Nichtmotorische Symptome der Parkinson-Krankheit Regionalgruppe Kreis Steinfurt 14. März 2012
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- Miriam Rosenberg
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1 Nichtmotorische Symptome der Parkinson-Krankheit Regionalgruppe Kreis Steinfurt 14. März 2012 PD Dr. T. Warnecke Klinik und Poliklinik für Neurologie Universitätsklinikum Münster
2 Motorische Hauptsymptome der Parkinson-Krankheit Bradykinese = Bewegungsverlangsamung + mindestens 1 der folgenden 3 Symptome: Rigor = Muskelsteifigkeit Tremor = Zittern Posturale Instabilität = Gleichgewichtsstörung
3 Substantia nigra Substantia nigra Wann treten die motorischen Symptome auf? Zelluntergang 60 80% Präklinischer Verlauf 5 7 Jahre Klinischer Verlauf
4 Wann treten die motorischen Symptome auf? Quelle:
5 Einteilung der Parkinson-Krankheit nach den motorischen Symptomen 1 Tremordominanter Verlaufstyp = Zittern im Vordergrund 2 Akinetisch-rigider Verlaufstyp = Bewegungsverlangsamung und Muskelsteifigkeit im Vordergrund 3 Äquivalenztyp = Alle Symptome gleich stark ausgeprägt
6 Welche nichtmotorischen Parkinson- Symptome gibt es? Schlafstörungen Blutdruckregulationsstörungen Störung der geistigen Fähigkeiten Seelische Störungen Blasen- und Potenzstörungen Magen-Darm-Störungen Empfindungsstörungen
7 Welche Bedeutung haben nichtmotorische Symptome für Patienten? Fehldiagnosen und verspätete Behandlung erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität häufige Ursache für Krankenhausaufenthalte Erhöhung der Behandlungskosten um den Faktor 4 Zunahme mit steigendem Lebensalter
8 Einteilung der Parkinson-Krankheit unter Berücksichtigung nichtmotorischer Symptome Typ 1: milde motorische und nichtmotorische Symptome Typ 2: motorische Symptome, insbesondere Wirkfluktuationen und Dyskinesien Typ 3: nichtmotorische Symptome Typ 4: schwere motorische und nichtmotorische Symptome
9 Wie können nicht-motorische Symptome erkannt werden? 62% aller nicht-motorischen Symptome werden vom Patienten oder Arzt nicht als solche erkannt Fragebogen zu nicht-motorischen Symptomen (Patienten) Skala zur Erfassung nicht-motorischer Symptome (Ärzte) Riechtest ( Sniffin` Sticks )
10 Wann treten nicht-motorische Symptome im Krankheitsverlauf auf? Braak-Stadien Stadium I + II Riechnerv und Vagusnerv > nichtmotorische Frühsymptome, z. B. Riechstörung, Verstopfung Stadium III + IV Substantia nigra, Mittelhirn > motorische Symptome, Verlangsamung, Steifigkeit, Zittern Stadium V + VI Hirnrinde > nichtmotorische Spätsymptome z. B. Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit
11 Nicht-motorische Frühsymptome Depression Riechstörung Verstopfung (< 3 Stuhlentleerungen pro Woche) Farbsehstörung Traum-Schlaf Verhaltensstörung
12 Welche Bedeutung haben nichtmotorischen Frühsymptome für die Forschung? Ansatzpunkt für zukünftige Medikamente, die den Krankheitsverlauf verlangsamen ADAGIO-Studie: Abbildung aus: Olanow et al. N Eng J Med. 2009
13 Nicht-motorische Symptome in späteren Krankheitsphasen Depression Demenz Schluckstörung Blasenstörung Schmerzen
14 Wie können nicht-motorische Symptome behandelt werden? 1 Dopaminerge nicht-motorische Symptome = Verbesserung durch Optimierung der Parkinson- Medikation 2 Nichtdopaminerge nicht-motorische Symptome = keine Verbesserung durch Änderung der Parkinson- Medikation 3 Nicht-motorische Symptome als Nebenwirkung = Verschlechterung durch Erhöhung der Parkinson- Medikation
15 Wie können nicht-motorische Symptome behandelt werden? Dopa-responsive nicht-motorische Symptome: Periodische Beinbewegungen im Schlaf, REM- Schlaf Verhaltensstörung? Depression, Apathie, Angst, Anhedonie, Panikattacken, Fatigue Imperativer Harndrang, Nykturie, erektile Dysfunktion Speichelfluss, Obstipation, unvollständige Darmentleerung zentraler Schmerz, Wirkfluktuationen-assoziierter Schmerz
16 Wie können nicht-motorische Symptome behandelt werden? Nicht-motorische Symptome, die durch dopaminerge Behandlung verschlechtert werden können: Orthostatische Hypotension Tagesschläfrigkeit, Einschlafattacken Halluzinationen, Wahn, Impulskontrollstörung, Punding, L-Dopa-Dysregulationssyndrom Übelkeit, Diarrhoe Fibrosen: Herzklappen, retroperitoneal, pleuropulmonal
17 Seelische Störungen: Depression Häufigkeit: ~ 45% aller Patienten (standardisierte Erfassungsmethoden!) Symptome: häufig: Dysphorie, Gereiztheit, Irritabilität, Traurigkeit, Pessimismus, Suizidgedanken selten: Schuldgefühle, Bestrafungsgefühle, Versagensgefühle Wahn, Halluzinationen, Suizidhandlungen Therapie: - Off-Depression: Optimierung der dopaminergen Therapie, insbesondere Pramipexol (Sifrol) - Antidepressiva: Citalopram (Cipramil), Sertralin (Zoloft), Buproprion (Elontril) - Psychosoziale Unterstützung, Psychotherapie
18 Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit: Demenz Häufigkeit: bis zu 40% aller Patienten im Krankheitsverlauf, im Frühstadium der Erkrankung ohne wesentliche Alltagsrelevanz Symptome: Dysexekutives Syndrom: Störungen der Handlungsplanung, Verlangsamung des Denkens, Wortfindungsstörungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörung Therapie: - Reevaluation der Medikation: (Anticholinergika können kognitive Funktion verschlechtern, Dopaminagonisten können zu Tagesschläfrigkeit führen) - Behandlung von Schlafstörungen - Piribedil (Clarium) = alpha2-antagonist??? - Rivastigmin (Exelon)
19 Schmerzen Häufigkeit: ~ % aller Patienten Intensität: durchschnittlich 60 von 100 auf visueller Analogskala Formen: muskuloskeletaler Schmerz, Parkinson-assoziierter chronischer Schmerz (zentral oder viszeral), Fluktuationenassoziierter Schmerz, nächtlicher Schmerz, Schulterschmerz, orofazialer Schmerz, peripherer Extremitäten- oder Bauchschmerz Therapie: - Off-assoziierter Schmerz: Optimierung der dopaminergen Medikation, z. B. Apomorphin, Rotigotin- (Neupro-) Pflaster - Schmerzmodulation: Gabapentin (Lyrica), Gabapentin (Neurontin) - Physiotherapie
20 Schluckstörung = Dysphagie "As the disease proceeds towards its last stage, [ ] food is with difficulty retained in the mouth until masticated; and then as difficulty swallowed. tritt bei 50-70% aller Patienten mit Morbus Parkinson im fortgeschrittenen Krankheitsstadium auf wird von 20-40% der betroffenen Patienten subjektiv wahrgenommen, aber nur von < 10% spontan berichtet 15% der Patienten ohne subjektive Schluckstörung weisen stille Aspirationen auf
21 Der Schluckakt Orale Vorbereitungsphase Orale Phase Pharyngeale Phase Ösophageale Phase
22 Dysphagie! = Störung in einer oder mehrerer Phasen des Schluckaktes Folgen beim Morbus Parkinson: Beeinträchtigung der Lebensqualität Unzureichende Medikamentenwirkung Mangelernährung Aspirationspneumonie (häufige Todesursache)
23 Behandlung von Schluckstörungen Medikamentöse Behandlung - Optimierung der dopaminergen Medikation, Amantadin - Apomorphin-, Duodopa-Pumpe? - Botulinumtoxin? - Anticholinergiga, z. B. Scopolamin-Pflaster Logopädie - Lee Silverman Voice Treatment (LSVT ): think loud, think shout - Methode je nach individuellem Störungsmuster restituierende Verfahren: z. B. sensorische Stimulation mit geschmacksintensivem gefrorenen Fruchtmus, kompensatorische Verfahren, z. B. kräftiges Schlucken diätetische Verfahren, z. B. Andicken von Flüssigkeiten PEG-Anlage
24 Kaugummi-Kauen 5 minütiges Kaugummi-Kauen erhöht Schluckfrequenz und vermindert Latenz zwischen den einzelnen Schluckakten
25 Ausatmungstraining (!) Troche et al. Neurology 2010 Studiendesign: randomisiert, placebokontrolliert n=60 Intervention: 4 Wochen 20 Minuten pro Tag Ausatmungstrainingstraining oder Sham Ergebnis: Larynxelevation in Behandlungsgruppe verbessert Aspirationshäufigkeit und -schwere reduziert in Behandlungsgruppe
26 Behandlung von Parkinson-Patienten am UKM ambulant Klinik für Neurologie (teil-)stationär Weitere Kliniken Spezialsprechstunde für Parkinson-Syndrome (IPS, MSA, PSP, etc.) Riechtestung Mittelhirn-Sonographie Tremoranalyse Schluckendoskopie Tagesklinik Frühdiagnostik Normalstation Medikamentenumstellung Apomorphin-Pumpe Duodopa-Pumpe Evaluation/Ersteinstellung Tiefe Hirnstimulation Schlaflabor Polysomnographie Intensivstation Akinetische Krise Nuklearmedizin DaTScan/IBZM-SPECT Radiologie Röntgenkinematographie Gastroenterologie Duodopa-Pumpe PEG-Anlage Diabetologie Ernährungsmedizin Neurochirurgie Tiefe Hirnstimulation
27 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit... Spezialambulanz für Parkinson-Syndrome Leitung: OA PD Dr. T. Warnecke Klinik und Poliklinik für Neurologie Universitätsklinikum Münster Ebene 05 West Termine unter 0251/ , Dienstag und Donnerstag Homepage: Mitarbeiter OA PD Dr. T. Warnecke Dr. I. Suttrup Dr. S. Suntrup Fr. C. Hamacher, Logopädin, LSVT LOUD Fr. M. Koza, Physiotherapeutin, LSVT BIG Fr. B. Reinhardt, Anmeldung
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