP-Vorkrisenstand erreicht, gesamtwirtschaftliche Kapazitäten normal ausgelastet. Deutsche Wirtschaft grundsätzlich in guter Verfassung (hohe Wettbewerbsfähigkeit, attraktives Gütersortiment, niedrige Arbeitslosigkeit, angemessenes Lohnwachstum, sehr gute Ertragslage der Unternehmen, keine Überschuldung des privaten Sektors, ). Staatsschuldenkriset und globale l Abschwächung h belasten aber deutsche Konjunktur. Hypothesen der Prognose: keine weitere Verschärfung der Staatsschuldenkrise; Verunsicherung eu sc eu gder Investoren estoe und Konsumenten verringert getsc sich allmählich; ;gobae globale Konjunktur verstärkt sich nach und nach. Im Ergebnis zunächst spürbare Verringerung des Wirtschaftswachstums in Deutschland im Jahr 2012, 2013 jedoch wieder kräftige BIP-Zunahme. Deutsche Wirtschaft 2012 und 2013 im Korridor der Normalauslastung. Risiken aber abwärts gerichtet. Teuerungsrate auf Verbraucherstufe ermäßigt sich; lediglich moderat zunehmender binnenwirtschaftlich bedingter Preisanstieg. Wachstum des Produktionspotenzials in mittelfristiger Perspektive bei rund 1¼ % p.a.. Seite 25
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